Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.l-isat hierzu genöthigt zu habe". Ihre Leser indeß werden in den Stand gesetzt sein, Diese Donanübcrgangssrage ist bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge auf Bei allen Muthmaßungen über den Punkt, welchen die Nüssen zum etwaigen Mau hat behauptet, und diese Meinung hat namentlich in deutschen Journalen l-isat hierzu genöthigt zu habe». Ihre Leser indeß werden in den Stand gesetzt sein, Diese Donanübcrgangssrage ist bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge auf Bei allen Muthmaßungen über den Punkt, welchen die Nüssen zum etwaigen Mau hat behauptet, und diese Meinung hat namentlich in deutschen Journalen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0327" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97573"/> <p xml:id="ID_851" prev="#ID_850"> l-isat hierzu genöthigt zu habe». Ihre Leser indeß werden in den Stand gesetzt sein,<lb/> den wahren. Sachverhalt zu erkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_852"> Diese Donanübcrgangssrage ist bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge auf<lb/> dem bnlgarisch-walachischen Kriegstheater von so ausnehmender Wichtigkeit, daß ich nicht<lb/> umhin kann, noch einige Augenblicke dabei zu verweilen, selbst aus die Gefahr, von den<lb/> Freundinnen Ihrer Blätter für äußerst langweilig gehalten zu werden. Diese<lb/> Damen gedenke ich am Schluß meines heutigen Berichts durch eine Beschreibung des<lb/> letzten, oben erwähnten glänzenden Balles im französischen Gesandtschaftspalais zu ent¬<lb/> schädigen, vorausgesetzt, daß mir die nothwendige Zeit, bis zum nahen Postschluß,<lb/> dazu übrig bleibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_853"> Bei allen Muthmaßungen über den Punkt, welchen die Nüssen zum etwaigen<lb/> Donauübcrgaug wählen werden (und sie können kaum an diese Operation denken, ehe<lb/> sie sich nicht auf etwa das Doppelte ihrer anfänglichen Stärke renforcirt haben), muß<lb/> man zwei Gesichtspunkte als hauptmaßgcbend ins Auge fassen; den taktischen, der<lb/> davon ausgeht, den für die Operation unmittelbar günstigsten Punkt zu finden, und<lb/> den strategischen, welcher die Geeignetheit in Bezug auf seine Lage zum Kriegstheater<lb/> und zum militärischen Endzweck des ganzen Feldzuges an lange. In ersterer Hinsicht<lb/> kennen Sie meine Meinung; in letzterer bleibt sie mir zu entwickeln übrig.</p><lb/> <p xml:id="ID_854" next="#ID_855"> Mau hat behauptet, und diese Meinung hat namentlich in deutschen Journalen<lb/> ihre Befürwortung gefunden^ daß russischerscits ein Uebergang von der kleinen Walachei<lb/> beabsichtigt werde, also etwa eine Ueberbrückung des Stromes in der Gegend von Widdin.<lb/> Als Beleg für diese Ansicht führt man an, daß die Strategie Gortschakoffs die große<lb/> Straße von Belgrad über Sofia, Philippopel und Adria»opel nach Stcnnbnl als Haupt-<lb/> vperativnslinie ins Auge fassen müsse, und daß eS ihm daraus ankommen werde,<lb/> dieselbe auf dem kürzesten Wege, von der Donau aus, also in der Richtung von Widdin<lb/> auf Risch (Rissa) zu gewinnen. Dabei vergißt man indeß, daß die sogenannte große<lb/> Straße auf der Strecke von Widdin nach Tartar-Basar-Tschick, also in ihrer ganzen<lb/> vollen Ausdehnung, den bulgarischen Wegen, sowol dem von Nustschnck über Belgrad<lb/> nach Schumla, als auch dem anderen von Silistria über Dschamur-Tu und Basar-<lb/> Tschick (das bulgarische) nach Varna, an Wcgsamkeit weit nachsteht; daß die Ueber-<lb/> gänge über den großen Balkan allerdings schwieriger wie die über den kleinen (Quell-<lb/> «Mi der Maritza) sind, daß aber dafür ein Stoß in der Richtung von der Donau über<lb/> Schumla und Varna gegen Adrianopel und in letzter Instanz Konstantinopel viel<lb/> directer sein Ziel erreichen und schon nach mechanischem Gesetz ungleich wirksamer sein<lb/> würde, wie der andere. Er hätte außerdem auf seiner ganzen Ausdehnung über<lb/> Parallelstraßcn zu verfügen, entbehrte allerdings die Hilfsmittel einer so großen Stadt<lb/> wie Sofia, nahe dem Balkan, hätte aber dafür die von Schumla, dessen Ressourcen<lb/> vielleicht noch bedeutender sind, und vermöchte durch eine Nechtsdctaschiruug Philippopcl<lb/> sowol wie Tartar-Basar-Tschick (ein bedeutender Stapelplatz des inneren Handels), in<lb/> dem eine ganze Armee sich mit Stiefclwerk und Unterkleidung zu versorgen im Stande<lb/> s«» würde, in Requisition zu setzen. Zudem wären alle anderweitigen notorischen Ver¬<lb/> hältnisse auf der letzteren Organisationslinie ungleich günstiger. Auch dem Nichtmilitär<lb/> >«uß einleuchten, daß, wenn Fürst Gortschakvff vom äußersten rechten Flügclpuukte sei-<lb/> OpcrationSbasis (also etwa aus der Umgegend von Widdin) ausgehend, sich halb<lb/> "As über Risch (Rissa) wendet, und von da aus über Sofia gegen Südost operirt</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0327]
l-isat hierzu genöthigt zu habe». Ihre Leser indeß werden in den Stand gesetzt sein,
den wahren. Sachverhalt zu erkennen.
Diese Donanübcrgangssrage ist bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge auf
dem bnlgarisch-walachischen Kriegstheater von so ausnehmender Wichtigkeit, daß ich nicht
umhin kann, noch einige Augenblicke dabei zu verweilen, selbst aus die Gefahr, von den
Freundinnen Ihrer Blätter für äußerst langweilig gehalten zu werden. Diese
Damen gedenke ich am Schluß meines heutigen Berichts durch eine Beschreibung des
letzten, oben erwähnten glänzenden Balles im französischen Gesandtschaftspalais zu ent¬
schädigen, vorausgesetzt, daß mir die nothwendige Zeit, bis zum nahen Postschluß,
dazu übrig bleibt.
Bei allen Muthmaßungen über den Punkt, welchen die Nüssen zum etwaigen
Donauübcrgaug wählen werden (und sie können kaum an diese Operation denken, ehe
sie sich nicht auf etwa das Doppelte ihrer anfänglichen Stärke renforcirt haben), muß
man zwei Gesichtspunkte als hauptmaßgcbend ins Auge fassen; den taktischen, der
davon ausgeht, den für die Operation unmittelbar günstigsten Punkt zu finden, und
den strategischen, welcher die Geeignetheit in Bezug auf seine Lage zum Kriegstheater
und zum militärischen Endzweck des ganzen Feldzuges an lange. In ersterer Hinsicht
kennen Sie meine Meinung; in letzterer bleibt sie mir zu entwickeln übrig.
Mau hat behauptet, und diese Meinung hat namentlich in deutschen Journalen
ihre Befürwortung gefunden^ daß russischerscits ein Uebergang von der kleinen Walachei
beabsichtigt werde, also etwa eine Ueberbrückung des Stromes in der Gegend von Widdin.
Als Beleg für diese Ansicht führt man an, daß die Strategie Gortschakoffs die große
Straße von Belgrad über Sofia, Philippopel und Adria»opel nach Stcnnbnl als Haupt-
vperativnslinie ins Auge fassen müsse, und daß eS ihm daraus ankommen werde,
dieselbe auf dem kürzesten Wege, von der Donau aus, also in der Richtung von Widdin
auf Risch (Rissa) zu gewinnen. Dabei vergißt man indeß, daß die sogenannte große
Straße auf der Strecke von Widdin nach Tartar-Basar-Tschick, also in ihrer ganzen
vollen Ausdehnung, den bulgarischen Wegen, sowol dem von Nustschnck über Belgrad
nach Schumla, als auch dem anderen von Silistria über Dschamur-Tu und Basar-
Tschick (das bulgarische) nach Varna, an Wcgsamkeit weit nachsteht; daß die Ueber-
gänge über den großen Balkan allerdings schwieriger wie die über den kleinen (Quell-
«Mi der Maritza) sind, daß aber dafür ein Stoß in der Richtung von der Donau über
Schumla und Varna gegen Adrianopel und in letzter Instanz Konstantinopel viel
directer sein Ziel erreichen und schon nach mechanischem Gesetz ungleich wirksamer sein
würde, wie der andere. Er hätte außerdem auf seiner ganzen Ausdehnung über
Parallelstraßcn zu verfügen, entbehrte allerdings die Hilfsmittel einer so großen Stadt
wie Sofia, nahe dem Balkan, hätte aber dafür die von Schumla, dessen Ressourcen
vielleicht noch bedeutender sind, und vermöchte durch eine Nechtsdctaschiruug Philippopcl
sowol wie Tartar-Basar-Tschick (ein bedeutender Stapelplatz des inneren Handels), in
dem eine ganze Armee sich mit Stiefclwerk und Unterkleidung zu versorgen im Stande
s«» würde, in Requisition zu setzen. Zudem wären alle anderweitigen notorischen Ver¬
hältnisse auf der letzteren Organisationslinie ungleich günstiger. Auch dem Nichtmilitär
>«uß einleuchten, daß, wenn Fürst Gortschakvff vom äußersten rechten Flügclpuukte sei-
OpcrationSbasis (also etwa aus der Umgegend von Widdin) ausgehend, sich halb
"As über Risch (Rissa) wendet, und von da aus über Sofia gegen Südost operirt
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |