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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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haben manche dieser Gewerbe nur deshalb in der Menge der Meister abgenommen,
um in der Rubrik der Gesellen und Lehrlinge desto reichlicher anzuschwellen.
Wir wollen zur Bequemlichkeit der Leser zusammenstellen, aus wieviel Einwohner
überhaupt 1822 und 1832 je einer dieser Meister kam. Das Verhältniß beträgt
bei den Bäckern 962 und 1383; bei den Zimmermeistern 3848 und 3303; bei
den Töpfern 3630 und 6233; bei den Schlossern 371 und 699. Juderdritten
Kategorie stehen diejenigen, welche im ganzen parallel mit der Bevölkerung sich
entwickelt haben, nämlich von nennenswerthen die Fleischer, Schuhmacher und
Schneider. Die Summe der auf sie fallenden Köpfe schwankt während der Jahre
1822 und 1832 bei den Fleischern nur zwischen 8/17 und 931, bei den Schuh¬
machern zwischen -139 und 136, bei deu Schneidern zwischen 172 und 133.
So bleiben denn jene Gewerbe noch übrig, deren Fortschritt dem Wachsthum
ihrer Umgebungen selbst vorausgeeilt ist. Von ihnen hatten die Tischler 1822
für je 273, 1832 für je 262 Consumenten zu sorge"; die Buchbinder sind von
2162 auf 1133, die Kürschner von 16,302 auf 3474, die Glaser vou 2162 auf
1833 gekommen. Wenn es irgend ein sicheres Zeichen von steigender Wohl¬
habenheit und Cultur gibt, so ist es die vermehrte Benutzung dieser Industrien,
welche mit der eigentlichen Nothdurft des Daseins kaum viel zu schaffen haben.
Uebrigens ist noch zu bemerken, daß man in dieselben vier Kategorien noch
einige andere öffentliche Beschäftigungen einreihen kann. Wenn wir die gleiche
Reihenfolge innehalten, so gehören zur ersten die Seideuwebstühle, und in emi¬
nenten Sinne anch die besonders stark decimirten Baumwolleuwebstühle; zur
dritten dagegen die Leinewebstühle, und zur vierten die Wvlleuwebstühle. Rascher
als die Bevölkerung haben sich auch die Zinunermaler vermehrt; ungefähr gleich
rasch die Dienstmädchen; und in geringerem Grade die Materialisten, Ausschnitt-
Händler, Eisenhändler, Victualienhändler, Lohn- und Frachtfuhrleute, Gasthöfe,
männliche Dienstbote", Speisewirthe und Musikanten.

Der Zudrang auswärtiger Handwerksgesellen ist von jeher ungemein stark
gewesen, und hat die kurze Unterbrechung der politisch bewegten Jahre bereits
wieder überwunden. Der Ueberschuß der Zugewanderten gegen die Ausgewan¬
derten betrug 1846: 9700, 1847: 10,967; dann 1848 im raschen Sinken nur
2632, 1849 doch schon wieder 8719, 1830: 8248, 1831: 9911, und 1832 wie¬
der mehr als je, nämlich 11,500. Wir stellen daneben gleich den allgemeinen Frem¬
denverkehr. Er bewegte sich 1846 zwischen 139,011 anlangenden und 121,723
abgehenden Personen, 1847 zwischen 162,328 und 144,178, 1848j zwischen
121,896 und 114,789, 1849 zwischen 133,639 und 138,201, 1830 zwischen
193,300 und 189,217, 1831 zwischen 213,246 und 212,687, 1832 endlich zwi¬
schen 218,233 und 246,081 Personen. Diese Zahlen gewähren ein deutliches
Bild von dem Einfluß stürmischer Zeiten auf die Anziehungskräfte einer großen
Hauptstadt.


haben manche dieser Gewerbe nur deshalb in der Menge der Meister abgenommen,
um in der Rubrik der Gesellen und Lehrlinge desto reichlicher anzuschwellen.
Wir wollen zur Bequemlichkeit der Leser zusammenstellen, aus wieviel Einwohner
überhaupt 1822 und 1832 je einer dieser Meister kam. Das Verhältniß beträgt
bei den Bäckern 962 und 1383; bei den Zimmermeistern 3848 und 3303; bei
den Töpfern 3630 und 6233; bei den Schlossern 371 und 699. Juderdritten
Kategorie stehen diejenigen, welche im ganzen parallel mit der Bevölkerung sich
entwickelt haben, nämlich von nennenswerthen die Fleischer, Schuhmacher und
Schneider. Die Summe der auf sie fallenden Köpfe schwankt während der Jahre
1822 und 1832 bei den Fleischern nur zwischen 8/17 und 931, bei den Schuh¬
machern zwischen -139 und 136, bei deu Schneidern zwischen 172 und 133.
So bleiben denn jene Gewerbe noch übrig, deren Fortschritt dem Wachsthum
ihrer Umgebungen selbst vorausgeeilt ist. Von ihnen hatten die Tischler 1822
für je 273, 1832 für je 262 Consumenten zu sorge»; die Buchbinder sind von
2162 auf 1133, die Kürschner von 16,302 auf 3474, die Glaser vou 2162 auf
1833 gekommen. Wenn es irgend ein sicheres Zeichen von steigender Wohl¬
habenheit und Cultur gibt, so ist es die vermehrte Benutzung dieser Industrien,
welche mit der eigentlichen Nothdurft des Daseins kaum viel zu schaffen haben.
Uebrigens ist noch zu bemerken, daß man in dieselben vier Kategorien noch
einige andere öffentliche Beschäftigungen einreihen kann. Wenn wir die gleiche
Reihenfolge innehalten, so gehören zur ersten die Seideuwebstühle, und in emi¬
nenten Sinne anch die besonders stark decimirten Baumwolleuwebstühle; zur
dritten dagegen die Leinewebstühle, und zur vierten die Wvlleuwebstühle. Rascher
als die Bevölkerung haben sich auch die Zinunermaler vermehrt; ungefähr gleich
rasch die Dienstmädchen; und in geringerem Grade die Materialisten, Ausschnitt-
Händler, Eisenhändler, Victualienhändler, Lohn- und Frachtfuhrleute, Gasthöfe,
männliche Dienstbote«, Speisewirthe und Musikanten.

Der Zudrang auswärtiger Handwerksgesellen ist von jeher ungemein stark
gewesen, und hat die kurze Unterbrechung der politisch bewegten Jahre bereits
wieder überwunden. Der Ueberschuß der Zugewanderten gegen die Ausgewan¬
derten betrug 1846: 9700, 1847: 10,967; dann 1848 im raschen Sinken nur
2632, 1849 doch schon wieder 8719, 1830: 8248, 1831: 9911, und 1832 wie¬
der mehr als je, nämlich 11,500. Wir stellen daneben gleich den allgemeinen Frem¬
denverkehr. Er bewegte sich 1846 zwischen 139,011 anlangenden und 121,723
abgehenden Personen, 1847 zwischen 162,328 und 144,178, 1848j zwischen
121,896 und 114,789, 1849 zwischen 133,639 und 138,201, 1830 zwischen
193,300 und 189,217, 1831 zwischen 213,246 und 212,687, 1832 endlich zwi¬
schen 218,233 und 246,081 Personen. Diese Zahlen gewähren ein deutliches
Bild von dem Einfluß stürmischer Zeiten auf die Anziehungskräfte einer großen
Hauptstadt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/298>, abgerufen am 01.07.2024.