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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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den Niederlassungen der Hndsonsbaicvmpagnie ausgehend, die Strecke westlich vom
Mackenzie bis zum Kupfermiuenflusse untersuchte". Mit der letzgenannten Ex¬
pedition traf Lieutenant Pulten zusammen, und wendete sich nun von Cap Bathurst
nach Banksland, während Mr. Rae Wollaston- und Victorienland durchforschte.
Sir James Roß folgte Sir John Franklins wahrscheinlicher Reiseroute
durch den Lancastersund und die Barrowstraßc, und ein Jahr nach seiner Abfahrt
wurde ihm der Northstar unter Lieutenant Saunders mit neuen Vorräthen und
Jnstructionen nachgeschickt, die verschiedenen Einbuchten der Barrowstraßc genau
zu durchforschen. Der Plover liegt noch als Depotschiff im Kotzebuesund, Ka¬
pitän Kellet entdeckte Land nördlich vom Cap Jackan, wahrscheinlich identisch mit der
von dem russischen Admiral Wrangel 1822 entdeckten großen Insel Costelnoi
unter dem 73. Breitegrad; aber das Eis hielt ihn von weiterem Vordringen ab,
und er mußte nach Europa zurückkehren. Die vereinten Bemühungen Richard-
sons, Nach und Pulleus durchforschten die ganze Nordküste Amerikas von der
Beringsstraße bis zum Kupferminenfluß, ohne die geringste Spur zu finden.
Auch von den wandernden Eskimos und Indianern jener Regionen hat man nicht
die mindeste Nachricht von den Vermißten erlaugt, und die Bemühungen der
verschiedenen Stationen der Hudsonsbaicompagnie und der russischen Stationen
an der Colvillebai sind ohne Frucht geblieben. Im Mai 18S1 gelang es Mr. Rae
nach einem früheren vergeblichen Versuch, über die Meerenge hinweg Wollaston-
land zu erreichen. Er untersuchte diese Region vom 110" bis 117" 17' w. L.,
ohne eine Durchfahrt nach Norden, oder eine Spur vou Franklin zu entdecken,
oder Nachricht über ihn von den Eskimos zu erhalten.

Große Erwartungen setzte man auf die Expedition, die unter dem Befehl
des Sir James Roß am 12. Juli 1848 von England absegelte, und die aus
deu Schiffen Enterprise und Jnvestigator bestand. Trotz großer Hindernisse infolge
der ungewöhnlich starken Vereisung der Baffinsbai erreichten die Schiffe am 30.
August die Possessionsbai, und drangen in der Barrowstraßc fast bis zum Eingang
des Welliugtonkanals vor. Hier versperrte dickes Eis den Weg, und die Schiffe
mußten zuletzt auf der Leopoldsinsel Winterquartiere aussuchen. Die Lage war
insofern gut, als hier die vier großen Straßen dieser Region zusammenlaufen.
Sobald es die Witterung erlaubte, zeitig im Frühjahr 1849, machten sich in allen
Richtungen Reisepartien auf den Weg. Sir James Roß fuhr die Nordküste von
North Somerset bis zu der kleinen Insel, zu der Cap Buuuy gehört. Ju allen
andern Richtungen außer uach Süden war nichts als ein ununterbrochenes, aus
großen Eisschollen zusammengcfrorues Eisfeld zu erblicken. Nach Süden zu
entdeckten die Reisenden keine Spur ihrer vermißten Vorgänger. Während Sir
James Roß Abwesenheit hatte eine andere Expedition die Nordküste der Barrow¬
straßc, und die Ost- und Westküste an Bryautsdurchfahrt mit keinem bessern Erfolg
untersucht. Was nun folgt, zeigt, welchen Gefahren sich die Nordpolfahrer in


den Niederlassungen der Hndsonsbaicvmpagnie ausgehend, die Strecke westlich vom
Mackenzie bis zum Kupfermiuenflusse untersuchte». Mit der letzgenannten Ex¬
pedition traf Lieutenant Pulten zusammen, und wendete sich nun von Cap Bathurst
nach Banksland, während Mr. Rae Wollaston- und Victorienland durchforschte.
Sir James Roß folgte Sir John Franklins wahrscheinlicher Reiseroute
durch den Lancastersund und die Barrowstraßc, und ein Jahr nach seiner Abfahrt
wurde ihm der Northstar unter Lieutenant Saunders mit neuen Vorräthen und
Jnstructionen nachgeschickt, die verschiedenen Einbuchten der Barrowstraßc genau
zu durchforschen. Der Plover liegt noch als Depotschiff im Kotzebuesund, Ka¬
pitän Kellet entdeckte Land nördlich vom Cap Jackan, wahrscheinlich identisch mit der
von dem russischen Admiral Wrangel 1822 entdeckten großen Insel Costelnoi
unter dem 73. Breitegrad; aber das Eis hielt ihn von weiterem Vordringen ab,
und er mußte nach Europa zurückkehren. Die vereinten Bemühungen Richard-
sons, Nach und Pulleus durchforschten die ganze Nordküste Amerikas von der
Beringsstraße bis zum Kupferminenfluß, ohne die geringste Spur zu finden.
Auch von den wandernden Eskimos und Indianern jener Regionen hat man nicht
die mindeste Nachricht von den Vermißten erlaugt, und die Bemühungen der
verschiedenen Stationen der Hudsonsbaicompagnie und der russischen Stationen
an der Colvillebai sind ohne Frucht geblieben. Im Mai 18S1 gelang es Mr. Rae
nach einem früheren vergeblichen Versuch, über die Meerenge hinweg Wollaston-
land zu erreichen. Er untersuchte diese Region vom 110» bis 117» 17' w. L.,
ohne eine Durchfahrt nach Norden, oder eine Spur vou Franklin zu entdecken,
oder Nachricht über ihn von den Eskimos zu erhalten.

Große Erwartungen setzte man auf die Expedition, die unter dem Befehl
des Sir James Roß am 12. Juli 1848 von England absegelte, und die aus
deu Schiffen Enterprise und Jnvestigator bestand. Trotz großer Hindernisse infolge
der ungewöhnlich starken Vereisung der Baffinsbai erreichten die Schiffe am 30.
August die Possessionsbai, und drangen in der Barrowstraßc fast bis zum Eingang
des Welliugtonkanals vor. Hier versperrte dickes Eis den Weg, und die Schiffe
mußten zuletzt auf der Leopoldsinsel Winterquartiere aussuchen. Die Lage war
insofern gut, als hier die vier großen Straßen dieser Region zusammenlaufen.
Sobald es die Witterung erlaubte, zeitig im Frühjahr 1849, machten sich in allen
Richtungen Reisepartien auf den Weg. Sir James Roß fuhr die Nordküste von
North Somerset bis zu der kleinen Insel, zu der Cap Buuuy gehört. Ju allen
andern Richtungen außer uach Süden war nichts als ein ununterbrochenes, aus
großen Eisschollen zusammengcfrorues Eisfeld zu erblicken. Nach Süden zu
entdeckten die Reisenden keine Spur ihrer vermißten Vorgänger. Während Sir
James Roß Abwesenheit hatte eine andere Expedition die Nordküste der Barrow¬
straßc, und die Ost- und Westküste an Bryautsdurchfahrt mit keinem bessern Erfolg
untersucht. Was nun folgt, zeigt, welchen Gefahren sich die Nordpolfahrer in


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[0175] den Niederlassungen der Hndsonsbaicvmpagnie ausgehend, die Strecke westlich vom Mackenzie bis zum Kupfermiuenflusse untersuchte». Mit der letzgenannten Ex¬ pedition traf Lieutenant Pulten zusammen, und wendete sich nun von Cap Bathurst nach Banksland, während Mr. Rae Wollaston- und Victorienland durchforschte. Sir James Roß folgte Sir John Franklins wahrscheinlicher Reiseroute durch den Lancastersund und die Barrowstraßc, und ein Jahr nach seiner Abfahrt wurde ihm der Northstar unter Lieutenant Saunders mit neuen Vorräthen und Jnstructionen nachgeschickt, die verschiedenen Einbuchten der Barrowstraßc genau zu durchforschen. Der Plover liegt noch als Depotschiff im Kotzebuesund, Ka¬ pitän Kellet entdeckte Land nördlich vom Cap Jackan, wahrscheinlich identisch mit der von dem russischen Admiral Wrangel 1822 entdeckten großen Insel Costelnoi unter dem 73. Breitegrad; aber das Eis hielt ihn von weiterem Vordringen ab, und er mußte nach Europa zurückkehren. Die vereinten Bemühungen Richard- sons, Nach und Pulleus durchforschten die ganze Nordküste Amerikas von der Beringsstraße bis zum Kupferminenfluß, ohne die geringste Spur zu finden. Auch von den wandernden Eskimos und Indianern jener Regionen hat man nicht die mindeste Nachricht von den Vermißten erlaugt, und die Bemühungen der verschiedenen Stationen der Hudsonsbaicompagnie und der russischen Stationen an der Colvillebai sind ohne Frucht geblieben. Im Mai 18S1 gelang es Mr. Rae nach einem früheren vergeblichen Versuch, über die Meerenge hinweg Wollaston- land zu erreichen. Er untersuchte diese Region vom 110» bis 117» 17' w. L., ohne eine Durchfahrt nach Norden, oder eine Spur vou Franklin zu entdecken, oder Nachricht über ihn von den Eskimos zu erhalten. Große Erwartungen setzte man auf die Expedition, die unter dem Befehl des Sir James Roß am 12. Juli 1848 von England absegelte, und die aus deu Schiffen Enterprise und Jnvestigator bestand. Trotz großer Hindernisse infolge der ungewöhnlich starken Vereisung der Baffinsbai erreichten die Schiffe am 30. August die Possessionsbai, und drangen in der Barrowstraßc fast bis zum Eingang des Welliugtonkanals vor. Hier versperrte dickes Eis den Weg, und die Schiffe mußten zuletzt auf der Leopoldsinsel Winterquartiere aussuchen. Die Lage war insofern gut, als hier die vier großen Straßen dieser Region zusammenlaufen. Sobald es die Witterung erlaubte, zeitig im Frühjahr 1849, machten sich in allen Richtungen Reisepartien auf den Weg. Sir James Roß fuhr die Nordküste von North Somerset bis zu der kleinen Insel, zu der Cap Buuuy gehört. Ju allen andern Richtungen außer uach Süden war nichts als ein ununterbrochenes, aus großen Eisschollen zusammengcfrorues Eisfeld zu erblicken. Nach Süden zu entdeckten die Reisenden keine Spur ihrer vermißten Vorgänger. Während Sir James Roß Abwesenheit hatte eine andere Expedition die Nordküste der Barrow¬ straßc, und die Ost- und Westküste an Bryautsdurchfahrt mit keinem bessern Erfolg untersucht. Was nun folgt, zeigt, welchen Gefahren sich die Nordpolfahrer in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/175>, abgerufen am 25.08.2024.