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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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Die Geschichte der Nordpolarentdeckungen laßt sich in drei Perioden theilen.
Mit der ersten, von der obenerwähnten Reise Gardar Suaffarsons bis zur Ent¬
deckung von Neufundland durch die beiden Cabots (-1796) haben wir hier nichts
zu thun. Die zweite dauert bis 1818, und in ihr glänzen die Namen Willoughby,
Chaucellor, Davis, Hudson, Bassin, Cook, Steane, Mackenzie und andere.
Wenn wir ihr hier nicht mehr Raum widmen, so nöthigen uns dazu blos die un¬
serem Artikel gesteckten Grenzen 5 an Stoff fehlt es nicht, denn jedes eisnmstarrte
Vorgebirge und jede gefährliche Straße, welche diese Helden des Nordpolarmeeres
entdeckt haben, erinnert an herzerschütternde Gefahren und spannende Abenteuer.
Die dritte Periode beginnt 1818 mit der Entdeckungsfahrt des Sir John Roß nach
der Hudsonsbai und geht bis heute, läßt sich aber wieder in zwei Abschnitte theilen,
von denen'der erste mir der Expedition Sir John Franklins nach Lancastersund
1843 schließt, und der zweite von den zur Auffindung "ach dem vermißten
Seefahrer ausgeschickten Expeditionen in Anspruch genommen wird. In den ersten
Abschnitt fallen John Roßs Reise in der Jsabella und Alexander nach der Hud¬
sonsbai 1818; Bnchans und Franklins Reise nach Spitzbergen in der Dorothea
und Trent (1818); ParryS erste Reise im Hecla und Griper 1819--20; Parrys
zweite Reise in der Fury und im Hecla 1821--23; Lyons Reise nach dem
Wagerriver 1824; Parrys dritte Reise im Hecla und der Fury 1824--28; Par¬
ryS vierte Reise von Spitzbergen nordwärts 1827; John Roßs zweite Reise
nach der Pnnzregeuteneinfahrt im Dampfer Victory 1829--33; Banks Reise
nach der Hudsonsstraße im Terror 1836; und Franklins Reise nach dem Lan-
castersnnd im Erebus und Terror 1846. Zu diesen 10 Expeditionen kommen noch
7 andere, Nebenzwecken dienende Expeditionen, nämlich Franklins erste Landreise
1819--21, Claverings Reise mit dem Griper nach Spitzbergen und Grönland 1823;
Franklins zweite Landreise 182ö--26; Beecheys Reise nach der Beringsstraße
in der Blössen 1826--28; Banks Landreise zur Aufsuchung vou Roß 1833--3S;
Dease und Simsons Bootöreise die Nordküste von Amerika entlang 1836--39 ;
endlich John Nach Durchforschung der Melvillchalbinsel 1846--47.

Der eifrigste Betreiber dieser Expeditionen war Sir John narrow, der in
seiner Stellung als Admiralitätssecretär ganz der Mann war, der am meisten zur
Förderung dieser Sache beitragen konnte, und er hatte das Glück, in Parry,
James Roß, Nichardson, Franklin und anderen die rechten Werkzeuge zur Aus¬
führung seiner Plane zu finden. Ein Blick aus die Nordpolarkarte von 1817
und 1818 genügt, um zu zeigen, welchen großen Nutze" die Geographie von den
Bemühungen dieser Männer gezogen hat. Dort sehen wir den ganzen Raum
nördlich vom Polarkreis, und von der Westküste Grönlands bis zur Beringstraße
noch ganz leer. Mackenzie und Hearne hatten zwar die Mündungen des Macken¬
zie und des Kupserminenslusses besucht, aber es war bloße Vermuthung, daß
sie in das Polarmeer ausmündeten, und die ganze Küstenlinie vom Eiscap bis


Die Geschichte der Nordpolarentdeckungen laßt sich in drei Perioden theilen.
Mit der ersten, von der obenerwähnten Reise Gardar Suaffarsons bis zur Ent¬
deckung von Neufundland durch die beiden Cabots (-1796) haben wir hier nichts
zu thun. Die zweite dauert bis 1818, und in ihr glänzen die Namen Willoughby,
Chaucellor, Davis, Hudson, Bassin, Cook, Steane, Mackenzie und andere.
Wenn wir ihr hier nicht mehr Raum widmen, so nöthigen uns dazu blos die un¬
serem Artikel gesteckten Grenzen 5 an Stoff fehlt es nicht, denn jedes eisnmstarrte
Vorgebirge und jede gefährliche Straße, welche diese Helden des Nordpolarmeeres
entdeckt haben, erinnert an herzerschütternde Gefahren und spannende Abenteuer.
Die dritte Periode beginnt 1818 mit der Entdeckungsfahrt des Sir John Roß nach
der Hudsonsbai und geht bis heute, läßt sich aber wieder in zwei Abschnitte theilen,
von denen'der erste mir der Expedition Sir John Franklins nach Lancastersund
1843 schließt, und der zweite von den zur Auffindung »ach dem vermißten
Seefahrer ausgeschickten Expeditionen in Anspruch genommen wird. In den ersten
Abschnitt fallen John Roßs Reise in der Jsabella und Alexander nach der Hud¬
sonsbai 1818; Bnchans und Franklins Reise nach Spitzbergen in der Dorothea
und Trent (1818); ParryS erste Reise im Hecla und Griper 1819—20; Parrys
zweite Reise in der Fury und im Hecla 1821—23; Lyons Reise nach dem
Wagerriver 1824; Parrys dritte Reise im Hecla und der Fury 1824—28; Par¬
ryS vierte Reise von Spitzbergen nordwärts 1827; John Roßs zweite Reise
nach der Pnnzregeuteneinfahrt im Dampfer Victory 1829—33; Banks Reise
nach der Hudsonsstraße im Terror 1836; und Franklins Reise nach dem Lan-
castersnnd im Erebus und Terror 1846. Zu diesen 10 Expeditionen kommen noch
7 andere, Nebenzwecken dienende Expeditionen, nämlich Franklins erste Landreise
1819—21, Claverings Reise mit dem Griper nach Spitzbergen und Grönland 1823;
Franklins zweite Landreise 182ö—26; Beecheys Reise nach der Beringsstraße
in der Blössen 1826—28; Banks Landreise zur Aufsuchung vou Roß 1833—3S;
Dease und Simsons Bootöreise die Nordküste von Amerika entlang 1836—39 ;
endlich John Nach Durchforschung der Melvillchalbinsel 1846—47.

Der eifrigste Betreiber dieser Expeditionen war Sir John narrow, der in
seiner Stellung als Admiralitätssecretär ganz der Mann war, der am meisten zur
Förderung dieser Sache beitragen konnte, und er hatte das Glück, in Parry,
James Roß, Nichardson, Franklin und anderen die rechten Werkzeuge zur Aus¬
führung seiner Plane zu finden. Ein Blick aus die Nordpolarkarte von 1817
und 1818 genügt, um zu zeigen, welchen großen Nutze» die Geographie von den
Bemühungen dieser Männer gezogen hat. Dort sehen wir den ganzen Raum
nördlich vom Polarkreis, und von der Westküste Grönlands bis zur Beringstraße
noch ganz leer. Mackenzie und Hearne hatten zwar die Mündungen des Macken¬
zie und des Kupserminenslusses besucht, aber es war bloße Vermuthung, daß
sie in das Polarmeer ausmündeten, und die ganze Küstenlinie vom Eiscap bis


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/170>, abgerufen am 03.07.2024.