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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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Vehse, Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation, Hoffmann
u. Campe (bis jetzt 27 Bde.), ist ein Machwerk, welches einer leichtfertigen und gewissen¬
losen Zusammenstellung von Auszügen ans anderen Büchern und aus Klatschereien
besteht, die zum Theil unwahr und abgeschmackt sind. Der Versasser hat sich dadurch
in die, glücklicher Weise in Deutschland nicht große, Classe von Individuen
gestellt, welche offen die Grundsätze verleugnen, welche schriftstellerische Ehrenhaftigkeit
zu beobachten pflegt/ Das demokratische Geklatsch in Vehse und die Denun¬
ciationen der Kreuzzeitung zeigen ganz dieselbe Stufe literarischer Gemeinheit*). Und
wenn es erlaubt ist, bei den Producten solcher Verfasser nach der Masse des Gelieferten
ihr Gewicht zu bestimmen, so würde die Wagschaale des Herrn Vehse sehr tief sinken,
denn nicht leicht wird irgendwo die Kläglichkeit so massenhaft austreten. Trotzdem daß
derselbe kein Mittel verschmäht hat, seinem Buch die nöthige Würze zu geben, ist das
Ganze doch ein trocknes und langweiliges Fabrikat geblieben, welches dem wohlver¬
dienten Schicksale verfallen wird, als Maculatur liegen zu bleiben. In den ersten
Bänden, welche den preußischen Hos behandelten, hat er immer noch gewisse Rücksichten
beobachtet, und so unnütz in wissenschaftlicher Beziehung auch diese Arbeit war, so
konnte sie doch als' unbedeutend auf das Schweigen der Kritik einigen Anspruch machen.
Aus Ton und Haltung der späteren Bände aber scheint hervorzugehen, daß dieser Vor¬
sicht in den ersten Theilen die Absicht zu Grunde lag, den späteren in Preußen einen
freien Markt zu sichern und deshalb ist es Pflicht grade der Blätter, welche die Interessen
Preußens zu vertreten suchen, eine Arbeit zu verdammen, welche auf die schlechtesten
Neigungen des Lesepublicums speculirt, und in jedem einzelnen Theil sich darstellt als
das flüchtige, langweilige, unwissenschaftliche Geschwätz eines würdelosen Individuums.



") Die Kreuzzeitung hat in einer ihrer letzten Nummern unser Blatt citirt, um ihre
-Anerkennung irgend einer in den Grenzboten ausgesprochenen Ansicht auszudrücken. Wir bedauern,
eine solche Erklärung für eine Beleidigung halte" z" miisscn. Die Angriffe des Zuschauers nimmt
ein gebildeter Mensch hin, wie der Spaziergänger einen unholden Geruch erträgt, den ihm die
flüchtige L-uft zuführt, aber sein Lob, mit einem gewissen Anspruch ans kameradschaftliche
Gleichheit ertheilt-, ist nicht zu ertragen und setzt den Betroffenen i" die unangenehme Lage,
grob zu werde". Es kann der Kreuzzeitung unmöglich entgangen sei", daß sie eine recht
häßliche und recht gemeine Caricatur echter Loyalität ist und mit einem merkwürdigen Geschick
fast alle politischen Richtungen und Gelüste vertritt, welche zu einem ruhmlosen Untergange
bestimmt sind. Wenn sie im Gefühl dieser wenig beneidenswerther Stellung sich oft bitter
und gereizt ausspricht, so wäre das-in der Ordnung. Bornirte und geistig verkümmerte Leute,
wie ein Theil der Landjunker ist, welche sie durch ihr Abonnement erhalten, haben viel Galle
""d schnellen Zorn und werden durch politische Tölpelhaftigkeit, rohes Gewitzel und unbescheidene
Ansprüche allerdings lästig. Indeß da wir diese Classe von Staatsbürgern so sänge ertragen
haben, könnten wir anch ihre Zeitung ertragen, wenn sie sich darauf beschränkte, zu sein wie
ihre Leser, nicht grade geistreich und nicht grade gebildet, hartköpfig, heftig, mit ehrlichen
Nvrnrthcilcn. Leider aber vermag das Blatt nicht, diese nicht wünschenswerthe, immerbi"
aber bis zu einem gewissen Grade berechtigte Partei in Preußen zu repräsentiren. Auf der
einen Seite influirt von einigen politischen Abenteurern und verschrobenen Doctrincirs, ans der
andern Seite geschrieben von höchst ehrenwerthen Individuen, welche alltäglich journalistische
Bedenken verloren haben, ist sie ein Gefäß geworden von ungesunden politischen Phantasien,
von der allcrunverschämtesteu Prätension und von einer chnischcn Gemeinheit in Gesinnung und
Sprache, welche sonst in Prcnsien unerhört sind. Es wird ihr selbst nicht entgangen sein,
daß sie gegenwärtig ein fauler Sumpf ist, welcher die politische Genesung des preußischen
Staates in gefährlicher Weise verzögert. Unter diesen Umständen kann ihr die Fähigkeit

Vehse, Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation, Hoffmann
u. Campe (bis jetzt 27 Bde.), ist ein Machwerk, welches einer leichtfertigen und gewissen¬
losen Zusammenstellung von Auszügen ans anderen Büchern und aus Klatschereien
besteht, die zum Theil unwahr und abgeschmackt sind. Der Versasser hat sich dadurch
in die, glücklicher Weise in Deutschland nicht große, Classe von Individuen
gestellt, welche offen die Grundsätze verleugnen, welche schriftstellerische Ehrenhaftigkeit
zu beobachten pflegt/ Das demokratische Geklatsch in Vehse und die Denun¬
ciationen der Kreuzzeitung zeigen ganz dieselbe Stufe literarischer Gemeinheit*). Und
wenn es erlaubt ist, bei den Producten solcher Verfasser nach der Masse des Gelieferten
ihr Gewicht zu bestimmen, so würde die Wagschaale des Herrn Vehse sehr tief sinken,
denn nicht leicht wird irgendwo die Kläglichkeit so massenhaft austreten. Trotzdem daß
derselbe kein Mittel verschmäht hat, seinem Buch die nöthige Würze zu geben, ist das
Ganze doch ein trocknes und langweiliges Fabrikat geblieben, welches dem wohlver¬
dienten Schicksale verfallen wird, als Maculatur liegen zu bleiben. In den ersten
Bänden, welche den preußischen Hos behandelten, hat er immer noch gewisse Rücksichten
beobachtet, und so unnütz in wissenschaftlicher Beziehung auch diese Arbeit war, so
konnte sie doch als' unbedeutend auf das Schweigen der Kritik einigen Anspruch machen.
Aus Ton und Haltung der späteren Bände aber scheint hervorzugehen, daß dieser Vor¬
sicht in den ersten Theilen die Absicht zu Grunde lag, den späteren in Preußen einen
freien Markt zu sichern und deshalb ist es Pflicht grade der Blätter, welche die Interessen
Preußens zu vertreten suchen, eine Arbeit zu verdammen, welche auf die schlechtesten
Neigungen des Lesepublicums speculirt, und in jedem einzelnen Theil sich darstellt als
das flüchtige, langweilige, unwissenschaftliche Geschwätz eines würdelosen Individuums.



") Die Kreuzzeitung hat in einer ihrer letzten Nummern unser Blatt citirt, um ihre
-Anerkennung irgend einer in den Grenzboten ausgesprochenen Ansicht auszudrücken. Wir bedauern,
eine solche Erklärung für eine Beleidigung halte» z» miisscn. Die Angriffe des Zuschauers nimmt
ein gebildeter Mensch hin, wie der Spaziergänger einen unholden Geruch erträgt, den ihm die
flüchtige L-uft zuführt, aber sein Lob, mit einem gewissen Anspruch ans kameradschaftliche
Gleichheit ertheilt-, ist nicht zu ertragen und setzt den Betroffenen i» die unangenehme Lage,
grob zu werde». Es kann der Kreuzzeitung unmöglich entgangen sei», daß sie eine recht
häßliche und recht gemeine Caricatur echter Loyalität ist und mit einem merkwürdigen Geschick
fast alle politischen Richtungen und Gelüste vertritt, welche zu einem ruhmlosen Untergange
bestimmt sind. Wenn sie im Gefühl dieser wenig beneidenswerther Stellung sich oft bitter
und gereizt ausspricht, so wäre das-in der Ordnung. Bornirte und geistig verkümmerte Leute,
wie ein Theil der Landjunker ist, welche sie durch ihr Abonnement erhalten, haben viel Galle
»"d schnellen Zorn und werden durch politische Tölpelhaftigkeit, rohes Gewitzel und unbescheidene
Ansprüche allerdings lästig. Indeß da wir diese Classe von Staatsbürgern so sänge ertragen
haben, könnten wir anch ihre Zeitung ertragen, wenn sie sich darauf beschränkte, zu sein wie
ihre Leser, nicht grade geistreich und nicht grade gebildet, hartköpfig, heftig, mit ehrlichen
Nvrnrthcilcn. Leider aber vermag das Blatt nicht, diese nicht wünschenswerthe, immerbi»
aber bis zu einem gewissen Grade berechtigte Partei in Preußen zu repräsentiren. Auf der
einen Seite influirt von einigen politischen Abenteurern und verschrobenen Doctrincirs, ans der
andern Seite geschrieben von höchst ehrenwerthen Individuen, welche alltäglich journalistische
Bedenken verloren haben, ist sie ein Gefäß geworden von ungesunden politischen Phantasien,
von der allcrunverschämtesteu Prätension und von einer chnischcn Gemeinheit in Gesinnung und
Sprache, welche sonst in Prcnsien unerhört sind. Es wird ihr selbst nicht entgangen sein,
daß sie gegenwärtig ein fauler Sumpf ist, welcher die politische Genesung des preußischen
Staates in gefährlicher Weise verzögert. Unter diesen Umständen kann ihr die Fähigkeit
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/127>, abgerufen am 22.07.2024.