Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.modert, auch nicht im Uebergange zur Kohle, sie haben ihre Structur und Gestalt Große vulkanische Erschütterungen haben einst diese Küste zerrissen. Sie Unter den malerischen Berggruppen im Nordwesten Irlands zeichnet sich vor 1
modert, auch nicht im Uebergange zur Kohle, sie haben ihre Structur und Gestalt Große vulkanische Erschütterungen haben einst diese Küste zerrissen. Sie Unter den malerischen Berggruppen im Nordwesten Irlands zeichnet sich vor 1
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0011" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97257"/> <p xml:id="ID_10" prev="#ID_9"> modert, auch nicht im Uebergange zur Kohle, sie haben ihre Structur und Gestalt<lb/> behalten und sind nur von Moorwasser in der Erde schwarz und hart geworden, wie<lb/> Ebenholz. Um so fremdartiger erscheinen diese Trümmer eiuer alten Pflanzenwelt,<lb/> da es gegenwärtig ganz unmöglich ist, in der Nähe der Küste einen Baum zu ziehen.<lb/> Deun die West- und Nordweststürme sind so häufig und so wüthend, daß kein<lb/> junger Baum, der bis an den Rand der schützenden Mauer oder des Felsens<lb/> herausgewachsen ist, auch nur um einen Zoll höher wird. Er verliert seine Krone<lb/> und stirbt ab oder bleibt ein zwerghafter Krüppel. Selbst tief im Innern des<lb/> Landes sind alle Baumkronen nach Ost oder Südost umgebogen. Wie soll man<lb/> die so mächtigen untergegangenen Wälder des Landes erklären? Ferner merk¬<lb/> würdig und räthselhaft erscheint dem Auge die Unmasse loser Steine, die das<lb/> Land so bedecken, daß sie oft die Bebauung fast unmöglich machen. Obgleich<lb/> man aus ihnen meilenlange Wälle zur Umgrenzung der Felder und sogenannten<lb/> Weiden zusammengeworfen hat, obgleich die weißen Hütten und besseren Häuser<lb/> mit ihrer Hilfe gebaut sind, so ist die Landschaft doch angefüllt mit den wild<lb/> umherliegenden Haufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_11"> Große vulkanische Erschütterungen haben einst diese Küste zerrissen. Sie<lb/> haben die Felsen zersplittert und umhergeworfen, wie der Wind die Sandkörner<lb/> zusammenwirft, sie haben den Boden übereinander geschoben, wie das Frühlings¬<lb/> wasser die Eisrinde der Flüsse übereinander schiebt; sie haben den Meeresgrund<lb/> zu Bergen und die Berge zum Boden vou Landseen gemacht, haben den Boden<lb/> durchgeglüht und das alte Leben der Thiere und Pflanze» getödtet. Die Fauna<lb/> und Flora Irlands sind beide sehr arm, keine einzige Schlangenart ist auf der<lb/> grünen Insel zu finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_12" next="#ID_13"> Unter den malerischen Berggruppen im Nordwesten Irlands zeichnet sich vor<lb/> allem ein Gebirgszug in der Grafschaft Donegal aus; nicht allein durch seine<lb/> Höhe, es hebt sich von bis 2000 Fuß über der Meeresfläche, auch durch<lb/> seine äußere Form, durch die oft senkrecht aufsteigenden Steinwände, die scharf<lb/> zugespitzten Gipfel und ein trümmcrartiges Aussehen. Auf den ersten Blick erkennt<lb/> man seinen vulkanischen Charakter, diese Berge sind die Röhren eines unter ihnen<lb/> hinlaufenden Fenerkanals gewesen. Der östlichste dieser Berge, eine oben ab¬<lb/> geflachte Felseninsel mitten im Lande, führt den Namen Mockish, von dem irischen<lb/> Worte Mont — Schwein, da er der irischen Phantasie Aehnlichkeit mit einem ans<lb/> dem Bauche liegenden Schwein hat. Der mittlere heißt Mine-Gapogh, das<lb/> Felsenschloß, er zeigt drei sehr spitze Gipfel, ähnlich den drei Thürmen eines<lb/> Schlosses. Der westlichste endlich, ein Dvppelberg, augenscheinlich einst in der<lb/> Mitte voneinandcrgeborsten, führt den Namen Errigal. Er ist der höchste von<lb/> allen und weltberühmt im Lande. Ich bestieg ihn im Mai 18S3; er ist ein<lb/> vollkommener Kegel, nur nach einer Seite hin flacher, wo der kleinere Nachbar-<lb/> bcrg sich an ihn legt, der einst mit ihm ein Ganzes gebildet. Ans der Spitze<lb/> *</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 1</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
modert, auch nicht im Uebergange zur Kohle, sie haben ihre Structur und Gestalt
behalten und sind nur von Moorwasser in der Erde schwarz und hart geworden, wie
Ebenholz. Um so fremdartiger erscheinen diese Trümmer eiuer alten Pflanzenwelt,
da es gegenwärtig ganz unmöglich ist, in der Nähe der Küste einen Baum zu ziehen.
Deun die West- und Nordweststürme sind so häufig und so wüthend, daß kein
junger Baum, der bis an den Rand der schützenden Mauer oder des Felsens
herausgewachsen ist, auch nur um einen Zoll höher wird. Er verliert seine Krone
und stirbt ab oder bleibt ein zwerghafter Krüppel. Selbst tief im Innern des
Landes sind alle Baumkronen nach Ost oder Südost umgebogen. Wie soll man
die so mächtigen untergegangenen Wälder des Landes erklären? Ferner merk¬
würdig und räthselhaft erscheint dem Auge die Unmasse loser Steine, die das
Land so bedecken, daß sie oft die Bebauung fast unmöglich machen. Obgleich
man aus ihnen meilenlange Wälle zur Umgrenzung der Felder und sogenannten
Weiden zusammengeworfen hat, obgleich die weißen Hütten und besseren Häuser
mit ihrer Hilfe gebaut sind, so ist die Landschaft doch angefüllt mit den wild
umherliegenden Haufen.
Große vulkanische Erschütterungen haben einst diese Küste zerrissen. Sie
haben die Felsen zersplittert und umhergeworfen, wie der Wind die Sandkörner
zusammenwirft, sie haben den Boden übereinander geschoben, wie das Frühlings¬
wasser die Eisrinde der Flüsse übereinander schiebt; sie haben den Meeresgrund
zu Bergen und die Berge zum Boden vou Landseen gemacht, haben den Boden
durchgeglüht und das alte Leben der Thiere und Pflanze» getödtet. Die Fauna
und Flora Irlands sind beide sehr arm, keine einzige Schlangenart ist auf der
grünen Insel zu finden.
Unter den malerischen Berggruppen im Nordwesten Irlands zeichnet sich vor
allem ein Gebirgszug in der Grafschaft Donegal aus; nicht allein durch seine
Höhe, es hebt sich von bis 2000 Fuß über der Meeresfläche, auch durch
seine äußere Form, durch die oft senkrecht aufsteigenden Steinwände, die scharf
zugespitzten Gipfel und ein trümmcrartiges Aussehen. Auf den ersten Blick erkennt
man seinen vulkanischen Charakter, diese Berge sind die Röhren eines unter ihnen
hinlaufenden Fenerkanals gewesen. Der östlichste dieser Berge, eine oben ab¬
geflachte Felseninsel mitten im Lande, führt den Namen Mockish, von dem irischen
Worte Mont — Schwein, da er der irischen Phantasie Aehnlichkeit mit einem ans
dem Bauche liegenden Schwein hat. Der mittlere heißt Mine-Gapogh, das
Felsenschloß, er zeigt drei sehr spitze Gipfel, ähnlich den drei Thürmen eines
Schlosses. Der westlichste endlich, ein Dvppelberg, augenscheinlich einst in der
Mitte voneinandcrgeborsten, führt den Namen Errigal. Er ist der höchste von
allen und weltberühmt im Lande. Ich bestieg ihn im Mai 18S3; er ist ein
vollkommener Kegel, nur nach einer Seite hin flacher, wo der kleinere Nachbar-
bcrg sich an ihn legt, der einst mit ihm ein Ganzes gebildet. Ans der Spitze
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