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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Geschichte der englischen Sprache und Literatur von den ältesten Zeiten
bis zur Einführung der Buchdruckerkunst. Ein ErgänznngSl'and zu den
bisher erschienenen englischen Chrestomathien. Von Dr. Ottomar Behnsch.
Breslau, Kern. --

Dieses Werk ist eine sehr erfreuliche und bedeutende Bereicherung der
Literaturgeschichte, und ein neues Zeugniß für die Gewissenhaftigkeit der deutschen
Gelehrten. In der Literaturgeschichte ihres eignen Volks, soweit es sich um
eine vollständige, zugleich wissenschaftliche und künstlerische Darstellung handelt,
stehen die Engländer noch weit hinter uns zurück. Namentlich ist die ältere
Literatur vor Chaucer, welche uns die Entstehung der Sprache Versinnlicht, in
den bisherigen literarhistorischen Abrissen sehr oberflächlich behandelt. Spalding
hat in seiner Literaturgeschichte, die wir vor einiger Zeit besprochen haben, zwar
eine Darstellung dieser Vorzeit zu geben versucht, aber eS fehlt dieser Abhand¬
lung die historische Vollständigkeit. Das gegenwärtige Werk gibt uns trotz
seines verhältnißmäßig geringen Umfangs eine sehr ausführliche Literatur, die
uns von Jahrhundert zu Jahrhundert ein anschauliches Bild der Sprach-
entmicklung verstattet, bis endlich durch die allmälige Verschmelzung des Nor-
mannischen und Sächsischen die eigentlich englische Literatur hervorgeht. Die Ana¬
lyse dieser mitgetheilten Beispiele, die nebenbei den Vorzug außerordentlicher Kor¬
rektheit haben, zeigt von großem Scharfsinn und umfassender Gelehrsamkeit. Aus
dem leitenden Zweck dieses Werkes ergibt sich von selbst, daß die andern Ge¬
sichtspunkte der Literaturgeschichte, die Sagenstoffe, die sociale Seite der Literatur,
die Technik u. s. w. neben der sprachlichen Untersuchung zurücktrittt. Doch ist
auch in diesen Beziehungen soviel gethan, wie nach dem bisherigen Stand der
Untersuchung möglich war, und was die Geschichte der Sprache betrifft, so kön¬
nen wir die Leistung als eine classische bezeichnen. Die Geschichte der Ein¬
führung der Buchdruckerkunst, mit der die naive Periode der Sprachbildung
ihren Abschluß findet, beendet das höchst werthvolle Werk, das wir als eine
wesentliche Bereicherung der Culturgeschichte begrüßen. --


?.,i'0Leni" el roxuliio juris Komiinoi-um, (!ol'w>>iiorum, I?r!tun:c>g!>tlo,'um,
Ijl-it-iniioram. L>lK>et l^ e o p ol <l ki" VolKml",', Il'ilnmalis Ijc>r"5"lei
8u>>r"mi -iclvoeiMis. Lorlin, "llgvmoino clvlNsebo Vol-in^SAlisUiU. --

Nach dem Titel und der kurzen Vorrede zu urtheilen, hatte der Verfasser
ein juristisches Handbuch beabsichtigt; in welchem Falle das Buch aus dem
Kreis unsrer Betrachtungen ausgeschlossen werden müßte. Allein zu einem
Handbuch fehlt ihm sowol die Vollständigkeit als die Methode in der Anord¬
nung, und da nebenbei der Gegenstand jedem von Interesse sein muß, der sich
überhaupt mit der Culturgeschichte beschäftigt, so können wir nicht umhin, ganz


Geschichte der englischen Sprache und Literatur von den ältesten Zeiten
bis zur Einführung der Buchdruckerkunst. Ein ErgänznngSl'and zu den
bisher erschienenen englischen Chrestomathien. Von Dr. Ottomar Behnsch.
Breslau, Kern. —

Dieses Werk ist eine sehr erfreuliche und bedeutende Bereicherung der
Literaturgeschichte, und ein neues Zeugniß für die Gewissenhaftigkeit der deutschen
Gelehrten. In der Literaturgeschichte ihres eignen Volks, soweit es sich um
eine vollständige, zugleich wissenschaftliche und künstlerische Darstellung handelt,
stehen die Engländer noch weit hinter uns zurück. Namentlich ist die ältere
Literatur vor Chaucer, welche uns die Entstehung der Sprache Versinnlicht, in
den bisherigen literarhistorischen Abrissen sehr oberflächlich behandelt. Spalding
hat in seiner Literaturgeschichte, die wir vor einiger Zeit besprochen haben, zwar
eine Darstellung dieser Vorzeit zu geben versucht, aber eS fehlt dieser Abhand¬
lung die historische Vollständigkeit. Das gegenwärtige Werk gibt uns trotz
seines verhältnißmäßig geringen Umfangs eine sehr ausführliche Literatur, die
uns von Jahrhundert zu Jahrhundert ein anschauliches Bild der Sprach-
entmicklung verstattet, bis endlich durch die allmälige Verschmelzung des Nor-
mannischen und Sächsischen die eigentlich englische Literatur hervorgeht. Die Ana¬
lyse dieser mitgetheilten Beispiele, die nebenbei den Vorzug außerordentlicher Kor¬
rektheit haben, zeigt von großem Scharfsinn und umfassender Gelehrsamkeit. Aus
dem leitenden Zweck dieses Werkes ergibt sich von selbst, daß die andern Ge¬
sichtspunkte der Literaturgeschichte, die Sagenstoffe, die sociale Seite der Literatur,
die Technik u. s. w. neben der sprachlichen Untersuchung zurücktrittt. Doch ist
auch in diesen Beziehungen soviel gethan, wie nach dem bisherigen Stand der
Untersuchung möglich war, und was die Geschichte der Sprache betrifft, so kön¬
nen wir die Leistung als eine classische bezeichnen. Die Geschichte der Ein¬
führung der Buchdruckerkunst, mit der die naive Periode der Sprachbildung
ihren Abschluß findet, beendet das höchst werthvolle Werk, das wir als eine
wesentliche Bereicherung der Culturgeschichte begrüßen. —


?.,i'0Leni» el roxuliio juris Komiinoi-um, (!ol'w>>iiorum, I?r!tun:c>g!>tlo,'um,
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8u>>r«mi -iclvoeiMis. Lorlin, »llgvmoino clvlNsebo Vol-in^SAlisUiU. —

Nach dem Titel und der kurzen Vorrede zu urtheilen, hatte der Verfasser
ein juristisches Handbuch beabsichtigt; in welchem Falle das Buch aus dem
Kreis unsrer Betrachtungen ausgeschlossen werden müßte. Allein zu einem
Handbuch fehlt ihm sowol die Vollständigkeit als die Methode in der Anord¬
nung, und da nebenbei der Gegenstand jedem von Interesse sein muß, der sich
überhaupt mit der Culturgeschichte beschäftigt, so können wir nicht umhin, ganz


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[0058] Geschichte der englischen Sprache und Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Einführung der Buchdruckerkunst. Ein ErgänznngSl'and zu den bisher erschienenen englischen Chrestomathien. Von Dr. Ottomar Behnsch. Breslau, Kern. — Dieses Werk ist eine sehr erfreuliche und bedeutende Bereicherung der Literaturgeschichte, und ein neues Zeugniß für die Gewissenhaftigkeit der deutschen Gelehrten. In der Literaturgeschichte ihres eignen Volks, soweit es sich um eine vollständige, zugleich wissenschaftliche und künstlerische Darstellung handelt, stehen die Engländer noch weit hinter uns zurück. Namentlich ist die ältere Literatur vor Chaucer, welche uns die Entstehung der Sprache Versinnlicht, in den bisherigen literarhistorischen Abrissen sehr oberflächlich behandelt. Spalding hat in seiner Literaturgeschichte, die wir vor einiger Zeit besprochen haben, zwar eine Darstellung dieser Vorzeit zu geben versucht, aber eS fehlt dieser Abhand¬ lung die historische Vollständigkeit. Das gegenwärtige Werk gibt uns trotz seines verhältnißmäßig geringen Umfangs eine sehr ausführliche Literatur, die uns von Jahrhundert zu Jahrhundert ein anschauliches Bild der Sprach- entmicklung verstattet, bis endlich durch die allmälige Verschmelzung des Nor- mannischen und Sächsischen die eigentlich englische Literatur hervorgeht. Die Ana¬ lyse dieser mitgetheilten Beispiele, die nebenbei den Vorzug außerordentlicher Kor¬ rektheit haben, zeigt von großem Scharfsinn und umfassender Gelehrsamkeit. Aus dem leitenden Zweck dieses Werkes ergibt sich von selbst, daß die andern Ge¬ sichtspunkte der Literaturgeschichte, die Sagenstoffe, die sociale Seite der Literatur, die Technik u. s. w. neben der sprachlichen Untersuchung zurücktrittt. Doch ist auch in diesen Beziehungen soviel gethan, wie nach dem bisherigen Stand der Untersuchung möglich war, und was die Geschichte der Sprache betrifft, so kön¬ nen wir die Leistung als eine classische bezeichnen. Die Geschichte der Ein¬ führung der Buchdruckerkunst, mit der die naive Periode der Sprachbildung ihren Abschluß findet, beendet das höchst werthvolle Werk, das wir als eine wesentliche Bereicherung der Culturgeschichte begrüßen. — ?.,i'0Leni» el roxuliio juris Komiinoi-um, (!ol'w>>iiorum, I?r!tun:c>g!>tlo,'um, Ijl-it-iniioram. L>lK>et l^ e o p ol <l ki« VolKml»,', Il'ilnmalis Ijc>r»5«lei 8u>>r«mi -iclvoeiMis. Lorlin, »llgvmoino clvlNsebo Vol-in^SAlisUiU. — Nach dem Titel und der kurzen Vorrede zu urtheilen, hatte der Verfasser ein juristisches Handbuch beabsichtigt; in welchem Falle das Buch aus dem Kreis unsrer Betrachtungen ausgeschlossen werden müßte. Allein zu einem Handbuch fehlt ihm sowol die Vollständigkeit als die Methode in der Anord¬ nung, und da nebenbei der Gegenstand jedem von Interesse sein muß, der sich überhaupt mit der Culturgeschichte beschäftigt, so können wir nicht umhin, ganz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/58>, abgerufen am 03.07.2024.