Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.klingenden Patois an und bieten uns Nüsse und ungeheuer große dunkelrothe Aber das Herumstreifen hat uns müd und hungrig gemacht, es wäre auch klingenden Patois an und bieten uns Nüsse und ungeheuer große dunkelrothe Aber das Herumstreifen hat uns müd und hungrig gemacht, es wäre auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0431" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98745"/> <p xml:id="ID_1377" prev="#ID_1376"> klingenden Patois an und bieten uns Nüsse und ungeheuer große dunkelrothe<lb/> und braungelbe Trauben an, während sich links und rechts die Unmasse der<lb/> Einkäuferinnen durch die Körbe und das Gedränge schiebt, überall angehalten<lb/> durch den sprudelnden Redefluß der französischen Bäuerinnen aus den an<lb/> Belgien grenzenden Departements, welche durch die Beweglichkeit ihrer Zunge<lb/> und höflichen Redensarten, mit welchen sie die Vorübergehenden zu animiren<lb/> suchen, alle andern übertreffen. Nachdem wir all die Herrlichkeiten, insbesondere<lb/> aber die Massen der herrlichsten Südfrüchte, welche von Holländern in<lb/> Rotterdam, wohin sie zur See gebracht werden, aufgekauft und per Eisenbahn<lb/> nach dem nur wenige Stunden entfernten Brüssel gebracht werden, bewundert,<lb/> winden wir uns durchs Gedränge und gelangen glücklich an eine helle, breite<lb/> gußeiserne Treppe, welche uns hinauf auf die obere Galerie, aus den Blumen¬<lb/> markt von Brüssel führt. Hier ist der Tumult weniger groß und der Total-<lb/> . eindruck zwar ein nicht so großartiger, aber lieblicherer als unten in der weiten<lb/> Halle. Die Einkäufer sind hier keine flamländischen Dienstmädchen, sondern<lb/> meistens junge, hübsche, elegante Frauen von der vornehmen Dame bis zur<lb/> Grisette herab, die Camelien, Rosenstöcke, junge Stutzer, die elegante Bvuquets<lb/> für ti^ Angebetete ihres Herzens kaufen. Wie sein, wie zart und duftig sind<lb/> alle diese Hunderte von Bvuquets geordnet; man traut es kaum diesen sonn¬<lb/> verbrannter wallonischen und holländischen Verkäuferinnen mit den festen, stark-<lb/> markirten Gesichtern unter dem breiten runden Strohhut, zu, daß sie soviel<lb/> Geschmack, soviel Feinheit des Gefühls haben und so ein duftiges Bouquet<lb/> aus ein paar bunten Blumen und grünen Blättern zusammenbinden könnten!<lb/> Wir sahen blos noch einen mareliö <Zeh lleurs, der den Brüsseler übertrifft, wo<lb/> die Blumensträuße mit noch liebenswürdigerer Koketterie uns einladen sie zu<lb/> lausen, wo der Anblick noch reizender, die Blumen noch duftiger uns erschienen<lb/> es war das auf dem maroliö <Zeg InnoceMs, dem BlUmenmarkt von<lb/> HiMW/B.»Aiikm^i-i'k.'iiiivi-y-'N-A et,:i/,!j^<mi'i im-kM</p><lb/> <p xml:id="ID_1378" next="#ID_1379"> Aber das Herumstreifen hat uns müd und hungrig gemacht, es wäre auch<lb/> zuviel, wenn wir unsern Lesern zumuthen wollten, auf einem einzigen Gang<lb/> die ganze Stadt zu durchwandern, wir sagen daher dem Blumenmarkt für heute<lb/> ein Lebewohl und schlendern in das grand Cas-z des Boulevards, unweit der<lb/> Rue neuve, wo man außer einem guten Diner für 30 Sous auch noch den<lb/> Kladderadatsch beim Desert haben kann. Und wir müssen gestehen, wir haben<lb/> niemals mit größerem Behagen die cchtgermanische Physiognomie des alten<lb/> Herrn betrachtet, als hier in dieser Umgebung von französischen und steifen<lb/> englischen Gesichtern; wobei wir nicht leugnen wollen, daß sich auch etwas<lb/> nationaler Stolz in das Gefühl mischte, denn wenn wir auch niemals in<lb/> französischen und belgischen Blättern Leitartikel aus deutschen Zeitungen ab¬<lb/> gedruckt fanden, wie wir es mit der „Times" oder dem „Constitutionel" machen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0431]
klingenden Patois an und bieten uns Nüsse und ungeheuer große dunkelrothe
und braungelbe Trauben an, während sich links und rechts die Unmasse der
Einkäuferinnen durch die Körbe und das Gedränge schiebt, überall angehalten
durch den sprudelnden Redefluß der französischen Bäuerinnen aus den an
Belgien grenzenden Departements, welche durch die Beweglichkeit ihrer Zunge
und höflichen Redensarten, mit welchen sie die Vorübergehenden zu animiren
suchen, alle andern übertreffen. Nachdem wir all die Herrlichkeiten, insbesondere
aber die Massen der herrlichsten Südfrüchte, welche von Holländern in
Rotterdam, wohin sie zur See gebracht werden, aufgekauft und per Eisenbahn
nach dem nur wenige Stunden entfernten Brüssel gebracht werden, bewundert,
winden wir uns durchs Gedränge und gelangen glücklich an eine helle, breite
gußeiserne Treppe, welche uns hinauf auf die obere Galerie, aus den Blumen¬
markt von Brüssel führt. Hier ist der Tumult weniger groß und der Total-
. eindruck zwar ein nicht so großartiger, aber lieblicherer als unten in der weiten
Halle. Die Einkäufer sind hier keine flamländischen Dienstmädchen, sondern
meistens junge, hübsche, elegante Frauen von der vornehmen Dame bis zur
Grisette herab, die Camelien, Rosenstöcke, junge Stutzer, die elegante Bvuquets
für ti^ Angebetete ihres Herzens kaufen. Wie sein, wie zart und duftig sind
alle diese Hunderte von Bvuquets geordnet; man traut es kaum diesen sonn¬
verbrannter wallonischen und holländischen Verkäuferinnen mit den festen, stark-
markirten Gesichtern unter dem breiten runden Strohhut, zu, daß sie soviel
Geschmack, soviel Feinheit des Gefühls haben und so ein duftiges Bouquet
aus ein paar bunten Blumen und grünen Blättern zusammenbinden könnten!
Wir sahen blos noch einen mareliö <Zeh lleurs, der den Brüsseler übertrifft, wo
die Blumensträuße mit noch liebenswürdigerer Koketterie uns einladen sie zu
lausen, wo der Anblick noch reizender, die Blumen noch duftiger uns erschienen
es war das auf dem maroliö <Zeg InnoceMs, dem BlUmenmarkt von
HiMW/B.»Aiikm^i-i'k.'iiiivi-y-'N-A et,:i/,!j^<mi'i im-kM
Aber das Herumstreifen hat uns müd und hungrig gemacht, es wäre auch
zuviel, wenn wir unsern Lesern zumuthen wollten, auf einem einzigen Gang
die ganze Stadt zu durchwandern, wir sagen daher dem Blumenmarkt für heute
ein Lebewohl und schlendern in das grand Cas-z des Boulevards, unweit der
Rue neuve, wo man außer einem guten Diner für 30 Sous auch noch den
Kladderadatsch beim Desert haben kann. Und wir müssen gestehen, wir haben
niemals mit größerem Behagen die cchtgermanische Physiognomie des alten
Herrn betrachtet, als hier in dieser Umgebung von französischen und steifen
englischen Gesichtern; wobei wir nicht leugnen wollen, daß sich auch etwas
nationaler Stolz in das Gefühl mischte, denn wenn wir auch niemals in
französischen und belgischen Blättern Leitartikel aus deutschen Zeitungen ab¬
gedruckt fanden, wie wir es mit der „Times" oder dem „Constitutionel" machen,
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