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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Der größte Kenner der Goetheliteratur wird sich wol einen Augenblick be¬
sinnen müssen, ehe er sich daran erinnert, daß diese Strophe im Original fol¬
gendermaßen lautet: ,


Sah' ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Haiden,
War so jung und mvrgeuschön,
Lief er schnell, es nah zu seh",
Sah'S mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Haiden.

Es ist interessant genug, die weitere Entwicklung dieser Exposition zu
verfolgen.


LIiilÄ tzxelaims, in ^o^önö Illvoä!
"I'II xluolc tdss, Noso-dra ok tus -wooäl"
l'Jo VIovsr, inüiiziuulti/, rexlies i
?rssullixtuolls litdls vns, bsv^rsl
Vor an s-vengiiig tdorn I dviu-,
vinäillÄts wirf ii^urios!"
OI>> ross-du6, ross-tua, ross-duÄ rs6,
Lrigut ross-but ot' tds vooÄI --

^'Ks vol^eilf, untliinlcing VKild
Kalk^vrs tds do^uteous Ross-dela plin,
Lud soau Ks ^osls s, poi^aut Suard:
Loo phim ti" kgoiusiiiF ory l
Nov lonA Iio t'vsls tus Ägonx,
Inületsä tdz? tinx äart, ,
OU. ross-but, ross-bunt, ross-buck rsä,
Lwsot Iloss-tut tus vvoü! -- --
Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Haiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihr doch kein Weh nud Ach,
Mußt' es eben leiden.

Vielleicht steht in einer frühern Ausgabe ihm, daher das lächerliche Mi߬
verständniß. -- Wer übrigens ein so reizendes, duftiges frisches Waldliebchen
in einen so prosaischen Schwulst übersetzen kann, der zeigt sich schon durch diese
eine Probe unfähig, Goethes Poesie zu verstehn.

Um gegen die Uebersetzerin nicht ungerecht zu sein/ müssen wir hinzu¬
fügen, daß dieses Gedicht unzweifelhaft das schlechteste in der ganzen Samm¬
lung ist; allein es fehlt viel, daß in den andern, wo wir wenigstens eine
Verwandtschaft mit dem Original wahrnehmen, die Nachbildung in Form und
Inhalt fo genau wäre, wie wir es bei dem jetzigen Stande der Technik be¬
anspruchen können. Am auffallendsten zeigt fiel^ das bei den Gedichten von
Goethe, Schiller und Uhland, in denen Form und Inhalt sich auf eine so
bewunderungswürdige Weise decken. In den meisten dieser Gedichte hat die
Uebersetzerin gar nicht versucht, das Versmaß des Originals wiederzugeben, ja


Der größte Kenner der Goetheliteratur wird sich wol einen Augenblick be¬
sinnen müssen, ehe er sich daran erinnert, daß diese Strophe im Original fol¬
gendermaßen lautet: ,


Sah' ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Haiden,
War so jung und mvrgeuschön,
Lief er schnell, es nah zu seh»,
Sah'S mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein roth,
Röslein auf der Haiden.

Es ist interessant genug, die weitere Entwicklung dieser Exposition zu
verfolgen.


LIiilÄ tzxelaims, in ^o^önö Illvoä!
„I'II xluolc tdss, Noso-dra ok tus -wooäl"
l'Jo VIovsr, inüiiziuulti/, rexlies i
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Vor an s-vengiiig tdorn I dviu-,
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OU. ross-but, ross-bunt, ross-buck rsä,
Lwsot Iloss-tut tus vvoü! — —
Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Haiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihr doch kein Weh nud Ach,
Mußt' es eben leiden.

Vielleicht steht in einer frühern Ausgabe ihm, daher das lächerliche Mi߬
verständniß. — Wer übrigens ein so reizendes, duftiges frisches Waldliebchen
in einen so prosaischen Schwulst übersetzen kann, der zeigt sich schon durch diese
eine Probe unfähig, Goethes Poesie zu verstehn.

Um gegen die Uebersetzerin nicht ungerecht zu sein/ müssen wir hinzu¬
fügen, daß dieses Gedicht unzweifelhaft das schlechteste in der ganzen Samm¬
lung ist; allein es fehlt viel, daß in den andern, wo wir wenigstens eine
Verwandtschaft mit dem Original wahrnehmen, die Nachbildung in Form und
Inhalt fo genau wäre, wie wir es bei dem jetzigen Stande der Technik be¬
anspruchen können. Am auffallendsten zeigt fiel^ das bei den Gedichten von
Goethe, Schiller und Uhland, in denen Form und Inhalt sich auf eine so
bewunderungswürdige Weise decken. In den meisten dieser Gedichte hat die
Uebersetzerin gar nicht versucht, das Versmaß des Originals wiederzugeben, ja


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[0308] Der größte Kenner der Goetheliteratur wird sich wol einen Augenblick be¬ sinnen müssen, ehe er sich daran erinnert, daß diese Strophe im Original fol¬ gendermaßen lautet: , Sah' ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein auf der Haiden, War so jung und mvrgeuschön, Lief er schnell, es nah zu seh», Sah'S mit vielen Freuden. Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Haiden. Es ist interessant genug, die weitere Entwicklung dieser Exposition zu verfolgen. LIiilÄ tzxelaims, in ^o^önö Illvoä! „I'II xluolc tdss, Noso-dra ok tus -wooäl" l'Jo VIovsr, inüiiziuulti/, rexlies i ?rssullixtuolls litdls vns, bsv^rsl Vor an s-vengiiig tdorn I dviu-, vinäillÄts wirf ii^urios!" OI>> ross-du6, ross-tua, ross-duÄ rs6, Lrigut ross-but ot' tds vooÄI — ^'Ks vol^eilf, untliinlcing VKild Kalk^vrs tds do^uteous Ross-dela plin, Lud soau Ks ^osls s, poi^aut Suard: Loo phim ti» kgoiusiiiF ory l Nov lonA Iio t'vsls tus Ägonx, Inületsä tdz? tinx äart, , OU. ross-but, ross-bunt, ross-buck rsä, Lwsot Iloss-tut tus vvoü! — — Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Haiden; Röslein wehrte sich und stach, Half ihr doch kein Weh nud Ach, Mußt' es eben leiden. Vielleicht steht in einer frühern Ausgabe ihm, daher das lächerliche Mi߬ verständniß. — Wer übrigens ein so reizendes, duftiges frisches Waldliebchen in einen so prosaischen Schwulst übersetzen kann, der zeigt sich schon durch diese eine Probe unfähig, Goethes Poesie zu verstehn. Um gegen die Uebersetzerin nicht ungerecht zu sein/ müssen wir hinzu¬ fügen, daß dieses Gedicht unzweifelhaft das schlechteste in der ganzen Samm¬ lung ist; allein es fehlt viel, daß in den andern, wo wir wenigstens eine Verwandtschaft mit dem Original wahrnehmen, die Nachbildung in Form und Inhalt fo genau wäre, wie wir es bei dem jetzigen Stande der Technik be¬ anspruchen können. Am auffallendsten zeigt fiel^ das bei den Gedichten von Goethe, Schiller und Uhland, in denen Form und Inhalt sich auf eine so bewunderungswürdige Weise decken. In den meisten dieser Gedichte hat die Uebersetzerin gar nicht versucht, das Versmaß des Originals wiederzugeben, ja

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/308>, abgerufen am 29.12.2024.