Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.weil natürlichste Bündniß, eine Tripelallianz von Frankreich, England und von Ans Konstantinopel. Die Mehrzahl Ihrer Leser wird erstaunt gewesen sein, als sie erfuhr, daß Um dies richtig zu würdigen, ist es nothwendig, daß man sich vergegen¬ Nun erheischt aber eine Belagerung ein großes Material, und die Mög- 33*
weil natürlichste Bündniß, eine Tripelallianz von Frankreich, England und von Ans Konstantinopel. Die Mehrzahl Ihrer Leser wird erstaunt gewesen sein, als sie erfuhr, daß Um dies richtig zu würdigen, ist es nothwendig, daß man sich vergegen¬ Nun erheischt aber eine Belagerung ein großes Material, und die Mög- 33*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98581"/> <p xml:id="ID_843" prev="#ID_842"> weil natürlichste Bündniß, eine Tripelallianz von Frankreich, England und von<lb/> der Türkei." — Dieser Verhaltungsmaßregel schreibt es Lamartine zu, daß<lb/> Rußland damals nicht gesagt hat, die allgemeine Verwirrung in Europa zu<lb/> einem Handstreich gegen die Türkei zu benutzen, was allerdings alle Welt in<lb/> Verwunderung gesetzt hat. Wir wollen diesen Erfolg dahingestellt sein lassen,<lb/> müssen aber doch offen bekennen, daß wir sehr froh darüber sind, nicht in den<lb/> Zeiten der französischen Republik den Conflict erlebt zu haben; denn wenn<lb/> wir auch fest davon überzeugt sind, daß die französische Nation unter allen<lb/> Umständen, wo es einem äußern Feinde gilt, die größte Vaterlandsliebe und<lb/> Tapferkeit entwickeln wird, so glauben wir doch, daß diese bestimmte Art der<lb/> Kriegführung, die Absenkung so gewaltiger Streitkräfte nach einer so entlegenen<lb/> Gegend in einer Zeit nicht möglich gewesen wäre, wo der Fortbestand der<lb/> Regierung jeden Augenblick in Frage gestellt werden konnte. — Was die<lb/> eigentliche Geschichte betrifft, so beginnt Lamartine mehr als Redner und Phi¬<lb/> losoph, als in der Weise eines Geschichtschreibers. Er geht, um die türkische<lb/> Geschichte zu begründen, bis auf Abraham und Jsaak zurück und construirt<lb/> den Begriff und die Entstehung der Religion im allgemeinen. Er hätte es<lb/> lieber in Beziehung auf diesen bestimmten Fall thun sollen. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ans Konstantinopel.</head><lb/> <p xml:id="ID_844"> Die Mehrzahl Ihrer Leser wird erstaunt gewesen sein, als sie erfuhr, daß<lb/> der Angriff gegen Sebastopol von den verbündeten Land- und Seestreitkräften<lb/> nicht vor dem 17. dieses Monats eröffnet wurde'. Alles erwogen kann aber<lb/> eine-in Mann von Fach der Zeitaufwand eines Monats nach ausgeführter Lan¬<lb/> dung, um die Vorbereitungen zur förmlichen Belagerung zu beendigen und die<lb/> ungeheure Masse des dazu benöthigten Materials herbeizuschaffen, kaum groß<lb/> erscheinen. Im Gegensatz zu der Langsamkeit, mit der man vie Einschiffung<lb/> einleitete, hat man dies Mal schnell gehandelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_845"> Um dies richtig zu würdigen, ist es nothwendig, daß man sich vergegen¬<lb/> wärtige, wie der regelrechte Angriff einer Festung eine zusammenhängende und<lb/> zeitlich keine Unterbrechung duldende Operation ist, daß die Wahrung der<lb/> schnellen Aufeinanderfolge hier ebenso unerläßlich ist, wie bei rein taktischen Ac¬<lb/> tionen im offenen Felde, und daß aus diesem Grunde allen Vorkommnissen<lb/> etwaiger Verzögerung im Wege der Vorbereitung vorgebeugt werden muß, vor<lb/> allem dem Zeitverlust aus Mangel an Material.</p><lb/> <p xml:id="ID_846" next="#ID_847"> Nun erheischt aber eine Belagerung ein großes Material, und die Mög-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 33*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0267]
weil natürlichste Bündniß, eine Tripelallianz von Frankreich, England und von
der Türkei." — Dieser Verhaltungsmaßregel schreibt es Lamartine zu, daß
Rußland damals nicht gesagt hat, die allgemeine Verwirrung in Europa zu
einem Handstreich gegen die Türkei zu benutzen, was allerdings alle Welt in
Verwunderung gesetzt hat. Wir wollen diesen Erfolg dahingestellt sein lassen,
müssen aber doch offen bekennen, daß wir sehr froh darüber sind, nicht in den
Zeiten der französischen Republik den Conflict erlebt zu haben; denn wenn
wir auch fest davon überzeugt sind, daß die französische Nation unter allen
Umständen, wo es einem äußern Feinde gilt, die größte Vaterlandsliebe und
Tapferkeit entwickeln wird, so glauben wir doch, daß diese bestimmte Art der
Kriegführung, die Absenkung so gewaltiger Streitkräfte nach einer so entlegenen
Gegend in einer Zeit nicht möglich gewesen wäre, wo der Fortbestand der
Regierung jeden Augenblick in Frage gestellt werden konnte. — Was die
eigentliche Geschichte betrifft, so beginnt Lamartine mehr als Redner und Phi¬
losoph, als in der Weise eines Geschichtschreibers. Er geht, um die türkische
Geschichte zu begründen, bis auf Abraham und Jsaak zurück und construirt
den Begriff und die Entstehung der Religion im allgemeinen. Er hätte es
lieber in Beziehung auf diesen bestimmten Fall thun sollen. —
Ans Konstantinopel.
Die Mehrzahl Ihrer Leser wird erstaunt gewesen sein, als sie erfuhr, daß
der Angriff gegen Sebastopol von den verbündeten Land- und Seestreitkräften
nicht vor dem 17. dieses Monats eröffnet wurde'. Alles erwogen kann aber
eine-in Mann von Fach der Zeitaufwand eines Monats nach ausgeführter Lan¬
dung, um die Vorbereitungen zur förmlichen Belagerung zu beendigen und die
ungeheure Masse des dazu benöthigten Materials herbeizuschaffen, kaum groß
erscheinen. Im Gegensatz zu der Langsamkeit, mit der man vie Einschiffung
einleitete, hat man dies Mal schnell gehandelt.
Um dies richtig zu würdigen, ist es nothwendig, daß man sich vergegen¬
wärtige, wie der regelrechte Angriff einer Festung eine zusammenhängende und
zeitlich keine Unterbrechung duldende Operation ist, daß die Wahrung der
schnellen Aufeinanderfolge hier ebenso unerläßlich ist, wie bei rein taktischen Ac¬
tionen im offenen Felde, und daß aus diesem Grunde allen Vorkommnissen
etwaiger Verzögerung im Wege der Vorbereitung vorgebeugt werden muß, vor
allem dem Zeitverlust aus Mangel an Material.
Nun erheischt aber eine Belagerung ein großes Material, und die Mög-
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