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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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verdankt, durch die Verbindung ihrer Häuser mit einer Sängerin verunglimpft glau¬
ben, haben hier ausgesprengt, es handle sich blos um eine Wette. Der Bruder der
Sängerin hingegen, der über diesen Punkt keinen Spaß versteht, ist seiner Schwe¬
ster und ihrem Begleiter nachgereist, um diesen, wenn es Noth thun sollte, zu zwin¬
gen, der Ehre der Dame genugzuthun. Der junge Lion wird dieser Aufmun-
terung kaum bedürfen, da er in Fräulein Cruvclli schon seit mehren Jahren ver¬
liebt ist. Seine Pflichten gegen den Jockcyclnbb mögen ihn wohl zu mancher'
Fcmsaronade bewogen hab-en, aber wir glauben, diese Eseapadc werde einen sehr
bürgerlichen Ausgang nehmen. Der Jockcyclnbb wird allenfalls einen seiner Ha-
bituü's für todt erklären und ein Tvdtcnmahl halten. Die große Oper ist dadurch
in Verlegenheit, denn mit Gounot's Machwerk, welches I" unum "-mgluiilv heißt,
wird sie nicht lange ausreichen. Die französische Kritik hat sich wieder einmal in
ihrer ganzen Glorie gezeigt, indem sie dieses Machwerk gelobt. Die Saison beginnt
und in den kleinen wie in den großen Theatern bereiten sich Neuigkeiten vor,
welche unsrer Feder Arbeit versprechen. Die Raubvögel, die -unom- mimllil,
u. s. w. verdienen ebensowenig erwähnt zu werden als die matten Späße in den
Vandevillctheatern. Nächste Woche bringt Gymnase George Sands neues Stück,
das Theater fraiwais Alexander Dumas me>n>>", jenen Gedankenstrich
zwischen M-me I^s und der "u>"o nux "uniU-i,^ Diese halbe Welt ist aber
die ganze unsrer Herrugcsellschaft und leider auch jene der modernen Dramen¬
dichter. Die Aeademie hat wieder einen Stuhl zu besetzen, und nnter den Lite-
rarcn, welche in ihrem Sitzfleische ein unsterbliches Jucken fühlen, sind es folgende,
welche genannt werden: Ponsard, Angler, Sandeau, Maz^res, Philarcte Chasles,
Emile Deschamps, Casimir Boujonr, Brizcux, Legonv". Die ersten Drei habe"
am meisten Aussicht, und es ist wahrscheinlich, daß der Dichter der Lucrezia dies¬
mal den Sieg davonträgt. Wir habe" übrigens bald auch neue Empfangs¬
feierlichkeiten zu gewärtigen und die Reden von Bcrrycr und de Sacy sind
in gewissen Kreisen mit einiger Ungeduld erwartet. Fräulein Rachel betrach¬
tet ihren Proceß als gewonnen. Legvuvo's Medea, die sie zu spielen und vor al¬
lem einzustudieren gezwungen ist, wird kaum in den nächsten drei Monaten zur
Wiederholung kommen und nach diesem Termine hört ihr Engagement ans und be¬
ginnt ihr Engagement mit Amerika. Diese Schauspielerin bekommt 1,200,000
Franken sür 200 Vorstellungen. Herr Arsune Houssaye, dessen Existenz als Di-
rector des Theater frau^ais sehr bedroht gewesen, hat dieselbe in einer Audienz
beim Kaiser durch ein Bonmot gerettet. I>>. Vervu, den seine Unthätigkeit zu
drücken beginnt, hatte schon diese Beute als die seinige betrachtet und Fräulein
Rachel vom neuen Director der Comedie framMsc ein Bracclet im Werthe vou
12000 Franken zum Geschenke erhalten. Das erwähnte Witzwort Houssayc's aber
ist folgendes. Der Kaiser rügte Verschiedenes in der Verwaltung und Anordnung
des Theaters und ging später sogar auf die Costümes ein und schloß mit den Wor¬
ten: "Besonders finde ich, daß Sie Fräulein Judith in der Tragödie sehr schlecht
ankleiden." "Sire," antwortete der Director, "Mademoiselle Judith ist une Kilo
M> oft trof lueile K cke8>>AbiUvr ensis exesssivomvol, "liMeilo K I,"I>iIIer." Die
musikalische Saison läßt noch aus sich warten. Das Conservatorium verspricht nnr
sein altes Programm und die Societv Se. Cccile unter der Direction Barberoux


verdankt, durch die Verbindung ihrer Häuser mit einer Sängerin verunglimpft glau¬
ben, haben hier ausgesprengt, es handle sich blos um eine Wette. Der Bruder der
Sängerin hingegen, der über diesen Punkt keinen Spaß versteht, ist seiner Schwe¬
ster und ihrem Begleiter nachgereist, um diesen, wenn es Noth thun sollte, zu zwin¬
gen, der Ehre der Dame genugzuthun. Der junge Lion wird dieser Aufmun-
terung kaum bedürfen, da er in Fräulein Cruvclli schon seit mehren Jahren ver¬
liebt ist. Seine Pflichten gegen den Jockcyclnbb mögen ihn wohl zu mancher'
Fcmsaronade bewogen hab-en, aber wir glauben, diese Eseapadc werde einen sehr
bürgerlichen Ausgang nehmen. Der Jockcyclnbb wird allenfalls einen seiner Ha-
bituü's für todt erklären und ein Tvdtcnmahl halten. Die große Oper ist dadurch
in Verlegenheit, denn mit Gounot's Machwerk, welches I» unum «-mgluiilv heißt,
wird sie nicht lange ausreichen. Die französische Kritik hat sich wieder einmal in
ihrer ganzen Glorie gezeigt, indem sie dieses Machwerk gelobt. Die Saison beginnt
und in den kleinen wie in den großen Theatern bereiten sich Neuigkeiten vor,
welche unsrer Feder Arbeit versprechen. Die Raubvögel, die -unom- mimllil,
u. s. w. verdienen ebensowenig erwähnt zu werden als die matten Späße in den
Vandevillctheatern. Nächste Woche bringt Gymnase George Sands neues Stück,
das Theater fraiwais Alexander Dumas me>n>>«, jenen Gedankenstrich
zwischen M-me I^s und der »u>»o nux »uniU-i,^ Diese halbe Welt ist aber
die ganze unsrer Herrugcsellschaft und leider auch jene der modernen Dramen¬
dichter. Die Aeademie hat wieder einen Stuhl zu besetzen, und nnter den Lite-
rarcn, welche in ihrem Sitzfleische ein unsterbliches Jucken fühlen, sind es folgende,
welche genannt werden: Ponsard, Angler, Sandeau, Maz^res, Philarcte Chasles,
Emile Deschamps, Casimir Boujonr, Brizcux, Legonv«. Die ersten Drei habe»
am meisten Aussicht, und es ist wahrscheinlich, daß der Dichter der Lucrezia dies¬
mal den Sieg davonträgt. Wir habe» übrigens bald auch neue Empfangs¬
feierlichkeiten zu gewärtigen und die Reden von Bcrrycr und de Sacy sind
in gewissen Kreisen mit einiger Ungeduld erwartet. Fräulein Rachel betrach¬
tet ihren Proceß als gewonnen. Legvuvo's Medea, die sie zu spielen und vor al¬
lem einzustudieren gezwungen ist, wird kaum in den nächsten drei Monaten zur
Wiederholung kommen und nach diesem Termine hört ihr Engagement ans und be¬
ginnt ihr Engagement mit Amerika. Diese Schauspielerin bekommt 1,200,000
Franken sür 200 Vorstellungen. Herr Arsune Houssaye, dessen Existenz als Di-
rector des Theater frau^ais sehr bedroht gewesen, hat dieselbe in einer Audienz
beim Kaiser durch ein Bonmot gerettet. I>>. Vervu, den seine Unthätigkeit zu
drücken beginnt, hatte schon diese Beute als die seinige betrachtet und Fräulein
Rachel vom neuen Director der Comedie framMsc ein Bracclet im Werthe vou
12000 Franken zum Geschenke erhalten. Das erwähnte Witzwort Houssayc's aber
ist folgendes. Der Kaiser rügte Verschiedenes in der Verwaltung und Anordnung
des Theaters und ging später sogar auf die Costümes ein und schloß mit den Wor¬
ten: „Besonders finde ich, daß Sie Fräulein Judith in der Tragödie sehr schlecht
ankleiden." „Sire," antwortete der Director, „Mademoiselle Judith ist une Kilo
M> oft trof lueile K cke8>>AbiUvr ensis exesssivomvol, «liMeilo K I,»I>iIIer." Die
musikalische Saison läßt noch aus sich warten. Das Conservatorium verspricht nnr
sein altes Programm und die Societv Se. Cccile unter der Direction Barberoux


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[0247] verdankt, durch die Verbindung ihrer Häuser mit einer Sängerin verunglimpft glau¬ ben, haben hier ausgesprengt, es handle sich blos um eine Wette. Der Bruder der Sängerin hingegen, der über diesen Punkt keinen Spaß versteht, ist seiner Schwe¬ ster und ihrem Begleiter nachgereist, um diesen, wenn es Noth thun sollte, zu zwin¬ gen, der Ehre der Dame genugzuthun. Der junge Lion wird dieser Aufmun- terung kaum bedürfen, da er in Fräulein Cruvclli schon seit mehren Jahren ver¬ liebt ist. Seine Pflichten gegen den Jockcyclnbb mögen ihn wohl zu mancher' Fcmsaronade bewogen hab-en, aber wir glauben, diese Eseapadc werde einen sehr bürgerlichen Ausgang nehmen. Der Jockcyclnbb wird allenfalls einen seiner Ha- bituü's für todt erklären und ein Tvdtcnmahl halten. Die große Oper ist dadurch in Verlegenheit, denn mit Gounot's Machwerk, welches I» unum «-mgluiilv heißt, wird sie nicht lange ausreichen. Die französische Kritik hat sich wieder einmal in ihrer ganzen Glorie gezeigt, indem sie dieses Machwerk gelobt. Die Saison beginnt und in den kleinen wie in den großen Theatern bereiten sich Neuigkeiten vor, welche unsrer Feder Arbeit versprechen. Die Raubvögel, die -unom- mimllil, u. s. w. verdienen ebensowenig erwähnt zu werden als die matten Späße in den Vandevillctheatern. Nächste Woche bringt Gymnase George Sands neues Stück, das Theater fraiwais Alexander Dumas me>n>>«, jenen Gedankenstrich zwischen M-me I^s und der »u>»o nux »uniU-i,^ Diese halbe Welt ist aber die ganze unsrer Herrugcsellschaft und leider auch jene der modernen Dramen¬ dichter. Die Aeademie hat wieder einen Stuhl zu besetzen, und nnter den Lite- rarcn, welche in ihrem Sitzfleische ein unsterbliches Jucken fühlen, sind es folgende, welche genannt werden: Ponsard, Angler, Sandeau, Maz^res, Philarcte Chasles, Emile Deschamps, Casimir Boujonr, Brizcux, Legonv«. Die ersten Drei habe» am meisten Aussicht, und es ist wahrscheinlich, daß der Dichter der Lucrezia dies¬ mal den Sieg davonträgt. Wir habe» übrigens bald auch neue Empfangs¬ feierlichkeiten zu gewärtigen und die Reden von Bcrrycr und de Sacy sind in gewissen Kreisen mit einiger Ungeduld erwartet. Fräulein Rachel betrach¬ tet ihren Proceß als gewonnen. Legvuvo's Medea, die sie zu spielen und vor al¬ lem einzustudieren gezwungen ist, wird kaum in den nächsten drei Monaten zur Wiederholung kommen und nach diesem Termine hört ihr Engagement ans und be¬ ginnt ihr Engagement mit Amerika. Diese Schauspielerin bekommt 1,200,000 Franken sür 200 Vorstellungen. Herr Arsune Houssaye, dessen Existenz als Di- rector des Theater frau^ais sehr bedroht gewesen, hat dieselbe in einer Audienz beim Kaiser durch ein Bonmot gerettet. I>>. Vervu, den seine Unthätigkeit zu drücken beginnt, hatte schon diese Beute als die seinige betrachtet und Fräulein Rachel vom neuen Director der Comedie framMsc ein Bracclet im Werthe vou 12000 Franken zum Geschenke erhalten. Das erwähnte Witzwort Houssayc's aber ist folgendes. Der Kaiser rügte Verschiedenes in der Verwaltung und Anordnung des Theaters und ging später sogar auf die Costümes ein und schloß mit den Wor¬ ten: „Besonders finde ich, daß Sie Fräulein Judith in der Tragödie sehr schlecht ankleiden." „Sire," antwortete der Director, „Mademoiselle Judith ist une Kilo M> oft trof lueile K cke8>>AbiUvr ensis exesssivomvol, «liMeilo K I,»I>iIIer." Die musikalische Saison läßt noch aus sich warten. Das Conservatorium verspricht nnr sein altes Programm und die Societv Se. Cccile unter der Direction Barberoux

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/247>, abgerufen am 29.12.2024.