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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Studium, die gediegene, liebevolle Durchführung und die Neigung zu einem
etwas grauen Ton. Die Bilder sind, wie gesagt, gut; wir sahen aber wol
sonst bedeutendere Landschaften aus Düsseldorf hier; ich nenne unter andern
namentlich Kalkkreuth, Portmann, Rausch. --

Von Porträts erwähnen wir vor allen Noctings vortreffliches Bildniß
des Malers Lentze. Bei lebendiger natürlicher Auffassung und einfacher wahrer
Wirkung ist es auch noch besonders die gediegene, schlichte Behandlung, die von
allen technischen Kunststücken sich fernhält, und der es nur um den richtigen Ein¬
druck zu thun ist, an dem wir uns erfreuen. Wir bekommen den Eindruck wirk¬
lichen Lebens. Das Porträt kann sich de" besten würdig zur Seite stellen.

Bei Richters sehr guten Porträts sehen wir schon vielmehr die Absicht,
es so oder so zu stimmen; wir merken die technischen Mittel und kommen eher
dazu, die Geschicktheit des Malers zu bewundern, als zu dem lebendigen Ein¬
druck der dargestellten Personen; namentlich bei seinem sonst sehr schönen männ¬
lichen Porträt.

Von Magnus sahen wir wol sonst bedeutenderes, wenn schon die meister¬
hafte Gewandtheit auch hier nicht zu verkennen ist. -- Begas hat sonst ent¬
schieden bessere Bildnisse geliefert, die hier befindlichen sind ziemlich unbedeutend. --
Dagegen hat Krüger, wenn auch seine übrigen Porträts etwas Trocknes
haben, in dem des Prinzen Adalbert ein sehr lebendiges lebensfrisches
Bild gegeben, das freilich in Colorit und Technik nicht grade bedeutend ist.

Dann ist noch ein weibliches Porträt von C. Sohn zu erwähnen, das
in der bekannten Weise des Meisters mit viel Geschmack und Eleganz gemacht
ist; aber es hat doch etwas Gemachtes, in der Auffassung sowol, wie in dem
etwas schwärzlichen, mehr gemalten als lebenathmenden Kolorit.

Ein weibliches Porträt von Rosenfelder ist sehr lebendig in Auffassung
und Zeichnung, aber trocken in der Farbe.--

Unter manchen verdienstlichen Bildhauerarbeiten erwähne ich einer Win-
zerin von Drake, eine üppige, anmuthige Gestalt, die aber doch wol trotz
der beabsichtigten Fülle etwas schlanker, weniger breit sein dürfte, das Gewand
dürfte lebendiger behandelt sein. Ein betender Engel von Drake, Medaitton-
relief in Gyps ist hübsch, aber etwas zu naturalistisch.

Vortrefflich ausgeführt ist eine Madonna von Steinhäuser, nament¬
lich sind die Gewänder außerordentlich schön; aber die Köpfe der Madonna
wie des Kindes sind in Ausdruck und Form nicht bedeutend genug.

Eine Figur voll anmuthig lebendiger Bewegung ist ein trunkener Faun
von Sußmann (nur Gypsmodell). Die unfähig behagliche Schwere des Kopfs
und der Glieder im Zustande süßer Trunkenheit ist in höchst prägnanter Weise und
dabei mit vieler Grazie veranschaulicht; dazu ist die nackte Figur von sehr schöner
schlanker Form, und die Behandlung des Fleisches von lebendigem Reiz.


Studium, die gediegene, liebevolle Durchführung und die Neigung zu einem
etwas grauen Ton. Die Bilder sind, wie gesagt, gut; wir sahen aber wol
sonst bedeutendere Landschaften aus Düsseldorf hier; ich nenne unter andern
namentlich Kalkkreuth, Portmann, Rausch. —

Von Porträts erwähnen wir vor allen Noctings vortreffliches Bildniß
des Malers Lentze. Bei lebendiger natürlicher Auffassung und einfacher wahrer
Wirkung ist es auch noch besonders die gediegene, schlichte Behandlung, die von
allen technischen Kunststücken sich fernhält, und der es nur um den richtigen Ein¬
druck zu thun ist, an dem wir uns erfreuen. Wir bekommen den Eindruck wirk¬
lichen Lebens. Das Porträt kann sich de» besten würdig zur Seite stellen.

Bei Richters sehr guten Porträts sehen wir schon vielmehr die Absicht,
es so oder so zu stimmen; wir merken die technischen Mittel und kommen eher
dazu, die Geschicktheit des Malers zu bewundern, als zu dem lebendigen Ein¬
druck der dargestellten Personen; namentlich bei seinem sonst sehr schönen männ¬
lichen Porträt.

Von Magnus sahen wir wol sonst bedeutenderes, wenn schon die meister¬
hafte Gewandtheit auch hier nicht zu verkennen ist. — Begas hat sonst ent¬
schieden bessere Bildnisse geliefert, die hier befindlichen sind ziemlich unbedeutend. —
Dagegen hat Krüger, wenn auch seine übrigen Porträts etwas Trocknes
haben, in dem des Prinzen Adalbert ein sehr lebendiges lebensfrisches
Bild gegeben, das freilich in Colorit und Technik nicht grade bedeutend ist.

Dann ist noch ein weibliches Porträt von C. Sohn zu erwähnen, das
in der bekannten Weise des Meisters mit viel Geschmack und Eleganz gemacht
ist; aber es hat doch etwas Gemachtes, in der Auffassung sowol, wie in dem
etwas schwärzlichen, mehr gemalten als lebenathmenden Kolorit.

Ein weibliches Porträt von Rosenfelder ist sehr lebendig in Auffassung
und Zeichnung, aber trocken in der Farbe.--

Unter manchen verdienstlichen Bildhauerarbeiten erwähne ich einer Win-
zerin von Drake, eine üppige, anmuthige Gestalt, die aber doch wol trotz
der beabsichtigten Fülle etwas schlanker, weniger breit sein dürfte, das Gewand
dürfte lebendiger behandelt sein. Ein betender Engel von Drake, Medaitton-
relief in Gyps ist hübsch, aber etwas zu naturalistisch.

Vortrefflich ausgeführt ist eine Madonna von Steinhäuser, nament¬
lich sind die Gewänder außerordentlich schön; aber die Köpfe der Madonna
wie des Kindes sind in Ausdruck und Form nicht bedeutend genug.

Eine Figur voll anmuthig lebendiger Bewegung ist ein trunkener Faun
von Sußmann (nur Gypsmodell). Die unfähig behagliche Schwere des Kopfs
und der Glieder im Zustande süßer Trunkenheit ist in höchst prägnanter Weise und
dabei mit vieler Grazie veranschaulicht; dazu ist die nackte Figur von sehr schöner
schlanker Form, und die Behandlung des Fleisches von lebendigem Reiz.


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[0218] Studium, die gediegene, liebevolle Durchführung und die Neigung zu einem etwas grauen Ton. Die Bilder sind, wie gesagt, gut; wir sahen aber wol sonst bedeutendere Landschaften aus Düsseldorf hier; ich nenne unter andern namentlich Kalkkreuth, Portmann, Rausch. — Von Porträts erwähnen wir vor allen Noctings vortreffliches Bildniß des Malers Lentze. Bei lebendiger natürlicher Auffassung und einfacher wahrer Wirkung ist es auch noch besonders die gediegene, schlichte Behandlung, die von allen technischen Kunststücken sich fernhält, und der es nur um den richtigen Ein¬ druck zu thun ist, an dem wir uns erfreuen. Wir bekommen den Eindruck wirk¬ lichen Lebens. Das Porträt kann sich de» besten würdig zur Seite stellen. Bei Richters sehr guten Porträts sehen wir schon vielmehr die Absicht, es so oder so zu stimmen; wir merken die technischen Mittel und kommen eher dazu, die Geschicktheit des Malers zu bewundern, als zu dem lebendigen Ein¬ druck der dargestellten Personen; namentlich bei seinem sonst sehr schönen männ¬ lichen Porträt. Von Magnus sahen wir wol sonst bedeutenderes, wenn schon die meister¬ hafte Gewandtheit auch hier nicht zu verkennen ist. — Begas hat sonst ent¬ schieden bessere Bildnisse geliefert, die hier befindlichen sind ziemlich unbedeutend. — Dagegen hat Krüger, wenn auch seine übrigen Porträts etwas Trocknes haben, in dem des Prinzen Adalbert ein sehr lebendiges lebensfrisches Bild gegeben, das freilich in Colorit und Technik nicht grade bedeutend ist. Dann ist noch ein weibliches Porträt von C. Sohn zu erwähnen, das in der bekannten Weise des Meisters mit viel Geschmack und Eleganz gemacht ist; aber es hat doch etwas Gemachtes, in der Auffassung sowol, wie in dem etwas schwärzlichen, mehr gemalten als lebenathmenden Kolorit. Ein weibliches Porträt von Rosenfelder ist sehr lebendig in Auffassung und Zeichnung, aber trocken in der Farbe.-- Unter manchen verdienstlichen Bildhauerarbeiten erwähne ich einer Win- zerin von Drake, eine üppige, anmuthige Gestalt, die aber doch wol trotz der beabsichtigten Fülle etwas schlanker, weniger breit sein dürfte, das Gewand dürfte lebendiger behandelt sein. Ein betender Engel von Drake, Medaitton- relief in Gyps ist hübsch, aber etwas zu naturalistisch. Vortrefflich ausgeführt ist eine Madonna von Steinhäuser, nament¬ lich sind die Gewänder außerordentlich schön; aber die Köpfe der Madonna wie des Kindes sind in Ausdruck und Form nicht bedeutend genug. Eine Figur voll anmuthig lebendiger Bewegung ist ein trunkener Faun von Sußmann (nur Gypsmodell). Die unfähig behagliche Schwere des Kopfs und der Glieder im Zustande süßer Trunkenheit ist in höchst prägnanter Weise und dabei mit vieler Grazie veranschaulicht; dazu ist die nackte Figur von sehr schöner schlanker Form, und die Behandlung des Fleisches von lebendigem Reiz.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/218>, abgerufen am 22.07.2024.