Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.ihnen zu Gebote stehenden Mittel stützen. Ich will auch der Kenntniß und Ein¬ Mit dem Zuge gegen Sebastopol, er ende nun glücklich oder nicht, ist der erste Die hochtrabenden Artikel in englischen und französischen Blättern über die Zu¬ on*
ihnen zu Gebote stehenden Mittel stützen. Ich will auch der Kenntniß und Ein¬ Mit dem Zuge gegen Sebastopol, er ende nun glücklich oder nicht, ist der erste Die hochtrabenden Artikel in englischen und französischen Blättern über die Zu¬ on*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281674"/> <p xml:id="ID_1553" prev="#ID_1552"> ihnen zu Gebote stehenden Mittel stützen. Ich will auch der Kenntniß und Ein¬<lb/> sicht der Führer mein Vertrauen nicht versagen, allein man muß sich doch zugleich<lb/> gestehen, daß die Unternehmung auch gegen die Elemente zu kämpfen haben kann,<lb/> daß es bei einem so complicirten Zuge auf die genaueste Ausführung jeder verab¬<lb/> redeten Einzelheit ankomme — und von wie vielerlei Umständen hängt diese nicht<lb/> ab? Wir hoffen trotz allem auf das Gelingen; aber wie die Sache auch immer<lb/> ablaufen mag, sie hätte in anderer Form begonnen werden müssen. Wenn wir<lb/> bedenken, wieviel Zeit zur Ueberlegung, zur Erforschung der Terrainverhältuisse,<lb/> Zur Prüfung aller Umstände gewesen und daß man nun so Knall und Fall darauf<lb/> losgeht, um zu handeln, weil denn doch etwas gethan werden müsse diesen<lb/> Schein abzuwenden, hätte eifrigste Sorge der Führer sein sollen. Ich will ans die<lb/> Gerüchte von Hamclius angeblicher Protestation nicht mehr Gewicht legen, als eine<lb/> unverbürgte Behauptung verdient. Ich will nicht von dem Urtheile sprechen, das<lb/> die Pariser Fama dem Kriegsminister in den Mund legt, ich weiß, daß es bequem<lb/> und klug sei, den Weisen und Vorsichtigen zu spielen, denn im Falle des Gelin¬<lb/> gens vergißt man über der Freude am Siege diese griechischen Orakelsprüche und<lb/> wendet es sich unglücklich, dann hat man alles vorhergesagt. Drückend ist blos<lb/> die Wahrnehmung, daß bis zum letzten Augenblicke nicht diejenige Uebereinstun-<lb/> wung, nicht die ineinandergreifende Entschlossenheit im Herzen der Regierungen,<lb/> i>» Busen der Führer wohnte, die ein solches Werk doch jedenfalls erheischt. Es<lb/> wuß aber etwas vorgehen, wenn die englischen Journale von Gegenbefehlen spre¬<lb/> chen, die nnr zu spät angekommen seien.</p><lb/> <p xml:id="ID_1554"> Mit dem Zuge gegen Sebastopol, er ende nun glücklich oder nicht, ist der erste<lb/> Act aus, ist der erste Feldzug geschlossen. Die Friedensdiplvmaten, die im Verlaufe<lb/> des Krieges gegen Rußland so oft schon sich nutzlose Unkosten gemacht haben, öff¬<lb/> nen neuerdings den Mund und glauben, der Winter werde ihnen Gelegenheit geben,<lb/> Recht zu behalten. Die heute im Moniteur anbefohlene neue Trupvcuauöhcbung<lb/> sagt in ihren Augen nichts, sie legen vielmehr Gewicht darauf, daß man dem Chari-<lb/> vari die Weisung gegeben, in seinen Zerrbildern auf den Kaiser von Rußland ehr¬<lb/> furchtsvoller sich zu geberden. Für sie hat die Rückkehr Kiselcffs nach Brüssel mehr<lb/> Bedeutuug. Hört man sie an. so hat König Leopold dem Frieden in Boulogne<lb/> '"ehe ohne Erfolg das Wort geredet. Fragen Sie aber, ob der Zug gegen Seba¬<lb/> stopol etwa bedeute, daß England und Frankreich von ihren auch durch die deutschen<lb/> Großmächte gebilligten Bedingungen (Minima!) zurückkommen oder ob des Zaren<lb/> abschlägige Antwort nach einer Demüthigung, nach einer Niederlage seiner Waffen<lb/> U" Angesichte seiner größten Festung ans gänzliche Reue von Seite eines so<lb/> stolzen Monarchen hoffen lasse — dann antwortet man mit Achselzucken oder mit einem<lb/> hochweisen von« voi i v/. —'</p><lb/> <p xml:id="ID_1555" next="#ID_1556"> Die hochtrabenden Artikel in englischen und französischen Blättern über die Zu¬<lb/> sammenkunft in Boulogne verrathen wenig Geschmack. Wir geben zu, daß das englisch-<lb/> französische Bündniß dadurch einen neuen Ausdruck gesunden habe, wir begreifen, daß<lb/> Louis Napoleon sich durch den Besuch des Königs der Belgier und des Königs von Portn-<lb/> Sai geschmeichelt flehte. Nach der Sprache, die man gegen ihn geführt, kann er das<lb/> wmerhin als eine Genugthuung betrachten. Wir haben schon einige Monate nach dem<lb/> Staatsstreiche mit Nachdruck auf die Thorheit der continentalen Mächte hingewiesen, die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> on*</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523]
ihnen zu Gebote stehenden Mittel stützen. Ich will auch der Kenntniß und Ein¬
sicht der Führer mein Vertrauen nicht versagen, allein man muß sich doch zugleich
gestehen, daß die Unternehmung auch gegen die Elemente zu kämpfen haben kann,
daß es bei einem so complicirten Zuge auf die genaueste Ausführung jeder verab¬
redeten Einzelheit ankomme — und von wie vielerlei Umständen hängt diese nicht
ab? Wir hoffen trotz allem auf das Gelingen; aber wie die Sache auch immer
ablaufen mag, sie hätte in anderer Form begonnen werden müssen. Wenn wir
bedenken, wieviel Zeit zur Ueberlegung, zur Erforschung der Terrainverhältuisse,
Zur Prüfung aller Umstände gewesen und daß man nun so Knall und Fall darauf
losgeht, um zu handeln, weil denn doch etwas gethan werden müsse diesen
Schein abzuwenden, hätte eifrigste Sorge der Führer sein sollen. Ich will ans die
Gerüchte von Hamclius angeblicher Protestation nicht mehr Gewicht legen, als eine
unverbürgte Behauptung verdient. Ich will nicht von dem Urtheile sprechen, das
die Pariser Fama dem Kriegsminister in den Mund legt, ich weiß, daß es bequem
und klug sei, den Weisen und Vorsichtigen zu spielen, denn im Falle des Gelin¬
gens vergißt man über der Freude am Siege diese griechischen Orakelsprüche und
wendet es sich unglücklich, dann hat man alles vorhergesagt. Drückend ist blos
die Wahrnehmung, daß bis zum letzten Augenblicke nicht diejenige Uebereinstun-
wung, nicht die ineinandergreifende Entschlossenheit im Herzen der Regierungen,
i>» Busen der Führer wohnte, die ein solches Werk doch jedenfalls erheischt. Es
wuß aber etwas vorgehen, wenn die englischen Journale von Gegenbefehlen spre¬
chen, die nnr zu spät angekommen seien.
Mit dem Zuge gegen Sebastopol, er ende nun glücklich oder nicht, ist der erste
Act aus, ist der erste Feldzug geschlossen. Die Friedensdiplvmaten, die im Verlaufe
des Krieges gegen Rußland so oft schon sich nutzlose Unkosten gemacht haben, öff¬
nen neuerdings den Mund und glauben, der Winter werde ihnen Gelegenheit geben,
Recht zu behalten. Die heute im Moniteur anbefohlene neue Trupvcuauöhcbung
sagt in ihren Augen nichts, sie legen vielmehr Gewicht darauf, daß man dem Chari-
vari die Weisung gegeben, in seinen Zerrbildern auf den Kaiser von Rußland ehr¬
furchtsvoller sich zu geberden. Für sie hat die Rückkehr Kiselcffs nach Brüssel mehr
Bedeutuug. Hört man sie an. so hat König Leopold dem Frieden in Boulogne
'"ehe ohne Erfolg das Wort geredet. Fragen Sie aber, ob der Zug gegen Seba¬
stopol etwa bedeute, daß England und Frankreich von ihren auch durch die deutschen
Großmächte gebilligten Bedingungen (Minima!) zurückkommen oder ob des Zaren
abschlägige Antwort nach einer Demüthigung, nach einer Niederlage seiner Waffen
U" Angesichte seiner größten Festung ans gänzliche Reue von Seite eines so
stolzen Monarchen hoffen lasse — dann antwortet man mit Achselzucken oder mit einem
hochweisen von« voi i v/. —'
Die hochtrabenden Artikel in englischen und französischen Blättern über die Zu¬
sammenkunft in Boulogne verrathen wenig Geschmack. Wir geben zu, daß das englisch-
französische Bündniß dadurch einen neuen Ausdruck gesunden habe, wir begreifen, daß
Louis Napoleon sich durch den Besuch des Königs der Belgier und des Königs von Portn-
Sai geschmeichelt flehte. Nach der Sprache, die man gegen ihn geführt, kann er das
wmerhin als eine Genugthuung betrachten. Wir haben schon einige Monate nach dem
Staatsstreiche mit Nachdruck auf die Thorheit der continentalen Mächte hingewiesen, die
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