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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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ren Linien enthalten; in der mittleren, wie im Hebräischen und Arabischen von
rechts nach links zu lesen, erscheint der Name und Vorname Remeses >it.,
und noch sechszehn Vornamen; die dritte untere nennt wiederholt Vornamen
und.Namen Remeses III, Die untere Linie enthält neunzehn Felder; in der
oberen fehlen sechs Felder, und sie enthält dreizehn Vornamen; in der mittleren
fehlt ein Feld rechts. Oben ist die Tafel von Abidos durch irgend einen dumm-
boßhaften Barbaren zerstört, der wahrlich eine türkische Bastonnade verdiente.
In den noch übrigen vier, zum Theil zerstörten Gemächern entdeckt mau aus¬
gemeißelte bemalte Verzierungen, die Ringe Remeses it. und III,, und Menschen¬
figuren mit in Hieroglyphen bezeichneten Schilden -- auf den Porphyrpilastern
den Mendes, die Isis, Hieroglyphen, und die Ringe Remeses des Großen.
Auch hier findet man nördlich außerhalb dem, was einst die Stadt gewesen
sein muß, eine große Menge von Grabgemächern, die sich bis in die Felsen-
wände des lybischen Gebirges erstrecken. Wenn man dort forschte, dürfte man
vielleicht noch einige Aufschlüsse erhalten, obwol die meisten dieser Gräber ge¬
schändet und geplündert sind. Am jenseitigen User des Nils sind die Ruinen
von Lepidotum, von dem nur noch schwache Spuren zu gewahren sind-
Der Nil, welcher bisher aus südöstlicher Richtung kam, macht hier eine sanfte
Wendung, so daß er aus Ostsüdost bei Ost herabströmt.

Denderal) oder Berbel) ist das alte Tentira; ich habe noch wenige
Ruinen geschaut, welche einen so lebhaften Eindruck auf mich machten, als diese.
Alles ist lebendig und wie neu; der Baustil ist so rein und zart, als man ihn
nirgends findet. Das kömmt daher, weil eine schöne, geistreiche und den Künsten
holde, wenn auch wegen ihrer Ausschweifungen verrufene Königin diese herr¬
lichen Tempel und diese Stadt gegründet hat. Sie sind ein Werk der Neu¬
zeit im Vergleiche zu den alrägyptischen Bauten, obwol mit Sorgfalt der alt¬
ägyptische Stil beibehalten ist, wie überhaupt sowol die griechischen als rö"r-
öchelt Nachfolger der Pharaonen aus kluger Politik stets dem Geiste der Nation
zu schmeicheln suchten; selbst das mächtige Rom hat dieselbe noch lange unter
den Imperatoren fortgesetzt, und dadurch vielleicht ebensoviel alö mit seinen
Legionen ausgerichtet. Dunkelfarbige Schuttberge weisen auf die einstige Stelle
der Stadt hin; sie liegt da, wo die Wüste beginnt, eine halbe Meile von den
Usern des ewigen Stromes. Das erste, was ich besuchte, war der Isistempel
-- weil ich mir gewöhnlich das Beste und Schönste bis zuletzt aufhebe. Von
diesem stehen noch drei schöne Hallen, welche keine Fenster haben, sondern
das Licht von oben durch viereckige Oeffnungen erhalten. Diese sind mit Lotos¬
blüten geziert, und dehnen sich gegen das Innere abwärts aus. In den
Ringen fand ich den Namen des Cäsaren Claudius Nero. Unweit von si"
traf ich Spuren von anderen Tempeln und Ruinen aus ägyptischen Ziegel"
bestehend. Nun wandte ich mich zum Tempel der Aphrodite, dem herrlichsten


ren Linien enthalten; in der mittleren, wie im Hebräischen und Arabischen von
rechts nach links zu lesen, erscheint der Name und Vorname Remeses >it.,
und noch sechszehn Vornamen; die dritte untere nennt wiederholt Vornamen
und.Namen Remeses III, Die untere Linie enthält neunzehn Felder; in der
oberen fehlen sechs Felder, und sie enthält dreizehn Vornamen; in der mittleren
fehlt ein Feld rechts. Oben ist die Tafel von Abidos durch irgend einen dumm-
boßhaften Barbaren zerstört, der wahrlich eine türkische Bastonnade verdiente.
In den noch übrigen vier, zum Theil zerstörten Gemächern entdeckt mau aus¬
gemeißelte bemalte Verzierungen, die Ringe Remeses it. und III,, und Menschen¬
figuren mit in Hieroglyphen bezeichneten Schilden — auf den Porphyrpilastern
den Mendes, die Isis, Hieroglyphen, und die Ringe Remeses des Großen.
Auch hier findet man nördlich außerhalb dem, was einst die Stadt gewesen
sein muß, eine große Menge von Grabgemächern, die sich bis in die Felsen-
wände des lybischen Gebirges erstrecken. Wenn man dort forschte, dürfte man
vielleicht noch einige Aufschlüsse erhalten, obwol die meisten dieser Gräber ge¬
schändet und geplündert sind. Am jenseitigen User des Nils sind die Ruinen
von Lepidotum, von dem nur noch schwache Spuren zu gewahren sind-
Der Nil, welcher bisher aus südöstlicher Richtung kam, macht hier eine sanfte
Wendung, so daß er aus Ostsüdost bei Ost herabströmt.

Denderal) oder Berbel) ist das alte Tentira; ich habe noch wenige
Ruinen geschaut, welche einen so lebhaften Eindruck auf mich machten, als diese.
Alles ist lebendig und wie neu; der Baustil ist so rein und zart, als man ihn
nirgends findet. Das kömmt daher, weil eine schöne, geistreiche und den Künsten
holde, wenn auch wegen ihrer Ausschweifungen verrufene Königin diese herr¬
lichen Tempel und diese Stadt gegründet hat. Sie sind ein Werk der Neu¬
zeit im Vergleiche zu den alrägyptischen Bauten, obwol mit Sorgfalt der alt¬
ägyptische Stil beibehalten ist, wie überhaupt sowol die griechischen als rö»r-
öchelt Nachfolger der Pharaonen aus kluger Politik stets dem Geiste der Nation
zu schmeicheln suchten; selbst das mächtige Rom hat dieselbe noch lange unter
den Imperatoren fortgesetzt, und dadurch vielleicht ebensoviel alö mit seinen
Legionen ausgerichtet. Dunkelfarbige Schuttberge weisen auf die einstige Stelle
der Stadt hin; sie liegt da, wo die Wüste beginnt, eine halbe Meile von den
Usern des ewigen Stromes. Das erste, was ich besuchte, war der Isistempel
— weil ich mir gewöhnlich das Beste und Schönste bis zuletzt aufhebe. Von
diesem stehen noch drei schöne Hallen, welche keine Fenster haben, sondern
das Licht von oben durch viereckige Oeffnungen erhalten. Diese sind mit Lotos¬
blüten geziert, und dehnen sich gegen das Innere abwärts aus. In den
Ringen fand ich den Namen des Cäsaren Claudius Nero. Unweit von si"
traf ich Spuren von anderen Tempeln und Ruinen aus ägyptischen Ziegel»
bestehend. Nun wandte ich mich zum Tempel der Aphrodite, dem herrlichsten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/520>, abgerufen am 06.10.2024.