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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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Erwarten retten sollte, würde die doppelte Anzahl unerläßlich sein. Damit
aber wären wir nicht nur einem Bündniß der .beiden nordischen Mächte, son¬
dern auch im Eiuzelkampf Holland überlegen und außerdem allen Seestaaten
des Mittelmeers, mit einziger Ausnahme Frankreichs. Ja selbst Nordamerika
würde, wenn es den Bestand seines heutigen Materials nicht vermehrt, außer
Stande sein, uns in der Nähe etwas anzuhaben.

Sechs Schraubenzweidecker wären für die deutsche Großmacht an der
Ostsee daher schon etwas sehr Wünschenswerthes. Gleichwie man den Hafen
in der Jahde erworben, wird man den von Wismar wol unschwer sich er¬
schließen können; und hier hinter der Insel Pol würde es an ausreichend
tiefem Wasser nicht mangeln. Dennoch wären wir mit dem allen noch nicht
die erste Seemacht im baltischen Meer; denn Rußland verfügt daselbst über
achtundzwanzig Linienschiffe, und die Uebungöfahrten dieser formidablen Flotte
haben den Beweis geliefert, daß eS sie zu bemannen vermag. Ich räume
aber ein, daß, ohne die Hoffnung hegen zu dürfen, die Ostsee zu beherrschen,
ein bedeutender Marineauswand, wie der sein dürste, welchen die Herstellung
der vom Prinzen Adalbert in seiner bekannten Denkschrift empfohlenen Escadre
von zehn Schraubenzweideckern erforderte/ sich nicht würde rechtfertigen lassen-
Es war dies e in e Bedenken, welches jenes umfassende Project gegen sich hatte,
indeß M, wie die Dinge nunmehr stehen, mindestens die Möglichkeit vor¬
handen, daß es hinweggeräumt werden wird.

Wenn das große Ereigniß, welches in diesem Augenblick alle Welt er¬
wartet, eintreten sollte, wenn Napier mit seiner mächtigen Flotte Kronstäbe
wegnähme und der russischen Seemacht damit den Todesstoß beibrachte: dann
wäre der Augenblick gekommen, wo Deutschland, wo im besondern Preußen
durch eine rasche und entschlossene Zusammennähme seiner Kräfte das Ueber¬
gewicht seiner Flagge im baltischen Meere für immer feststellen könnte. 3^
führe diese Betrachtung nicht weiter aus, behalte mir aber vor, auf den be¬
rührten Fragepunkt in Kürze wieder zurückzukommen.




Neue Romane.

Unter den neuen Romanen, die wir zu besprechen haben, finden sich zwar
manche, die einzelne interessante Seiten darbieten, allein es ist uns schon lange
nicht das Glück zu Theil geworden, einem wirklich der Literaturgeschichte att-
gehörigen Werke zu begegnen. Vielleicht werden es uns daher unsre Leser Dank
wissen, wenn wir das etwas einförmige Gemälde hin und wieder durch die Er¬
innerung an ältere, bedeutendere Werke unterbrechen. Und so erlauben wir


Erwarten retten sollte, würde die doppelte Anzahl unerläßlich sein. Damit
aber wären wir nicht nur einem Bündniß der .beiden nordischen Mächte, son¬
dern auch im Eiuzelkampf Holland überlegen und außerdem allen Seestaaten
des Mittelmeers, mit einziger Ausnahme Frankreichs. Ja selbst Nordamerika
würde, wenn es den Bestand seines heutigen Materials nicht vermehrt, außer
Stande sein, uns in der Nähe etwas anzuhaben.

Sechs Schraubenzweidecker wären für die deutsche Großmacht an der
Ostsee daher schon etwas sehr Wünschenswerthes. Gleichwie man den Hafen
in der Jahde erworben, wird man den von Wismar wol unschwer sich er¬
schließen können; und hier hinter der Insel Pol würde es an ausreichend
tiefem Wasser nicht mangeln. Dennoch wären wir mit dem allen noch nicht
die erste Seemacht im baltischen Meer; denn Rußland verfügt daselbst über
achtundzwanzig Linienschiffe, und die Uebungöfahrten dieser formidablen Flotte
haben den Beweis geliefert, daß eS sie zu bemannen vermag. Ich räume
aber ein, daß, ohne die Hoffnung hegen zu dürfen, die Ostsee zu beherrschen,
ein bedeutender Marineauswand, wie der sein dürste, welchen die Herstellung
der vom Prinzen Adalbert in seiner bekannten Denkschrift empfohlenen Escadre
von zehn Schraubenzweideckern erforderte/ sich nicht würde rechtfertigen lassen-
Es war dies e in e Bedenken, welches jenes umfassende Project gegen sich hatte,
indeß M, wie die Dinge nunmehr stehen, mindestens die Möglichkeit vor¬
handen, daß es hinweggeräumt werden wird.

Wenn das große Ereigniß, welches in diesem Augenblick alle Welt er¬
wartet, eintreten sollte, wenn Napier mit seiner mächtigen Flotte Kronstäbe
wegnähme und der russischen Seemacht damit den Todesstoß beibrachte: dann
wäre der Augenblick gekommen, wo Deutschland, wo im besondern Preußen
durch eine rasche und entschlossene Zusammennähme seiner Kräfte das Ueber¬
gewicht seiner Flagge im baltischen Meere für immer feststellen könnte. 3^
führe diese Betrachtung nicht weiter aus, behalte mir aber vor, auf den be¬
rührten Fragepunkt in Kürze wieder zurückzukommen.




Neue Romane.

Unter den neuen Romanen, die wir zu besprechen haben, finden sich zwar
manche, die einzelne interessante Seiten darbieten, allein es ist uns schon lange
nicht das Glück zu Theil geworden, einem wirklich der Literaturgeschichte att-
gehörigen Werke zu begegnen. Vielleicht werden es uns daher unsre Leser Dank
wissen, wenn wir das etwas einförmige Gemälde hin und wieder durch die Er¬
innerung an ältere, bedeutendere Werke unterbrechen. Und so erlauben wir


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[0336] Erwarten retten sollte, würde die doppelte Anzahl unerläßlich sein. Damit aber wären wir nicht nur einem Bündniß der .beiden nordischen Mächte, son¬ dern auch im Eiuzelkampf Holland überlegen und außerdem allen Seestaaten des Mittelmeers, mit einziger Ausnahme Frankreichs. Ja selbst Nordamerika würde, wenn es den Bestand seines heutigen Materials nicht vermehrt, außer Stande sein, uns in der Nähe etwas anzuhaben. Sechs Schraubenzweidecker wären für die deutsche Großmacht an der Ostsee daher schon etwas sehr Wünschenswerthes. Gleichwie man den Hafen in der Jahde erworben, wird man den von Wismar wol unschwer sich er¬ schließen können; und hier hinter der Insel Pol würde es an ausreichend tiefem Wasser nicht mangeln. Dennoch wären wir mit dem allen noch nicht die erste Seemacht im baltischen Meer; denn Rußland verfügt daselbst über achtundzwanzig Linienschiffe, und die Uebungöfahrten dieser formidablen Flotte haben den Beweis geliefert, daß eS sie zu bemannen vermag. Ich räume aber ein, daß, ohne die Hoffnung hegen zu dürfen, die Ostsee zu beherrschen, ein bedeutender Marineauswand, wie der sein dürste, welchen die Herstellung der vom Prinzen Adalbert in seiner bekannten Denkschrift empfohlenen Escadre von zehn Schraubenzweideckern erforderte/ sich nicht würde rechtfertigen lassen- Es war dies e in e Bedenken, welches jenes umfassende Project gegen sich hatte, indeß M, wie die Dinge nunmehr stehen, mindestens die Möglichkeit vor¬ handen, daß es hinweggeräumt werden wird. Wenn das große Ereigniß, welches in diesem Augenblick alle Welt er¬ wartet, eintreten sollte, wenn Napier mit seiner mächtigen Flotte Kronstäbe wegnähme und der russischen Seemacht damit den Todesstoß beibrachte: dann wäre der Augenblick gekommen, wo Deutschland, wo im besondern Preußen durch eine rasche und entschlossene Zusammennähme seiner Kräfte das Ueber¬ gewicht seiner Flagge im baltischen Meere für immer feststellen könnte. 3^ führe diese Betrachtung nicht weiter aus, behalte mir aber vor, auf den be¬ rührten Fragepunkt in Kürze wieder zurückzukommen. Neue Romane. Unter den neuen Romanen, die wir zu besprechen haben, finden sich zwar manche, die einzelne interessante Seiten darbieten, allein es ist uns schon lange nicht das Glück zu Theil geworden, einem wirklich der Literaturgeschichte att- gehörigen Werke zu begegnen. Vielleicht werden es uns daher unsre Leser Dank wissen, wenn wir das etwas einförmige Gemälde hin und wieder durch die Er¬ innerung an ältere, bedeutendere Werke unterbrechen. Und so erlauben wir

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/336>, abgerufen am 27.07.2024.