Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.uns, jenseits des Dewnosees zog eine lange Bergkette entlang, deren Gipfel Welche andere Waldesnatur hier wie im lieben Deutschland! Bei uns Der Art war die Scenerie rechts und links vom Wege mehre Stunden Als wir endlich das Seegebiet verlassen hatten, wurde die Umsicht enger, Wunderbare Felsformationen schaut man in diesen Vorbergen des Balkan. uns, jenseits des Dewnosees zog eine lange Bergkette entlang, deren Gipfel Welche andere Waldesnatur hier wie im lieben Deutschland! Bei uns Der Art war die Scenerie rechts und links vom Wege mehre Stunden Als wir endlich das Seegebiet verlassen hatten, wurde die Umsicht enger, Wunderbare Felsformationen schaut man in diesen Vorbergen des Balkan. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281339"/> <p xml:id="ID_579" prev="#ID_578"> uns, jenseits des Dewnosees zog eine lange Bergkette entlang, deren Gipfel<lb/> einige tausend Fuß Höhe haben mochten, und fast parallel mit ihr befand sich<lb/> hart rechts eine andre Kette, deren niedrige Ausläufer unsren Pfad ohne Un°<lb/> terlaß zu Ausbiegungen und Krümmungen veranlaßten. Die Berge waren mit<lb/> Waldwuchö bedeckt, der indeß nur ausnahmsweise eine an unsre stattlichen<lb/> Forste mahnende Höhe erreichte, und zumeist krüppelhaft war, aus denselben<lb/> Gründen, welche auch in Macedonien sein höheres Auskommen verhindern-<lb/> Außerdem standen die Bäume undicht. Brand und Stürme hatten unter ihnen<lb/> entsetzliche Verheerungen angerichtet; hier und dort lagen mächtige entwurzelte<lb/> Stämme als redende Zeugen für die gewaltige Macht der vom Eurin her in<lb/> das Binnenland einbrechenden Winterorkane. Wiederum waren dann große<lb/> Plätze mit halbverbrannten Baumstämmen bestanden, aus deren im Boden<lb/> stehen gebliebenen, tief ruhenden Wurzeln bereits neues Leben in Gestalt üp¬<lb/> piger, vielfach geästeter Triebe aufschoß.</p><lb/> <p xml:id="ID_580"> Welche andere Waldesnatur hier wie im lieben Deutschland! Bei uns<lb/> im Harz, im thüringer Wald, im Erzgebirge hauchen die Forste schon aus der<lb/> Ferne einen aromatischen Dust. Man. tritt in sie ein, wie aus einer Welt<lb/> des Lichtes in die der Schatten. Hohe, ehrwürdige Stämme ringsumher,<lb/> die Kronen so voll, die Zweige so dicht, daß es keine Metapher ist, wenn man<lb/> von einem grünen Dach redet, welches über den ganzen Waldesumfang hin-<lb/> gebreitet ist. Von dem allen hier nichts. Die Bäume klein, nur ausnahms¬<lb/> weise hoch und stämmig; zwischen ihnen allerwärts weite öde Plätze und der<lb/> junge Nachwuchs, ungeachtet unvergleichlicher Ueppigkeit schon in seinen Ent-<lb/> wicklungsjahren von den nichts schonenden Viehherden zernagt, geknickt und<lb/> zertreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_581"> Der Art war die Scenerie rechts und links vom Wege mehre Stunden<lb/> weit. Immer behielten wir den Dewnosee zur Seite, oder mindestens doch in<lb/> Sicht. Ich überzeugte mich dabei von der großen Stärke dieser Vertheidigungs-<lb/> linie, die von doppelter Bedeutung ist, weil sie ihre Direction auf Schumla<lb/> zu nimmt und mithin der zweiten aus dem andern Ufer hinlaufenden Ver¬<lb/> bindungslinie zwischen Varna und jener wichtigen Position, die das große<lb/> Bollwerk des Reiches genannt werden kann, die Flanke deckt.</p><lb/> <p xml:id="ID_582"> Als wir endlich das Seegebiet verlassen hatten, wurde die Umsicht enger,<lb/> der Horizont begrenzter. Eine Strecke weit behielten wir den Fluß Dewno<lb/> noch zur Seite und verloren ihn dann aus den Augen. Um Mittag nahmen<lb/> wir das Frühstück bei einem Brunnen unter dem Schatten hoher Eichen ein,<lb/> ließen unsre Pferde tränken und setzten alsdann unsre Reise mit frischen Kräften<lb/> weiter fort.</p><lb/> <p xml:id="ID_583" next="#ID_584"> Wunderbare Felsformationen schaut man in diesen Vorbergen des Balkan.<lb/> Die Höhen steigen meistens mit schroffen Hängen an und enden oben</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
uns, jenseits des Dewnosees zog eine lange Bergkette entlang, deren Gipfel
einige tausend Fuß Höhe haben mochten, und fast parallel mit ihr befand sich
hart rechts eine andre Kette, deren niedrige Ausläufer unsren Pfad ohne Un°
terlaß zu Ausbiegungen und Krümmungen veranlaßten. Die Berge waren mit
Waldwuchö bedeckt, der indeß nur ausnahmsweise eine an unsre stattlichen
Forste mahnende Höhe erreichte, und zumeist krüppelhaft war, aus denselben
Gründen, welche auch in Macedonien sein höheres Auskommen verhindern-
Außerdem standen die Bäume undicht. Brand und Stürme hatten unter ihnen
entsetzliche Verheerungen angerichtet; hier und dort lagen mächtige entwurzelte
Stämme als redende Zeugen für die gewaltige Macht der vom Eurin her in
das Binnenland einbrechenden Winterorkane. Wiederum waren dann große
Plätze mit halbverbrannten Baumstämmen bestanden, aus deren im Boden
stehen gebliebenen, tief ruhenden Wurzeln bereits neues Leben in Gestalt üp¬
piger, vielfach geästeter Triebe aufschoß.
Welche andere Waldesnatur hier wie im lieben Deutschland! Bei uns
im Harz, im thüringer Wald, im Erzgebirge hauchen die Forste schon aus der
Ferne einen aromatischen Dust. Man. tritt in sie ein, wie aus einer Welt
des Lichtes in die der Schatten. Hohe, ehrwürdige Stämme ringsumher,
die Kronen so voll, die Zweige so dicht, daß es keine Metapher ist, wenn man
von einem grünen Dach redet, welches über den ganzen Waldesumfang hin-
gebreitet ist. Von dem allen hier nichts. Die Bäume klein, nur ausnahms¬
weise hoch und stämmig; zwischen ihnen allerwärts weite öde Plätze und der
junge Nachwuchs, ungeachtet unvergleichlicher Ueppigkeit schon in seinen Ent-
wicklungsjahren von den nichts schonenden Viehherden zernagt, geknickt und
zertreten.
Der Art war die Scenerie rechts und links vom Wege mehre Stunden
weit. Immer behielten wir den Dewnosee zur Seite, oder mindestens doch in
Sicht. Ich überzeugte mich dabei von der großen Stärke dieser Vertheidigungs-
linie, die von doppelter Bedeutung ist, weil sie ihre Direction auf Schumla
zu nimmt und mithin der zweiten aus dem andern Ufer hinlaufenden Ver¬
bindungslinie zwischen Varna und jener wichtigen Position, die das große
Bollwerk des Reiches genannt werden kann, die Flanke deckt.
Als wir endlich das Seegebiet verlassen hatten, wurde die Umsicht enger,
der Horizont begrenzter. Eine Strecke weit behielten wir den Fluß Dewno
noch zur Seite und verloren ihn dann aus den Augen. Um Mittag nahmen
wir das Frühstück bei einem Brunnen unter dem Schatten hoher Eichen ein,
ließen unsre Pferde tränken und setzten alsdann unsre Reise mit frischen Kräften
weiter fort.
Wunderbare Felsformationen schaut man in diesen Vorbergen des Balkan.
Die Höhen steigen meistens mit schroffen Hängen an und enden oben
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