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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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athmet. Diese LagevertMnisse machen Pan zu einem vorzüglich geeigneten
Winteraufenthaltsort für Kranke, namentlich aber für Brustkranke, denn wenn
auch die Berge sich mit Schnee und Eis bedecken, in der Ebene selbst treten
nur selten Schneegestöber ein, nie aber die jähen Temperaturwechsel, die rauhen
oder trockenen Winde, welche an den gepriesenen Stapelplätzen sür Kranke in
Italien den Winteraufenthalt oft so verleiden. Die zweite Hälfte deö Fe¬
bruar bringt hier gewöhnlich den Frühling und erst der Juli die heiße Zeit;
Kranke, welche ich sprach, betheuerten mir> daß sie sich weder in Rom, noch in Pisa
oder Nizza während des Winters je so wohl gefühlt hätten als hier. Der Zu¬
zug von Fremden ist daher in Pan sehr bedeutend und hat sich mit ihnen
einerseits ein gewisser angenehmer Comfort eingefunden, so muß man andrer¬
seits der Einwohnerschaft lassen, daß ihre Biederkeit und Einfachheit von den
fremden Elementen nicht gelitten hat. Pan ist außer seines Klimas noch wich¬
tig wegen seiner Lage als Hauptstadt der Provinz. Die Poststraßen, welche
in die so berühmten nahen Badeorte Eaur bonnes, Barsges, Bagneres in.
führen,, vereinigen sich hier und da die Brustkranker, welche im Sommer Eaur
bonnes oder andere die Baröges besuchen, meist auf einen mehrjährigen Gebrauch
angewiesen sind, so liegt es sehr nahe, daß sie in Pan bleiben, solange die
rauhe Jahreszeit den Aufenthalt im Gebirge unmöglich macht. Man denke
sich die Stadt jedoch nicht etwa als ein großes Hospital; im Gegentheil, die
Gesichter der Reconvalescenten, die Liste der Winterbälle und Gesellschaften la¬
den vielmehr zum Bleiben als zum Gehen ein.

Wir wollten nur kurze Zeit unter den Basken leben, um die herrlichen
Thäler und Felsenberge kennen zu lernen, welche dieser sonst so freiheitsliebende
Stamm unerschrocken gegen Römer und Mauren und einst selbst gegen die
Eingriffe der französischen und spanischen Regierung in seine Vorrechte ver¬
theidigte. Wir fanden freundliche, biedere und aufmerksame Menschen, ein
echtes Bergvolk, das auf uns den angenehmsten Eindruck machte. Den
Dienstag war Markttag und eS wimmelte aus dem Platze und in der bedeckten
Verkaufshalle von Landleuten, die mit dem breiten, schiefsttzenden Filzbaret,
der Bovna, der wollenen Jacke, Gamaschen und Holzschuhen, einige mit der
violetten oder rothen spanischen Schürze um den Leib und langem Haar ori¬
ginell genug aussehen. Die Weiber und Mädchen, in ganz gewöhnlicher Land¬
tracht, nur ein buntes Tuch turbanartig um den Kopf geschlungen, aus dem
das volle Haar oft in dicken Flechten hervorquoll, überraschten uns durch ihre
Schönheit. Es sind meist üppige Gestalten, echt weiblich gebaut, mit voller
Büste, vollen Armen, feinem Knöchel und schönen Gesichtszügen; aus den
großen, dunklen oder blauen Augen, von den frischen Lippen lacht Gesundheit
und Lebenslust. Arm in Arm tänzelten sie umher, schelmische Blicke spendend.
In Pan kann man mit einem Pariser Pin?e-nez noch ungeheure Sensation


athmet. Diese LagevertMnisse machen Pan zu einem vorzüglich geeigneten
Winteraufenthaltsort für Kranke, namentlich aber für Brustkranke, denn wenn
auch die Berge sich mit Schnee und Eis bedecken, in der Ebene selbst treten
nur selten Schneegestöber ein, nie aber die jähen Temperaturwechsel, die rauhen
oder trockenen Winde, welche an den gepriesenen Stapelplätzen sür Kranke in
Italien den Winteraufenthalt oft so verleiden. Die zweite Hälfte deö Fe¬
bruar bringt hier gewöhnlich den Frühling und erst der Juli die heiße Zeit;
Kranke, welche ich sprach, betheuerten mir> daß sie sich weder in Rom, noch in Pisa
oder Nizza während des Winters je so wohl gefühlt hätten als hier. Der Zu¬
zug von Fremden ist daher in Pan sehr bedeutend und hat sich mit ihnen
einerseits ein gewisser angenehmer Comfort eingefunden, so muß man andrer¬
seits der Einwohnerschaft lassen, daß ihre Biederkeit und Einfachheit von den
fremden Elementen nicht gelitten hat. Pan ist außer seines Klimas noch wich¬
tig wegen seiner Lage als Hauptstadt der Provinz. Die Poststraßen, welche
in die so berühmten nahen Badeorte Eaur bonnes, Barsges, Bagneres in.
führen,, vereinigen sich hier und da die Brustkranker, welche im Sommer Eaur
bonnes oder andere die Baröges besuchen, meist auf einen mehrjährigen Gebrauch
angewiesen sind, so liegt es sehr nahe, daß sie in Pan bleiben, solange die
rauhe Jahreszeit den Aufenthalt im Gebirge unmöglich macht. Man denke
sich die Stadt jedoch nicht etwa als ein großes Hospital; im Gegentheil, die
Gesichter der Reconvalescenten, die Liste der Winterbälle und Gesellschaften la¬
den vielmehr zum Bleiben als zum Gehen ein.

Wir wollten nur kurze Zeit unter den Basken leben, um die herrlichen
Thäler und Felsenberge kennen zu lernen, welche dieser sonst so freiheitsliebende
Stamm unerschrocken gegen Römer und Mauren und einst selbst gegen die
Eingriffe der französischen und spanischen Regierung in seine Vorrechte ver¬
theidigte. Wir fanden freundliche, biedere und aufmerksame Menschen, ein
echtes Bergvolk, das auf uns den angenehmsten Eindruck machte. Den
Dienstag war Markttag und eS wimmelte aus dem Platze und in der bedeckten
Verkaufshalle von Landleuten, die mit dem breiten, schiefsttzenden Filzbaret,
der Bovna, der wollenen Jacke, Gamaschen und Holzschuhen, einige mit der
violetten oder rothen spanischen Schürze um den Leib und langem Haar ori¬
ginell genug aussehen. Die Weiber und Mädchen, in ganz gewöhnlicher Land¬
tracht, nur ein buntes Tuch turbanartig um den Kopf geschlungen, aus dem
das volle Haar oft in dicken Flechten hervorquoll, überraschten uns durch ihre
Schönheit. Es sind meist üppige Gestalten, echt weiblich gebaut, mit voller
Büste, vollen Armen, feinem Knöchel und schönen Gesichtszügen; aus den
großen, dunklen oder blauen Augen, von den frischen Lippen lacht Gesundheit
und Lebenslust. Arm in Arm tänzelten sie umher, schelmische Blicke spendend.
In Pan kann man mit einem Pariser Pin?e-nez noch ungeheure Sensation


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[0175] athmet. Diese LagevertMnisse machen Pan zu einem vorzüglich geeigneten Winteraufenthaltsort für Kranke, namentlich aber für Brustkranke, denn wenn auch die Berge sich mit Schnee und Eis bedecken, in der Ebene selbst treten nur selten Schneegestöber ein, nie aber die jähen Temperaturwechsel, die rauhen oder trockenen Winde, welche an den gepriesenen Stapelplätzen sür Kranke in Italien den Winteraufenthalt oft so verleiden. Die zweite Hälfte deö Fe¬ bruar bringt hier gewöhnlich den Frühling und erst der Juli die heiße Zeit; Kranke, welche ich sprach, betheuerten mir> daß sie sich weder in Rom, noch in Pisa oder Nizza während des Winters je so wohl gefühlt hätten als hier. Der Zu¬ zug von Fremden ist daher in Pan sehr bedeutend und hat sich mit ihnen einerseits ein gewisser angenehmer Comfort eingefunden, so muß man andrer¬ seits der Einwohnerschaft lassen, daß ihre Biederkeit und Einfachheit von den fremden Elementen nicht gelitten hat. Pan ist außer seines Klimas noch wich¬ tig wegen seiner Lage als Hauptstadt der Provinz. Die Poststraßen, welche in die so berühmten nahen Badeorte Eaur bonnes, Barsges, Bagneres in. führen,, vereinigen sich hier und da die Brustkranker, welche im Sommer Eaur bonnes oder andere die Baröges besuchen, meist auf einen mehrjährigen Gebrauch angewiesen sind, so liegt es sehr nahe, daß sie in Pan bleiben, solange die rauhe Jahreszeit den Aufenthalt im Gebirge unmöglich macht. Man denke sich die Stadt jedoch nicht etwa als ein großes Hospital; im Gegentheil, die Gesichter der Reconvalescenten, die Liste der Winterbälle und Gesellschaften la¬ den vielmehr zum Bleiben als zum Gehen ein. Wir wollten nur kurze Zeit unter den Basken leben, um die herrlichen Thäler und Felsenberge kennen zu lernen, welche dieser sonst so freiheitsliebende Stamm unerschrocken gegen Römer und Mauren und einst selbst gegen die Eingriffe der französischen und spanischen Regierung in seine Vorrechte ver¬ theidigte. Wir fanden freundliche, biedere und aufmerksame Menschen, ein echtes Bergvolk, das auf uns den angenehmsten Eindruck machte. Den Dienstag war Markttag und eS wimmelte aus dem Platze und in der bedeckten Verkaufshalle von Landleuten, die mit dem breiten, schiefsttzenden Filzbaret, der Bovna, der wollenen Jacke, Gamaschen und Holzschuhen, einige mit der violetten oder rothen spanischen Schürze um den Leib und langem Haar ori¬ ginell genug aussehen. Die Weiber und Mädchen, in ganz gewöhnlicher Land¬ tracht, nur ein buntes Tuch turbanartig um den Kopf geschlungen, aus dem das volle Haar oft in dicken Flechten hervorquoll, überraschten uns durch ihre Schönheit. Es sind meist üppige Gestalten, echt weiblich gebaut, mit voller Büste, vollen Armen, feinem Knöchel und schönen Gesichtszügen; aus den großen, dunklen oder blauen Augen, von den frischen Lippen lacht Gesundheit und Lebenslust. Arm in Arm tänzelten sie umher, schelmische Blicke spendend. In Pan kann man mit einem Pariser Pin?e-nez noch ungeheure Sensation

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/175>, abgerufen am 08.01.2025.