Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Wirth ein Gespräch an, wobei Graf Bertrand als Dollmetscher diente. Als Wenige Wochen später zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit, Unter den Beilagen sind die Berichte über die Einnahme von Capri, über Wirth ein Gespräch an, wobei Graf Bertrand als Dollmetscher diente. Als Wenige Wochen später zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit, Unter den Beilagen sind die Berichte über die Einnahme von Capri, über <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0438" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97143"/> <p xml:id="ID_1302" prev="#ID_1301"> Wirth ein Gespräch an, wobei Graf Bertrand als Dollmetscher diente. Als<lb/> Sir Williams älteste Enkelin ins Zimmer kam, meinte er, sie möchte wol zehn<lb/> Jahre alt sein. Als er erfuhr, daß sie nnr sieben sei, rief er sie zu sich, faßte<lb/> sie mit zwei Fingern bei der Nase und schob ihr ein Stück Lakrizen, das er aus<lb/> einer Schildkrotdose nahm, in den Mund. Sir William lud Napoleon zum<lb/> Frühstück ein, aber dies schlug der hohe Besuch aus und sagte, sie hätten ihr<lb/> Frühstück mitgebracht und möchten es lieber vor dem Hause essen. Sir William<lb/> bemühte sich, ihm dies auszureden, stellte ihm sein ganzes Haus zur Verfügung<lb/> und führte ihn in das Speisezimmer, wo er ihnen ein großes Stück frische But¬<lb/> ter auf dem Frühstücktisch zeigte, welches seine» Gästen zu Diensten stehe. Darauf<lb/> lächelte Napoleon und zupfte seinen Wirth beim Ohrläppchen, wie er zu thun<lb/> pflegte, wenn er seine Zufriedenheit zu erkennen geben wollte. Alsdann kehrten<lb/> sie in das Gesellschaftszimmer zurück, und Napoleon nahm seinen Platz auf dem<lb/> Sopha wieder ein. Kurz darauf kam eine von Sir Williams Töchtern, Mrs.<lb/> Greentree, mit ihrem jüngsten Kinde ans dem Arme ins Zimmer, und Napoleon<lb/> stand ans und lud sie mit einem Wink ein, auf dem Sopha Platz zu nehmen.<lb/> Zwei ihrer Mädchen wurden von dem leutseligen Gaste bei der Nasenspitze ge¬<lb/> faßt und erhielten ein Stückchen Lakrizen. Unterdessen hatte Graf Montholon auf<lb/> dem Rasenplatz vor dem Hanse einen Tisch gedeckt, und Sir William schickte ver¬<lb/> schiedene Deliccttessen hinaus. Als alles fertig war, wurde er eingeladen mit zu<lb/> frühstücken, und er begleitete seine Gäste hinaus und nahm eine Flasche Orange-<lb/> shrnb mit 4 Liqneurgläsern mit. Napoleon hatte ihm einen Platz an seiner rechten<lb/> Seite aufgehoben, und lud ihn ein, sich dorthin zu setzen. Nachdem sie gegessen,<lb/> füllte Napoleon ein Stutzglas mit Champagner für Sir William und eins für<lb/> sich, und trank dann ein Glas von dem Liqueur. Nun wurde Kaffee gebracht,<lb/> und der Exkaiser lud Mrs. Greeutree ein, mitzutrinken. Nachdem sie den Kaffee<lb/> gekostet, den sie sauer und von unangenehmem Geschmack fand, schenkte er ihr ein<lb/> Glas Shrub ^ein; dann stand alles auf und Napoleon führte Mrs. Greentree<lb/> in das Hans, wo er seinen frühern Platz auf dem Sopha wiedereinnahm und<lb/> sie neben sich setzen ließ. Im Laufe des Gesprächs kam er aus seine Lieblings¬<lb/> frage, ob Sir William Dovetou sich manchmal einen Rausch trinke? Auf die<lb/> Entgegnung der Mrs. Greentree, daß dies seit einigen Jahren nicht vorgekommen<lb/> sei, antwortete er mit einem „Bah!" und lenkte das Gespräch auf etwas An¬<lb/> deres. Kurz darauf stand er auf und »ahn Abschied.</p><lb/> <p xml:id="ID_1303"> Wenige Wochen später zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit,<lb/> welche dem Leben des Exkaisers ein Ende machte und es ist hier nur die Hart¬<lb/> näckigkeit hervorzuheben, mit der Napoleon die Zuziehung jedes englischen Arztes<lb/> verweigerte. Erst als es zu spät war, willigte er ein, l)r. Anode kommen zu<lb/> lassen. Der Statthalter sah ihn nur als Leiche wieder.</p><lb/> <p xml:id="ID_1304" next="#ID_1305"> Unter den Beilagen sind die Berichte über die Einnahme von Capri, über</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0438]
Wirth ein Gespräch an, wobei Graf Bertrand als Dollmetscher diente. Als
Sir Williams älteste Enkelin ins Zimmer kam, meinte er, sie möchte wol zehn
Jahre alt sein. Als er erfuhr, daß sie nnr sieben sei, rief er sie zu sich, faßte
sie mit zwei Fingern bei der Nase und schob ihr ein Stück Lakrizen, das er aus
einer Schildkrotdose nahm, in den Mund. Sir William lud Napoleon zum
Frühstück ein, aber dies schlug der hohe Besuch aus und sagte, sie hätten ihr
Frühstück mitgebracht und möchten es lieber vor dem Hause essen. Sir William
bemühte sich, ihm dies auszureden, stellte ihm sein ganzes Haus zur Verfügung
und führte ihn in das Speisezimmer, wo er ihnen ein großes Stück frische But¬
ter auf dem Frühstücktisch zeigte, welches seine» Gästen zu Diensten stehe. Darauf
lächelte Napoleon und zupfte seinen Wirth beim Ohrläppchen, wie er zu thun
pflegte, wenn er seine Zufriedenheit zu erkennen geben wollte. Alsdann kehrten
sie in das Gesellschaftszimmer zurück, und Napoleon nahm seinen Platz auf dem
Sopha wieder ein. Kurz darauf kam eine von Sir Williams Töchtern, Mrs.
Greentree, mit ihrem jüngsten Kinde ans dem Arme ins Zimmer, und Napoleon
stand ans und lud sie mit einem Wink ein, auf dem Sopha Platz zu nehmen.
Zwei ihrer Mädchen wurden von dem leutseligen Gaste bei der Nasenspitze ge¬
faßt und erhielten ein Stückchen Lakrizen. Unterdessen hatte Graf Montholon auf
dem Rasenplatz vor dem Hanse einen Tisch gedeckt, und Sir William schickte ver¬
schiedene Deliccttessen hinaus. Als alles fertig war, wurde er eingeladen mit zu
frühstücken, und er begleitete seine Gäste hinaus und nahm eine Flasche Orange-
shrnb mit 4 Liqneurgläsern mit. Napoleon hatte ihm einen Platz an seiner rechten
Seite aufgehoben, und lud ihn ein, sich dorthin zu setzen. Nachdem sie gegessen,
füllte Napoleon ein Stutzglas mit Champagner für Sir William und eins für
sich, und trank dann ein Glas von dem Liqueur. Nun wurde Kaffee gebracht,
und der Exkaiser lud Mrs. Greeutree ein, mitzutrinken. Nachdem sie den Kaffee
gekostet, den sie sauer und von unangenehmem Geschmack fand, schenkte er ihr ein
Glas Shrub ^ein; dann stand alles auf und Napoleon führte Mrs. Greentree
in das Hans, wo er seinen frühern Platz auf dem Sopha wiedereinnahm und
sie neben sich setzen ließ. Im Laufe des Gesprächs kam er aus seine Lieblings¬
frage, ob Sir William Dovetou sich manchmal einen Rausch trinke? Auf die
Entgegnung der Mrs. Greentree, daß dies seit einigen Jahren nicht vorgekommen
sei, antwortete er mit einem „Bah!" und lenkte das Gespräch auf etwas An¬
deres. Kurz darauf stand er auf und »ahn Abschied.
Wenige Wochen später zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit,
welche dem Leben des Exkaisers ein Ende machte und es ist hier nur die Hart¬
näckigkeit hervorzuheben, mit der Napoleon die Zuziehung jedes englischen Arztes
verweigerte. Erst als es zu spät war, willigte er ein, l)r. Anode kommen zu
lassen. Der Statthalter sah ihn nur als Leiche wieder.
Unter den Beilagen sind die Berichte über die Einnahme von Capri, über
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