Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.sind und die katholische Fraction infolge der neuesten kirchlichen Wirren in Süddeutsch- Der Beginn der türkisch-russischen Campagne wird hier mit gespannter Aufmerk¬ Musik. -- Zur Erinnermrg an Mendelssohns Todestag wurde am 3. Novem¬ , Frau Clara Schumann spielte in einem Gesellschaftscvucerte in Cöln das ins-äur- Die Musikalienhandlung von Breitkopf und Härtel in Leipzig hat eine neue Aus-, sind und die katholische Fraction infolge der neuesten kirchlichen Wirren in Süddeutsch- Der Beginn der türkisch-russischen Campagne wird hier mit gespannter Aufmerk¬ Musik. — Zur Erinnermrg an Mendelssohns Todestag wurde am 3. Novem¬ , Frau Clara Schumann spielte in einem Gesellschaftscvucerte in Cöln das ins-äur- Die Musikalienhandlung von Breitkopf und Härtel in Leipzig hat eine neue Aus-, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97112"/> <p xml:id="ID_1234" prev="#ID_1233"> sind und die katholische Fraction infolge der neuesten kirchlichen Wirren in Süddeutsch-<lb/> land es mehr als je gerathen finden wird, sich die parlamentarische Tribüne jedes Jahr<lb/> offen zu erhalten. Für die, welche nicht daran zweifeln, daß der Keim der jetzigen<lb/> Verfassung endlich Lebenskraft gewinnen werde, ist ihre möglichst unverstümmelte Er¬<lb/> haltung .'eine Angelegenheit von hoher Wichtigkeit, selbst inmitten der allgemeinen Gleich-<lb/> giltigkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1235"> Der Beginn der türkisch-russischen Campagne wird hier mit gespannter Aufmerk¬<lb/> samkeit verfolgt. Es ist unnöthig, zu sagen, daß die allgemeinste Sympathie sich der<lb/> Seite der Türken zuwendet. Es machen davon nur eine Ausnahme jene Menschen-<lb/> classe, der der Stand der Papiere das Höchste auf dieser Welt ist und die im viel¬<lb/> leicht schlecht verstandenen Interesse des Friedens russische Siege wünscht, und, wie<lb/> natürlich, die Kreuzzeitung. Man würde dies Organ, dessen recht eigentlich russischer<lb/> Charakter wol auch dem Kurzsichtigsten jetzt erkennbar ist, auch mit Verwunderung, ja<lb/> mit Bedauern für eine gerechte und ehrenvolle Sache Partei Nehmen sehen. Sein<lb/> jetziger Inhaber ist einer nähern Beachtung nicht werth; nur aus die wirklich Psycho¬<lb/> logisch merkwürdige Erscheinung machen wir Sie aufmerksam, daß sich das freie Blatt<lb/> beständig Heberdet, als spräche es die Gesinnung aller Welt aus v»d seien die „Tür-<lb/> kcnfreundc" nur in einzelnen ganz entarteten Gemüthern zu suchen. Dieser Grad von<lb/> Unverschämtheit ist nicht weniger spaßhaft, als die kindliche Einfalt einer solchen Taktik.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Musik.</head> <p xml:id="ID_1236"> — Zur Erinnermrg an Mendelssohns Todestag wurde am 3. Novem¬<lb/> ber im Gcwandhause das ganze Oratorium „Paulus" ausgeführt. In dem folgenden<lb/> Concerte spielte Fräulein Marie Wieck aus Dresden das?-moIl-Concert von Chopin<lb/> und einige Salonstücke von Heller, Julius von Kolb und Henselt. Ihre vortrefflichen<lb/> Leistungen wurden von dem Publicum mit lebhaftem Beifall aufgenommen. — Die<lb/> Singakademie studirt jetzt Chöre von Hector Berlioz ein, dessen Ankunft hier im De¬<lb/> cember erwartet wird. — Friedrich Wieck beabsichtigt eine neue Broschüre über Ge¬<lb/> sangsunterricht herauszugeben, wozu ihn die kleine Schrift von Schmitt in München<lb/> veranlaßt hat. Ueberhaupt mehrt sich in unseren Tagen die Literatur über Gesang<lb/> und Gesangsbildung, und zwar grade zu einer Zeit, in der das Singen am schlechtesten<lb/> bestellt ist. Es ist vorauszusehen, daß alles Theoretisiren nicht viel helfen wird. Tha¬<lb/> ten sprechen besser als Worte, und auch die beste Gcsaugsschnle und die weiseste» Re¬<lb/> den über das Singen führen zu keinem anderen Endziele, als die ohnehin meistens un¬<lb/> erfahrenen Gesanglehrer irre zu führen und grade zu falschen Experimenten zu leiten,<lb/> die den Schüler verderben müssen. Auch die Rheinische Musikzcitung bringt jetzt einen<lb/> Aufsatz „Ueber die Kunst zu singen" von einem gewissen Bassini.</p><lb/> <p xml:id="ID_1237"> , Frau Clara Schumann spielte in einem Gesellschaftscvucerte in Cöln das ins-äur-<lb/> Concert von Beethoven; sie benutzte einen Flügel aus der Fabrik von Kleins in<lb/> Düsseldorf, dessen Ton und Spielart sehr gerühmt wird. In demselben Concerte kam<lb/> auch Schumanns v-mnIl-Symphonie und Handels Komposition zur Krönung Georgs II.<lb/> von England zur Aufführung, welche letztere Ferd. Hiller mit reicher Jnstrumentation<lb/> versehen hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1238" next="#ID_1239"> Die Musikalienhandlung von Breitkopf und Härtel in Leipzig hat eine neue Aus-,<lb/> gäbe der Sebastian Bachschen Motetten erscheinen lassen. Ebendaselbst erschien von<lb/> Robert Schumann die Musik zu Byrons Manfred, eine neue Sonate für Violine und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0407]
sind und die katholische Fraction infolge der neuesten kirchlichen Wirren in Süddeutsch-
land es mehr als je gerathen finden wird, sich die parlamentarische Tribüne jedes Jahr
offen zu erhalten. Für die, welche nicht daran zweifeln, daß der Keim der jetzigen
Verfassung endlich Lebenskraft gewinnen werde, ist ihre möglichst unverstümmelte Er¬
haltung .'eine Angelegenheit von hoher Wichtigkeit, selbst inmitten der allgemeinen Gleich-
giltigkeit.
Der Beginn der türkisch-russischen Campagne wird hier mit gespannter Aufmerk¬
samkeit verfolgt. Es ist unnöthig, zu sagen, daß die allgemeinste Sympathie sich der
Seite der Türken zuwendet. Es machen davon nur eine Ausnahme jene Menschen-
classe, der der Stand der Papiere das Höchste auf dieser Welt ist und die im viel¬
leicht schlecht verstandenen Interesse des Friedens russische Siege wünscht, und, wie
natürlich, die Kreuzzeitung. Man würde dies Organ, dessen recht eigentlich russischer
Charakter wol auch dem Kurzsichtigsten jetzt erkennbar ist, auch mit Verwunderung, ja
mit Bedauern für eine gerechte und ehrenvolle Sache Partei Nehmen sehen. Sein
jetziger Inhaber ist einer nähern Beachtung nicht werth; nur aus die wirklich Psycho¬
logisch merkwürdige Erscheinung machen wir Sie aufmerksam, daß sich das freie Blatt
beständig Heberdet, als spräche es die Gesinnung aller Welt aus v»d seien die „Tür-
kcnfreundc" nur in einzelnen ganz entarteten Gemüthern zu suchen. Dieser Grad von
Unverschämtheit ist nicht weniger spaßhaft, als die kindliche Einfalt einer solchen Taktik.
Musik. — Zur Erinnermrg an Mendelssohns Todestag wurde am 3. Novem¬
ber im Gcwandhause das ganze Oratorium „Paulus" ausgeführt. In dem folgenden
Concerte spielte Fräulein Marie Wieck aus Dresden das?-moIl-Concert von Chopin
und einige Salonstücke von Heller, Julius von Kolb und Henselt. Ihre vortrefflichen
Leistungen wurden von dem Publicum mit lebhaftem Beifall aufgenommen. — Die
Singakademie studirt jetzt Chöre von Hector Berlioz ein, dessen Ankunft hier im De¬
cember erwartet wird. — Friedrich Wieck beabsichtigt eine neue Broschüre über Ge¬
sangsunterricht herauszugeben, wozu ihn die kleine Schrift von Schmitt in München
veranlaßt hat. Ueberhaupt mehrt sich in unseren Tagen die Literatur über Gesang
und Gesangsbildung, und zwar grade zu einer Zeit, in der das Singen am schlechtesten
bestellt ist. Es ist vorauszusehen, daß alles Theoretisiren nicht viel helfen wird. Tha¬
ten sprechen besser als Worte, und auch die beste Gcsaugsschnle und die weiseste» Re¬
den über das Singen führen zu keinem anderen Endziele, als die ohnehin meistens un¬
erfahrenen Gesanglehrer irre zu führen und grade zu falschen Experimenten zu leiten,
die den Schüler verderben müssen. Auch die Rheinische Musikzcitung bringt jetzt einen
Aufsatz „Ueber die Kunst zu singen" von einem gewissen Bassini.
, Frau Clara Schumann spielte in einem Gesellschaftscvucerte in Cöln das ins-äur-
Concert von Beethoven; sie benutzte einen Flügel aus der Fabrik von Kleins in
Düsseldorf, dessen Ton und Spielart sehr gerühmt wird. In demselben Concerte kam
auch Schumanns v-mnIl-Symphonie und Handels Komposition zur Krönung Georgs II.
von England zur Aufführung, welche letztere Ferd. Hiller mit reicher Jnstrumentation
versehen hatte.
Die Musikalienhandlung von Breitkopf und Härtel in Leipzig hat eine neue Aus-,
gäbe der Sebastian Bachschen Motetten erscheinen lassen. Ebendaselbst erschien von
Robert Schumann die Musik zu Byrons Manfred, eine neue Sonate für Violine und
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