Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.gebaut, so würden im Falle eines Seekriegs diese Fahrzeuge wol militärisch aus- Diese würden dann aber auch die tüchtigsten Fahrzeuge umfassen; denn von gebaut, so würden im Falle eines Seekriegs diese Fahrzeuge wol militärisch aus- Diese würden dann aber auch die tüchtigsten Fahrzeuge umfassen; denn von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97083"/> <p xml:id="ID_1155" prev="#ID_1154"> gebaut, so würden im Falle eines Seekriegs diese Fahrzeuge wol militärisch aus-<lb/> gerüstet und wenigstens zum Dienste hinter der Fronte verwendet werden können.<lb/> Jedenfalls würde die Regierung in einem solchen Falle außerdem die Privatboote<lb/> in Anspruch nehmen, und so die Stärke der baltischen Dampfflotille auf L0 Fahr¬<lb/> zeuge bringen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1156" next="#ID_1157"> Diese würden dann aber auch die tüchtigsten Fahrzeuge umfassen; denn von<lb/> den Segelschiffen des baltischen Meeres ist mindestens ein Drittel in absolut<lb/> schlechtem und ein zweites Drittel in sehr mittelmäßigem Zustande. Viele abge¬<lb/> takelte und gänzlich »nbranchbare Fahrzeuge werden aber noch immer in den Re¬<lb/> gistern fortgeführt. Besonders gilt dies von den größeren Linienschiffen, von de¬<lb/> nen fortwährend durchschnittlich -Il — -I8 im Kronstädter Hafen, verhältnißmäßig<lb/> ebensoviel in den andern baltischen Häfen dienstuntauglich liegen. Es ist schon<lb/> bekannt, daß das allzuwenig Salze Wasser des baltischen Meeres das Schiffsma¬<lb/> terial außerordentlich angreift, so daß die Gebrauchstüchtigkeit der Schiffe auf¬<lb/> fallend kurz dauert. Aber das Süßwasser trägt uicht allein die Schuld. Viel¬<lb/> mehr nimmt man im allgemeinen das Eichenholz von Bäumen, welche auf sehr<lb/> feuchtem Boden stehen, also verhältnißmäßig jung zu der für den Schiffsbau nö¬<lb/> thigen Stärke gelangten. Da nun überhaupt Mangel an Eichenholz herrscht, so<lb/> wird dies wenig zähe Material auch noch meistens zu frisch verarbeitet. Ueber-<lb/> dies fehlt hänfig jene peinliche Accnratcsse der Arbeit, welche eben nirgend nö¬<lb/> thiger als beim Schiffsbau ist, wenn nicht selbst das beste Material binnen kür¬<lb/> zester Zeit zu Grunde gerichtet sein soll. Das gilt von allen Fahrzeuge», welche<lb/> in russischen Häfen gebaut sind. Dagegen zeigt allerdings alles andere SchiffS-<lb/> material, besonders Metall und Seilwerk, eine ausgezeichnete Güte, und der un¬<lb/> nütze Metallprunk, welcher für die russische Marine des baltischen Meeres charak¬<lb/> teristisch ist, thut der Brauchbarkeit wenigstens keinen Eintrag. Ferner erscheinen<lb/> Takelage und Verdeck immer in vortrefflicher Ordnung erhalten. Dagegen fehlt<lb/> diese mit der Reinlichkeit in den Räumen der Matrosen und Soldaten, während<lb/> die Offizierskajüten von Eleganz strotzen, deren Beschaffung der Phantasie und<lb/> den Geldmitteln jedes einzelnen überlassen bleibt. Die Kost der Soldaten und<lb/> Matrosen ist auch ziemlich reichlich, aber im ganzen dem Seeleben durchaus uicht<lb/> angemessen. Und wie ans dem Festlande die Casernen und Lazarethe der Ma¬<lb/> rine von denen der Landtruppen an guter Lage, Wohnlichkeit und zweckmäßigen<lb/> Einrichtungen (selbst das große Kronstädter Hospital kam» ausgenommen) weitaus<lb/> übertroffen werden, so ist in dieser Hinsicht auch auf den Schiffen »ur mittelmäßig<lb/> gesorgt. Die Räume der Scesoldaten und Matrosen sind im allgemeinen viel<lb/> zu eng; für Lufterneuerung ist nur »»vollkommene Vorsorge getroffen, weil die<lb/> Ofstzicrsräume mit unnöthiger Naumverschwcnduug angelegt sind. Ebenso sind<lb/> jeder Equipage, also je 1000 Manu, mir 3 Aerzte mit 3 Feldscheeren zugetheilt,<lb/> und der Medicamentenapparat besteht aus etwa 100 Mitteln. Der Operations-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
gebaut, so würden im Falle eines Seekriegs diese Fahrzeuge wol militärisch aus-
gerüstet und wenigstens zum Dienste hinter der Fronte verwendet werden können.
Jedenfalls würde die Regierung in einem solchen Falle außerdem die Privatboote
in Anspruch nehmen, und so die Stärke der baltischen Dampfflotille auf L0 Fahr¬
zeuge bringen können.
Diese würden dann aber auch die tüchtigsten Fahrzeuge umfassen; denn von
den Segelschiffen des baltischen Meeres ist mindestens ein Drittel in absolut
schlechtem und ein zweites Drittel in sehr mittelmäßigem Zustande. Viele abge¬
takelte und gänzlich »nbranchbare Fahrzeuge werden aber noch immer in den Re¬
gistern fortgeführt. Besonders gilt dies von den größeren Linienschiffen, von de¬
nen fortwährend durchschnittlich -Il — -I8 im Kronstädter Hafen, verhältnißmäßig
ebensoviel in den andern baltischen Häfen dienstuntauglich liegen. Es ist schon
bekannt, daß das allzuwenig Salze Wasser des baltischen Meeres das Schiffsma¬
terial außerordentlich angreift, so daß die Gebrauchstüchtigkeit der Schiffe auf¬
fallend kurz dauert. Aber das Süßwasser trägt uicht allein die Schuld. Viel¬
mehr nimmt man im allgemeinen das Eichenholz von Bäumen, welche auf sehr
feuchtem Boden stehen, also verhältnißmäßig jung zu der für den Schiffsbau nö¬
thigen Stärke gelangten. Da nun überhaupt Mangel an Eichenholz herrscht, so
wird dies wenig zähe Material auch noch meistens zu frisch verarbeitet. Ueber-
dies fehlt hänfig jene peinliche Accnratcsse der Arbeit, welche eben nirgend nö¬
thiger als beim Schiffsbau ist, wenn nicht selbst das beste Material binnen kür¬
zester Zeit zu Grunde gerichtet sein soll. Das gilt von allen Fahrzeuge», welche
in russischen Häfen gebaut sind. Dagegen zeigt allerdings alles andere SchiffS-
material, besonders Metall und Seilwerk, eine ausgezeichnete Güte, und der un¬
nütze Metallprunk, welcher für die russische Marine des baltischen Meeres charak¬
teristisch ist, thut der Brauchbarkeit wenigstens keinen Eintrag. Ferner erscheinen
Takelage und Verdeck immer in vortrefflicher Ordnung erhalten. Dagegen fehlt
diese mit der Reinlichkeit in den Räumen der Matrosen und Soldaten, während
die Offizierskajüten von Eleganz strotzen, deren Beschaffung der Phantasie und
den Geldmitteln jedes einzelnen überlassen bleibt. Die Kost der Soldaten und
Matrosen ist auch ziemlich reichlich, aber im ganzen dem Seeleben durchaus uicht
angemessen. Und wie ans dem Festlande die Casernen und Lazarethe der Ma¬
rine von denen der Landtruppen an guter Lage, Wohnlichkeit und zweckmäßigen
Einrichtungen (selbst das große Kronstädter Hospital kam» ausgenommen) weitaus
übertroffen werden, so ist in dieser Hinsicht auch auf den Schiffen »ur mittelmäßig
gesorgt. Die Räume der Scesoldaten und Matrosen sind im allgemeinen viel
zu eng; für Lufterneuerung ist nur »»vollkommene Vorsorge getroffen, weil die
Ofstzicrsräume mit unnöthiger Naumverschwcnduug angelegt sind. Ebenso sind
jeder Equipage, also je 1000 Manu, mir 3 Aerzte mit 3 Feldscheeren zugetheilt,
und der Medicamentenapparat besteht aus etwa 100 Mitteln. Der Operations-
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