Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.wenigstens der Ansicht der Negiening nach, 'da sie zu mehren Verhaftungen führten, Bald jedoch ging die letztere mit Maßregeln vor, die ihre Richtung klar heraus¬ i>5*
wenigstens der Ansicht der Negiening nach, 'da sie zu mehren Verhaftungen führten, Bald jedoch ging die letztere mit Maßregeln vor, die ihre Richtung klar heraus¬ i>5*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97068"/> <p xml:id="ID_1112" prev="#ID_1111"> wenigstens der Ansicht der Negiening nach, 'da sie zu mehren Verhaftungen führten,<lb/> worunter die Escosuras, eines einflußreichen Mitgliedes der progrcssistischen Partei und<lb/> sogar ehemaligen Ministers in dem ephemeren Cabinet Goyeua - Salamanca (1847).<lb/> Eine andre MißHelligkeit entspann sich mit den militärischen Chefs, die für die<lb/> Generalcapitanate der Propi'uzen und Kolonien ernannt wurden, bei deren Auswahl das<lb/> Cabinet vielleicht zu sehr von den politischen Parteien abgesehn hatte. Männer der<lb/> mvdcrirten Opposition, wie Concha und Bos de Olano, befanden sich darunter neben<lb/> den Günstlingen der Hospartei Pavia, Pezuela, Sanz und dem letzten Ministerpräsiden¬<lb/> ten Lcrsundi. Die Ernannten weigerten sich anfangs die ihnen zugewiesenen Posten<lb/> anzunehmen »ut es bedürfte des wiederholten Befehls der Regierung, sie dazu zu bewegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1113"> Bald jedoch ging die letztere mit Maßregeln vor, die ihre Richtung klar heraus¬<lb/> stellten und ihr die Gunst und das Vertrauen der öffentlichen Meinung erwarben. Schon<lb/> in den letzten Tagen des September erschien die königl. Ordonnanz, die den Marschall<lb/> Narvaez seiner Sendung nach Wien entband (er war bekanntlich niemals dahin abge¬<lb/> gangen, sondern in Paris geblieben), und ihm die Rückkehr nach Spanien freistellte.<lb/> Dieser Act der Gerechtigkeit gegen das berühmte Haupt der constitutionellen ModeradoS,<lb/> das von dem Mißtrauen der vcrsassungsseindlichen Cabinete in die Verbannung getrie¬<lb/> ben war, schien schon allein der Nation eine Bürgschaft für die Gesinnung des Cabi-<lb/> nets zu geben. Ihm folgte sehr bald, 13. Octbr., die Einberufung der Cortes zum<lb/> 19. November, die mit einem Bericht des Ministeriums an die Königin eingeleitet war,<lb/> der den Entschluß des Cabinets, sich streng in der Bahn der Legalität zu halten, so¬<lb/> wie die Nothwendigkeit dazu nachdrücklich hervorhob. Die parlamentarische Regierung,<lb/> seit fast zwei Jahren, infolge der durch den 2. December erwachten absolutistischen<lb/> Gelüste des Hofes mit einem Schleier bedeckt, war damit wieder in ihre Rechte einge¬<lb/> setzt. Einige geringere, wiewol wichtige Maßregeln, die das Cabinet traf, verstärkten<lb/> den günstigen Eindruck dieser Schritte. Ersparungen und Reformen in mehrfachen Ver-<lb/> waltnngszweigcn wurden decretirt, verschiedene Kreaturen der letzten Ministerien aus der<lb/> Administration entfernt und durch constitutionell gesinnte Männer ersetzt. Eine königliche<lb/> Ordonnanz bestimmte die Stärke, auf welche die Marine — deren Vermehrung in<lb/> Spanien höchst populär ist — vorläufig gebracht werden solle, mit Vorbehalt der Ge¬<lb/> nehmigung der Cortes, auf 90 Schiffe, worunter 6 Schranbcnlinieuschiffe und 12 Fre¬<lb/> gatten und ordnete sofort den Bau mehrer Schraubenschiffe an. Der von Lcrsnndi<lb/> und Egcma so unklug und zur Unruhe Spaniens über das Begräbnis? der Protestanten<lb/> erhobene Zwist mit England wurde durch Zugeständnisse beigelegt, die den Protestanten<lb/> Friedhofe und alle öffentlichen Feierlichkeiten des Leichenbegängnisses bewilligen. Weniger<lb/> populär vielleicht war das Zugeständnis?, das an Amerika durch die Annahme des Ge¬<lb/> sandten der Union Sorte', des bekannten Beförderers der cubaischcn Anncxationsnm-<lb/> triebe gemacht wurde. Herr SoM hatte indessen Erklärungen gegeben, die ebenso wie<lb/> seine am 24. October gehaltene, der spanischen Regierung vorher mitgetheilte Rede an<lb/> die Königin höchst zahm und friedlich und völlig verschieden von den bramarbasirenden<lb/> Antworten lauten, womit er vor seiner Abreise nach Enropa die Adressen der demokra¬<lb/> tischen Deputationen in Neuyork erwidert hatte. Spanien hat außerdem grade jetzt,<lb/> wo die orientalische Verwickelung die Aufmerksamkeit und möglicherweise auch bald die<lb/> Kräfte der beiden europäischen Seemächte in Anspruch nimmt, das Interesse, der Uuions-<lb/> regieruug jeden Vorwand zum Bruch zu benehmen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> i>5*</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
wenigstens der Ansicht der Negiening nach, 'da sie zu mehren Verhaftungen führten,
worunter die Escosuras, eines einflußreichen Mitgliedes der progrcssistischen Partei und
sogar ehemaligen Ministers in dem ephemeren Cabinet Goyeua - Salamanca (1847).
Eine andre MißHelligkeit entspann sich mit den militärischen Chefs, die für die
Generalcapitanate der Propi'uzen und Kolonien ernannt wurden, bei deren Auswahl das
Cabinet vielleicht zu sehr von den politischen Parteien abgesehn hatte. Männer der
mvdcrirten Opposition, wie Concha und Bos de Olano, befanden sich darunter neben
den Günstlingen der Hospartei Pavia, Pezuela, Sanz und dem letzten Ministerpräsiden¬
ten Lcrsundi. Die Ernannten weigerten sich anfangs die ihnen zugewiesenen Posten
anzunehmen »ut es bedürfte des wiederholten Befehls der Regierung, sie dazu zu bewegen.
Bald jedoch ging die letztere mit Maßregeln vor, die ihre Richtung klar heraus¬
stellten und ihr die Gunst und das Vertrauen der öffentlichen Meinung erwarben. Schon
in den letzten Tagen des September erschien die königl. Ordonnanz, die den Marschall
Narvaez seiner Sendung nach Wien entband (er war bekanntlich niemals dahin abge¬
gangen, sondern in Paris geblieben), und ihm die Rückkehr nach Spanien freistellte.
Dieser Act der Gerechtigkeit gegen das berühmte Haupt der constitutionellen ModeradoS,
das von dem Mißtrauen der vcrsassungsseindlichen Cabinete in die Verbannung getrie¬
ben war, schien schon allein der Nation eine Bürgschaft für die Gesinnung des Cabi-
nets zu geben. Ihm folgte sehr bald, 13. Octbr., die Einberufung der Cortes zum
19. November, die mit einem Bericht des Ministeriums an die Königin eingeleitet war,
der den Entschluß des Cabinets, sich streng in der Bahn der Legalität zu halten, so¬
wie die Nothwendigkeit dazu nachdrücklich hervorhob. Die parlamentarische Regierung,
seit fast zwei Jahren, infolge der durch den 2. December erwachten absolutistischen
Gelüste des Hofes mit einem Schleier bedeckt, war damit wieder in ihre Rechte einge¬
setzt. Einige geringere, wiewol wichtige Maßregeln, die das Cabinet traf, verstärkten
den günstigen Eindruck dieser Schritte. Ersparungen und Reformen in mehrfachen Ver-
waltnngszweigcn wurden decretirt, verschiedene Kreaturen der letzten Ministerien aus der
Administration entfernt und durch constitutionell gesinnte Männer ersetzt. Eine königliche
Ordonnanz bestimmte die Stärke, auf welche die Marine — deren Vermehrung in
Spanien höchst populär ist — vorläufig gebracht werden solle, mit Vorbehalt der Ge¬
nehmigung der Cortes, auf 90 Schiffe, worunter 6 Schranbcnlinieuschiffe und 12 Fre¬
gatten und ordnete sofort den Bau mehrer Schraubenschiffe an. Der von Lcrsnndi
und Egcma so unklug und zur Unruhe Spaniens über das Begräbnis? der Protestanten
erhobene Zwist mit England wurde durch Zugeständnisse beigelegt, die den Protestanten
Friedhofe und alle öffentlichen Feierlichkeiten des Leichenbegängnisses bewilligen. Weniger
populär vielleicht war das Zugeständnis?, das an Amerika durch die Annahme des Ge¬
sandten der Union Sorte', des bekannten Beförderers der cubaischcn Anncxationsnm-
triebe gemacht wurde. Herr SoM hatte indessen Erklärungen gegeben, die ebenso wie
seine am 24. October gehaltene, der spanischen Regierung vorher mitgetheilte Rede an
die Königin höchst zahm und friedlich und völlig verschieden von den bramarbasirenden
Antworten lauten, womit er vor seiner Abreise nach Enropa die Adressen der demokra¬
tischen Deputationen in Neuyork erwidert hatte. Spanien hat außerdem grade jetzt,
wo die orientalische Verwickelung die Aufmerksamkeit und möglicherweise auch bald die
Kräfte der beiden europäischen Seemächte in Anspruch nimmt, das Interesse, der Uuions-
regieruug jeden Vorwand zum Bruch zu benehmen.
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