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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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Westküste zufließen, den Niger, auf welchem Lander 500 engl. Meilen von der
Mündung aus vorgedrungen, sowie seinen Nebenfluß die Pschadda; er zeigte, wie
besonders Fernando del Po dnrch seine Lage zu einem Handelsplätze sich eigne.
Centralafrika besitze alle Mittel zu einem ausgebreiteten, selbstständigen Handel;
an.gewissen Punkten der Westküste, wo die Eingeborenen Schutz gesunden, hatten
Ackerbau und legitimer Handel den Sklavenhandel verdrängt. Mit gleichem Ernst
hob er die Nothwendigkeit hervor, den Charakter der Eingeborenen durch Unter¬
weisung im Christenthum zu mildern. "Missionar und Lehrer, Pflug und Spaten
müssen in einer Linie gehen." Die Bibel und der Pflug sind es, die Afrika
regeneriren müssen."

Bnxtons Denkschrift hatte zur Folge, daß 1839 die Gesellschaft zur Ab¬
schaffung des Sklavenhandels und zur Civilisation Afrikas (African Civili¬
sation Society) sich bildete. Es war eine glorreiche Versammlung: Whigs,
Torys, Radicale, Dissenter, Kirchliche, alle Parteien waren vertreten. Die
Gesellschaft theilte sich in zwei Vereine. Der eine bezweckte, die Segnungen des
Christenthums, der Civilisation und der freien Arbeit in Afrika einzuführen. Der
andere war commercieller Art und verband mit den Zwecken des ersten, gewinn¬
bringende Handelsunternehmungen. Wenige Tage, nachdem sich die Gesellschaft
constituirt, eröffnete Lord Normauby eiuer Deputation desselben, die Regierung
habe beschlossen, eine Fregatte und zwei Dampfschiffe zur Erforschung des
Niger und -- wenn thunlich -- zur Anknüpfung von Handelsverbindungen mit
den Negerstämmen an seinen Ufern auszusenden. So entstand die Niger¬
expedition.

In dem Jahre 1839 reiste Buxton dnrch Frankreich nach Rom und "ahn
großes Interesse an den römischen Gefängnissen und öffentlichen Anstalten. Zurück¬
gekehrt, nahm er wieder seiue Plane zur Abschaffung des Sklavenhandels auf.
Am. 1. Juni 1840 wurde in dieser Sache ein großes Meeting zu Exeter Hall
gehalten, bei welchem Prinz Albert, zur großen Genugthuung der afrikanischen
Gesellschaft, deu Vorsitz übernahm. Bald darauf wurde Buxton zum Baron et
erhoben. Seit 18i>2 kränkelte Buxton und am 19. Februar 18i5 endete er
sanft sein thatenreiches, dem Wohl der Menschheit gewidmetes Leben. Seine
irdische Hülle ruht in dem verfallene" Thor der kleinen Kirche von Ovcr-
strand. Sein Standbild aber prangt in der Westminsterabtei. Die ausgezeichnet¬
sten Männer aller Parteien in Staat und Kirche, Prinz Albert an der Spitze
trugen zur Errichtung desselben bei. Was aber noch mehr ist, die Neger in
Westindien, Cape Coast und Sierra Leone und unter den Kaffern brachten dnrch
Beiträge von einem und einem halben Pence, is0 Pfd. Sterl. zusammen. Die
Anzahl der in Westindien und Afrika gesammelten Unterschriften belief sich
auf S0,000. Die befreiten Neger von Sierra Leone aber, die bereits
100 Pfund zu dem Denkmal in der Westminsterabtei eingesendet, wünschten in


Westküste zufließen, den Niger, auf welchem Lander 500 engl. Meilen von der
Mündung aus vorgedrungen, sowie seinen Nebenfluß die Pschadda; er zeigte, wie
besonders Fernando del Po dnrch seine Lage zu einem Handelsplätze sich eigne.
Centralafrika besitze alle Mittel zu einem ausgebreiteten, selbstständigen Handel;
an.gewissen Punkten der Westküste, wo die Eingeborenen Schutz gesunden, hatten
Ackerbau und legitimer Handel den Sklavenhandel verdrängt. Mit gleichem Ernst
hob er die Nothwendigkeit hervor, den Charakter der Eingeborenen durch Unter¬
weisung im Christenthum zu mildern. „Missionar und Lehrer, Pflug und Spaten
müssen in einer Linie gehen." Die Bibel und der Pflug sind es, die Afrika
regeneriren müssen."

Bnxtons Denkschrift hatte zur Folge, daß 1839 die Gesellschaft zur Ab¬
schaffung des Sklavenhandels und zur Civilisation Afrikas (African Civili¬
sation Society) sich bildete. Es war eine glorreiche Versammlung: Whigs,
Torys, Radicale, Dissenter, Kirchliche, alle Parteien waren vertreten. Die
Gesellschaft theilte sich in zwei Vereine. Der eine bezweckte, die Segnungen des
Christenthums, der Civilisation und der freien Arbeit in Afrika einzuführen. Der
andere war commercieller Art und verband mit den Zwecken des ersten, gewinn¬
bringende Handelsunternehmungen. Wenige Tage, nachdem sich die Gesellschaft
constituirt, eröffnete Lord Normauby eiuer Deputation desselben, die Regierung
habe beschlossen, eine Fregatte und zwei Dampfschiffe zur Erforschung des
Niger und — wenn thunlich — zur Anknüpfung von Handelsverbindungen mit
den Negerstämmen an seinen Ufern auszusenden. So entstand die Niger¬
expedition.

In dem Jahre 1839 reiste Buxton dnrch Frankreich nach Rom und »ahn
großes Interesse an den römischen Gefängnissen und öffentlichen Anstalten. Zurück¬
gekehrt, nahm er wieder seiue Plane zur Abschaffung des Sklavenhandels auf.
Am. 1. Juni 1840 wurde in dieser Sache ein großes Meeting zu Exeter Hall
gehalten, bei welchem Prinz Albert, zur großen Genugthuung der afrikanischen
Gesellschaft, deu Vorsitz übernahm. Bald darauf wurde Buxton zum Baron et
erhoben. Seit 18i>2 kränkelte Buxton und am 19. Februar 18i5 endete er
sanft sein thatenreiches, dem Wohl der Menschheit gewidmetes Leben. Seine
irdische Hülle ruht in dem verfallene» Thor der kleinen Kirche von Ovcr-
strand. Sein Standbild aber prangt in der Westminsterabtei. Die ausgezeichnet¬
sten Männer aller Parteien in Staat und Kirche, Prinz Albert an der Spitze
trugen zur Errichtung desselben bei. Was aber noch mehr ist, die Neger in
Westindien, Cape Coast und Sierra Leone und unter den Kaffern brachten dnrch
Beiträge von einem und einem halben Pence, is0 Pfd. Sterl. zusammen. Die
Anzahl der in Westindien und Afrika gesammelten Unterschriften belief sich
auf S0,000. Die befreiten Neger von Sierra Leone aber, die bereits
100 Pfund zu dem Denkmal in der Westminsterabtei eingesendet, wünschten in


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[0268] Westküste zufließen, den Niger, auf welchem Lander 500 engl. Meilen von der Mündung aus vorgedrungen, sowie seinen Nebenfluß die Pschadda; er zeigte, wie besonders Fernando del Po dnrch seine Lage zu einem Handelsplätze sich eigne. Centralafrika besitze alle Mittel zu einem ausgebreiteten, selbstständigen Handel; an.gewissen Punkten der Westküste, wo die Eingeborenen Schutz gesunden, hatten Ackerbau und legitimer Handel den Sklavenhandel verdrängt. Mit gleichem Ernst hob er die Nothwendigkeit hervor, den Charakter der Eingeborenen durch Unter¬ weisung im Christenthum zu mildern. „Missionar und Lehrer, Pflug und Spaten müssen in einer Linie gehen." Die Bibel und der Pflug sind es, die Afrika regeneriren müssen." Bnxtons Denkschrift hatte zur Folge, daß 1839 die Gesellschaft zur Ab¬ schaffung des Sklavenhandels und zur Civilisation Afrikas (African Civili¬ sation Society) sich bildete. Es war eine glorreiche Versammlung: Whigs, Torys, Radicale, Dissenter, Kirchliche, alle Parteien waren vertreten. Die Gesellschaft theilte sich in zwei Vereine. Der eine bezweckte, die Segnungen des Christenthums, der Civilisation und der freien Arbeit in Afrika einzuführen. Der andere war commercieller Art und verband mit den Zwecken des ersten, gewinn¬ bringende Handelsunternehmungen. Wenige Tage, nachdem sich die Gesellschaft constituirt, eröffnete Lord Normauby eiuer Deputation desselben, die Regierung habe beschlossen, eine Fregatte und zwei Dampfschiffe zur Erforschung des Niger und — wenn thunlich — zur Anknüpfung von Handelsverbindungen mit den Negerstämmen an seinen Ufern auszusenden. So entstand die Niger¬ expedition. In dem Jahre 1839 reiste Buxton dnrch Frankreich nach Rom und »ahn großes Interesse an den römischen Gefängnissen und öffentlichen Anstalten. Zurück¬ gekehrt, nahm er wieder seiue Plane zur Abschaffung des Sklavenhandels auf. Am. 1. Juni 1840 wurde in dieser Sache ein großes Meeting zu Exeter Hall gehalten, bei welchem Prinz Albert, zur großen Genugthuung der afrikanischen Gesellschaft, deu Vorsitz übernahm. Bald darauf wurde Buxton zum Baron et erhoben. Seit 18i>2 kränkelte Buxton und am 19. Februar 18i5 endete er sanft sein thatenreiches, dem Wohl der Menschheit gewidmetes Leben. Seine irdische Hülle ruht in dem verfallene» Thor der kleinen Kirche von Ovcr- strand. Sein Standbild aber prangt in der Westminsterabtei. Die ausgezeichnet¬ sten Männer aller Parteien in Staat und Kirche, Prinz Albert an der Spitze trugen zur Errichtung desselben bei. Was aber noch mehr ist, die Neger in Westindien, Cape Coast und Sierra Leone und unter den Kaffern brachten dnrch Beiträge von einem und einem halben Pence, is0 Pfd. Sterl. zusammen. Die Anzahl der in Westindien und Afrika gesammelten Unterschriften belief sich auf S0,000. Die befreiten Neger von Sierra Leone aber, die bereits 100 Pfund zu dem Denkmal in der Westminsterabtei eingesendet, wünschten in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/268>, abgerufen am 05.02.2025.