Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Punkt und zugleich der Schlüssel einer Straße, die durch das Innere der Bul¬ Der Uebergang über die Donau war außerdem für das sechste Corps nutzlos Silistria ist eine der besten Donaufestnugeu und zählte 1828 gegen 24,000 Inzwischen wurde die Belagerung Warnas, die bereits am l i . Juli begonnen Punkt und zugleich der Schlüssel einer Straße, die durch das Innere der Bul¬ Der Uebergang über die Donau war außerdem für das sechste Corps nutzlos Silistria ist eine der besten Donaufestnugeu und zählte 1828 gegen 24,000 Inzwischen wurde die Belagerung Warnas, die bereits am l i . Juli begonnen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0255" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96960"/> <p xml:id="ID_738" prev="#ID_737"> Punkt und zugleich der Schlüssel einer Straße, die durch das Innere der Bul¬<lb/> garei über Basgrad nach Schnmla führt. In diesem Augenblick unterhalten die<lb/> Russen ein zahlreiches Cantonnement vor Pnrtnkai und Omer Pascha läßt den<lb/> Ort durch europäische Ingenieure befestigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_739"> Der Uebergang über die Donau war außerdem für das sechste Corps nutzlos<lb/> und selbst höchst bedenklich, solange das dritte Corps nicht in gleicher Höhe vor¬<lb/> rücken konnte und solange die starke Besatzung von Silistria durch ein Eiuschlie-<lb/> ßungöcorps uicht auf seine Mauern beschränkt war. Erst als alle Donaufestungen<lb/> von Silistria abwärts in der Gewalt des dritten und siebenten Corps waren, setzten<lb/> 10,000 Mann vom dritten Corps auf einen Umwege bei Hirsowa über die Donau<lb/> nud rückten gegen Silistria vor. Am AI. Juli erschien General Roth selbst<lb/> vor diesem Platz.</p><lb/> <p xml:id="ID_740"> Silistria ist eine der besten Donaufestnugeu und zählte 1828 gegen 24,000<lb/> Einwohner, während sie gegenwärtig freilich kaum 4000 hat. Die Stadt bildet<lb/> ziemlich genau die Hälfte eines Kreises, dessen Durchmesser vou 2000 Schritt der<lb/> Donau zugekehrt ist: sie wird von 10 Fortificationsfronlcn, jede S30 Schritt<lb/> lang, umschlossen und hat zwei Schanzen, welche den Anschluß an die Donau<lb/> bilden und hauptsächlich zur Bestreichung des Flusses bestimmt sind. Die Be¬<lb/> satzung war zahlreich; die bewaffnete» Einwohner mochten wol 6—7000 Gewehre<lb/> zählen, und außerdem hatte sich der größte Theil der Besatzungen von Jbrail,<lb/> Tnldscha, Matschin und Hirsowa nach Silistria begeben. General Roth hatte<lb/> nicht Truppen genug, um die Festung von allen Seiten einzuschließen und ihre<lb/> Communication mit Nustschuk abzuschneiden, von wo sie ihre Lebensmittel bezog:<lb/> er mußte sich begnüge», die Ausfälle der tapfern Besatzung zurückzuweisen. Über¬<lb/> dies griffen Krankheiten uuter seinen Truppen immer furchtbarer um sich und ein<lb/> förmlicher Mangel an Lebensmitteln stellte sich ein. In 2 Tagen, am 4. und ö.<lb/> November, sollen S00 Mann innerhalb der russischen Verschanzungen gestorben sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_741"> Inzwischen wurde die Belagerung Warnas, die bereits am l i . Juli begonnen<lb/> war, im September mit verstärkten Kräften fortgesetzt. Warna liegt am Ausfluß<lb/> der Devna und ihrer Seen in das schwarze Meer, in einer breiten Thalebene, deren<lb/> sanfthügeliger Boden mit Obstgärten und Weinbergen bedeckt ist. Der nördliche<lb/> Thalrand jenes Flüßchens erhebt sich über 1000 Fuß: die flache bulgarische Ebene<lb/> stürzt hier plötzlich felsig und senkrecht hinab und verflacht sich dann mit stets ab¬<lb/> nehmender Steilheit. Der Abstand dieser Höhen von Warna beträgt ^ Meile.<lb/> Der südliche Thalrand rückt dem Platze näher, steigt sogleich stetig auf und zeigt<lb/> die Kuppeubildung und die schönen Waldungen des eigentlichen Balkan. Indeß<lb/> bleiben auch hier die nächsten, die Festung einsehenden Höhen noch über 3000<lb/> Schritt von derselben entfernt. Aus der nähern Umgebung ist daher der Platz<lb/> nirgends dominirt, beherrscht aber auch selbst nicht überall vollständig das Terrain<lb/> im Bereich der Schußweite.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0255]
Punkt und zugleich der Schlüssel einer Straße, die durch das Innere der Bul¬
garei über Basgrad nach Schnmla führt. In diesem Augenblick unterhalten die
Russen ein zahlreiches Cantonnement vor Pnrtnkai und Omer Pascha läßt den
Ort durch europäische Ingenieure befestigen.
Der Uebergang über die Donau war außerdem für das sechste Corps nutzlos
und selbst höchst bedenklich, solange das dritte Corps nicht in gleicher Höhe vor¬
rücken konnte und solange die starke Besatzung von Silistria durch ein Eiuschlie-
ßungöcorps uicht auf seine Mauern beschränkt war. Erst als alle Donaufestungen
von Silistria abwärts in der Gewalt des dritten und siebenten Corps waren, setzten
10,000 Mann vom dritten Corps auf einen Umwege bei Hirsowa über die Donau
nud rückten gegen Silistria vor. Am AI. Juli erschien General Roth selbst
vor diesem Platz.
Silistria ist eine der besten Donaufestnugeu und zählte 1828 gegen 24,000
Einwohner, während sie gegenwärtig freilich kaum 4000 hat. Die Stadt bildet
ziemlich genau die Hälfte eines Kreises, dessen Durchmesser vou 2000 Schritt der
Donau zugekehrt ist: sie wird von 10 Fortificationsfronlcn, jede S30 Schritt
lang, umschlossen und hat zwei Schanzen, welche den Anschluß an die Donau
bilden und hauptsächlich zur Bestreichung des Flusses bestimmt sind. Die Be¬
satzung war zahlreich; die bewaffnete» Einwohner mochten wol 6—7000 Gewehre
zählen, und außerdem hatte sich der größte Theil der Besatzungen von Jbrail,
Tnldscha, Matschin und Hirsowa nach Silistria begeben. General Roth hatte
nicht Truppen genug, um die Festung von allen Seiten einzuschließen und ihre
Communication mit Nustschuk abzuschneiden, von wo sie ihre Lebensmittel bezog:
er mußte sich begnüge», die Ausfälle der tapfern Besatzung zurückzuweisen. Über¬
dies griffen Krankheiten uuter seinen Truppen immer furchtbarer um sich und ein
förmlicher Mangel an Lebensmitteln stellte sich ein. In 2 Tagen, am 4. und ö.
November, sollen S00 Mann innerhalb der russischen Verschanzungen gestorben sein.
Inzwischen wurde die Belagerung Warnas, die bereits am l i . Juli begonnen
war, im September mit verstärkten Kräften fortgesetzt. Warna liegt am Ausfluß
der Devna und ihrer Seen in das schwarze Meer, in einer breiten Thalebene, deren
sanfthügeliger Boden mit Obstgärten und Weinbergen bedeckt ist. Der nördliche
Thalrand jenes Flüßchens erhebt sich über 1000 Fuß: die flache bulgarische Ebene
stürzt hier plötzlich felsig und senkrecht hinab und verflacht sich dann mit stets ab¬
nehmender Steilheit. Der Abstand dieser Höhen von Warna beträgt ^ Meile.
Der südliche Thalrand rückt dem Platze näher, steigt sogleich stetig auf und zeigt
die Kuppeubildung und die schönen Waldungen des eigentlichen Balkan. Indeß
bleiben auch hier die nächsten, die Festung einsehenden Höhen noch über 3000
Schritt von derselben entfernt. Aus der nähern Umgebung ist daher der Platz
nirgends dominirt, beherrscht aber auch selbst nicht überall vollständig das Terrain
im Bereich der Schußweite.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |