Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.weit auseinanderliegenden Dörfern wird oft an 80 bis 100 Fuß langen Bast¬ Das sechste Corps überschritt den Prnth, besetzte Jassy und traf am Das siebente Corps war bestimmt, die auf dem linken Donanufer gelegene DaS dritte Corps, die eigentliche Angriffscolonne, sollte die Donau bei Am 13. Mai wurde die Belagerung Jbrails durch den Großfürsten Michael weit auseinanderliegenden Dörfern wird oft an 80 bis 100 Fuß langen Bast¬ Das sechste Corps überschritt den Prnth, besetzte Jassy und traf am Das siebente Corps war bestimmt, die auf dem linken Donanufer gelegene DaS dritte Corps, die eigentliche Angriffscolonne, sollte die Donau bei Am 13. Mai wurde die Belagerung Jbrails durch den Großfürsten Michael <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96955"/> <p xml:id="ID_712" prev="#ID_711"> weit auseinanderliegenden Dörfern wird oft an 80 bis 100 Fuß langen Bast¬<lb/> seilen ans wenigen Brunnen emporgezoge». Der Ackerbau ist unter diesen Um¬<lb/> ständen sehr genug: man findet in den Dörfern ebensowenig Getrcidevorräthe<lb/> als Nanhfntter, denn das Gras verdorrt schon im Frühsommer und bildet un¬<lb/> absehbare wogende Flächen von hohen aber dürren Halmen. Nirgends ein<lb/> Baum oder Strauch. Ebenso wüst ist der Theil der Bulgarei jenseits des<lb/> Trajamvalls bis gegen Basardschik: längs einer Strecke von 23 Meilen hat hier<lb/> ein Heer mit dem Mangel an allen Lebensmitteln zu kämpfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_713"> Das sechste Corps überschritt den Prnth, besetzte Jassy und traf am<lb/> 13. Mai in Bukarest ein, es sollte hierauf die Donau überschreiten und Silistria<lb/> belagern.</p><lb/> <p xml:id="ID_714"> Das siebente Corps war bestimmt, die auf dem linken Donanufer gelegene<lb/> Festung Jbrail zu nehmen. Mau durfte, ohne die größte Unvorsichtigkeit zu be¬<lb/> gehen, einen so bedeutenden Platz nicht im Rücken liegen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_715"> DaS dritte Corps, die eigentliche Angriffscolonne, sollte die Donau bei<lb/> Jsaktschi zwischeu Jbrail und Ismail überschreiten, nach dem schwarze» Meere<lb/> zu vorrücken und einige Hafenplätze besetzen, welche den Russen vom Meere her<lb/> die Zufuhr von Lebensmitteln und Verstärkungen sicherten. Die russische Flotte,<lb/> unter Admiral Greigh beherrschte damals das ganze schwarze Meer, weil die tür¬<lb/> kische Seemacht in der Schlacht bei Navarin fast gänzlich vernichtet war. Da<lb/> also die Russen die feindlichen Schiffe nicht zu fürchten brauchten, hatten sie be¬<lb/> schlossen, statt, wie in den frühern Kriegen, durch das Innere des Landes vor¬<lb/> zudringen, sich ans die Küste des schwarzen Meeres zu stützen und hier ihre<lb/> Operationölinien einzunehmen. Von hier ans sollte das dritte Corps mit dem<lb/> siebenten Corps nach der Einnahme von Jbrail sich vereinen und alsdann zu¬<lb/> sammen die festen Positionen von Schumla und Warna angreifen. Diese beiden<lb/> Festungen waren der Schlüssel der europäischen Türkei. Nach ihrer Eroberung<lb/> sollten die russischen Truppen gegen den Balkan vorrücken und die Hanptdefilec»<lb/> des östlichen Theils dieser Bergkette besetzen. Wenn dies noch vor Ende der<lb/> guten Jahreszeit gelungen war, hatte Graf Wittgenstein den Auftrag, von dem<lb/> Gebirge herabzusteigen und in die Ebenen Thraciens einzudringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_716" next="#ID_717"> Am 13. Mai wurde die Belagerung Jbrails durch den Großfürsten Michael<lb/> eröffnet. Die Türken zeigten mehr Tapferkeit und Entschlossenheit, als man von<lb/> ihnen erwartete. Die Breschen, welche die feindlichen Kanonen rissen, worden<lb/> von ihnen rasch wieder ausgebessert. Häufige und zahlreiche Ausfälle unter¬<lb/> brachen die Arbeiten der Belagerer, tödteten viele der Ihrigen und nöthigten sie,<lb/> die durch die Belagerte» zerstörte» Verscha»z»ugeu wieder aufzubauen. Nach¬<lb/> dem die Belagerung einen Monat gedauert, versuchte der Großfürst Michael am<lb/> 13. Juni eine Erstürmung. Aber er stieß ans energischen Widerstand. Dreimal<lb/> worden die Russen zurückgeschlagen und bei ihrem Rückzug erfolgte el» allge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
weit auseinanderliegenden Dörfern wird oft an 80 bis 100 Fuß langen Bast¬
seilen ans wenigen Brunnen emporgezoge». Der Ackerbau ist unter diesen Um¬
ständen sehr genug: man findet in den Dörfern ebensowenig Getrcidevorräthe
als Nanhfntter, denn das Gras verdorrt schon im Frühsommer und bildet un¬
absehbare wogende Flächen von hohen aber dürren Halmen. Nirgends ein
Baum oder Strauch. Ebenso wüst ist der Theil der Bulgarei jenseits des
Trajamvalls bis gegen Basardschik: längs einer Strecke von 23 Meilen hat hier
ein Heer mit dem Mangel an allen Lebensmitteln zu kämpfen.
Das sechste Corps überschritt den Prnth, besetzte Jassy und traf am
13. Mai in Bukarest ein, es sollte hierauf die Donau überschreiten und Silistria
belagern.
Das siebente Corps war bestimmt, die auf dem linken Donanufer gelegene
Festung Jbrail zu nehmen. Mau durfte, ohne die größte Unvorsichtigkeit zu be¬
gehen, einen so bedeutenden Platz nicht im Rücken liegen lassen.
DaS dritte Corps, die eigentliche Angriffscolonne, sollte die Donau bei
Jsaktschi zwischeu Jbrail und Ismail überschreiten, nach dem schwarze» Meere
zu vorrücken und einige Hafenplätze besetzen, welche den Russen vom Meere her
die Zufuhr von Lebensmitteln und Verstärkungen sicherten. Die russische Flotte,
unter Admiral Greigh beherrschte damals das ganze schwarze Meer, weil die tür¬
kische Seemacht in der Schlacht bei Navarin fast gänzlich vernichtet war. Da
also die Russen die feindlichen Schiffe nicht zu fürchten brauchten, hatten sie be¬
schlossen, statt, wie in den frühern Kriegen, durch das Innere des Landes vor¬
zudringen, sich ans die Küste des schwarzen Meeres zu stützen und hier ihre
Operationölinien einzunehmen. Von hier ans sollte das dritte Corps mit dem
siebenten Corps nach der Einnahme von Jbrail sich vereinen und alsdann zu¬
sammen die festen Positionen von Schumla und Warna angreifen. Diese beiden
Festungen waren der Schlüssel der europäischen Türkei. Nach ihrer Eroberung
sollten die russischen Truppen gegen den Balkan vorrücken und die Hanptdefilec»
des östlichen Theils dieser Bergkette besetzen. Wenn dies noch vor Ende der
guten Jahreszeit gelungen war, hatte Graf Wittgenstein den Auftrag, von dem
Gebirge herabzusteigen und in die Ebenen Thraciens einzudringen.
Am 13. Mai wurde die Belagerung Jbrails durch den Großfürsten Michael
eröffnet. Die Türken zeigten mehr Tapferkeit und Entschlossenheit, als man von
ihnen erwartete. Die Breschen, welche die feindlichen Kanonen rissen, worden
von ihnen rasch wieder ausgebessert. Häufige und zahlreiche Ausfälle unter¬
brachen die Arbeiten der Belagerer, tödteten viele der Ihrigen und nöthigten sie,
die durch die Belagerte» zerstörte» Verscha»z»ugeu wieder aufzubauen. Nach¬
dem die Belagerung einen Monat gedauert, versuchte der Großfürst Michael am
13. Juni eine Erstürmung. Aber er stieß ans energischen Widerstand. Dreimal
worden die Russen zurückgeschlagen und bei ihrem Rückzug erfolgte el» allge-
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