Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Freund der Kunst ein unentbehrlicher Leitfaden ist, noch einmal aufmerksam machen. -- , Theater. <,/-.->."/.?.K.^ Englische Literatur. -- Wir haben bereits erwähnt, daß die Behandlung Freund der Kunst ein unentbehrlicher Leitfaden ist, noch einmal aufmerksam machen. — , Theater. <,/-.->.»/.?.K.^ Englische Literatur. — Wir haben bereits erwähnt, daß die Behandlung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96945"/> <p xml:id="ID_679" prev="#ID_678"> Freund der Kunst ein unentbehrlicher Leitfaden ist, noch einmal aufmerksam machen. —<lb/> Am 16. October ist in Weimar eine Ausstellung von Cranachschen Werken eröffnet<lb/> worden. —'</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> ,<lb/> Theater.</head> <p xml:id="ID_680"> <,/-.->.»/.?.K.^<lb/> — In Weimar ist ein neues Lustspiel von Berger: .Maria vou<lb/> Medicis" mit Erfolg aufgeführt. — In Leipzig haben wir jetzt „Ein Lustspiel" von<lb/> Bcuedix gesehen, und können dem Urtheil unseres Frankfurter Korrespondenten uur<lb/> beipflichten. — Die Aufführung von Hebbels „Judith" veranlaßt uns zu einigen Be¬<lb/> merkungen. Zunächst halten wir eine verbindende Musik, welche die Zwischeuacte aus¬<lb/> füllt, für unangemessen. Gegen eine Ouvertüre haben wir nichts einzuwenden, aber<lb/> die Zwischeuacte sind dazu da, daß man die Aufmerksamkeit einen Augenblick abspannt<lb/> und sich den Eindruck, den man mitgenommen, klar macht, um auf das Folgende vor¬<lb/> bereitet zu sein. Wird aber die Aufmerksamkeit nach einer andern Kunstleistung gewalt¬<lb/> sam hingelenkt, so kommt in die Spannung etwas Unruhiges und Fieberhaftes, das<lb/> deu Kunstgenuß nur stören kann. Die Musik zum Egmont hat zuerst dies Unwesen<lb/> hervorgerufen, aber auch in Beziehung auf dieses Stück wird jeder Unbefangene uns<lb/> beistimmen. Ferner macht die „Judith" wegen der Unzahl mithandclndcr Personen<lb/> Noth; es ist unmöglich, daß ein Stadttheater einige zwanzig männliche Personen besitze,<lb/> die sprechen können, ohne Anstoß zu geben. Es wendet also Statisten an. Dadurch<lb/> macht aber z. B. der ganze erste Act, der überhaupt ziemlich lose gearbeitet ist, einen<lb/> durchaus lächerlichen Eindruck. Diesem ist uur dadurch abzuhelfen 1) daß dieselben<lb/> Personen 2 Rolle» übernehmen, eine im jüdischen, die andere im assyrischen Lager, 2)<lb/> daß einige Rollen zusammengezogen werden, was auch leicht geschehen kann. Wer eine<lb/> Tragödie als Kunstwerk aufnehmen will, wird uns zugeben, daß diese Bemerkung nicht<lb/> unwichtig ist. — Was die Rolle der Judith betrifft (Holofernes spielt sich von selbst),<lb/> so ist es natürlich, daß nicht das zur Anschauung kommen kann, was dem Dichter<lb/> vorgeschwebt, und was er mit einer dämonischen (wir möchten eigentlich einen andern<lb/> Ausdruck gebrauchen) Kraft wenigstens angedeutet hat — und, ehrlich gestanden! wir<lb/> danken dafür den Musen und Grazien. Daß übrigens das Publicum das Stück nicht<lb/> in seiner ursprünglichen Gestalt sieht, ist bekannt. Eigentlich wird Judith wirklich die<lb/> Beute des Holofernesz sie vergißt ihre erste Absicht, und rächt, indem sie dem Holo-<lb/> fernes das Haupt abschlägt, ihren befleckten Leib an dem trunkenen Heiden. Ihre<lb/> Landsleute müssen ihr das Versprechen ablegen, sie zu todten, wenn sie dem Holofernes<lb/> einen Sohn gebäre. — Dieser Schluß mußte geändert werden, und der Dichter hat<lb/> ihn in der That geändert, aber damit allerdings dem Stück die Pointe abgebrochen.<lb/> Was jetzt die Geschichte mit dem Manasse, der sein Weib in der Hochzcituacht nicht<lb/> berührt, weil das Gespenst Asmodi zwischen sie tritt, eigentlich soll, versteht niemand —<lb/> in der ersten Fassung hatte es einen sehr realen Sinn, aber einen abscheulichen. —^</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Englische Literatur.</head> <p xml:id="ID_681" next="#ID_682"> — Wir haben bereits erwähnt, daß die Behandlung<lb/> der orientalischen Frage einen großen Raum in der neuen englischen Literatur<lb/> einnimmt. Fast überall sind die Ansichten entschieden gegen Rußland. So in einem<lb/> neuen Werk: „Die Grenzlande der Christen und Türken; eine Reise in den Ländern<lb/> der »ndem Donau in den Jahren 1830 und 1831." Von einem Mann, der 20 Jahre<lb/> hindurch britischer Resident im Orient gewesen ist. Ebenso eine „Korrespondenz zwischen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
Freund der Kunst ein unentbehrlicher Leitfaden ist, noch einmal aufmerksam machen. —
Am 16. October ist in Weimar eine Ausstellung von Cranachschen Werken eröffnet
worden. —'
,
Theater. <,/-.->.»/.?.K.^
— In Weimar ist ein neues Lustspiel von Berger: .Maria vou
Medicis" mit Erfolg aufgeführt. — In Leipzig haben wir jetzt „Ein Lustspiel" von
Bcuedix gesehen, und können dem Urtheil unseres Frankfurter Korrespondenten uur
beipflichten. — Die Aufführung von Hebbels „Judith" veranlaßt uns zu einigen Be¬
merkungen. Zunächst halten wir eine verbindende Musik, welche die Zwischeuacte aus¬
füllt, für unangemessen. Gegen eine Ouvertüre haben wir nichts einzuwenden, aber
die Zwischeuacte sind dazu da, daß man die Aufmerksamkeit einen Augenblick abspannt
und sich den Eindruck, den man mitgenommen, klar macht, um auf das Folgende vor¬
bereitet zu sein. Wird aber die Aufmerksamkeit nach einer andern Kunstleistung gewalt¬
sam hingelenkt, so kommt in die Spannung etwas Unruhiges und Fieberhaftes, das
deu Kunstgenuß nur stören kann. Die Musik zum Egmont hat zuerst dies Unwesen
hervorgerufen, aber auch in Beziehung auf dieses Stück wird jeder Unbefangene uns
beistimmen. Ferner macht die „Judith" wegen der Unzahl mithandclndcr Personen
Noth; es ist unmöglich, daß ein Stadttheater einige zwanzig männliche Personen besitze,
die sprechen können, ohne Anstoß zu geben. Es wendet also Statisten an. Dadurch
macht aber z. B. der ganze erste Act, der überhaupt ziemlich lose gearbeitet ist, einen
durchaus lächerlichen Eindruck. Diesem ist uur dadurch abzuhelfen 1) daß dieselben
Personen 2 Rolle» übernehmen, eine im jüdischen, die andere im assyrischen Lager, 2)
daß einige Rollen zusammengezogen werden, was auch leicht geschehen kann. Wer eine
Tragödie als Kunstwerk aufnehmen will, wird uns zugeben, daß diese Bemerkung nicht
unwichtig ist. — Was die Rolle der Judith betrifft (Holofernes spielt sich von selbst),
so ist es natürlich, daß nicht das zur Anschauung kommen kann, was dem Dichter
vorgeschwebt, und was er mit einer dämonischen (wir möchten eigentlich einen andern
Ausdruck gebrauchen) Kraft wenigstens angedeutet hat — und, ehrlich gestanden! wir
danken dafür den Musen und Grazien. Daß übrigens das Publicum das Stück nicht
in seiner ursprünglichen Gestalt sieht, ist bekannt. Eigentlich wird Judith wirklich die
Beute des Holofernesz sie vergißt ihre erste Absicht, und rächt, indem sie dem Holo-
fernes das Haupt abschlägt, ihren befleckten Leib an dem trunkenen Heiden. Ihre
Landsleute müssen ihr das Versprechen ablegen, sie zu todten, wenn sie dem Holofernes
einen Sohn gebäre. — Dieser Schluß mußte geändert werden, und der Dichter hat
ihn in der That geändert, aber damit allerdings dem Stück die Pointe abgebrochen.
Was jetzt die Geschichte mit dem Manasse, der sein Weib in der Hochzcituacht nicht
berührt, weil das Gespenst Asmodi zwischen sie tritt, eigentlich soll, versteht niemand —
in der ersten Fassung hatte es einen sehr realen Sinn, aber einen abscheulichen. —^
Englische Literatur. — Wir haben bereits erwähnt, daß die Behandlung
der orientalischen Frage einen großen Raum in der neuen englischen Literatur
einnimmt. Fast überall sind die Ansichten entschieden gegen Rußland. So in einem
neuen Werk: „Die Grenzlande der Christen und Türken; eine Reise in den Ländern
der »ndem Donau in den Jahren 1830 und 1831." Von einem Mann, der 20 Jahre
hindurch britischer Resident im Orient gewesen ist. Ebenso eine „Korrespondenz zwischen
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