Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.doch als schwache Schattenbilder von Fremdenblatt und Presse und vermöge ihres Der "Verschleiß" dieser und auch der beliebtesten nicht politischen Zeitungen Der politischen Journale in den Provinzen sind mehr, als mau denken sollte. Von nicht politische", oder doch nur zum kleinsten Theile der Politik ge¬ Das Saphirsche Blatt, an dem Herr M. G. Saphir eigentlich nur Mit¬ doch als schwache Schattenbilder von Fremdenblatt und Presse und vermöge ihres Der „Verschleiß" dieser und auch der beliebtesten nicht politischen Zeitungen Der politischen Journale in den Provinzen sind mehr, als mau denken sollte. Von nicht politische», oder doch nur zum kleinsten Theile der Politik ge¬ Das Saphirsche Blatt, an dem Herr M. G. Saphir eigentlich nur Mit¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0220" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96925"/> <p xml:id="ID_598" prev="#ID_597"> doch als schwache Schattenbilder von Fremdenblatt und Presse und vermöge ihres<lb/> geringen, nur den untere» Klassen angehörenden Leserkreises, hier nur beiläufig<lb/> zu erwähnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_599"> Der „Verschleiß" dieser und auch der beliebtesten nicht politischen Zeitungen<lb/> wird in Wien und überhaupt in der östreichischen Monarchie in eigenthümlicher<lb/> Weise gehandhabt. Ein Theil der Exemplare wird im Wege der Pränumeration<lb/> an feste Abonnenten abgesetzt, ein großer Theil aber in einzelne» Nummer» für<lb/> wenige Kreuzer theils von den Expeditionen, theils in den Gewölben der Tabaks-<lb/> trafikantinueu, Lvttocollectenrs und Bricfmarkeuverschlcißer debutirt. Auswärtige<lb/> Abonnenten bestellen die inländischen Zeitungen nicht wie überall in Deutschland<lb/> bei der Post, sondern in frankirten, an die Redaction oder Expedition gerichteten<lb/> Briefen, denen der Abonnementsbetrag beigefügt sein muß. So kommt es, daß<lb/> gegen den Schluß des Quartals oft an einem Tage an tausend Geldbriefe und<lb/> darüber für eine einzige Zeinmgsexpeditiou bei der Post einlaufen. Ebenso liefert<lb/> die Expedition den Bedarf für die Monarchie nicht an die Pvstamts-Zeitungs-<lb/> expedition, die sich nur mit dem Debit der Zeitungen vom Auslande und für<lb/> das Ausland befaßt, sondern sie versendet per Briefpost jedes einzelne Exemplar<lb/> nnter gedruckten Streifbande mit der Adresse des Empfängers und beklebt mit<lb/> einer Zeituugsfreimarke in blauer Farbe, die deu Kopf der Austria als Vignette<lb/> trägt und deren man hundert sür einen Gulden C.-M. erhält. Ob diese schwer-<lb/> fällige Art des Zeitungsdebits der Post an Geldbrief- und Zeitungs-Porto mehr<lb/> einträgt, als der in Deutschland übliche Postaufschlag? — Daß zahllose Confu-<lb/> floneu und Reclamationen ihre Folge find, daß steht fest.</p><lb/> <p xml:id="ID_600"> Der politischen Journale in den Provinzen sind mehr, als mau denken sollte.<lb/> Nach dem jetzt, am Schlüsse des Jahres, freilich schon ein wenig veralteten Zei-<lb/> tnugspreiöcouraut, deu die Post zunächst für den Zeituugsdebit an ausländische<lb/> Postanstalten drucken läßt, existiren deren 28 in deutscher, 11 in sechs verschie¬<lb/> denen slavischen Sprachen, 20 in italienischer, 2 in ungarischer, eine in romani¬<lb/> scher nud eine in armenischer Sprache.</p><lb/> <p xml:id="ID_601"> Von nicht politische», oder doch nur zum kleinsten Theile der Politik ge¬<lb/> widmeten Blättern sind i» Wie» die verbreitetste» und mit Ausnahme des letz¬<lb/> teren auch die bekanntesten: Saphirs Humorist, Bäuerles Theaterzeitung<lb/> und Langers Hans Jörgel von Gray oldskirchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_602" next="#ID_603"> Das Saphirsche Blatt, an dem Herr M. G. Saphir eigentlich nur Mit¬<lb/> arbeiter, dessen Redacteur aber ein ehemaliger Buchhandlnngscommiö, Herr<lb/> Alexander Patuzzi ist, hat nur durch Saphirs eigene Artikel einiges Interesse,<lb/> alles übrige in demselben, sowie auch namentlich in der damit zusammenhän¬<lb/> genden Moutagsbcilage, ,,der Wocheukrebs", ist höchst langweilig und nicht<lb/> selten abgeschmackt; es besteht in Novellen, Theaterrecensionen und den Wiener<lb/> Tagesneuigkeiten, mit denen das Cvrrespondenzburcau die Mehrzahl der dortigen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0220]
doch als schwache Schattenbilder von Fremdenblatt und Presse und vermöge ihres
geringen, nur den untere» Klassen angehörenden Leserkreises, hier nur beiläufig
zu erwähnen.
Der „Verschleiß" dieser und auch der beliebtesten nicht politischen Zeitungen
wird in Wien und überhaupt in der östreichischen Monarchie in eigenthümlicher
Weise gehandhabt. Ein Theil der Exemplare wird im Wege der Pränumeration
an feste Abonnenten abgesetzt, ein großer Theil aber in einzelne» Nummer» für
wenige Kreuzer theils von den Expeditionen, theils in den Gewölben der Tabaks-
trafikantinueu, Lvttocollectenrs und Bricfmarkeuverschlcißer debutirt. Auswärtige
Abonnenten bestellen die inländischen Zeitungen nicht wie überall in Deutschland
bei der Post, sondern in frankirten, an die Redaction oder Expedition gerichteten
Briefen, denen der Abonnementsbetrag beigefügt sein muß. So kommt es, daß
gegen den Schluß des Quartals oft an einem Tage an tausend Geldbriefe und
darüber für eine einzige Zeinmgsexpeditiou bei der Post einlaufen. Ebenso liefert
die Expedition den Bedarf für die Monarchie nicht an die Pvstamts-Zeitungs-
expedition, die sich nur mit dem Debit der Zeitungen vom Auslande und für
das Ausland befaßt, sondern sie versendet per Briefpost jedes einzelne Exemplar
nnter gedruckten Streifbande mit der Adresse des Empfängers und beklebt mit
einer Zeituugsfreimarke in blauer Farbe, die deu Kopf der Austria als Vignette
trägt und deren man hundert sür einen Gulden C.-M. erhält. Ob diese schwer-
fällige Art des Zeitungsdebits der Post an Geldbrief- und Zeitungs-Porto mehr
einträgt, als der in Deutschland übliche Postaufschlag? — Daß zahllose Confu-
floneu und Reclamationen ihre Folge find, daß steht fest.
Der politischen Journale in den Provinzen sind mehr, als mau denken sollte.
Nach dem jetzt, am Schlüsse des Jahres, freilich schon ein wenig veralteten Zei-
tnugspreiöcouraut, deu die Post zunächst für den Zeituugsdebit an ausländische
Postanstalten drucken läßt, existiren deren 28 in deutscher, 11 in sechs verschie¬
denen slavischen Sprachen, 20 in italienischer, 2 in ungarischer, eine in romani¬
scher nud eine in armenischer Sprache.
Von nicht politische», oder doch nur zum kleinsten Theile der Politik ge¬
widmeten Blättern sind i» Wie» die verbreitetste» und mit Ausnahme des letz¬
teren auch die bekanntesten: Saphirs Humorist, Bäuerles Theaterzeitung
und Langers Hans Jörgel von Gray oldskirchen.
Das Saphirsche Blatt, an dem Herr M. G. Saphir eigentlich nur Mit¬
arbeiter, dessen Redacteur aber ein ehemaliger Buchhandlnngscommiö, Herr
Alexander Patuzzi ist, hat nur durch Saphirs eigene Artikel einiges Interesse,
alles übrige in demselben, sowie auch namentlich in der damit zusammenhän¬
genden Moutagsbcilage, ,,der Wocheukrebs", ist höchst langweilig und nicht
selten abgeschmackt; es besteht in Novellen, Theaterrecensionen und den Wiener
Tagesneuigkeiten, mit denen das Cvrrespondenzburcau die Mehrzahl der dortigen
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