Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.sehen auf jedem Schritt und Tritt Verderben bereiteten; ja das schmerzgestimmte Nachdem der Verfasser so gezeigt, wie innerhalb des Heidenthums selbst jene Wir müsse" gestehen, daß wir in neuerer Zeit selteu ein Buch mit einer so sehen auf jedem Schritt und Tritt Verderben bereiteten; ja das schmerzgestimmte Nachdem der Verfasser so gezeigt, wie innerhalb des Heidenthums selbst jene Wir müsse» gestehen, daß wir in neuerer Zeit selteu ein Buch mit einer so <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0214" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96919"/> <p xml:id="ID_578" prev="#ID_577"> sehen auf jedem Schritt und Tritt Verderben bereiteten; ja das schmerzgestimmte<lb/> Gemüth ging noch weiter: diese Machte lauerten nicht blos auf das Verderben<lb/> des Mensche», sondern sie strebten nach einer Zerstörung der ganzen vorhandenen<lb/> sichtbaren und unsichtbaren Welt, soweit sie nicht schon von ihnen erfüllt und<lb/> beherrscht war, und vor allen Dingen nach einer Vernichtung der höhern Götter.. .<lb/> Ja es lag sogar in dem Hintergrunde der menschlichen Empfindung der trostlose<lb/> Gedanke, daß eine Zeit kommen werde, wo dieser ruchlose Streit zu Gunsten<lb/> der Feinde der Menschen und Götter sich wenden müsse." . . (S. 1S3>) „Niemals<lb/> ist die Idee der Endlichkeit dieser Weltordnung und der sie beherrschenden Götter<lb/> mit einer solchen schreckhaften Rückhaltlostgkeit ausgesprochen; aber gewiß ist diese<lb/> Vorstellung zu ihrer concreten Lebendigkeit erst allmälig emporgewachsen, denn<lb/> sie verträgt sich durchaus innerlich nicht mit der Stimmung des Gemüths, welches<lb/> lichtere Götterwesen als Symbol der für ewig an sich glaubenden Menschheit er¬<lb/> zeugt."— (S. 1S9.) „An Versuchen zur Losung fehlte es natürlich nicht. Als<lb/> einer der merkwürdigsten davon muß der angeführt werden, welcher dadurch<lb/> über den allcrfnrchtbarsien Conflict des menschlichen Geistes mit sich selbst hin¬<lb/> wegführen sollte, daß der Geist die Existenz der Götter preisgab, aber seine<lb/> eigene zu rette» sich bemühte." Ferner dadurch (S. 161.), „...daß man sich<lb/> über das eigentliche Jenseits und die dort giltigen Bedingungen des Diesseits<lb/> und der wirklich vorhandenen Welt, der materielle» wie der immateriellen, hinaus<lb/> noch eine Phase des Weltdaseins vorzustellen versuchte." Trotzdem (S. 166.)<lb/> ,,. . stand das Gemüth zuletzt immer rettungslos der Negation seiner tiefsten<lb/> Forderungen gegenüber, ohne die Mittel zu besitzen, aus sich heraus eine Macht<lb/> zu entwickeln, welche diese seine eigne» krankhaften Ausgeburten zu beschirmen<lb/> im Stande war." —</p><lb/> <p xml:id="ID_579"> Nachdem der Verfasser so gezeigt, wie innerhalb des Heidenthums selbst jene<lb/> Stimmung sich erzeugte, welche eine neue Religion zwar nicht hervorzubringen,<lb/> aber eine gegebene, eine der Art, wie sie das Bedürfniß erheischte, aufzuneh¬<lb/> men und geistig zu reproduciren im Stande war; nachdem er ferner gezeigt, daß<lb/> der Arianismus, den die deutschen Völker annahmen, nur ein Kompromiß war,<lb/> nnr eine letzte, schwache Abwehr gegen den specifisch christliche» Geist, die eben<lb/> darum, weil sie in ihrer Hanptbeziehung negativ war, jenes Verlorne Selbstgefühl<lb/> nicht ersetzen konnte, entwickelt er in der Bekehrung der Franken zum Katholicis¬<lb/> mus eine zwar zunächst durch zufällige Umstände veranlaßte, aber in der Natur<lb/> der Umstände mit Nothwendigkeit gebotene Wiedergeburt des deutschen Geistes,<lb/> in einer Wärme und Anschaulichkeit, die auch in psychologischer Beziehung großes<lb/> Lob verdient.</p><lb/> <p xml:id="ID_580" next="#ID_581"> Wir müsse» gestehen, daß wir in neuerer Zeit selteu ein Buch mit einer so<lb/> hohen Befriedigung gelesen haben, und daß wir mit großer Spannung das Er¬<lb/> scheinen des zweiten Theils erwarten, der uns voraussichtlich auch in die potiti-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0214]
sehen auf jedem Schritt und Tritt Verderben bereiteten; ja das schmerzgestimmte
Gemüth ging noch weiter: diese Machte lauerten nicht blos auf das Verderben
des Mensche», sondern sie strebten nach einer Zerstörung der ganzen vorhandenen
sichtbaren und unsichtbaren Welt, soweit sie nicht schon von ihnen erfüllt und
beherrscht war, und vor allen Dingen nach einer Vernichtung der höhern Götter.. .
Ja es lag sogar in dem Hintergrunde der menschlichen Empfindung der trostlose
Gedanke, daß eine Zeit kommen werde, wo dieser ruchlose Streit zu Gunsten
der Feinde der Menschen und Götter sich wenden müsse." . . (S. 1S3>) „Niemals
ist die Idee der Endlichkeit dieser Weltordnung und der sie beherrschenden Götter
mit einer solchen schreckhaften Rückhaltlostgkeit ausgesprochen; aber gewiß ist diese
Vorstellung zu ihrer concreten Lebendigkeit erst allmälig emporgewachsen, denn
sie verträgt sich durchaus innerlich nicht mit der Stimmung des Gemüths, welches
lichtere Götterwesen als Symbol der für ewig an sich glaubenden Menschheit er¬
zeugt."— (S. 1S9.) „An Versuchen zur Losung fehlte es natürlich nicht. Als
einer der merkwürdigsten davon muß der angeführt werden, welcher dadurch
über den allcrfnrchtbarsien Conflict des menschlichen Geistes mit sich selbst hin¬
wegführen sollte, daß der Geist die Existenz der Götter preisgab, aber seine
eigene zu rette» sich bemühte." Ferner dadurch (S. 161.), „...daß man sich
über das eigentliche Jenseits und die dort giltigen Bedingungen des Diesseits
und der wirklich vorhandenen Welt, der materielle» wie der immateriellen, hinaus
noch eine Phase des Weltdaseins vorzustellen versuchte." Trotzdem (S. 166.)
,,. . stand das Gemüth zuletzt immer rettungslos der Negation seiner tiefsten
Forderungen gegenüber, ohne die Mittel zu besitzen, aus sich heraus eine Macht
zu entwickeln, welche diese seine eigne» krankhaften Ausgeburten zu beschirmen
im Stande war." —
Nachdem der Verfasser so gezeigt, wie innerhalb des Heidenthums selbst jene
Stimmung sich erzeugte, welche eine neue Religion zwar nicht hervorzubringen,
aber eine gegebene, eine der Art, wie sie das Bedürfniß erheischte, aufzuneh¬
men und geistig zu reproduciren im Stande war; nachdem er ferner gezeigt, daß
der Arianismus, den die deutschen Völker annahmen, nur ein Kompromiß war,
nnr eine letzte, schwache Abwehr gegen den specifisch christliche» Geist, die eben
darum, weil sie in ihrer Hanptbeziehung negativ war, jenes Verlorne Selbstgefühl
nicht ersetzen konnte, entwickelt er in der Bekehrung der Franken zum Katholicis¬
mus eine zwar zunächst durch zufällige Umstände veranlaßte, aber in der Natur
der Umstände mit Nothwendigkeit gebotene Wiedergeburt des deutschen Geistes,
in einer Wärme und Anschaulichkeit, die auch in psychologischer Beziehung großes
Lob verdient.
Wir müsse» gestehen, daß wir in neuerer Zeit selteu ein Buch mit einer so
hohen Befriedigung gelesen haben, und daß wir mit großer Spannung das Er¬
scheinen des zweiten Theils erwarten, der uns voraussichtlich auch in die potiti-
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