Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Die Rua Dirieta ist durch eine steile Erhebung geschlossen, auf der das 19*
Die Rua Dirieta ist durch eine steile Erhebung geschlossen, auf der das 19*
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Die Rua Dirieta ist durch eine steile Erhebung geschlossen, auf der das
Kloster San Benedict und der bischöfliche Palast steht, welcher letztere bequemer
und prächtiger als der kaiserliche sein soll. Das Kloster ist ein einfaches Gebäude,
aber großartig durch seine Dimensionen. Man sagt allgemein, daß die Regierung
verboten habe, neue Mitglieder in den Orden der Benedictiner aufzunehmen, so
daß in wenig Jahren der kaiserliche Schatz die Einkünfte und Besitzungen dessel¬
ben zur Verfügung haben wird. Westlich davon liegt das Campo de Santa Anna,
die frühere Grenze der alten Stadt, jetzt fast ihre Mitte, ein weiter noch immer
unangebauter Platz, der mehr eine Trennung, als eine Verbindung mit der Neu¬
stadt bildet. Von hier aus durchschneidet ein Damm von 2 Meilen Länge, At-
terado genannt, eine Marsch, die von einem Arme der See gebildet wird; derselbe
gibt eine vorzügliche und ebene Straße zur Verbindung mit Engenho Velho ab
und führt zum Palaste von Sav Christovao, wo der Kaiser sich gewöhnlich auf¬
hält. Auf der Südseite wird die Einförmigkeit der Stadt durch einen Hügel von
einiger Ausdehnung nud beträchtlicher Höhe unterbrochen, der der Schloßberg
heißt und auf welchem mehre öffentliche Gebäude errichtet sind, auf seiner Spitze
der wohlbekannte Telegraph. In einiger Entfernung davon in derselben Richtung,
an der Straße von Calötc, ist der Gloriahügel mit der Kapelle von Nossa Scn-
hora da Gloria, welcher ein Vorgebirge am Ufer der Bucht bildet. Das Ge¬
bäude auf ihm, das an und für sich selbst nichts Bemerkenswerthes hat, ist einer
der am meisten in die Angen fallenden Punkte im Panorama, welches Rio von
der See aus darbietet. Der Weg zur Kapelle hinauf ist vou der Landseite steil,
nichtsdestoweniger aber stark besucht. Viele gehen hin, um von der Terrasse
ans auf eine der schönsten Landschaften zu blicken, die man sich nur vorstellen
kann. Der Hügel ist mit Häusern bedeckt, die vornämlich von englischen Kauf¬
leuten bewohnt sind, welche sich hierher vou den Mühen ihres Geschäftes zurück¬
ziehen, um sich an der lieblichen Aussicht und der kühlen Lust zu erfreuen. Die
Vorstädte im Süden, Calste und Botafogo, sind größtentheils neu, die Abhänge der
Corcorada, wie das Thal von Laraujeiros und das Largo de Machado haben
sich sicher verschönert und zeigen sogar schon Spuren von Eleganz. 18L1 war
das letztere wenig besser als das freie Feld, jetzt hat es einen Springbrunnen in
der Mitte, ist bepflanzt und zum Garten umgewandelt, während Häuser es von
allen Seiten umgeben. Die Wasserleitung ist ein wahrhaft schönes Werk, die
Nachahmung von einer zu Lissabon, im Jahre 1740 gebaut. Dieselbe am Mor¬
gen von der Stadt bis zum Fuße des Corcorado zu verfolgen, ist ein Spazier¬
gang, der wol von wenigen an Schönheit übertroffen wird. Der Aquäduct ist dauer¬
haft gebaut und besteht nach Lunock aus zwei etwa 6 Fuß hohen, oben überwölb¬
ten Mauern, hinreichend weit, um Arbeiter, die gelegentlich hineingehen, die ganze
Länge durchzulassen, mit Oeffnungen für Luft und Licht in passenden Intervallen.
Darin ist der etwa 18 Zoll weite, 2i Zoll tiefe und drei Meilen lange Kanal
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