Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Die Bewohner der Vereinigten Stuten haben einen gemeinsamen und Kaum waren anderthalb Jahrzehnte seit der ersten Landung der Puritaner Grenzboten. IV. 18S3. 13
Die Bewohner der Vereinigten Stuten haben einen gemeinsamen und Kaum waren anderthalb Jahrzehnte seit der ersten Landung der Puritaner Grenzboten. IV. 18S3. 13
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Die Bewohner der Vereinigten Stuten haben einen gemeinsamen und
eigenthümlichen Volkscharakter, sie sind eine Nation für sich. Und diese
Nationalität ist nicht, wie die britische, durch Vermischung heterogener Elemente
entstanden, es ist nicht die Mitte zwischen britischen Unternehmungsgeist und
deutscher Geduld, zwischen britischen Ernst und deutscher Gemüthlichkeit, auch
nicht zwischen germanischer Ruhe und Besonnenheit und neidischer Erregbarkeit,
eS ist eben die besondere Natur deö Millne, eine höhere Potenz des unternehmungs¬
lustigen britischen Charakters, doch unvermischt mit fremden Elementen. Das deutsche
Wesen, wo es nicht in compacten Massen auftrat, ebenso die celrischeu Elemente,
die über den Ocean drangen, sind in demselben aufgegangen ohne von ihrer Eigen¬
thümlichkeit etwas mitzutheilen. Der U^nkee, wie er bereits beim Beginne des
Jahrhunderts war, hat sich unverändert erhalten, er hat die Kraft gehabt, den
mächtigen Strom, der sich alljährlich ans den verschiedensten Theilen Europas
in seine Heimath ergoß, zu bezwingen, und sich alles zu assimiliren. Denn er
ist der echte Sprößling jener zähen, strengen Puritaner, die vor mehr als zwei
Jahrhunderten ihren Fuß auf den Boden Neu-Englands setzten, welche keine
Nothwendigkeit, nnr ihren Willen als Gesetz anerkannten, die, durch lauge Ver¬
folgungen gestählt, niemals verzweifelten, und die noch heute alles wagen, weil
sie die Kraft in sich fühlen, das, was auf eine Weise nicht gelingt, schnell in
einer anderen von neuem anfassen zu könne». Sie, das kräftigste Element des
britischen Geistes, sind die Sendboten dieser neuen Nationalität geworden, ihre
Nachkommen sind es vorzugsweise noch heute, die als Träger der Cultur rastlos
nach Westen dringen, die in nimmer ruhender Thatenlust deu kaum aufgebroche¬
nen Acker, die kaum errichtete Farm an deu einwandernden Deutsche» verkaufe»,
um dem Urwald oder der Prairie neues Terrain abzugewinnen, denen nichts so
gut gefällt, daß sie uicht bei der ersten Gelegenheit das mögliche Bessere auf-
suchen sollten, die wir bald als Prairienjäger oder Farmer, bald als Handwerker
oder Kaufleute, stets in neuen Lagen erblicken. Sie sind daher stets die ersten,
und wenn später anch zahlreiche andere Elemente hinzutreten, so ist die Grund¬
lage bereits von ihnen geschaffen, nach ihrem Sinne zugeschnitten, und den
Ankömmlingen bleibt nichts übrig, als das Bestehende hinzunehmen, wie es ist.
Sie und ihre Väter sind auch die Schöpfer des nordamerikanischen Unterrichts¬
wesens, und, was mehr sagen will, sie haben den Geist verbreitet, welcher die
Sorge für den Unterricht und die Erziehung der jüngern Generation zu einer
Ehrensache des erwachsenen Geschlechtes macht, der die ganze Organisation des
Unterrichts belebt, und wiederum der mächtigste Träger der Hauptelemente deö
Uankeethnms, des unverwüstlichen Unternehmungsgeistes, des praktischen Sinnes,
der Empfänglichkeit für jeden Fortschritt zum Besseren ist.
Kaum waren anderthalb Jahrzehnte seit der ersten Landung der Puritaner
auf dem Boden von Neu-England verflossen, als bereits energische Vorkehrungen
Grenzboten. IV. 18S3. 13
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