Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.schlingen in Ostindien in der Mitte der 30er Jahre durchschnittlich mir 200,000 Der steigende Antheil Asiens an den für den Welthandel wichtigsten Pro- schlingen in Ostindien in der Mitte der 30er Jahre durchschnittlich mir 200,000 Der steigende Antheil Asiens an den für den Welthandel wichtigsten Pro- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96269"/> <p xml:id="ID_290" prev="#ID_289"> schlingen in Ostindien in der Mitte der 30er Jahre durchschnittlich mir 200,000<lb/> Cwts. nach England, jetzt sind es gewöhnlich 900,000 Cwts.</p><lb/> <p xml:id="ID_291" next="#ID_292"> Der steigende Antheil Asiens an den für den Welthandel wichtigsten Pro-<lb/> ducten Amerikas liefert indeß keinen genauen Maßstab für den Fortschritt der<lb/> astatischen Production, besonders wenn wir Australien, das vom Standpunkte des<lb/> Welthandels wesentlich als zu Asien gehörig betrachtet werden muß, mit berück¬<lb/> sichtigen. Ostindien und Australien haben seit den ersten Jahrzehenten des lau-<lb/> fenden Jahrhunderts mehre sehr wichtige neue Handelsartikel, oder wenigstens<lb/> solche, die früher nur in unbedeutenden Quantitäten daher bezogen werden konnten,<lb/> geliefert. Wir führen nnr einige an. Die Ausfuhr Ostindiens nach Gro߬<lb/> britannien betrug an Häuf 1833 34,008 Cwts., 1849 360,163 Cwts.; Sago<lb/> 1833 766S Cwts, 1849 83,640 Cwts.; Leinsaat 1833 2163 Bushels, jetzt<lb/> in einigermaßen guten Jahren 200,000 Bushels; Seide 1833 989,619 Cwts.,<lb/> 1849 1,804,327 Cwts.; Seidenwaaren 1833 298,SS0 Seel., 1849 311,130 Se.,<lb/> Rum 1833 27 Gallonen, jetzt durchschnittlich 800,000 Gallonen; Schafwolle<lb/> 1833 3721 Pfd. (engl.) in den letzten Jahren durchschnittlich 5 Millionen Pfd.<lb/> Diese beispiellos rasche Steigerung der Ausführen ist ohne Zweifel der liberaleren<lb/> Colonialpolitik der Neuzeit zuzuschreiben. Dieselbe berechtigt noch viel Größeres<lb/> zu erwarten, wenn die indischen Besitzungen sich einst zu derselben Stellung er¬<lb/> heben werden, in welcher die übrigen britischen Kolonien sich schon lange dem<lb/> Mutterlande gegenüber befinden. Auch hat Asien den Vortheil, daß die einhei¬<lb/> mische Bevölkerung, wenigstens in Indien, Persien, China, auch in Japan, ganz<lb/> außerordentliche technische Fertigkeiten besitzt, und sich trefflich für industrielle<lb/> Arbeiten qualificirt. Der Orientale scheint sogar in viel höherem Grade zu<lb/> Handarbeiten brauchbar wie der Europäer. Wer die Modelle von den Spinn-<lb/> und Webevorrichtuugen gesehen hat, mit denen der indische und persische Weber<lb/> die kostbarsten Arbeiten zu Stande bringt, der muß den Orientalen ohne Zweifel<lb/> die Priorität auf dem Gebiete der rein mechanischen Thätigkeiten zusprechen. Und<lb/> in der That entspricht dies ganz der geistigen Natur des Orientale». Ihm<lb/> ist eine gewisse Stabilität und die Unterordnung nnter einen fremden Willen Be¬<lb/> dürfniß. Er bewegt sich gern in einem fortwährenden Einerlei und macht sich<lb/> gern zum Werkzeug der Gedanken anderer. Während der Europäer als Glied<lb/> des großen Uhrwerks eiuer Gewebefabrik, nicht schlechter, aber auch nicht viel<lb/> besser als die eisernen Walzen und Räder, die ihn umgeben, in seiner ganzen Thätig¬<lb/> keit sich auf eine gewisse, sich fortdauernd wiederholende Bewegung der Arme und<lb/> Beine beschränkt, und in geistige Verstumpfnug zurücksinke, findet hier der Orientale<lb/> sein Lebenselement. Er ermüdet nicht, wenn er mit den unvollkommensten Werk¬<lb/> zeugen durch die angestrengteste Sorgfalt und fortdauerte, vollkommen gleich¬<lb/> mäßige Wiederholung derselben Bewegungen die feinsten Arbeiten zu vollbringen<lb/> hat. Der Europäer verlangt Abwechselung und geistige Selbstthätigkeit. Seine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
schlingen in Ostindien in der Mitte der 30er Jahre durchschnittlich mir 200,000
Cwts. nach England, jetzt sind es gewöhnlich 900,000 Cwts.
Der steigende Antheil Asiens an den für den Welthandel wichtigsten Pro-
ducten Amerikas liefert indeß keinen genauen Maßstab für den Fortschritt der
astatischen Production, besonders wenn wir Australien, das vom Standpunkte des
Welthandels wesentlich als zu Asien gehörig betrachtet werden muß, mit berück¬
sichtigen. Ostindien und Australien haben seit den ersten Jahrzehenten des lau-
fenden Jahrhunderts mehre sehr wichtige neue Handelsartikel, oder wenigstens
solche, die früher nur in unbedeutenden Quantitäten daher bezogen werden konnten,
geliefert. Wir führen nnr einige an. Die Ausfuhr Ostindiens nach Gro߬
britannien betrug an Häuf 1833 34,008 Cwts., 1849 360,163 Cwts.; Sago
1833 766S Cwts, 1849 83,640 Cwts.; Leinsaat 1833 2163 Bushels, jetzt
in einigermaßen guten Jahren 200,000 Bushels; Seide 1833 989,619 Cwts.,
1849 1,804,327 Cwts.; Seidenwaaren 1833 298,SS0 Seel., 1849 311,130 Se.,
Rum 1833 27 Gallonen, jetzt durchschnittlich 800,000 Gallonen; Schafwolle
1833 3721 Pfd. (engl.) in den letzten Jahren durchschnittlich 5 Millionen Pfd.
Diese beispiellos rasche Steigerung der Ausführen ist ohne Zweifel der liberaleren
Colonialpolitik der Neuzeit zuzuschreiben. Dieselbe berechtigt noch viel Größeres
zu erwarten, wenn die indischen Besitzungen sich einst zu derselben Stellung er¬
heben werden, in welcher die übrigen britischen Kolonien sich schon lange dem
Mutterlande gegenüber befinden. Auch hat Asien den Vortheil, daß die einhei¬
mische Bevölkerung, wenigstens in Indien, Persien, China, auch in Japan, ganz
außerordentliche technische Fertigkeiten besitzt, und sich trefflich für industrielle
Arbeiten qualificirt. Der Orientale scheint sogar in viel höherem Grade zu
Handarbeiten brauchbar wie der Europäer. Wer die Modelle von den Spinn-
und Webevorrichtuugen gesehen hat, mit denen der indische und persische Weber
die kostbarsten Arbeiten zu Stande bringt, der muß den Orientalen ohne Zweifel
die Priorität auf dem Gebiete der rein mechanischen Thätigkeiten zusprechen. Und
in der That entspricht dies ganz der geistigen Natur des Orientale». Ihm
ist eine gewisse Stabilität und die Unterordnung nnter einen fremden Willen Be¬
dürfniß. Er bewegt sich gern in einem fortwährenden Einerlei und macht sich
gern zum Werkzeug der Gedanken anderer. Während der Europäer als Glied
des großen Uhrwerks eiuer Gewebefabrik, nicht schlechter, aber auch nicht viel
besser als die eisernen Walzen und Räder, die ihn umgeben, in seiner ganzen Thätig¬
keit sich auf eine gewisse, sich fortdauernd wiederholende Bewegung der Arme und
Beine beschränkt, und in geistige Verstumpfnug zurücksinke, findet hier der Orientale
sein Lebenselement. Er ermüdet nicht, wenn er mit den unvollkommensten Werk¬
zeugen durch die angestrengteste Sorgfalt und fortdauerte, vollkommen gleich¬
mäßige Wiederholung derselben Bewegungen die feinsten Arbeiten zu vollbringen
hat. Der Europäer verlangt Abwechselung und geistige Selbstthätigkeit. Seine
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