Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.ans Leinwand oder Baumwolle und ist vollkommen dem Klima angemessen. Als Die Speisen sind immer nahrhaft und reichlich. Allgemein sind drei Oeffentliche Vergnügungen sind unter den Ungko-Amerikanern nicht ans Leinwand oder Baumwolle und ist vollkommen dem Klima angemessen. Als Die Speisen sind immer nahrhaft und reichlich. Allgemein sind drei Oeffentliche Vergnügungen sind unter den Ungko-Amerikanern nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0472" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96647"/> <p xml:id="ID_1660" prev="#ID_1659"> ans Leinwand oder Baumwolle und ist vollkommen dem Klima angemessen. Als<lb/> Leibwäsche wird wenig Leinen, souderu fast allgemein Baumwolle getragen.<lb/> Aufwand in Kleidern ist bei den Männern fast ganz unbekannt. Die Frauen<lb/> kleiden sich dagegen vielfach kostbar und elegant und die minder wohlhabenden<lb/> Classen im ganzen in theurere Stoffe, als in Deutschland.</p><lb/> <p xml:id="ID_1661"> Die Speisen sind immer nahrhaft und reichlich. Allgemein sind drei<lb/> warme Mahlzeiten gebräuchlich: des Morgens früh, des Mittags und des Abends<lb/> kurz nach Sonnenuntergang. Alle drei bestehen fast aus denselben Speise», nnter<lb/> welchen Fleisch die Hauptsache ist. Das Mittagsessen ist wenig mannigfaltiger,<lb/> als die beiden anderen Mahlzeiten und wird, wie das Morgen- und Abendessen,<lb/> außerordentlich schnell eingenommen. Aus'dem Lande sind Schweinefleisch und<lb/> Maisbrvv nebst Eiern und Butter oft die einzigen Speisen. Gemüse, selbst<lb/> Kartoffel», werden von den Ungko-Amerikanern verhältnißmäßig wenig genossen<lb/> und erstere meistens schlecht zubereitet. Suppe wird nach englischer Sitte wenig<lb/> gegessen, dagegen viel Kucheuwerk. Das gewöhnliche Getränk, anch bei den Wohl¬<lb/> habenden, ist Wasser und Thee oder Kaffee. Milch wird selbst in vielen Land-<lb/> districten nicht reichlich genossen. Wein wird sehr wenig getrunken, ausgenommen<lb/> in Louisiana, wo viel französischer Rothwein solarst) consumirt wird. Nördlicher<lb/> trinkt man vorzugsweise Leres und Madeira, gewöhnlich reichlich mit Branntwein<lb/> versetzt. Der inländische Wein, dessen beste Sorten Catawba und Herbermont<lb/> sind, ist theuer und wird von vielen sehr geschätzt; anch wird Rheinwein und<lb/> Champagner aus demselben präparirt. Bier findet besonders durch die Deutschen<lb/> immer mehr Eingang; auch Cider wird viel bereitet und getrunken. Das Brannt¬<lb/> weintrinken, früher allgemein, hat sehr abgenommen, was wol zum Theil der<lb/> Wirksamkeit der Mäßigkeitsvereine zuzuschreiben ist, obgleich sich diese Institute durch<lb/> ihr fanatisches Treiben viele Feinde zugezogen haben »ut die von ihnen in mehren<lb/> Staaten bewirkten gesetzlichen Verbote nach und nach wieder aufgehoben werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1662"> Oeffentliche Vergnügungen sind unter den Ungko-Amerikanern nicht<lb/> sehr häufig. Ein allgemeiner Festtag ist der Jahrestag der Uuabhäugigkeitser-<lb/> kläruug (i. Juli); er wird, wie andre mehr örtliche politische Feste, mit Reden,<lb/> Umzügen ze. gefeiert. Oeffentliche Bälle sind selten geschmackvoll arrangirt.<lb/> Theater und Concerte zeigen im Vergleich mit Europa einen niedrigen Grad<lb/> der Kunstbildung, Kunstmuseen und Gemäldegalerien existiren nicht, öffentliche<lb/> Gärten sind selten, gewöhnlich schlecht in Ordnung gehalten und ohne besondere<lb/> Anziehung, selbst Spaziergänge kennt man bei den größten Städten nicht. Die<lb/> Dentschen suchen häufig diesem ihnen sehr fühlbaren Mangel abzuhelfen, aber<lb/> es wird wol noch geraume Zeit vergehe», bis ihnen dies in höherem Grade<lb/> gelingt. Das Familienleben, die Freude des Mitwirkens an der Cultivirung des<lb/> Laubes und der socialen Zustände »»d das politische Leben müssen einstweilen<lb/> Ersatz bieten."—^</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0472]
ans Leinwand oder Baumwolle und ist vollkommen dem Klima angemessen. Als
Leibwäsche wird wenig Leinen, souderu fast allgemein Baumwolle getragen.
Aufwand in Kleidern ist bei den Männern fast ganz unbekannt. Die Frauen
kleiden sich dagegen vielfach kostbar und elegant und die minder wohlhabenden
Classen im ganzen in theurere Stoffe, als in Deutschland.
Die Speisen sind immer nahrhaft und reichlich. Allgemein sind drei
warme Mahlzeiten gebräuchlich: des Morgens früh, des Mittags und des Abends
kurz nach Sonnenuntergang. Alle drei bestehen fast aus denselben Speise», nnter
welchen Fleisch die Hauptsache ist. Das Mittagsessen ist wenig mannigfaltiger,
als die beiden anderen Mahlzeiten und wird, wie das Morgen- und Abendessen,
außerordentlich schnell eingenommen. Aus'dem Lande sind Schweinefleisch und
Maisbrvv nebst Eiern und Butter oft die einzigen Speisen. Gemüse, selbst
Kartoffel», werden von den Ungko-Amerikanern verhältnißmäßig wenig genossen
und erstere meistens schlecht zubereitet. Suppe wird nach englischer Sitte wenig
gegessen, dagegen viel Kucheuwerk. Das gewöhnliche Getränk, anch bei den Wohl¬
habenden, ist Wasser und Thee oder Kaffee. Milch wird selbst in vielen Land-
districten nicht reichlich genossen. Wein wird sehr wenig getrunken, ausgenommen
in Louisiana, wo viel französischer Rothwein solarst) consumirt wird. Nördlicher
trinkt man vorzugsweise Leres und Madeira, gewöhnlich reichlich mit Branntwein
versetzt. Der inländische Wein, dessen beste Sorten Catawba und Herbermont
sind, ist theuer und wird von vielen sehr geschätzt; anch wird Rheinwein und
Champagner aus demselben präparirt. Bier findet besonders durch die Deutschen
immer mehr Eingang; auch Cider wird viel bereitet und getrunken. Das Brannt¬
weintrinken, früher allgemein, hat sehr abgenommen, was wol zum Theil der
Wirksamkeit der Mäßigkeitsvereine zuzuschreiben ist, obgleich sich diese Institute durch
ihr fanatisches Treiben viele Feinde zugezogen haben »ut die von ihnen in mehren
Staaten bewirkten gesetzlichen Verbote nach und nach wieder aufgehoben werden.
Oeffentliche Vergnügungen sind unter den Ungko-Amerikanern nicht
sehr häufig. Ein allgemeiner Festtag ist der Jahrestag der Uuabhäugigkeitser-
kläruug (i. Juli); er wird, wie andre mehr örtliche politische Feste, mit Reden,
Umzügen ze. gefeiert. Oeffentliche Bälle sind selten geschmackvoll arrangirt.
Theater und Concerte zeigen im Vergleich mit Europa einen niedrigen Grad
der Kunstbildung, Kunstmuseen und Gemäldegalerien existiren nicht, öffentliche
Gärten sind selten, gewöhnlich schlecht in Ordnung gehalten und ohne besondere
Anziehung, selbst Spaziergänge kennt man bei den größten Städten nicht. Die
Dentschen suchen häufig diesem ihnen sehr fühlbaren Mangel abzuhelfen, aber
es wird wol noch geraume Zeit vergehe», bis ihnen dies in höherem Grade
gelingt. Das Familienleben, die Freude des Mitwirkens an der Cultivirung des
Laubes und der socialen Zustände »»d das politische Leben müssen einstweilen
Ersatz bieten."—^
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