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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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volle", und das Wohl des Landes im Ange habenden Regierung, keine großen
Bauten zurücklassen, wegen denen die Bewohner Indiens ihrer dankbar gedenken
würden, laßt sich unschwer durch Thatsachen antworten. Die große Nordstraße
in Bengalen von Kalkutta bis Kurnaul (96S englische Meilen) ist in ihrer ganzen
Länge macadamisirt und in vortrefflichem Zustande. serais und Lebensmittel-
depotö sind in geeigneten Zwischenräumen erbaut, Wachhäuser alle zwei englische
Meilen errichtet, und Patrouillen gehen Tag und Nacht. Die Sicherheit ist so
groß, daß Kaufleute unter freiem Himmel übernachten, Ranbanfälle gar nicht
vorkommen, und selbst der Verlust durch Diebstähle uur auf i 6. auf -100 Pfd.
veranschlagt wird. Diese Straße wird jetzt bis Peschawur verlängert, und dadurch
-1423 englische Meilen lang. Die Erbauungskvsten sind -1000 Pfd. die englische
Meile, die Reparaturkosten auf die ganze Länge S0,000 Pfd. jährlich. Der
Gangeskanal zur Bewässerung der nördlichen Provinzen, der -I8S6 vollendet wird,
hat mit seinen Nebenkanälen eine Länge von 8-10 englischen Meilen, und bewässert
über 1-/2 Mill. Acker Land. Die Kosten übersteigen -I V- Mill. Pfd. Sterling.
Die Wasserbauten am Colernn (Präsidentschaft Madras) haben -I Mill. Acker be-
baubar gemacht. Am Godavery werden in diesem Jahr uoch Arbeiten beendigt,
welche 3000 englische Quadratmeilen mit Wasser versorgen. Nach Vollendung
sämmtlicher jetzt in Bau befindlichen Kaualarbeiten werden in den Präsidentschaften
Bengalen und Madras über K Mill. Acker bewässert sein. Ju den 12 Jahren
von 1837 -- 49 sind in sämmtlichen vier Präsidentschaften für den Ban von
Wegen, Kanälen, Reservoirs, Brücken, Dämmen u. s. w. im Durchschnitt jährlich
262,08-1 Pfd. ausgegeben worden, ungerechnet der Sträflingsarbeit, ein sehr
bedeutender Posten, denn manchmal sind bis -13,000 Sträflinge bei den öffentlichen
Bauten beschäftigt gewesen. Auch werden jetzt Eisenbahnen angelegt, und der
elektrische Telegraph wird binnen kurzem Kalkutta, Madras, Bombay, Agra,
Simla und Lahore miteinander verbinden.

Bei einem Einnahmcbudget von 29 Millionen Pfd. Sterling erscheint die
Ausgabe allerdings mäßig, und hier ist der wunde Fleck der Verwaltung Ost¬
indiens, dessen Schuld aber weniger die Compagnie, als die heimische Regie¬
rung trägt. Die kostspieligen Kriege, die mit dem im rein englischen Interesse
geführten Feldzug gegen Afghanistan begannen, und dem als politische Noth¬
wendigkeit die Kriege gegen die Emirs von Sind, und die SHecks im Pendschab
folgten, haben die Finanzen der Compagnie gänzlich zerüttet. Im Jahre -1834
betrugen die Schulden der Compagnie 3t Millionen Pfd. Sterling; jetzt sind
sie auf 47 Millionen angewachsen. Das sind lediglich die Folgen des unglück¬
lichen Afghanenkriegs. "In den sechs Jahren von -1834 bis 39 inclustve", sagt
ein offizieller Bericht des Directorencolleginms "ehe die Folgen der Expedition
uach Afghanistan recht fühlbar wurden, ergaben die Finanzen der Compagnie durch¬
schnittlich einen jährlichen Ueberschuß von einer halben Million. I" den nächsten


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volle», und das Wohl des Landes im Ange habenden Regierung, keine großen
Bauten zurücklassen, wegen denen die Bewohner Indiens ihrer dankbar gedenken
würden, laßt sich unschwer durch Thatsachen antworten. Die große Nordstraße
in Bengalen von Kalkutta bis Kurnaul (96S englische Meilen) ist in ihrer ganzen
Länge macadamisirt und in vortrefflichem Zustande. serais und Lebensmittel-
depotö sind in geeigneten Zwischenräumen erbaut, Wachhäuser alle zwei englische
Meilen errichtet, und Patrouillen gehen Tag und Nacht. Die Sicherheit ist so
groß, daß Kaufleute unter freiem Himmel übernachten, Ranbanfälle gar nicht
vorkommen, und selbst der Verlust durch Diebstähle uur auf i 6. auf -100 Pfd.
veranschlagt wird. Diese Straße wird jetzt bis Peschawur verlängert, und dadurch
-1423 englische Meilen lang. Die Erbauungskvsten sind -1000 Pfd. die englische
Meile, die Reparaturkosten auf die ganze Länge S0,000 Pfd. jährlich. Der
Gangeskanal zur Bewässerung der nördlichen Provinzen, der -I8S6 vollendet wird,
hat mit seinen Nebenkanälen eine Länge von 8-10 englischen Meilen, und bewässert
über 1-/2 Mill. Acker Land. Die Kosten übersteigen -I V- Mill. Pfd. Sterling.
Die Wasserbauten am Colernn (Präsidentschaft Madras) haben -I Mill. Acker be-
baubar gemacht. Am Godavery werden in diesem Jahr uoch Arbeiten beendigt,
welche 3000 englische Quadratmeilen mit Wasser versorgen. Nach Vollendung
sämmtlicher jetzt in Bau befindlichen Kaualarbeiten werden in den Präsidentschaften
Bengalen und Madras über K Mill. Acker bewässert sein. Ju den 12 Jahren
von 1837 — 49 sind in sämmtlichen vier Präsidentschaften für den Ban von
Wegen, Kanälen, Reservoirs, Brücken, Dämmen u. s. w. im Durchschnitt jährlich
262,08-1 Pfd. ausgegeben worden, ungerechnet der Sträflingsarbeit, ein sehr
bedeutender Posten, denn manchmal sind bis -13,000 Sträflinge bei den öffentlichen
Bauten beschäftigt gewesen. Auch werden jetzt Eisenbahnen angelegt, und der
elektrische Telegraph wird binnen kurzem Kalkutta, Madras, Bombay, Agra,
Simla und Lahore miteinander verbinden.

Bei einem Einnahmcbudget von 29 Millionen Pfd. Sterling erscheint die
Ausgabe allerdings mäßig, und hier ist der wunde Fleck der Verwaltung Ost¬
indiens, dessen Schuld aber weniger die Compagnie, als die heimische Regie¬
rung trägt. Die kostspieligen Kriege, die mit dem im rein englischen Interesse
geführten Feldzug gegen Afghanistan begannen, und dem als politische Noth¬
wendigkeit die Kriege gegen die Emirs von Sind, und die SHecks im Pendschab
folgten, haben die Finanzen der Compagnie gänzlich zerüttet. Im Jahre -1834
betrugen die Schulden der Compagnie 3t Millionen Pfd. Sterling; jetzt sind
sie auf 47 Millionen angewachsen. Das sind lediglich die Folgen des unglück¬
lichen Afghanenkriegs. „In den sechs Jahren von -1834 bis 39 inclustve", sagt
ein offizieller Bericht des Directorencolleginms „ehe die Folgen der Expedition
uach Afghanistan recht fühlbar wurden, ergaben die Finanzen der Compagnie durch¬
schnittlich einen jährlichen Ueberschuß von einer halben Million. I» den nächsten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/457>, abgerufen am 23.07.2024.