Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.Derwisch angethan! Sie stachen ihn mit Nadeln, zwickten ihn und zerrten ihn an "Jetzt bin ich gerettet!" dachte der Derwisch. "Wenn alles ruhig wird, will Gegen Mitternacht hört Asseln ein Geräusch. Er meinte, seine Gefährten "Hier laßt uns hatten" spricht ihr Harambassa^) "hj^ bei diesem frischen "Taman!" bejahten die anderen und breiteten ihre Mäntel aus und kramten Halloh! seht das Neunen der muthigen Haiduken! Unser Hussein streckte die Diesen glücklichen Zufall ließ unser Derwisch uicht unbenutzt. Sowie er da "Die Haiduken sendeten indeß einen muthigem aus ihrer Mitte zurück, mit Derwisch angethan! Sie stachen ihn mit Nadeln, zwickten ihn und zerrten ihn an „Jetzt bin ich gerettet!" dachte der Derwisch. „Wenn alles ruhig wird, will Gegen Mitternacht hört Asseln ein Geräusch. Er meinte, seine Gefährten „Hier laßt uns hatten" spricht ihr Harambassa^) „hj^ bei diesem frischen „Taman!" bejahten die anderen und breiteten ihre Mäntel aus und kramten Halloh! seht das Neunen der muthigen Haiduken! Unser Hussein streckte die Diesen glücklichen Zufall ließ unser Derwisch uicht unbenutzt. Sowie er da „Die Haiduken sendeten indeß einen muthigem aus ihrer Mitte zurück, mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0411" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96586"/> <p xml:id="ID_1430" prev="#ID_1429"> Derwisch angethan! Sie stachen ihn mit Nadeln, zwickten ihn und zerrten ihn an<lb/> der großen Zehe, sie schlugen ihn mit den flachen Handen, und alles dies ließ<lb/> sich der Derwisch gemüthlich gefallen, wie ein Marterer für den Nuhm seiner<lb/> Brüderschaft, denn diese würde viel von ihrer Ehre und Geltung vor der Welt<lb/> verloren haben, wenn er sich verrathen hätte. Die Knechte kündigten ihm drohend<lb/> an, daß sie ihn begraben würden, wenn er seine Schelmerei nicht gestehen und<lb/> nicht aufstehen wolle. Als sie nnn merkten, daß wirklich alles Reden und Be¬<lb/> mühen vergebens, gruben sie ein Grab und warfen den Derwisch hinein. ,,El,<lb/> so stirb deun, wenn es dir soviel Frende macht, einen Todten vorzustellen!"<lb/> sprachen die Knechte und gingen heim.</p><lb/> <p xml:id="ID_1431"> „Jetzt bin ich gerettet!" dachte der Derwisch. „Wenn alles ruhig wird, will<lb/> ich mich aus dem Staube machen, bis gegen Mitternacht aber muß ich hier liegen<lb/> bleiben." Aus dem Grabe fortzukommen, war für ihn keine so große Schwierig¬<lb/> keit, denn die Türken pflegen ihre Leichen »ur obenhin seicht zu verscharren. —<lb/> Wer hätte aber denken können, daß sich die böse Lage des Derwisch zum<lb/> Guten wenden und daß dessen Betrug und Heuchelei so glücklich ausgehen werde?</p><lb/> <p xml:id="ID_1432"> Gegen Mitternacht hört Asseln ein Geräusch. Er meinte, seine Gefährten<lb/> seien da, ihn abzuholen. Er erhebt sein Haupt, und el — was muß er sehen!<lb/> Mehr als zwanzig Haiduken nähern sich seinem Grabe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1433"> „Hier laßt uns hatten" spricht ihr Harambassa^) „hj^ bei diesem frischen<lb/> Grabe sind wir am sichersten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1434"> „Taman!" bejahten die anderen und breiteten ihre Mäntel aus und kramten<lb/> Geld und allerlei gestohlene Waaren aus, um sich darein zu theilen. „Neidisch<lb/> sind die Augen beim Kuchencssen" sagt das Sprichwort, und so schrien anch die<lb/> Haidnken untereinander, die einen: „das für mich!", und die anderen: „Nein,<lb/> sür mich!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1435"> Halloh! seht das Neunen der muthigen Haiduken! Unser Hussein streckte die<lb/> Hand aus dem Grabe heraus und schrie: „Und was denn für mich?" Diese<lb/> unerwartete Stimme ertönte in den Ohren der aufgeschreckten Haiduken wie ein<lb/> Donner. Sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, ihre Müßen aufzusetzen, es<lb/> hieß nur: Laufe, was du laufen kannst!</p><lb/> <p xml:id="ID_1436"> Diesen glücklichen Zufall ließ unser Derwisch uicht unbenutzt. Sowie er da<lb/> gelegen, im Hemde und in den bloßen Unterbeinkleidern lief er ihnen nach bis<lb/> an das Ende des Friedhofes. Wie er wieder umkehrt, findet er die ganze Brüder¬<lb/> schaft, die andern eilf Derwische, welche ihm »achgekommen waren und die ganze<lb/> Scene von fern mit angesehen hatten. Und nun theilten sich die Derwische<lb/> in die gefundenen Werthsachen, mit den Mützen der Haiduken die Antheile ein¬<lb/> ander zumessend.</p><lb/> <p xml:id="ID_1437" next="#ID_1438"> „Die Haiduken sendeten indeß einen muthigem aus ihrer Mitte zurück, mit<lb/> dem Auftrage, besser nachzusehen, deu Friedhof jedoch nicht zu betreten. Der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0411]
Derwisch angethan! Sie stachen ihn mit Nadeln, zwickten ihn und zerrten ihn an
der großen Zehe, sie schlugen ihn mit den flachen Handen, und alles dies ließ
sich der Derwisch gemüthlich gefallen, wie ein Marterer für den Nuhm seiner
Brüderschaft, denn diese würde viel von ihrer Ehre und Geltung vor der Welt
verloren haben, wenn er sich verrathen hätte. Die Knechte kündigten ihm drohend
an, daß sie ihn begraben würden, wenn er seine Schelmerei nicht gestehen und
nicht aufstehen wolle. Als sie nnn merkten, daß wirklich alles Reden und Be¬
mühen vergebens, gruben sie ein Grab und warfen den Derwisch hinein. ,,El,
so stirb deun, wenn es dir soviel Frende macht, einen Todten vorzustellen!"
sprachen die Knechte und gingen heim.
„Jetzt bin ich gerettet!" dachte der Derwisch. „Wenn alles ruhig wird, will
ich mich aus dem Staube machen, bis gegen Mitternacht aber muß ich hier liegen
bleiben." Aus dem Grabe fortzukommen, war für ihn keine so große Schwierig¬
keit, denn die Türken pflegen ihre Leichen »ur obenhin seicht zu verscharren. —
Wer hätte aber denken können, daß sich die böse Lage des Derwisch zum
Guten wenden und daß dessen Betrug und Heuchelei so glücklich ausgehen werde?
Gegen Mitternacht hört Asseln ein Geräusch. Er meinte, seine Gefährten
seien da, ihn abzuholen. Er erhebt sein Haupt, und el — was muß er sehen!
Mehr als zwanzig Haiduken nähern sich seinem Grabe.
„Hier laßt uns hatten" spricht ihr Harambassa^) „hj^ bei diesem frischen
Grabe sind wir am sichersten."
„Taman!" bejahten die anderen und breiteten ihre Mäntel aus und kramten
Geld und allerlei gestohlene Waaren aus, um sich darein zu theilen. „Neidisch
sind die Augen beim Kuchencssen" sagt das Sprichwort, und so schrien anch die
Haidnken untereinander, die einen: „das für mich!", und die anderen: „Nein,
sür mich!"
Halloh! seht das Neunen der muthigen Haiduken! Unser Hussein streckte die
Hand aus dem Grabe heraus und schrie: „Und was denn für mich?" Diese
unerwartete Stimme ertönte in den Ohren der aufgeschreckten Haiduken wie ein
Donner. Sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, ihre Müßen aufzusetzen, es
hieß nur: Laufe, was du laufen kannst!
Diesen glücklichen Zufall ließ unser Derwisch uicht unbenutzt. Sowie er da
gelegen, im Hemde und in den bloßen Unterbeinkleidern lief er ihnen nach bis
an das Ende des Friedhofes. Wie er wieder umkehrt, findet er die ganze Brüder¬
schaft, die andern eilf Derwische, welche ihm »achgekommen waren und die ganze
Scene von fern mit angesehen hatten. Und nun theilten sich die Derwische
in die gefundenen Werthsachen, mit den Mützen der Haiduken die Antheile ein¬
ander zumessend.
„Die Haiduken sendeten indeß einen muthigem aus ihrer Mitte zurück, mit
dem Auftrage, besser nachzusehen, deu Friedhof jedoch nicht zu betreten. Der
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