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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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leihe von 1859, deren jetziger Bestand 83,300 Thlr. Gold und 83,800 Thlr.
Courant ist, also etwa ^/z Thlr. auf den Kopf der oldenburgischen Bevölkerung
(nach der letzten Zahlung fast 282,000 Kopfe.) Indessen vermehrt sich diese
Quote fast ans das Doppelte, wenn man die im Juli d. I. aufgeschriebene
Anleihe von 150,000 Thlr. hinzurechnet, zu welcher sich das Herzogthum Olden¬
burg für sich allein, einem anschlagsmäßigcn zweijährigen Deficit von 196,000 Thlr.
gegenüber, entschlossen hat. Das Specialbudget des Herzogthums zeigt nämlich
nach Einrechnung der 80 Proc. von den Centralansgaben, für 1833 1,018,300 Thlr.
Ausgaben und 910,300 Thlr. Einnahmen, für 1835 979,000 Thlr. Ausgaben und
891,000 Thlr. Einnahmen ans. Die letzteren sind hinlänglich charakteristrt, wenn wir
bemerken, daß die directen Steuern auf rund 200,000 Thlr., die indirecten aber
bis zur Auflösung des Stcucrvereins auf 226,000 Thlr., dagegen von Neujahr 1835
an auf360,000 Thlr. jährlichen Ertrages berechnet sind. Mit der Aufnahme Oldenburgs
in den preußisch-deutschen Zollverein also, und mit den von da an giltigen
höheren Tarifpositionen werden die Steuern in diesem Lande einstweilen unbedingt
die größere Hälfte der Staatslasten tragen, während sie solange immer uuter
der Hälfte stehen geblieben sind. Von den Ausgabeposten der Spccialbndgets
braucht nicht besonders die Rede zu sein; es sind die überall gleichen Kosten der
Verwaltung, der Rechtspflege, der Steuererhebung und der übrigen zahlreichen
Functionen des modernen Staats.

Das Fürstenthum Lübeck hat ebenfalls für beide Jahre dieser Finanzperiode
einem kleinen Deficit von beziehungsweise 37,000 und 3,900 Thlr. entgegenzusehen.
Seine Einnahmen sind auf 126,000 und 137,500 Thlr., seine Ausgaben auf
163,000 und 153,300 Thlr. veranschlagt. Auch Birkenfeld befindet sich in einem
voraussichtlichen "Fehlbetrag" -- so verdeutscht der amtliche Abdruck der Voran¬
schläge -- vou 9,100 Thlr. für 1833 und 11,500 Thlr. für 1835. Seine
Einnahmen stehen in beiden Jahren ans etwa 116,300 Thlr. fest. Seine Aus¬
gaben betragen 123,600 und 127,800 Thlr. Im ganzen aber darf ans diesen
anschlagsmäßigen Desecten noch lange nicht ans eine ungünstige materielle Lage
der drei Länder geschlossen werden. Finanzkenner wissen recht gut, daß vor¬
sichtige Minister gern die Einnahmen verkleinernd und die Ausgaben vergrößernd
ansetzen, und daß die wahren Hilfskräfte eines Gemeinwesens durch eiuen
zeitweiligen Mangel nicht im geringsten verdächtigt werden können.




Merimee über Heinrich Beyle (Stendhal).

Prosper Merimie, der Akademiker und jetzt anch Senator, ein Griechensreund
und Heide von Hans ans, ließ vor einigen Jahren eine kleine Schrift über Stendhal,


leihe von 1859, deren jetziger Bestand 83,300 Thlr. Gold und 83,800 Thlr.
Courant ist, also etwa ^/z Thlr. auf den Kopf der oldenburgischen Bevölkerung
(nach der letzten Zahlung fast 282,000 Kopfe.) Indessen vermehrt sich diese
Quote fast ans das Doppelte, wenn man die im Juli d. I. aufgeschriebene
Anleihe von 150,000 Thlr. hinzurechnet, zu welcher sich das Herzogthum Olden¬
burg für sich allein, einem anschlagsmäßigcn zweijährigen Deficit von 196,000 Thlr.
gegenüber, entschlossen hat. Das Specialbudget des Herzogthums zeigt nämlich
nach Einrechnung der 80 Proc. von den Centralansgaben, für 1833 1,018,300 Thlr.
Ausgaben und 910,300 Thlr. Einnahmen, für 1835 979,000 Thlr. Ausgaben und
891,000 Thlr. Einnahmen ans. Die letzteren sind hinlänglich charakteristrt, wenn wir
bemerken, daß die directen Steuern auf rund 200,000 Thlr., die indirecten aber
bis zur Auflösung des Stcucrvereins auf 226,000 Thlr., dagegen von Neujahr 1835
an auf360,000 Thlr. jährlichen Ertrages berechnet sind. Mit der Aufnahme Oldenburgs
in den preußisch-deutschen Zollverein also, und mit den von da an giltigen
höheren Tarifpositionen werden die Steuern in diesem Lande einstweilen unbedingt
die größere Hälfte der Staatslasten tragen, während sie solange immer uuter
der Hälfte stehen geblieben sind. Von den Ausgabeposten der Spccialbndgets
braucht nicht besonders die Rede zu sein; es sind die überall gleichen Kosten der
Verwaltung, der Rechtspflege, der Steuererhebung und der übrigen zahlreichen
Functionen des modernen Staats.

Das Fürstenthum Lübeck hat ebenfalls für beide Jahre dieser Finanzperiode
einem kleinen Deficit von beziehungsweise 37,000 und 3,900 Thlr. entgegenzusehen.
Seine Einnahmen sind auf 126,000 und 137,500 Thlr., seine Ausgaben auf
163,000 und 153,300 Thlr. veranschlagt. Auch Birkenfeld befindet sich in einem
voraussichtlichen „Fehlbetrag" — so verdeutscht der amtliche Abdruck der Voran¬
schläge — vou 9,100 Thlr. für 1833 und 11,500 Thlr. für 1835. Seine
Einnahmen stehen in beiden Jahren ans etwa 116,300 Thlr. fest. Seine Aus¬
gaben betragen 123,600 und 127,800 Thlr. Im ganzen aber darf ans diesen
anschlagsmäßigen Desecten noch lange nicht ans eine ungünstige materielle Lage
der drei Länder geschlossen werden. Finanzkenner wissen recht gut, daß vor¬
sichtige Minister gern die Einnahmen verkleinernd und die Ausgaben vergrößernd
ansetzen, und daß die wahren Hilfskräfte eines Gemeinwesens durch eiuen
zeitweiligen Mangel nicht im geringsten verdächtigt werden können.




Merimee über Heinrich Beyle (Stendhal).

Prosper Merimie, der Akademiker und jetzt anch Senator, ein Griechensreund
und Heide von Hans ans, ließ vor einigen Jahren eine kleine Schrift über Stendhal,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/339>, abgerufen am 23.07.2024.