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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Corps von 6000 Mann des Generals On-lan-tai, der auf diese Weise die Reihen
des Feindes vermehrt habe.

Die Fortschritte der Rebellen im Hu-knang sind bald ebenso rasch wie jene
im Knäng-si. Ein Rebellenchef der letztern Provinz, Namens Tai-piug-wang,
macht eine Allianz mit den Rebellen von Hu-pi, und die Folge dieser Vereinigung
war, daß allsogleich mehre wichtige Städte in die Hände der Insurgenten fallen:
Lo-klug-tschn, Auen-peu-su und Ho-sche-su. Sie machen zahlreiche Beute, doch
achten sie ihrer Gewohnheit gemäß das Privatvermögen, was ihnen die Sym¬
pathien der Bewohner erwirbt. Der Thron des Kaisers ist täglich mehr
bedroht.

Während Tim-tes Armee seinen Feldzug fortsetzt, finden wir das Haupt der
Revolution in der Nähe von Kuei-lin, der Hauptstadt von K"arg-se, umgeben
von seinem Hause, seiner Garde und einem Theile seiner Soldaten. Der Gouver¬
neur vou Knäng-si will diese Gelegenheit benutzen und schickt zwei Unterhändler
an Tim-te. Dieser empfing sie sehr wohl, nachdem er sie gezwungen, in alt-
chiuestscher Tracht vor ihm zu erscheinen. Er hörte ihre Unterwerfnngsanffordernng
ruhig an, erklärte ihnen aber hierauf, daß der Fürst sich uicht seinen Ministern
unterwersen könne. Die Tfing seien durch eine Revolution zum Throne gelangt.
Die Ming haben sie nicht gleich vertreiben wollen und ließen sie zweihundert
Jahre im Besitze des Thrones dafür, daß sie eigentlich gekommen waren, den
Ming zu helfen. Diese Belohnung sei groß genug, und mehr können sie nicht
verlangen. Die Tfing sollen ruhig zurückkehre", wo sie hergekommen, nud die
Ruhe wird augenblicklich hergestellt sein.

Nach dieser Rede gab Tim-te den Abgeordneten den Titel von Mandarinen und
veranstaltete ein großes Banket ihnen zu Ehren. Bald nach dieser Unterredung
verließ Tim-te sein Lager und rückte aus Kouei-lin, das "einsame Wunder" los.
Sein Angriff wurde jedoch neuerdings zurückgeschlagen, nachdem früher Lu-tschu
von ihm genommen wurde. On-lan-tai war es, der Kouei-lin vertheidigte, und
er erhielt eine Wunde, an der er starb, da er nach Canton gebracht werden
mußte zum Doctor Parker, denn die chinesischen Chirurgen waren den seltenen
Fällen nicht gewachsen. Die officielle Zeitung von Peking entschädigte sich für
die Niederlagen, indem sie das Gerücht aussprengte, Tim-te sei verhaftet worden
und habe seiue Unterwerfung angeboten. In der Generalbeichte. die man Tim-te
in den Mund legt, wird von der durch Gützlaff gegründeten "chinesischen Union"
als von einer Hauptveranlassung nud Unterstützung der Jnsurrection gesprochen.
Durch diese Insinuation wollten die Mandarine von Peking die Christen in China
compromittiren.

Diese Generalbeichte erregte großes Aufsehen, und mau erzählte sich noch
die Einzelnheiten seiner Hinrichtung, als plötzlich die Nachricht bekannt wurde,
Tim-te befinde sich sehr wohl und sei noch immer bei seiner Armee in Knäng-se.


Corps von 6000 Mann des Generals On-lan-tai, der auf diese Weise die Reihen
des Feindes vermehrt habe.

Die Fortschritte der Rebellen im Hu-knang sind bald ebenso rasch wie jene
im Knäng-si. Ein Rebellenchef der letztern Provinz, Namens Tai-piug-wang,
macht eine Allianz mit den Rebellen von Hu-pi, und die Folge dieser Vereinigung
war, daß allsogleich mehre wichtige Städte in die Hände der Insurgenten fallen:
Lo-klug-tschn, Auen-peu-su und Ho-sche-su. Sie machen zahlreiche Beute, doch
achten sie ihrer Gewohnheit gemäß das Privatvermögen, was ihnen die Sym¬
pathien der Bewohner erwirbt. Der Thron des Kaisers ist täglich mehr
bedroht.

Während Tim-tes Armee seinen Feldzug fortsetzt, finden wir das Haupt der
Revolution in der Nähe von Kuei-lin, der Hauptstadt von K»arg-se, umgeben
von seinem Hause, seiner Garde und einem Theile seiner Soldaten. Der Gouver¬
neur vou Knäng-si will diese Gelegenheit benutzen und schickt zwei Unterhändler
an Tim-te. Dieser empfing sie sehr wohl, nachdem er sie gezwungen, in alt-
chiuestscher Tracht vor ihm zu erscheinen. Er hörte ihre Unterwerfnngsanffordernng
ruhig an, erklärte ihnen aber hierauf, daß der Fürst sich uicht seinen Ministern
unterwersen könne. Die Tfing seien durch eine Revolution zum Throne gelangt.
Die Ming haben sie nicht gleich vertreiben wollen und ließen sie zweihundert
Jahre im Besitze des Thrones dafür, daß sie eigentlich gekommen waren, den
Ming zu helfen. Diese Belohnung sei groß genug, und mehr können sie nicht
verlangen. Die Tfing sollen ruhig zurückkehre«, wo sie hergekommen, nud die
Ruhe wird augenblicklich hergestellt sein.

Nach dieser Rede gab Tim-te den Abgeordneten den Titel von Mandarinen und
veranstaltete ein großes Banket ihnen zu Ehren. Bald nach dieser Unterredung
verließ Tim-te sein Lager und rückte aus Kouei-lin, das „einsame Wunder" los.
Sein Angriff wurde jedoch neuerdings zurückgeschlagen, nachdem früher Lu-tschu
von ihm genommen wurde. On-lan-tai war es, der Kouei-lin vertheidigte, und
er erhielt eine Wunde, an der er starb, da er nach Canton gebracht werden
mußte zum Doctor Parker, denn die chinesischen Chirurgen waren den seltenen
Fällen nicht gewachsen. Die officielle Zeitung von Peking entschädigte sich für
die Niederlagen, indem sie das Gerücht aussprengte, Tim-te sei verhaftet worden
und habe seiue Unterwerfung angeboten. In der Generalbeichte. die man Tim-te
in den Mund legt, wird von der durch Gützlaff gegründeten „chinesischen Union"
als von einer Hauptveranlassung nud Unterstützung der Jnsurrection gesprochen.
Durch diese Insinuation wollten die Mandarine von Peking die Christen in China
compromittiren.

Diese Generalbeichte erregte großes Aufsehen, und mau erzählte sich noch
die Einzelnheiten seiner Hinrichtung, als plötzlich die Nachricht bekannt wurde,
Tim-te befinde sich sehr wohl und sei noch immer bei seiner Armee in Knäng-se.


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[0258] Corps von 6000 Mann des Generals On-lan-tai, der auf diese Weise die Reihen des Feindes vermehrt habe. Die Fortschritte der Rebellen im Hu-knang sind bald ebenso rasch wie jene im Knäng-si. Ein Rebellenchef der letztern Provinz, Namens Tai-piug-wang, macht eine Allianz mit den Rebellen von Hu-pi, und die Folge dieser Vereinigung war, daß allsogleich mehre wichtige Städte in die Hände der Insurgenten fallen: Lo-klug-tschn, Auen-peu-su und Ho-sche-su. Sie machen zahlreiche Beute, doch achten sie ihrer Gewohnheit gemäß das Privatvermögen, was ihnen die Sym¬ pathien der Bewohner erwirbt. Der Thron des Kaisers ist täglich mehr bedroht. Während Tim-tes Armee seinen Feldzug fortsetzt, finden wir das Haupt der Revolution in der Nähe von Kuei-lin, der Hauptstadt von K»arg-se, umgeben von seinem Hause, seiner Garde und einem Theile seiner Soldaten. Der Gouver¬ neur vou Knäng-si will diese Gelegenheit benutzen und schickt zwei Unterhändler an Tim-te. Dieser empfing sie sehr wohl, nachdem er sie gezwungen, in alt- chiuestscher Tracht vor ihm zu erscheinen. Er hörte ihre Unterwerfnngsanffordernng ruhig an, erklärte ihnen aber hierauf, daß der Fürst sich uicht seinen Ministern unterwersen könne. Die Tfing seien durch eine Revolution zum Throne gelangt. Die Ming haben sie nicht gleich vertreiben wollen und ließen sie zweihundert Jahre im Besitze des Thrones dafür, daß sie eigentlich gekommen waren, den Ming zu helfen. Diese Belohnung sei groß genug, und mehr können sie nicht verlangen. Die Tfing sollen ruhig zurückkehre«, wo sie hergekommen, nud die Ruhe wird augenblicklich hergestellt sein. Nach dieser Rede gab Tim-te den Abgeordneten den Titel von Mandarinen und veranstaltete ein großes Banket ihnen zu Ehren. Bald nach dieser Unterredung verließ Tim-te sein Lager und rückte aus Kouei-lin, das „einsame Wunder" los. Sein Angriff wurde jedoch neuerdings zurückgeschlagen, nachdem früher Lu-tschu von ihm genommen wurde. On-lan-tai war es, der Kouei-lin vertheidigte, und er erhielt eine Wunde, an der er starb, da er nach Canton gebracht werden mußte zum Doctor Parker, denn die chinesischen Chirurgen waren den seltenen Fällen nicht gewachsen. Die officielle Zeitung von Peking entschädigte sich für die Niederlagen, indem sie das Gerücht aussprengte, Tim-te sei verhaftet worden und habe seiue Unterwerfung angeboten. In der Generalbeichte. die man Tim-te in den Mund legt, wird von der durch Gützlaff gegründeten „chinesischen Union" als von einer Hauptveranlassung nud Unterstützung der Jnsurrection gesprochen. Durch diese Insinuation wollten die Mandarine von Peking die Christen in China compromittiren. Diese Generalbeichte erregte großes Aufsehen, und mau erzählte sich noch die Einzelnheiten seiner Hinrichtung, als plötzlich die Nachricht bekannt wurde, Tim-te befinde sich sehr wohl und sei noch immer bei seiner Armee in Knäng-se.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/258>, abgerufen am 03.07.2024.