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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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bare Welt, vor dem Erscheinen der Schrift des Herrn Ferraris ganz ver¬
gessen. Mit diesen Lorbeeren gekrönt bewirbt sich Se. Hoheit, der trotz aller
Tapferkeit in Betreff der politischen Principien ziemlich ebenso lax wie Kleider¬
leib zu denken scheint, zu Don Carlos nach Spanien, in dessen Diensten er als
General gleichfalls Heldenthaten verrichtet, von denen die in seinem Besitze befind¬
lichen "copirten" Bulletins strotzen. Unbegreiflich bleibt es, daß unterstützt
von einem solche" Krieger, der unter die Feinde, wie Simson unter die Philister
schlägt, sowol die Sache des Prätendenten, wie die polnische, unterliegen mußte.

Im Jahr 1839 begibt sich der Prinz nach Aegypten und beglückt Mehemed
Ali mit seinem Besuch, der ihn denn auch in Alexandrien mit ausnehmender
Auszeichnung empfängt und in eigner Person in sein Marinearseual begleitet.
Bald darauf ist er in Rom. Hier beeifern sich der Cardinal Fransvui, der Ge¬
neral Zarboni, der Marquis von Montebello, die Minister von Rußland und
Portugal und eine Menge anderer ausgezeichneter Personen seinen Anfenthalt in
der ewigen Stadt zum allerangenehmsten zu machen. Am tiefsten wird Se.
Hoheit dnrch den Empfang von Seiten Gregors XVI. gerührt. Stets verfolgt
von Oestreich, weil er die von dieser Macht in Beschlag genommenen Güter
seiner Familie herausverlaugt, wird er vom Papste mit der Zusicherung getröstet,
daß die Staaten der Kirche ihm stets offen ständen. Im Jahre 1840 geht er
nach Paris und erläßt von hier, nach Zuziehung der ersten Rechtsgelehrten, seiner
Familiengüter wegen eine Protestation an den Prinzen Metternich. Durch Decret
vom 1. März 1842 gibt der Prinz, den indessen das heraldische Collegium
von Frankreich zu seinen ersten Ehrenpräsidenten ernannt hat, seinem Orden der
Erlösung, der einzigen Prärogative, die Oestreich ihm nicht geraubt hatte, neuen
Glanz. Später setzt er seinen Orden der Ergebenheit oder Alexanders wieder
in Kraft, der seinem Haus seit uralten Zeiten angehörte. Am 20. April 1843
erläßt er an alle Könige, Prinzen und Potentaten von Europa eine neue und
energische Protestation, die der Sun am 2. Juli nud das Journal des Dädals
am 16. Septeml'er 1843 mittheilten. Endlich theilte Herr Ferraris ein großes
Actenstück vom 4. Dec. 1843 mit, erlassen vom Ordenscapitel der Vier Kaiser
und des Holstein-Limburg-Luxembnrgischen Löwen, das in einem entsetzlichen
Curialstil Se. Hoheit den Prinzen Alexander von Gonzaga zum Lieutenant-
Großmeister n. s> w. dieses Ordens ernennt. Unterzeichnet ist der Vicepräsident,
Prinz-Marquis von Belthunn, der Kanzler, Marquis von Lamothe-Langon und
Baour-Lonnian und eine große Anzahl Würdenträger und Mitglieder, Herzöge,
Marquis, Comtes, Vicomtes, Barone und Chevaliers.

Als trauriges Beispiel der Hinfälligkeit menschlicher Größe steht der Erbe
und Träger so großer Ehren und Würden, der Held so unglaublicher Thaten,
angeklagt gemeiner Betrügereien, vor dem Zuchtpolizeigericht, dessen Präsident
ihn noch dazu mit der bcleidigeudsten Verachtung behandelt.


bare Welt, vor dem Erscheinen der Schrift des Herrn Ferraris ganz ver¬
gessen. Mit diesen Lorbeeren gekrönt bewirbt sich Se. Hoheit, der trotz aller
Tapferkeit in Betreff der politischen Principien ziemlich ebenso lax wie Kleider¬
leib zu denken scheint, zu Don Carlos nach Spanien, in dessen Diensten er als
General gleichfalls Heldenthaten verrichtet, von denen die in seinem Besitze befind¬
lichen „copirten" Bulletins strotzen. Unbegreiflich bleibt es, daß unterstützt
von einem solche» Krieger, der unter die Feinde, wie Simson unter die Philister
schlägt, sowol die Sache des Prätendenten, wie die polnische, unterliegen mußte.

Im Jahr 1839 begibt sich der Prinz nach Aegypten und beglückt Mehemed
Ali mit seinem Besuch, der ihn denn auch in Alexandrien mit ausnehmender
Auszeichnung empfängt und in eigner Person in sein Marinearseual begleitet.
Bald darauf ist er in Rom. Hier beeifern sich der Cardinal Fransvui, der Ge¬
neral Zarboni, der Marquis von Montebello, die Minister von Rußland und
Portugal und eine Menge anderer ausgezeichneter Personen seinen Anfenthalt in
der ewigen Stadt zum allerangenehmsten zu machen. Am tiefsten wird Se.
Hoheit dnrch den Empfang von Seiten Gregors XVI. gerührt. Stets verfolgt
von Oestreich, weil er die von dieser Macht in Beschlag genommenen Güter
seiner Familie herausverlaugt, wird er vom Papste mit der Zusicherung getröstet,
daß die Staaten der Kirche ihm stets offen ständen. Im Jahre 1840 geht er
nach Paris und erläßt von hier, nach Zuziehung der ersten Rechtsgelehrten, seiner
Familiengüter wegen eine Protestation an den Prinzen Metternich. Durch Decret
vom 1. März 1842 gibt der Prinz, den indessen das heraldische Collegium
von Frankreich zu seinen ersten Ehrenpräsidenten ernannt hat, seinem Orden der
Erlösung, der einzigen Prärogative, die Oestreich ihm nicht geraubt hatte, neuen
Glanz. Später setzt er seinen Orden der Ergebenheit oder Alexanders wieder
in Kraft, der seinem Haus seit uralten Zeiten angehörte. Am 20. April 1843
erläßt er an alle Könige, Prinzen und Potentaten von Europa eine neue und
energische Protestation, die der Sun am 2. Juli nud das Journal des Dädals
am 16. Septeml'er 1843 mittheilten. Endlich theilte Herr Ferraris ein großes
Actenstück vom 4. Dec. 1843 mit, erlassen vom Ordenscapitel der Vier Kaiser
und des Holstein-Limburg-Luxembnrgischen Löwen, das in einem entsetzlichen
Curialstil Se. Hoheit den Prinzen Alexander von Gonzaga zum Lieutenant-
Großmeister n. s> w. dieses Ordens ernennt. Unterzeichnet ist der Vicepräsident,
Prinz-Marquis von Belthunn, der Kanzler, Marquis von Lamothe-Langon und
Baour-Lonnian und eine große Anzahl Würdenträger und Mitglieder, Herzöge,
Marquis, Comtes, Vicomtes, Barone und Chevaliers.

Als trauriges Beispiel der Hinfälligkeit menschlicher Größe steht der Erbe
und Träger so großer Ehren und Würden, der Held so unglaublicher Thaten,
angeklagt gemeiner Betrügereien, vor dem Zuchtpolizeigericht, dessen Präsident
ihn noch dazu mit der bcleidigeudsten Verachtung behandelt.


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[0222] bare Welt, vor dem Erscheinen der Schrift des Herrn Ferraris ganz ver¬ gessen. Mit diesen Lorbeeren gekrönt bewirbt sich Se. Hoheit, der trotz aller Tapferkeit in Betreff der politischen Principien ziemlich ebenso lax wie Kleider¬ leib zu denken scheint, zu Don Carlos nach Spanien, in dessen Diensten er als General gleichfalls Heldenthaten verrichtet, von denen die in seinem Besitze befind¬ lichen „copirten" Bulletins strotzen. Unbegreiflich bleibt es, daß unterstützt von einem solche» Krieger, der unter die Feinde, wie Simson unter die Philister schlägt, sowol die Sache des Prätendenten, wie die polnische, unterliegen mußte. Im Jahr 1839 begibt sich der Prinz nach Aegypten und beglückt Mehemed Ali mit seinem Besuch, der ihn denn auch in Alexandrien mit ausnehmender Auszeichnung empfängt und in eigner Person in sein Marinearseual begleitet. Bald darauf ist er in Rom. Hier beeifern sich der Cardinal Fransvui, der Ge¬ neral Zarboni, der Marquis von Montebello, die Minister von Rußland und Portugal und eine Menge anderer ausgezeichneter Personen seinen Anfenthalt in der ewigen Stadt zum allerangenehmsten zu machen. Am tiefsten wird Se. Hoheit dnrch den Empfang von Seiten Gregors XVI. gerührt. Stets verfolgt von Oestreich, weil er die von dieser Macht in Beschlag genommenen Güter seiner Familie herausverlaugt, wird er vom Papste mit der Zusicherung getröstet, daß die Staaten der Kirche ihm stets offen ständen. Im Jahre 1840 geht er nach Paris und erläßt von hier, nach Zuziehung der ersten Rechtsgelehrten, seiner Familiengüter wegen eine Protestation an den Prinzen Metternich. Durch Decret vom 1. März 1842 gibt der Prinz, den indessen das heraldische Collegium von Frankreich zu seinen ersten Ehrenpräsidenten ernannt hat, seinem Orden der Erlösung, der einzigen Prärogative, die Oestreich ihm nicht geraubt hatte, neuen Glanz. Später setzt er seinen Orden der Ergebenheit oder Alexanders wieder in Kraft, der seinem Haus seit uralten Zeiten angehörte. Am 20. April 1843 erläßt er an alle Könige, Prinzen und Potentaten von Europa eine neue und energische Protestation, die der Sun am 2. Juli nud das Journal des Dädals am 16. Septeml'er 1843 mittheilten. Endlich theilte Herr Ferraris ein großes Actenstück vom 4. Dec. 1843 mit, erlassen vom Ordenscapitel der Vier Kaiser und des Holstein-Limburg-Luxembnrgischen Löwen, das in einem entsetzlichen Curialstil Se. Hoheit den Prinzen Alexander von Gonzaga zum Lieutenant- Großmeister n. s> w. dieses Ordens ernennt. Unterzeichnet ist der Vicepräsident, Prinz-Marquis von Belthunn, der Kanzler, Marquis von Lamothe-Langon und Baour-Lonnian und eine große Anzahl Würdenträger und Mitglieder, Herzöge, Marquis, Comtes, Vicomtes, Barone und Chevaliers. Als trauriges Beispiel der Hinfälligkeit menschlicher Größe steht der Erbe und Träger so großer Ehren und Würden, der Held so unglaublicher Thaten, angeklagt gemeiner Betrügereien, vor dem Zuchtpolizeigericht, dessen Präsident ihn noch dazu mit der bcleidigeudsten Verachtung behandelt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/222>, abgerufen am 01.10.2024.