Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.Naag ," die Frauen cZg opverkens; und obgleich diese Umstände unter die Der Boor conservirt sich bei solch gemächlicher Lebensweise wunderbar; er¬ Die Lebensweise des schönen Geschlechts gleicht der der Männer: zwölf Es gibt jedoch unter deu Booren auch Ausnahmen, die wahre Wunder von Naag ," die Frauen cZg opverkens; und obgleich diese Umstände unter die Der Boor conservirt sich bei solch gemächlicher Lebensweise wunderbar; er¬ Die Lebensweise des schönen Geschlechts gleicht der der Männer: zwölf Es gibt jedoch unter deu Booren auch Ausnahmen, die wahre Wunder von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96331"/> <p xml:id="ID_488" prev="#ID_487"> Naag ," die Frauen cZg opverkens; und obgleich diese Umstände unter die<lb/> Krankheiten gehören, sind sie im vorliegenden Falle nnr die hörbaren Aeußerungen<lb/> eines stillen WürdcgefühleS, denn, je wichtiger die Person, desto mehr rülpst sie.<lb/> Sie führe» gern ein Gespräch über diese „Qualen" und betrachten es als einen<lb/> Beweis höflicher Aufmerksamkeit, darüber condvlirt zu werden. — Bei uns hilft<lb/> das Wetter aus linkischer Verlegenheit in ein Gespräch hinein: am Cap aber<lb/> redet man wenig vom Wetter, da dort immer das ewige Einerlei von Hitze und<lb/> Dürre ist; sitzt nun der Fremde verlegen dem Boor gegenüber, ohne recht zu<lb/> wissen, was er mit den Leuten eigentlich sprechen solle und macht die Tante ihre<lb/> Qual bemerkbar, so fragt er schnell: „Tante hat solche ObwerKens" und „Ja,<lb/> mein lieber Nees, die alte Qual" :c. lautet die Autwort, womit das Gespräch<lb/> im Gange ist. Wir bemerken hier, daß man sich immer mir mit Oven, Tante,<lb/> Nees und Ntchtje anredet, gleichviel ob verwandt oder stockfremd.</p><lb/> <p xml:id="ID_489"> Der Boor conservirt sich bei solch gemächlicher Lebensweise wunderbar; er¬<lb/> reicht ein hohes Alter, trotz Gicht und Blasenstein, und beschließt dasselbe endlich<lb/> mit einem Schlagflusse.</p><lb/> <p xml:id="ID_490"> Die Lebensweise des schönen Geschlechts gleicht der der Männer: zwölf<lb/> Stunden im Bette liegend, elf aus dem Stuhle sitzend, wo sie mit Thee¬<lb/> trinken, Thceschenken, Schnupfen und Lederhoseuuähen die Zeit verbringen,<lb/> sind sie nur die übrige Stunde einigermaßen in Bewegung. Obgleich in der<lb/> Jugend recht hübsche Dinger, werden sie durch solche große Unthätigkeit mit<lb/> der Zeit jene enormen Fettklumpen, wodurch die holländischen Frauen von<lb/> jeher weltbekannt sind und gewöhnlich endet eine unästhetische Wassersucht ihr<lb/> ruhiges Leben.</p><lb/> <p xml:id="ID_491" next="#ID_492"> Es gibt jedoch unter deu Booren auch Ausnahmen, die wahre Wunder von<lb/> mannigfaltiger Thätigkeit sind; denn da zur gehörigen Ausbildung eines Boors<lb/> erforderlich ist, daß er sich im Nothfalle selbst hilft, da seine isolirte Lage es fast<lb/> unmöglich macht, den einen oder andern Artikel gefertigt zu bekommen, so schnei¬<lb/> dert er, macht seine eignen Schuhe, sein Riemzeug; ist Zimmermann, Maurer,<lb/> Thierarzt, Schmied, Müller ze. und besitzt in seiner Werkstätte alle Geräthschaften,<lb/> die für solche Zwecke nöthig sein möchten. Solche betriebsame Köpfe haben ge¬<lb/> wöhnlich auch einen kleinen Kramladen auf ihrem Gute, oder schmuggeln mit Ma-<lb/> nufacturen und spirituösen, wovon vorzüglich der letzte Artikel mehr einbringt,<lb/> als die ganze Landwirthschaft. In der That ist solche allseitige Geschäftigkeit der<lb/> wirkliche Stein der Weisen, mit dessen Hilfe mau in dieser Kolonie schnell vor¬<lb/> wärts kommen kann, und es gibt daher nur wenige, die ihre Thätigkeit aus¬<lb/> schließlich auf ihren Beruf beschränken, sondern immer auf ein Nebengcschäftchen bedacht<lb/> sind. Es ist nicht zu leugnen, daß dies viel Indisches hat und daß der ewige<lb/> Schacher manchen anekelt; es bleibt ihm jedoch ka»in etwas Anderes übrig, als mit<lb/> den Wölfen zu heulen. Der Schachergeist hat aber eine solche Höhe erreicht,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
Naag ," die Frauen cZg opverkens; und obgleich diese Umstände unter die
Krankheiten gehören, sind sie im vorliegenden Falle nnr die hörbaren Aeußerungen
eines stillen WürdcgefühleS, denn, je wichtiger die Person, desto mehr rülpst sie.
Sie führe» gern ein Gespräch über diese „Qualen" und betrachten es als einen
Beweis höflicher Aufmerksamkeit, darüber condvlirt zu werden. — Bei uns hilft
das Wetter aus linkischer Verlegenheit in ein Gespräch hinein: am Cap aber
redet man wenig vom Wetter, da dort immer das ewige Einerlei von Hitze und
Dürre ist; sitzt nun der Fremde verlegen dem Boor gegenüber, ohne recht zu
wissen, was er mit den Leuten eigentlich sprechen solle und macht die Tante ihre
Qual bemerkbar, so fragt er schnell: „Tante hat solche ObwerKens" und „Ja,
mein lieber Nees, die alte Qual" :c. lautet die Autwort, womit das Gespräch
im Gange ist. Wir bemerken hier, daß man sich immer mir mit Oven, Tante,
Nees und Ntchtje anredet, gleichviel ob verwandt oder stockfremd.
Der Boor conservirt sich bei solch gemächlicher Lebensweise wunderbar; er¬
reicht ein hohes Alter, trotz Gicht und Blasenstein, und beschließt dasselbe endlich
mit einem Schlagflusse.
Die Lebensweise des schönen Geschlechts gleicht der der Männer: zwölf
Stunden im Bette liegend, elf aus dem Stuhle sitzend, wo sie mit Thee¬
trinken, Thceschenken, Schnupfen und Lederhoseuuähen die Zeit verbringen,
sind sie nur die übrige Stunde einigermaßen in Bewegung. Obgleich in der
Jugend recht hübsche Dinger, werden sie durch solche große Unthätigkeit mit
der Zeit jene enormen Fettklumpen, wodurch die holländischen Frauen von
jeher weltbekannt sind und gewöhnlich endet eine unästhetische Wassersucht ihr
ruhiges Leben.
Es gibt jedoch unter deu Booren auch Ausnahmen, die wahre Wunder von
mannigfaltiger Thätigkeit sind; denn da zur gehörigen Ausbildung eines Boors
erforderlich ist, daß er sich im Nothfalle selbst hilft, da seine isolirte Lage es fast
unmöglich macht, den einen oder andern Artikel gefertigt zu bekommen, so schnei¬
dert er, macht seine eignen Schuhe, sein Riemzeug; ist Zimmermann, Maurer,
Thierarzt, Schmied, Müller ze. und besitzt in seiner Werkstätte alle Geräthschaften,
die für solche Zwecke nöthig sein möchten. Solche betriebsame Köpfe haben ge¬
wöhnlich auch einen kleinen Kramladen auf ihrem Gute, oder schmuggeln mit Ma-
nufacturen und spirituösen, wovon vorzüglich der letzte Artikel mehr einbringt,
als die ganze Landwirthschaft. In der That ist solche allseitige Geschäftigkeit der
wirkliche Stein der Weisen, mit dessen Hilfe mau in dieser Kolonie schnell vor¬
wärts kommen kann, und es gibt daher nur wenige, die ihre Thätigkeit aus¬
schließlich auf ihren Beruf beschränken, sondern immer auf ein Nebengcschäftchen bedacht
sind. Es ist nicht zu leugnen, daß dies viel Indisches hat und daß der ewige
Schacher manchen anekelt; es bleibt ihm jedoch ka»in etwas Anderes übrig, als mit
den Wölfen zu heulen. Der Schachergeist hat aber eine solche Höhe erreicht,
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