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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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daß sie nach preußischem Muster eingerichtet sei, ans's Glänzendste herausgestellt.
Was dieser Krieg dagegen nicht 5" entscheiden vermochte, das ist die Frage:
ob dieselbe Armee eines regelmäßigen Truppen gegenüber das Feld werde halten
könne". In einer jüngst in der Allgemeinen Zeitung veröffentlichte", bedeutsamen
Denkschrift, der, beiläufig bemerkt, andere wichtige Actrustncke nächstem? nach¬
folgen dürften, ist die Behauptung ausgestellt: jede türkische Armee werde, in
offener Feldschlacht, von jedwedem, etwa vierzigtausend Mann starken, russischen
oder östreichischen Hecrkörpcr in kurzer Zeit zersprengt oder vernichtet werden.
Bedingungsweise bin ich noch jetzt, nach dem Kriege im "Kara-days", derselben
Ansicht; aber ich hege die Ueberzeugung, dass das ottomanische Heer vergl c i chs-
wcise Erstaunliches leiste" wurde, we"u es ihni vergönnt sein sollte, a" der
Seite einer verbündete" europäischen Trnppenmacbt, oder mindestens in einer
gut angelegten, verschanzten Stellung zu fechten. Diese Ueber-enguug hat
ihren Werth. Aus ihr nimmt nämlich die andere ihre" Ursprung: daß es
England und Frankreich möglich sei" würde, die Pforte, eiuer etwaigen russisch¬
östreichischen Invasion gegenüber, aufrecht, und im Besitz ihres europäischen LSn-
dcrcomplexeS zu erhalten. Der Nachtheil nämlich, in welchem sich, abgesehen
von dem Kraftaufwande, dessen sie sähig find, die beide" Seemächte dadurch be¬
finden würden, daß sie ihre Truppen lediglich im Wege maritimer Expeditionen
auf den Kriegsschauplatz versehen könnten, würde durch das Vorfinden einer,
zur Corporation befähigten, türkischen Armee vermutlich ausgeglichen werden.

Was die Zusammensetzung des, unter Omer-Past-ins Befehl gegen den Kara-
daph vperirenden Heeres anlangt, so waren darin die Truppen dreier Armee-
corps, deö von Rumili, von Constantinopel und der Garde lMmssa), vertreten.
Jm Besonderen war die Artillerie gemischt. Aus Gründen, die von
der geringen Wegbartcit Macedo>liens und Albaniens hergenommen sein werden,
hatte man darauf verzichtet, ans dem Bestände des ArtilleriercgimcnteS der rnnie-
livnischcn Armee, mehr als drei Batterien Kanoucubatterien n 6 Geschütze
und eine Berghanbitzenbatterie zu gleichfalls 6 Pieren), auf den Kriegsschauplatz
zu führen. Zwei weitere Kanonenbatterien wurden dem Artillerieregiment der
Armee von Constantinopel, und .man^ig Geschütze lwornnter vier Lerghanbitzeu),
der Garde entnommen. Dergestalt daß Omer-Pascha, Alles in Allem, 0 Kano¬
nen- und l''/., Berghanbitzbatterieu, oder Geschütze unter der Hand hatte.
Die Stücke der Berghaulutzbatterieu werden ans Maulesel verpackt, und leisten,
im Gebirgökrieg, dem Angriff großen Vorschub.

Omer-Pascha, der nicht nur die strategische Leitung des Krieges im Allge¬
meinen übernommen, sondern anch d-e taktische Führung der Hanptgefcchte sich
zur Pflicht gemacht hatte, empfing in einem derselben einen Schuß in die Schulter,
war indeß deßnngeachtet nicht zu vermögen, vor Beendigung des Kampfes den
Fuß a"S dem Bügel zu setzen. Uuter deu Schwerverwundeten befindet sich ein


daß sie nach preußischem Muster eingerichtet sei, ans's Glänzendste herausgestellt.
Was dieser Krieg dagegen nicht 5» entscheiden vermochte, das ist die Frage:
ob dieselbe Armee eines regelmäßigen Truppen gegenüber das Feld werde halten
könne». In einer jüngst in der Allgemeinen Zeitung veröffentlichte», bedeutsamen
Denkschrift, der, beiläufig bemerkt, andere wichtige Actrustncke nächstem? nach¬
folgen dürften, ist die Behauptung ausgestellt: jede türkische Armee werde, in
offener Feldschlacht, von jedwedem, etwa vierzigtausend Mann starken, russischen
oder östreichischen Hecrkörpcr in kurzer Zeit zersprengt oder vernichtet werden.
Bedingungsweise bin ich noch jetzt, nach dem Kriege im „Kara-days", derselben
Ansicht; aber ich hege die Ueberzeugung, dass das ottomanische Heer vergl c i chs-
wcise Erstaunliches leiste» wurde, we»u es ihni vergönnt sein sollte, a» der
Seite einer verbündete» europäischen Trnppenmacbt, oder mindestens in einer
gut angelegten, verschanzten Stellung zu fechten. Diese Ueber-enguug hat
ihren Werth. Aus ihr nimmt nämlich die andere ihre» Ursprung: daß es
England und Frankreich möglich sei» würde, die Pforte, eiuer etwaigen russisch¬
östreichischen Invasion gegenüber, aufrecht, und im Besitz ihres europäischen LSn-
dcrcomplexeS zu erhalten. Der Nachtheil nämlich, in welchem sich, abgesehen
von dem Kraftaufwande, dessen sie sähig find, die beide» Seemächte dadurch be¬
finden würden, daß sie ihre Truppen lediglich im Wege maritimer Expeditionen
auf den Kriegsschauplatz versehen könnten, würde durch das Vorfinden einer,
zur Corporation befähigten, türkischen Armee vermutlich ausgeglichen werden.

Was die Zusammensetzung des, unter Omer-Past-ins Befehl gegen den Kara-
daph vperirenden Heeres anlangt, so waren darin die Truppen dreier Armee-
corps, deö von Rumili, von Constantinopel und der Garde lMmssa), vertreten.
Jm Besonderen war die Artillerie gemischt. Aus Gründen, die von
der geringen Wegbartcit Macedo>liens und Albaniens hergenommen sein werden,
hatte man darauf verzichtet, ans dem Bestände des ArtilleriercgimcnteS der rnnie-
livnischcn Armee, mehr als drei Batterien Kanoucubatterien n 6 Geschütze
und eine Berghanbitzenbatterie zu gleichfalls 6 Pieren), auf den Kriegsschauplatz
zu führen. Zwei weitere Kanonenbatterien wurden dem Artillerieregiment der
Armee von Constantinopel, und .man^ig Geschütze lwornnter vier Lerghanbitzeu),
der Garde entnommen. Dergestalt daß Omer-Pascha, Alles in Allem, 0 Kano¬
nen- und l''/., Berghanbitzbatterieu, oder Geschütze unter der Hand hatte.
Die Stücke der Berghaulutzbatterieu werden ans Maulesel verpackt, und leisten,
im Gebirgökrieg, dem Angriff großen Vorschub.

Omer-Pascha, der nicht nur die strategische Leitung des Krieges im Allge¬
meinen übernommen, sondern anch d-e taktische Führung der Hanptgefcchte sich
zur Pflicht gemacht hatte, empfing in einem derselben einen Schuß in die Schulter,
war indeß deßnngeachtet nicht zu vermögen, vor Beendigung des Kampfes den
Fuß a»S dem Bügel zu setzen. Uuter deu Schwerverwundeten befindet sich ein


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[0517] daß sie nach preußischem Muster eingerichtet sei, ans's Glänzendste herausgestellt. Was dieser Krieg dagegen nicht 5» entscheiden vermochte, das ist die Frage: ob dieselbe Armee eines regelmäßigen Truppen gegenüber das Feld werde halten könne». In einer jüngst in der Allgemeinen Zeitung veröffentlichte», bedeutsamen Denkschrift, der, beiläufig bemerkt, andere wichtige Actrustncke nächstem? nach¬ folgen dürften, ist die Behauptung ausgestellt: jede türkische Armee werde, in offener Feldschlacht, von jedwedem, etwa vierzigtausend Mann starken, russischen oder östreichischen Hecrkörpcr in kurzer Zeit zersprengt oder vernichtet werden. Bedingungsweise bin ich noch jetzt, nach dem Kriege im „Kara-days", derselben Ansicht; aber ich hege die Ueberzeugung, dass das ottomanische Heer vergl c i chs- wcise Erstaunliches leiste» wurde, we»u es ihni vergönnt sein sollte, a» der Seite einer verbündete» europäischen Trnppenmacbt, oder mindestens in einer gut angelegten, verschanzten Stellung zu fechten. Diese Ueber-enguug hat ihren Werth. Aus ihr nimmt nämlich die andere ihre» Ursprung: daß es England und Frankreich möglich sei» würde, die Pforte, eiuer etwaigen russisch¬ östreichischen Invasion gegenüber, aufrecht, und im Besitz ihres europäischen LSn- dcrcomplexeS zu erhalten. Der Nachtheil nämlich, in welchem sich, abgesehen von dem Kraftaufwande, dessen sie sähig find, die beide» Seemächte dadurch be¬ finden würden, daß sie ihre Truppen lediglich im Wege maritimer Expeditionen auf den Kriegsschauplatz versehen könnten, würde durch das Vorfinden einer, zur Corporation befähigten, türkischen Armee vermutlich ausgeglichen werden. Was die Zusammensetzung des, unter Omer-Past-ins Befehl gegen den Kara- daph vperirenden Heeres anlangt, so waren darin die Truppen dreier Armee- corps, deö von Rumili, von Constantinopel und der Garde lMmssa), vertreten. Jm Besonderen war die Artillerie gemischt. Aus Gründen, die von der geringen Wegbartcit Macedo>liens und Albaniens hergenommen sein werden, hatte man darauf verzichtet, ans dem Bestände des ArtilleriercgimcnteS der rnnie- livnischcn Armee, mehr als drei Batterien Kanoucubatterien n 6 Geschütze und eine Berghanbitzenbatterie zu gleichfalls 6 Pieren), auf den Kriegsschauplatz zu führen. Zwei weitere Kanonenbatterien wurden dem Artillerieregiment der Armee von Constantinopel, und .man^ig Geschütze lwornnter vier Lerghanbitzeu), der Garde entnommen. Dergestalt daß Omer-Pascha, Alles in Allem, 0 Kano¬ nen- und l''/., Berghanbitzbatterieu, oder Geschütze unter der Hand hatte. Die Stücke der Berghaulutzbatterieu werden ans Maulesel verpackt, und leisten, im Gebirgökrieg, dem Angriff großen Vorschub. Omer-Pascha, der nicht nur die strategische Leitung des Krieges im Allge¬ meinen übernommen, sondern anch d-e taktische Führung der Hanptgefcchte sich zur Pflicht gemacht hatte, empfing in einem derselben einen Schuß in die Schulter, war indeß deßnngeachtet nicht zu vermögen, vor Beendigung des Kampfes den Fuß a»S dem Bügel zu setzen. Uuter deu Schwerverwundeten befindet sich ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/517>, abgerufen am 24.07.2024.