Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.Prinzessin von kaiserlichem Geblüt, die er liebte, blind geweint. Dieser Orden Eine dritte geistliche Genossenschaft sind die Jammoboö, eine Art Bettel- Der reine Sintncnltns zählt verhältnißmäßig nnr wenige Bekenner, denn Um dem Leser ein möglichst deutliches Bild von dem Bolkscharakter der Im Jahre 1"80 kam ein kleines japanisches Fahrzeug uach der Insel For- Prinzessin von kaiserlichem Geblüt, die er liebte, blind geweint. Dieser Orden Eine dritte geistliche Genossenschaft sind die Jammoboö, eine Art Bettel- Der reine Sintncnltns zählt verhältnißmäßig nnr wenige Bekenner, denn Um dem Leser ein möglichst deutliches Bild von dem Bolkscharakter der Im Jahre 1«80 kam ein kleines japanisches Fahrzeug uach der Insel For- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0504" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186380"/> <p xml:id="ID_1587" prev="#ID_1586"> Prinzessin von kaiserlichem Geblüt, die er liebte, blind geweint. Dieser Orden<lb/> Bussalz Salv bcstcind schon mehrere Jahrhunderte, als in dem verheerenden Bür¬<lb/> gerkriege des 12. Jahrhunderts der berühmte Held Jvritomv den aufrührerischen<lb/> Fürsten Fell im Kampfe erschlug, nud seinen Feldherrn, Kakekijv gefangen nahm.<lb/> Dieser Feldherr war in ganz Japan hochberühmt, nud der Sieger gab sich alle<lb/> mögliche Mühe, die Freundschaft des Gefangenen zu gewinnen; er behandelte ihn<lb/> mit der größten Achtung, und bot ihm zniejzt die Freiheit an. Kakekijv gab zur<lb/> Antwort: Ich kaun Niemanden lieben, als meinen erschlagenen Herrn. Ich bin<lb/> Euch Dankbarkeit schuldig, aber Ihr seid Schuld an Fürst Fell's Tod, und ich<lb/> kann Euch nicht ansehen, ohne de» Wunsch zu fühle», Euch zu tödten. Das<lb/> Glück hat mich so verlassen, daß ich Euch, um Euch für Eure Güte gegen mich zu<lb/> danke», nichts geben kann als die Augen, welche Euch so Böses wünschen."<lb/> Damit riß er sich die Augen aus, und bot sie Joritomo auf einem Teller dar.<lb/> Voll von Bewnndcniug über solchen Heroismus schenkte ihm Joritomo die Frei¬<lb/> heit, nud Kakekijv zog sich in die Einsamkeit zurück, und gründete den zweiten<lb/> Blindcuvrden der Fekisata. Der General beider Orden residirt in Miaco, am<lb/> Hofe des Mikado.</p><lb/> <p xml:id="ID_1588"> Eine dritte geistliche Genossenschaft sind die Jammoboö, eine Art Bettel-<lb/> eremiten, die den Ruf eines besonders heiligen Lebenswandels und der Geschick-<lb/> lichkeit in magischen Künsten beanspruchen, die sie mit großem Erfolg für ihre<lb/> Beutel zur Heilung von Krankheiten anwenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1589"> Der reine Sintncnltns zählt verhältnißmäßig nnr wenige Bekenner, denn<lb/> der seit langer Zeit ans Indien herübergct'omiueue Buddhaismus hat ihm viel<lb/> Boden abgewonnen, und die bei weitem zahlreichere Hälfte der Siutus hat sehr<lb/> viel von ihm entlehnt. Durch das Vorgeben, daß die Sonnengöttin eine Jncarna-<lb/> tion Budda Amidaö, des höchsten Gottes der Buddhaisten sei, hat er seine Lehre<lb/> mit den politischen Bedürfnissen der Mikadodyuastic versöhnt, und sich eine sichere<lb/> Stellung im Staate erworben, wen» er sich auch der Form nach dem SinducultuS<lb/> anschließe» muß- Die Abneigung der Japanese», Thiere zu todten, und dieUn-<lb/> ehrlichkeit der Fleischer, Gerber ». f. w., ist wahrschci»lieh den, El»si»ß des Buddha¬<lb/> ismus zu verdauten, dem wegen der Seelenwanderung das Leben des Thieres<lb/> heilig ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1590"> Um dem Leser ein möglichst deutliches Bild von dem Bolkscharakter der<lb/> Japanesen zu geben, füge» wir noch einige Anekdoten bei, welche ein Helles Licht<lb/> auf ihre nationale» Eigc»es»mlichkcite», auf ihre unversöhnliche Nachsucht, ihren<lb/> unerschrockenen Muth, ihre Geringschätzung des Menschenlebens, aber auch ans<lb/> ihre hingebende Treue und ihre Erstndsamkeit werfen. Wir lesen sie aus den<lb/> verschiedenen Schriftsteller», die über Japan geschrieben habe», zusammen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1591" next="#ID_1592"> Im Jahre 1«80 kam ein kleines japanisches Fahrzeug uach der Insel For-<lb/> mosa, welche damals der holländischen.Compagnie gehörte. Der damalige Gou-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0504]
Prinzessin von kaiserlichem Geblüt, die er liebte, blind geweint. Dieser Orden
Bussalz Salv bcstcind schon mehrere Jahrhunderte, als in dem verheerenden Bür¬
gerkriege des 12. Jahrhunderts der berühmte Held Jvritomv den aufrührerischen
Fürsten Fell im Kampfe erschlug, nud seinen Feldherrn, Kakekijv gefangen nahm.
Dieser Feldherr war in ganz Japan hochberühmt, nud der Sieger gab sich alle
mögliche Mühe, die Freundschaft des Gefangenen zu gewinnen; er behandelte ihn
mit der größten Achtung, und bot ihm zniejzt die Freiheit an. Kakekijv gab zur
Antwort: Ich kaun Niemanden lieben, als meinen erschlagenen Herrn. Ich bin
Euch Dankbarkeit schuldig, aber Ihr seid Schuld an Fürst Fell's Tod, und ich
kann Euch nicht ansehen, ohne de» Wunsch zu fühle», Euch zu tödten. Das
Glück hat mich so verlassen, daß ich Euch, um Euch für Eure Güte gegen mich zu
danke», nichts geben kann als die Augen, welche Euch so Böses wünschen."
Damit riß er sich die Augen aus, und bot sie Joritomo auf einem Teller dar.
Voll von Bewnndcniug über solchen Heroismus schenkte ihm Joritomo die Frei¬
heit, nud Kakekijv zog sich in die Einsamkeit zurück, und gründete den zweiten
Blindcuvrden der Fekisata. Der General beider Orden residirt in Miaco, am
Hofe des Mikado.
Eine dritte geistliche Genossenschaft sind die Jammoboö, eine Art Bettel-
eremiten, die den Ruf eines besonders heiligen Lebenswandels und der Geschick-
lichkeit in magischen Künsten beanspruchen, die sie mit großem Erfolg für ihre
Beutel zur Heilung von Krankheiten anwenden.
Der reine Sintncnltns zählt verhältnißmäßig nnr wenige Bekenner, denn
der seit langer Zeit ans Indien herübergct'omiueue Buddhaismus hat ihm viel
Boden abgewonnen, und die bei weitem zahlreichere Hälfte der Siutus hat sehr
viel von ihm entlehnt. Durch das Vorgeben, daß die Sonnengöttin eine Jncarna-
tion Budda Amidaö, des höchsten Gottes der Buddhaisten sei, hat er seine Lehre
mit den politischen Bedürfnissen der Mikadodyuastic versöhnt, und sich eine sichere
Stellung im Staate erworben, wen» er sich auch der Form nach dem SinducultuS
anschließe» muß- Die Abneigung der Japanese», Thiere zu todten, und dieUn-
ehrlichkeit der Fleischer, Gerber ». f. w., ist wahrschci»lieh den, El»si»ß des Buddha¬
ismus zu verdauten, dem wegen der Seelenwanderung das Leben des Thieres
heilig ist.
Um dem Leser ein möglichst deutliches Bild von dem Bolkscharakter der
Japanesen zu geben, füge» wir noch einige Anekdoten bei, welche ein Helles Licht
auf ihre nationale» Eigc»es»mlichkcite», auf ihre unversöhnliche Nachsucht, ihren
unerschrockenen Muth, ihre Geringschätzung des Menschenlebens, aber auch ans
ihre hingebende Treue und ihre Erstndsamkeit werfen. Wir lesen sie aus den
verschiedenen Schriftsteller», die über Japan geschrieben habe», zusammen.
Im Jahre 1«80 kam ein kleines japanisches Fahrzeug uach der Insel For-
mosa, welche damals der holländischen.Compagnie gehörte. Der damalige Gou-
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