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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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gemachten Erfahrungen sind gut benutzt worden. Das Dach hat sich bei dem
letzten Regen als vollkommen wasserdicht bewiesen; es ist durch hölzere Spann¬
rippen besser gegen heftigen Wind geschützt, und das 2-1 anstatt 16 Unzen
schwere Glas dürfte selbst von schwerem Hagel kaum leiden. Die Säulen im In¬
nern hat man diesmal alle roth gemalt, um den kalten blauen Ton zu vermeide",
der im Krystallpalaste nach dem Wegnehmen des Leinendaches vorherrschte. Wenn
das Gebäude erst vollendet ist, was wol schwerlich vor Mitte Mai geschehen
kann, wird es einen ebenso großartigen als originellen Anblick gewähren. Ein
Glasbau höher als die größte englische Catedrale, mit einer Psorte von 200 Fuß
Höhe und einer den Hügel hinaufführenden Vortreppe von 96 Fuß Breite, unter
sich London und die Themse als kleinen Theil eines herrlichen Panoramas, außen
von den schönsten Bäumen der gemäßigten Zone umschattet, und im Innern mit
Palmen gefüllt, deren schwankende Häupter nicht einmal seine Decke erreichen,
wird es der großartigste Vergnügungsort, den jemals ein Volk gehabt hat.

Es ist keine Kleinigkeit, ein eine Bodenfläche von 18--20 Acker bedeckendes
Gebäude so zu füllen, daß keine unangenehme Leere in demselben entsteht. Der
neue Krystallpalast soll ein Gewächshaus der schönsten Pflanzen aller Welttheile,
und ein die allmähliche Entwicklung der schönen Künste darstellendes Museum, fer¬
ner ein Bazar für Industrien, aller Art sein. Das Museum ist am Weitesten vor¬
geschritten. Die Herren Owen Jones und Digby Watt sind eifrig mit der Ab-
formung der egyptischen Lvwenstatuen beschäftigt. Von den zur Herstellung des
Löweuhofes in Alhambra nöthigen Abgüssen sind schon mehrere Kisten angekom¬
men. Eine der vier, an dem Tempel von Abu Simbel stehenden Statuen von
70 Fuß Höhe kommt an das Ende des Schiffes. Ein farbiges Modell des
Parthenon führt Mr. Penrose aus. Der faruefische Stier aus Neapel findet einen
Platz in der Mitte, die Flora und der Hercules aus derselbe" Stadt zu beiden
Seiten des El"ga"ges. Den pompejanischen Hof malt Abbati, der Maler des
Königs von Neapel. Von dem egyptischen Tempel an, bis zu der Renaissance
wird man die Entwicklung der Architektur und Sculptur Schritt für Schritt durch
alle ihre Phasen verfolgen können.

Die großartigen Wasserwerke im Parke, unter andern zwei Springbrunnen,
jeder mit 90 Strahlen von 200 Fuß Höhe, sind bereits im Ban begriffen.


Das preußische Eisenbahnsteuergesetz.

-- Eine der allerwichtigsten
Vorlagen an die Kammern ist das Gesetz über die Eiseubahnsteuer, und zwar darum,
weil es direct an das Vermöge" der Staatsangehörigen geht.

Wir wolle", von allem Politische" absehend, nur die materielle Seite in's Auge
fassen.

Die preußische" Eisenbahnen sind unter schweren Opfern der Privaten entstanden.
Nur Wenigen hatte die Regierung eine Zinsgarantie gewährt, und dafür sich Rechte
vorbehalte", welche diese Begünstigung mehr als aufwiegen. Mit Ausnahme der Ber-


gemachten Erfahrungen sind gut benutzt worden. Das Dach hat sich bei dem
letzten Regen als vollkommen wasserdicht bewiesen; es ist durch hölzere Spann¬
rippen besser gegen heftigen Wind geschützt, und das 2-1 anstatt 16 Unzen
schwere Glas dürfte selbst von schwerem Hagel kaum leiden. Die Säulen im In¬
nern hat man diesmal alle roth gemalt, um den kalten blauen Ton zu vermeide»,
der im Krystallpalaste nach dem Wegnehmen des Leinendaches vorherrschte. Wenn
das Gebäude erst vollendet ist, was wol schwerlich vor Mitte Mai geschehen
kann, wird es einen ebenso großartigen als originellen Anblick gewähren. Ein
Glasbau höher als die größte englische Catedrale, mit einer Psorte von 200 Fuß
Höhe und einer den Hügel hinaufführenden Vortreppe von 96 Fuß Breite, unter
sich London und die Themse als kleinen Theil eines herrlichen Panoramas, außen
von den schönsten Bäumen der gemäßigten Zone umschattet, und im Innern mit
Palmen gefüllt, deren schwankende Häupter nicht einmal seine Decke erreichen,
wird es der großartigste Vergnügungsort, den jemals ein Volk gehabt hat.

Es ist keine Kleinigkeit, ein eine Bodenfläche von 18—20 Acker bedeckendes
Gebäude so zu füllen, daß keine unangenehme Leere in demselben entsteht. Der
neue Krystallpalast soll ein Gewächshaus der schönsten Pflanzen aller Welttheile,
und ein die allmähliche Entwicklung der schönen Künste darstellendes Museum, fer¬
ner ein Bazar für Industrien, aller Art sein. Das Museum ist am Weitesten vor¬
geschritten. Die Herren Owen Jones und Digby Watt sind eifrig mit der Ab-
formung der egyptischen Lvwenstatuen beschäftigt. Von den zur Herstellung des
Löweuhofes in Alhambra nöthigen Abgüssen sind schon mehrere Kisten angekom¬
men. Eine der vier, an dem Tempel von Abu Simbel stehenden Statuen von
70 Fuß Höhe kommt an das Ende des Schiffes. Ein farbiges Modell des
Parthenon führt Mr. Penrose aus. Der faruefische Stier aus Neapel findet einen
Platz in der Mitte, die Flora und der Hercules aus derselbe» Stadt zu beiden
Seiten des El»ga»ges. Den pompejanischen Hof malt Abbati, der Maler des
Königs von Neapel. Von dem egyptischen Tempel an, bis zu der Renaissance
wird man die Entwicklung der Architektur und Sculptur Schritt für Schritt durch
alle ihre Phasen verfolgen können.

Die großartigen Wasserwerke im Parke, unter andern zwei Springbrunnen,
jeder mit 90 Strahlen von 200 Fuß Höhe, sind bereits im Ban begriffen.


Das preußische Eisenbahnsteuergesetz.

— Eine der allerwichtigsten
Vorlagen an die Kammern ist das Gesetz über die Eiseubahnsteuer, und zwar darum,
weil es direct an das Vermöge» der Staatsangehörigen geht.

Wir wolle», von allem Politische» absehend, nur die materielle Seite in's Auge
fassen.

Die preußische» Eisenbahnen sind unter schweren Opfern der Privaten entstanden.
Nur Wenigen hatte die Regierung eine Zinsgarantie gewährt, und dafür sich Rechte
vorbehalte», welche diese Begünstigung mehr als aufwiegen. Mit Ausnahme der Ber-


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[0485] gemachten Erfahrungen sind gut benutzt worden. Das Dach hat sich bei dem letzten Regen als vollkommen wasserdicht bewiesen; es ist durch hölzere Spann¬ rippen besser gegen heftigen Wind geschützt, und das 2-1 anstatt 16 Unzen schwere Glas dürfte selbst von schwerem Hagel kaum leiden. Die Säulen im In¬ nern hat man diesmal alle roth gemalt, um den kalten blauen Ton zu vermeide», der im Krystallpalaste nach dem Wegnehmen des Leinendaches vorherrschte. Wenn das Gebäude erst vollendet ist, was wol schwerlich vor Mitte Mai geschehen kann, wird es einen ebenso großartigen als originellen Anblick gewähren. Ein Glasbau höher als die größte englische Catedrale, mit einer Psorte von 200 Fuß Höhe und einer den Hügel hinaufführenden Vortreppe von 96 Fuß Breite, unter sich London und die Themse als kleinen Theil eines herrlichen Panoramas, außen von den schönsten Bäumen der gemäßigten Zone umschattet, und im Innern mit Palmen gefüllt, deren schwankende Häupter nicht einmal seine Decke erreichen, wird es der großartigste Vergnügungsort, den jemals ein Volk gehabt hat. Es ist keine Kleinigkeit, ein eine Bodenfläche von 18—20 Acker bedeckendes Gebäude so zu füllen, daß keine unangenehme Leere in demselben entsteht. Der neue Krystallpalast soll ein Gewächshaus der schönsten Pflanzen aller Welttheile, und ein die allmähliche Entwicklung der schönen Künste darstellendes Museum, fer¬ ner ein Bazar für Industrien, aller Art sein. Das Museum ist am Weitesten vor¬ geschritten. Die Herren Owen Jones und Digby Watt sind eifrig mit der Ab- formung der egyptischen Lvwenstatuen beschäftigt. Von den zur Herstellung des Löweuhofes in Alhambra nöthigen Abgüssen sind schon mehrere Kisten angekom¬ men. Eine der vier, an dem Tempel von Abu Simbel stehenden Statuen von 70 Fuß Höhe kommt an das Ende des Schiffes. Ein farbiges Modell des Parthenon führt Mr. Penrose aus. Der faruefische Stier aus Neapel findet einen Platz in der Mitte, die Flora und der Hercules aus derselbe» Stadt zu beiden Seiten des El»ga»ges. Den pompejanischen Hof malt Abbati, der Maler des Königs von Neapel. Von dem egyptischen Tempel an, bis zu der Renaissance wird man die Entwicklung der Architektur und Sculptur Schritt für Schritt durch alle ihre Phasen verfolgen können. Die großartigen Wasserwerke im Parke, unter andern zwei Springbrunnen, jeder mit 90 Strahlen von 200 Fuß Höhe, sind bereits im Ban begriffen. Das preußische Eisenbahnsteuergesetz. — Eine der allerwichtigsten Vorlagen an die Kammern ist das Gesetz über die Eiseubahnsteuer, und zwar darum, weil es direct an das Vermöge» der Staatsangehörigen geht. Wir wolle», von allem Politische» absehend, nur die materielle Seite in's Auge fassen. Die preußische» Eisenbahnen sind unter schweren Opfern der Privaten entstanden. Nur Wenigen hatte die Regierung eine Zinsgarantie gewährt, und dafür sich Rechte vorbehalte», welche diese Begünstigung mehr als aufwiegen. Mit Ausnahme der Ber-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/485>, abgerufen am 04.07.2024.