Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.entgegensetzte*), dieses Gefühl, das den Engländern und Amerikanern gemein ist, Alles war unruhig, verwirrt, jeder fragte sich, was aus diesen Feindseligkeiten "Ich war stolz, in Paris und drei andern Departements zum Volksvertreter "Ich wünsche die Ordnung und die Aufrechterhaltung einer mäßigen, großen "Louis Napoleon Bonaparte." Obgleich der Ton dieses Briefes ein ganz anderer gewesen als jener des Als der Staatsrath Berthi-r sagte, daß diese Art von Auszeichnungen die Kinder-
spiele der Monarchie wären, antwortete der erste Consul: ,,Man gängelt eben die Menschen mit Kinderspiele" am Besten." entgegensetzte*), dieses Gefühl, das den Engländern und Amerikanern gemein ist, Alles war unruhig, verwirrt, jeder fragte sich, was aus diesen Feindseligkeiten „Ich war stolz, in Paris und drei andern Departements zum Volksvertreter „Ich wünsche die Ordnung und die Aufrechterhaltung einer mäßigen, großen „Louis Napoleon Bonaparte." Obgleich der Ton dieses Briefes ein ganz anderer gewesen als jener des Als der Staatsrath Berthi-r sagte, daß diese Art von Auszeichnungen die Kinder-
spiele der Monarchie wären, antwortete der erste Consul: ,,Man gängelt eben die Menschen mit Kinderspiele» am Besten." <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0429" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186305"/> <p xml:id="ID_1325" prev="#ID_1324"> entgegensetzte*), dieses Gefühl, das den Engländern und Amerikanern gemein ist,<lb/> reizte die bei den Franzosen so kitzliche Fiber der militärischen Eitelkeit. Von<lb/> diesem Tage an war Element Thomas die Zielscheibe der heftigsten Zornausbrüche;<lb/> man schmähte ihn alö Lästerer der Nationalehre, Als er ans dem Concordcplatze<lb/> erscheint, um die Zusammenrottungen zu zerstreuen, rufen die Nationalgarten:<lb/> Nieder mit Thomas! Es lebe die Ehrenlegion! Da sich die Nationalversammlung<lb/> nicht günstiger für ihn bezeigte, fühlte er, daß er seine Stelle nicht behalten könne-<lb/> und zwei Tage später schickte er seine Entlassung ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1326"> Alles war unruhig, verwirrt, jeder fragte sich, was aus diesen Feindseligkeiten<lb/> zwischen dem Volke und der Nationalversammlung, zwischen verschiedenen Parteien<lb/> in der Versammlung, zwischen dieser und dem VollziehungsauSschusse, zwischen der<lb/> Negierung endlich und Louis Bonaparte hervorgehen solle; alle Gemüther sind<lb/> von der Angst vor einer unbestimmten, aber unmittelbaren Gefahr erfüllt, als ein<lb/> neues Schreiben Louis Bonaparte's an den Präsidenten der Nationalversammlung<lb/> diesem Zustande scheinbar ein Eude macht und eine friedliche Lösung einer Krise<lb/> bringt, in welche man sich vertieft hatte, ohne sie anch nur zu verstehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1327"> „Ich war stolz, in Paris und drei andern Departements zum Volksvertreter<lb/> gewählt zu werden," sagte Louis Napoleon, „dies war in meinen Augen eine reiche<lb/> Genugthuung für dreißig Jahre der Verbannung und sechs Jahre Gefangenschaft;<lb/> allein die verletzenden Verdächtigungen, welche meine Wahl hervorgerufen, die<lb/> Unruhen, denen sie zum Vorwande gedient, die Feindseligkeit der vollziehenden<lb/> Gewalt legen mir die Pflicht auf, eine Ehre aufzuschlagen, die mau durch Kabalen<lb/> errungen glaubt."</p><lb/> <p xml:id="ID_1328"> „Ich wünsche die Ordnung und die Aufrechterhaltung einer mäßigen, großen<lb/> verständigen Republik, und weil ich unwillkürlich die Unordnung unterstütze, lege<lb/> ich, wenn gleich nicht ohne lebhaftes Bedauern, meine Entlassung in Ihre Hände<lb/> nieder. Bald, hoffe ich, wird die Ruhe wieder hergestellt und mir gestattet<lb/> sein, nach Frankreich zurückzukehren als der einfachste der Bürger, aber auch als<lb/> einer, welcher der Ruhe und der Wohlfahrt seines Vaterlandes am Ergebenster ist."</p><lb/> <p> „Louis Napoleon Bonaparte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1329" next="#ID_1330"> Obgleich der Ton dieses Briefes ein ganz anderer gewesen als jener des<lb/> ersten; obgleich das Wort Republik gleichsam als Huldigung für die Gefühle der<lb/> Nationalversammlung darin ausgesprochen wird, und der Ausdruck „einfacher<lb/> Bürger" gegen die Persönlichkeit des Prätendenten protestirt, affectirte die Ver¬<lb/> sammlung, denselben mit Verachtung zu behandeln, und wies ihn dem Minister<lb/> des Innern mit dem Bemerken zu, daß, da die Zulassung des Bürgers Louis<lb/> Bonaparte nur bedingungsweise, das heißt erst nach Ausweis des Alters und der</p><lb/> <note xml:id="FID_24" place="foot"> Als der Staatsrath Berthi-r sagte, daß diese Art von Auszeichnungen die Kinder-<lb/> spiele der Monarchie wären, antwortete der erste Consul: ,,Man gängelt eben die Menschen<lb/> mit Kinderspiele» am Besten."</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0429]
entgegensetzte*), dieses Gefühl, das den Engländern und Amerikanern gemein ist,
reizte die bei den Franzosen so kitzliche Fiber der militärischen Eitelkeit. Von
diesem Tage an war Element Thomas die Zielscheibe der heftigsten Zornausbrüche;
man schmähte ihn alö Lästerer der Nationalehre, Als er ans dem Concordcplatze
erscheint, um die Zusammenrottungen zu zerstreuen, rufen die Nationalgarten:
Nieder mit Thomas! Es lebe die Ehrenlegion! Da sich die Nationalversammlung
nicht günstiger für ihn bezeigte, fühlte er, daß er seine Stelle nicht behalten könne-
und zwei Tage später schickte er seine Entlassung ein.
Alles war unruhig, verwirrt, jeder fragte sich, was aus diesen Feindseligkeiten
zwischen dem Volke und der Nationalversammlung, zwischen verschiedenen Parteien
in der Versammlung, zwischen dieser und dem VollziehungsauSschusse, zwischen der
Negierung endlich und Louis Bonaparte hervorgehen solle; alle Gemüther sind
von der Angst vor einer unbestimmten, aber unmittelbaren Gefahr erfüllt, als ein
neues Schreiben Louis Bonaparte's an den Präsidenten der Nationalversammlung
diesem Zustande scheinbar ein Eude macht und eine friedliche Lösung einer Krise
bringt, in welche man sich vertieft hatte, ohne sie anch nur zu verstehen.
„Ich war stolz, in Paris und drei andern Departements zum Volksvertreter
gewählt zu werden," sagte Louis Napoleon, „dies war in meinen Augen eine reiche
Genugthuung für dreißig Jahre der Verbannung und sechs Jahre Gefangenschaft;
allein die verletzenden Verdächtigungen, welche meine Wahl hervorgerufen, die
Unruhen, denen sie zum Vorwande gedient, die Feindseligkeit der vollziehenden
Gewalt legen mir die Pflicht auf, eine Ehre aufzuschlagen, die mau durch Kabalen
errungen glaubt."
„Ich wünsche die Ordnung und die Aufrechterhaltung einer mäßigen, großen
verständigen Republik, und weil ich unwillkürlich die Unordnung unterstütze, lege
ich, wenn gleich nicht ohne lebhaftes Bedauern, meine Entlassung in Ihre Hände
nieder. Bald, hoffe ich, wird die Ruhe wieder hergestellt und mir gestattet
sein, nach Frankreich zurückzukehren als der einfachste der Bürger, aber auch als
einer, welcher der Ruhe und der Wohlfahrt seines Vaterlandes am Ergebenster ist."
„Louis Napoleon Bonaparte."
Obgleich der Ton dieses Briefes ein ganz anderer gewesen als jener des
ersten; obgleich das Wort Republik gleichsam als Huldigung für die Gefühle der
Nationalversammlung darin ausgesprochen wird, und der Ausdruck „einfacher
Bürger" gegen die Persönlichkeit des Prätendenten protestirt, affectirte die Ver¬
sammlung, denselben mit Verachtung zu behandeln, und wies ihn dem Minister
des Innern mit dem Bemerken zu, daß, da die Zulassung des Bürgers Louis
Bonaparte nur bedingungsweise, das heißt erst nach Ausweis des Alters und der
Als der Staatsrath Berthi-r sagte, daß diese Art von Auszeichnungen die Kinder-
spiele der Monarchie wären, antwortete der erste Consul: ,,Man gängelt eben die Menschen
mit Kinderspiele» am Besten."
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