Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.in Summa die der großen Städte weit übersteigt, hatten diese Manöver den In Betreff der Cardmalfrage, die jetzt Spanien bewegt, der Verfassungs- Jedenfalls haben diese Wahlen den erneuten Beweis geliefert, welchen großen Da das Ministerium immer noch mit seinen Entschlüssen über die Ver- Nimmt das Cabinet die Pläne Murillo's wieder auf, so läßt sich, selbst wenn in Summa die der großen Städte weit übersteigt, hatten diese Manöver den In Betreff der Cardmalfrage, die jetzt Spanien bewegt, der Verfassungs- Jedenfalls haben diese Wahlen den erneuten Beweis geliefert, welchen großen Da das Ministerium immer noch mit seinen Entschlüssen über die Ver- Nimmt das Cabinet die Pläne Murillo's wieder auf, so läßt sich, selbst wenn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0400" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186276"/> <p xml:id="ID_1233" prev="#ID_1232"> in Summa die der großen Städte weit übersteigt, hatten diese Manöver den<lb/> im Voraus befürchteten Erfolg.</p><lb/> <p xml:id="ID_1234"> In Betreff der Cardmalfrage, die jetzt Spanien bewegt, der Verfassungs-<lb/> revision, bleibt es gleichwol ungewiß, wie sich die Parteiverhältnisse im neuen<lb/> Kongreß gestalten werden. Unter die Ministeriellen werden Männer wie Martinez<lb/> de la Rosa, Sartorius, Bennudez de Castro, Esteban Collantes gerechnet, bisher<lb/> stets eifrige Vertreter des parlamentarischen Princips und entschiedene Widersacher<lb/> der Nevistonsprojecte Murillo's. Es ist keinen denkbar, daß diese sich zu ernst¬<lb/> haften Verfassungsänderungen herbeilassen sollten. Nicht zu berechnen dagegen ist<lb/> es, ob sie unter der Loi-äisant ministeriellen Partei Anhang genng finden werden,<lb/> um einen Tiers-parti zu bilden, der dem Cabinet, falls es die Vorlagen seiner<lb/> Vorgänger wieder aufnimmt, die Majorität zu entziehen im Stande ist. Sollte<lb/> es sich bestätigen, daß das Ministerium Martinez de la Rosa zum ministeriellen Kan¬<lb/> didaten für die Präsidentschaft des Kongresses aufstellt, so müßte man daraus<lb/> folgern, daß es dieser constitutionellen Mittelfraction sehr bedeutende Zugeständ¬<lb/> nisse gemacht hätte, »in jenen Staatsmann zur Annahme der Candidatur zu beweg/n.</p><lb/> <p xml:id="ID_1235"> Jedenfalls haben diese Wahlen den erneuten Beweis geliefert, welchen großen<lb/> politischen Fehler im Jahre 1846 die Moderadopartei beging, als sie, um die<lb/> Macht der Progrcssistcn zu brechen, deu Census unbillig erhöhte. Die Progrcs-<lb/> sisten sind im Wahlkörper zur Ohnmacht verurtheilt, aber auch die Moderados<lb/> selber sehen sich in der ärgsten Gefahr, mit der ganzen Verfassung der Ausbeutung<lb/> der unverhältnißmäßig kleinen Wählerzahl durch das Gouvernement zum Opfer zu<lb/> fallen. Die Aussaat einer parteiischen Politik trägt jetzt ihre verhängnißvollen<lb/> Früchte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1236"> Da das Ministerium immer noch mit seinen Entschlüssen über die Ver-<lb/> fassungsrevision hinter dem Berge hält, so ist die Besorgnis) in Madrid groß.<lb/> Die Opposition denkt aber keineswegs den Kampf aufzugeben, und da die<lb/> 80 ihr angehörenden Abgeordneten eine viel zahlreichere Schaar großer parla¬<lb/> mentarischer Talente zählen, als das Cabinet sie unter seiner Mehrheit aus¬<lb/> weisen kauu, so wird die Session voraussichtlich sehr stürmisch werden. Vor¬<lb/> läufig fällt die ganze Last des Kampfes ans die Oppvsitivnspresse, die, wie bis¬<lb/> her, ohne Aufhören confiscire wird, und mit gleicher Beharrlichkeit den Platz<lb/> behauptet. Um die Mehrheit des Senates, die ihr bis jetzt nichts weniger,<lb/> .als gewiß war, sich zu verschaffen, hat die Regierung 37 neue Senatoren, zum<lb/> größten Theil wenig bekannte Namen, creirt. Ein königliches Decret ernennt zum<lb/> Präsidenten des Senates Don Joaquin Espeleta einen ziemlich abgenutzten abso¬<lb/> lutistisch gesinnten General. Sonst hatte man diese Function stets an politische<lb/> Notabilitäten des hohen Adels, wie Miraflores oder Viluma übertragen. Die<lb/> Vicepräsidenten sind entsprechend gewählt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1237" next="#ID_1238"> Nimmt das Cabinet die Pläne Murillo's wieder auf, so läßt sich, selbst wenn</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0400]
in Summa die der großen Städte weit übersteigt, hatten diese Manöver den
im Voraus befürchteten Erfolg.
In Betreff der Cardmalfrage, die jetzt Spanien bewegt, der Verfassungs-
revision, bleibt es gleichwol ungewiß, wie sich die Parteiverhältnisse im neuen
Kongreß gestalten werden. Unter die Ministeriellen werden Männer wie Martinez
de la Rosa, Sartorius, Bennudez de Castro, Esteban Collantes gerechnet, bisher
stets eifrige Vertreter des parlamentarischen Princips und entschiedene Widersacher
der Nevistonsprojecte Murillo's. Es ist keinen denkbar, daß diese sich zu ernst¬
haften Verfassungsänderungen herbeilassen sollten. Nicht zu berechnen dagegen ist
es, ob sie unter der Loi-äisant ministeriellen Partei Anhang genng finden werden,
um einen Tiers-parti zu bilden, der dem Cabinet, falls es die Vorlagen seiner
Vorgänger wieder aufnimmt, die Majorität zu entziehen im Stande ist. Sollte
es sich bestätigen, daß das Ministerium Martinez de la Rosa zum ministeriellen Kan¬
didaten für die Präsidentschaft des Kongresses aufstellt, so müßte man daraus
folgern, daß es dieser constitutionellen Mittelfraction sehr bedeutende Zugeständ¬
nisse gemacht hätte, »in jenen Staatsmann zur Annahme der Candidatur zu beweg/n.
Jedenfalls haben diese Wahlen den erneuten Beweis geliefert, welchen großen
politischen Fehler im Jahre 1846 die Moderadopartei beging, als sie, um die
Macht der Progrcssistcn zu brechen, deu Census unbillig erhöhte. Die Progrcs-
sisten sind im Wahlkörper zur Ohnmacht verurtheilt, aber auch die Moderados
selber sehen sich in der ärgsten Gefahr, mit der ganzen Verfassung der Ausbeutung
der unverhältnißmäßig kleinen Wählerzahl durch das Gouvernement zum Opfer zu
fallen. Die Aussaat einer parteiischen Politik trägt jetzt ihre verhängnißvollen
Früchte.
Da das Ministerium immer noch mit seinen Entschlüssen über die Ver-
fassungsrevision hinter dem Berge hält, so ist die Besorgnis) in Madrid groß.
Die Opposition denkt aber keineswegs den Kampf aufzugeben, und da die
80 ihr angehörenden Abgeordneten eine viel zahlreichere Schaar großer parla¬
mentarischer Talente zählen, als das Cabinet sie unter seiner Mehrheit aus¬
weisen kauu, so wird die Session voraussichtlich sehr stürmisch werden. Vor¬
läufig fällt die ganze Last des Kampfes ans die Oppvsitivnspresse, die, wie bis¬
her, ohne Aufhören confiscire wird, und mit gleicher Beharrlichkeit den Platz
behauptet. Um die Mehrheit des Senates, die ihr bis jetzt nichts weniger,
.als gewiß war, sich zu verschaffen, hat die Regierung 37 neue Senatoren, zum
größten Theil wenig bekannte Namen, creirt. Ein königliches Decret ernennt zum
Präsidenten des Senates Don Joaquin Espeleta einen ziemlich abgenutzten abso¬
lutistisch gesinnten General. Sonst hatte man diese Function stets an politische
Notabilitäten des hohen Adels, wie Miraflores oder Viluma übertragen. Die
Vicepräsidenten sind entsprechend gewählt.
Nimmt das Cabinet die Pläne Murillo's wieder auf, so läßt sich, selbst wenn
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