Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.von Privatleuten unterhalten -..... im Rechnungsjahre 1831 waren im Ganzen nur Die Leiter der Schule behaupten freilich, daß sie für Gottes Reich streben, ') Unter der niederen englischen Geistlichkeit, Kapellanen und Vicarcn, trifft man so auf¬ opfernde, liebenswürdige und humane Männer, wie nur irgend eine Gemeinde solche auszu¬ weisen hat; sie sind aber in der Regel unvermögend. Allein unter der lochen Geistlichkeit findet man selten Jemand, dessen Beitrag seinem Reichthum entspricht. .3*
von Privatleuten unterhalten -..... im Rechnungsjahre 1831 waren im Ganzen nur Die Leiter der Schule behaupten freilich, daß sie für Gottes Reich streben, ') Unter der niederen englischen Geistlichkeit, Kapellanen und Vicarcn, trifft man so auf¬ opfernde, liebenswürdige und humane Männer, wie nur irgend eine Gemeinde solche auszu¬ weisen hat; sie sind aber in der Regel unvermögend. Allein unter der lochen Geistlichkeit findet man selten Jemand, dessen Beitrag seinem Reichthum entspricht. .3*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0027" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185903"/> <p xml:id="ID_65" prev="#ID_64"> von Privatleuten unterhalten -..... im Rechnungsjahre 1831 waren im Ganzen nur<lb/> !> ^ von Geistlichen gezeichnet^) — und unter den 33 Mitgliedern, welche die<lb/> Verwaltungs- und Jnspcctions - Comitec bilden, sind mir 6 Prediger oder<lb/> Kapellane.</p><lb/> <p xml:id="ID_66" next="#ID_67"> Die Leiter der Schule behaupten freilich, daß sie für Gottes Reich streben,<lb/> und glauben es auch unzweifelhaft; allein dabei meinen sie, daß eine Verbesserung<lb/> der englischen Gesellschaft zu Gottes Reich gehört, und sie haben ein sehr scharfes<lb/> Auge für alle damit in Verbindung stehenden weltlichen Verhältnisse, obgleich sie<lb/> dieselben nur in geistlicher Sprache erwähnen und stets den Staat in die Kirche<lb/> einzuschließen scheinen. Es ist ja auch bekannt genug, daß sehr viele Engländer<lb/> die anglikanische Kirche für ein Bollwerk gegen Staat und Freiheit betrachten,<lb/> daß überhaupt, in diesem Lande, religiöse und politische Dogmen genan zusammen¬<lb/> gehören. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß viele Leute religiösen Zwecken Geld¬<lb/> hilfe angedeihen lassen, die sie der bloßen Wohlthätigkeit nicht gönnen würden.<lb/> Ein hervorragender Repräsentant dieser Klasse ist der berühmte Earl von Shaf-<lb/> tesbury (früherer Lord Ashley), welcher Präsident einer Menge Wohlthätigkeitö-<lb/> Austalten ist, aber stets nur unter der Bedingung, daß dieselben einen bestimmten<lb/> anglikanisch-christlichen Zweck haben. Selbstverständlich hat die Gesellschaft stets<lb/> eine Menge dieser Richtung entsprechender Resultate auszuweisen. Eins der<lb/> charakteristischsten ist folgendes: Ein Kul, ein verlassener, höchst verfallener junger<lb/> Vagabonde, der in der äußersten Noth seine Zuflucht zu >^<M-l,a>w nahm,<lb/> besserte sich uicht allem sehr bald, sondern verschaffte sich eine ehrliche Einnahme<lb/> von 7 sah. die Woche; sobald er befähigt war, sich ein kleines Zimmer zu<lb/> miethen, bat er seine Kameraden zu sich und las die Bibel mit ihnen. Sie<lb/> waren 1l) an der Zahl und saßen in dem kleinen Zimmer an der Erde, ein<lb/> Talgstummel in eine Flasche gesteckt, wanderte von Hand zu Hand, je nachdem<lb/> sie die heilige Schrift „studirten und deutete»." Ein Theil dieser Kameraden<lb/> vermochte nicht ihm in seinein Eifer zu folgen, blieb weg und nannte ihn „lliL<lb/> raxgoä 8,'nu>" (den zerlumpten Heiligen). — Einer, der schon älter war, hatte<lb/> die Welt vielfach geprüft, und verzweifelte. Ein Lehrer fand ihn eines Morgens<lb/> auf deu Treppen von 1''arrinxäon-in!ieKc>t und nahm ihn mit sich zur Schule.<lb/> Es fiel ihm schwer, hier etwas zu verstehen, namentlich die Worte: „wenn<lb/> er der Vorsehung vertraue, werde ihm ein anständiger Erwerb zu Theil<lb/> werden. Um ihm einen Verdienst zu gönnen, und ihn an Arbeit zu gewöhnen,<lb/> ließ man ihn Holz sägen, wofür er den ersten Tag i- Pence bekam. „Es ist nicht<lb/> viel" sagte er, „ein Paar Taschentücher hätten mir leicht 4 sah. K D. eingebracht,</p><lb/> <note xml:id="FID_5" place="foot"> ') Unter der niederen englischen Geistlichkeit, Kapellanen und Vicarcn, trifft man so auf¬<lb/> opfernde, liebenswürdige und humane Männer, wie nur irgend eine Gemeinde solche auszu¬<lb/> weisen hat; sie sind aber in der Regel unvermögend. Allein unter der lochen Geistlichkeit<lb/> findet man selten Jemand, dessen Beitrag seinem Reichthum entspricht.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> .3*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
von Privatleuten unterhalten -..... im Rechnungsjahre 1831 waren im Ganzen nur
!> ^ von Geistlichen gezeichnet^) — und unter den 33 Mitgliedern, welche die
Verwaltungs- und Jnspcctions - Comitec bilden, sind mir 6 Prediger oder
Kapellane.
Die Leiter der Schule behaupten freilich, daß sie für Gottes Reich streben,
und glauben es auch unzweifelhaft; allein dabei meinen sie, daß eine Verbesserung
der englischen Gesellschaft zu Gottes Reich gehört, und sie haben ein sehr scharfes
Auge für alle damit in Verbindung stehenden weltlichen Verhältnisse, obgleich sie
dieselben nur in geistlicher Sprache erwähnen und stets den Staat in die Kirche
einzuschließen scheinen. Es ist ja auch bekannt genug, daß sehr viele Engländer
die anglikanische Kirche für ein Bollwerk gegen Staat und Freiheit betrachten,
daß überhaupt, in diesem Lande, religiöse und politische Dogmen genan zusammen¬
gehören. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß viele Leute religiösen Zwecken Geld¬
hilfe angedeihen lassen, die sie der bloßen Wohlthätigkeit nicht gönnen würden.
Ein hervorragender Repräsentant dieser Klasse ist der berühmte Earl von Shaf-
tesbury (früherer Lord Ashley), welcher Präsident einer Menge Wohlthätigkeitö-
Austalten ist, aber stets nur unter der Bedingung, daß dieselben einen bestimmten
anglikanisch-christlichen Zweck haben. Selbstverständlich hat die Gesellschaft stets
eine Menge dieser Richtung entsprechender Resultate auszuweisen. Eins der
charakteristischsten ist folgendes: Ein Kul, ein verlassener, höchst verfallener junger
Vagabonde, der in der äußersten Noth seine Zuflucht zu >^<M-l,a>w nahm,
besserte sich uicht allem sehr bald, sondern verschaffte sich eine ehrliche Einnahme
von 7 sah. die Woche; sobald er befähigt war, sich ein kleines Zimmer zu
miethen, bat er seine Kameraden zu sich und las die Bibel mit ihnen. Sie
waren 1l) an der Zahl und saßen in dem kleinen Zimmer an der Erde, ein
Talgstummel in eine Flasche gesteckt, wanderte von Hand zu Hand, je nachdem
sie die heilige Schrift „studirten und deutete»." Ein Theil dieser Kameraden
vermochte nicht ihm in seinein Eifer zu folgen, blieb weg und nannte ihn „lliL
raxgoä 8,'nu>" (den zerlumpten Heiligen). — Einer, der schon älter war, hatte
die Welt vielfach geprüft, und verzweifelte. Ein Lehrer fand ihn eines Morgens
auf deu Treppen von 1''arrinxäon-in!ieKc>t und nahm ihn mit sich zur Schule.
Es fiel ihm schwer, hier etwas zu verstehen, namentlich die Worte: „wenn
er der Vorsehung vertraue, werde ihm ein anständiger Erwerb zu Theil
werden. Um ihm einen Verdienst zu gönnen, und ihn an Arbeit zu gewöhnen,
ließ man ihn Holz sägen, wofür er den ersten Tag i- Pence bekam. „Es ist nicht
viel" sagte er, „ein Paar Taschentücher hätten mir leicht 4 sah. K D. eingebracht,
') Unter der niederen englischen Geistlichkeit, Kapellanen und Vicarcn, trifft man so auf¬
opfernde, liebenswürdige und humane Männer, wie nur irgend eine Gemeinde solche auszu¬
weisen hat; sie sind aber in der Regel unvermögend. Allein unter der lochen Geistlichkeit
findet man selten Jemand, dessen Beitrag seinem Reichthum entspricht.
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