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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Unterricht, Bibellesen, Psalmsingen und besonders lange Gebete legt, man prägt
ihnen stets die Lehre ein, daß ohne Glauben an Christus keine Rettung vor¬
handen ist, und alle guten Handlungen ohne diesen Glauben nutzlos sind. Mau
erklärt ihnen, daß "die Bibel" das einzigste wirksame Mittel ist, um den Men¬
schen für "das Leben" zu entwickeln und zu bessern. Umstände begraben die
Wirkung eines jeden ander" Mittels, zernichten, was jeder andere Unterricht
erzeugt hat.*)

Man drückt sich anch stets in einer hiermit übereinstimmenden Sprache aus:
"Gottes Gnade führte den Sünder in die Schule", (nämlich in die b'loial-I^mv-
nisssseä - scdool), "er suchte seine Zuflucht in dem Blute des geschlachteten
Lammes" u. s. w. und eben so wie die Jahresversammlungen stets mit Gebeten
eröffnet werdeu, so ist auch die erste Resolution unabweisbar die, daß man
Ursache habe, Gott zu danken, oder seine Dankbarkeit dem Throne des Lammes
darzubringen. Wenn man etwas mit ihnen liest, oder mit ihnen spricht, befindet
man sich in einer Welt, wo Gott auf eine beinahe handgreifliche Weise waltet,
und diejenigen Fälle, wo der Sünder nicht erlöst wird, sondern in Elend und
Verbrechen versunken bleibt, werden nach der schrecklichen Prädestinationslehre ge¬
deutet. Aber wer wird ein Dogma oder jene eigenthümliche salbungsreiche Sprache
verdammen wollen, wen" solche wahrhaft gute Handlungen daraus entspringen?
Wer wird sich an die etwa daraus entspringenden theoretischen Zweifel kehren, wenn
die Praxis den liebevollsten Sinn verräth? Der specifisch-religiöse Eifer wäre
vielleicht nicht so groß, wenn er nicht dnrch einen Widersacher oder Rivalen eine
bedeutende Nahrung erhielt. Jene" Ausdruck, die Seele muß zu Jesus Christus
gewandt oder bekehrt werden, versteht man erst recht, wenn man erfährt, daß
die Gesellschaft häufig den Kummer erlebt, daß einige ihrer vagabondirenden
Mündel zur Eintritt in katholische Schulen verführt werden, wohingegen ihr
doch auch zuweilen der Trost wird, die katholischen Lumpeuschnlen um einzelne
Mitglieder ärmer zu mache". Die menschliche von der Gottheit beseelte Bil¬
dung, oder, -- um die Sprache der Gesellschaft zu gebrauchen -- Gottes
Gnade allein hat bewirkt, daß sich die beiden feindlichen Glaubensgemcinden
dadurch bekämpfen, indem sie gegenseitig ihren Mitgliedern Wohlthaten erzeigen
und nicht wie ehedem sie dem Scheiterhaufen überliefern. Außer diesen ge¬
fährlichen katholischen Gegnern hat man ferner noch mit einigen zwanzig anderen
eifrig protestantischen Secten zu rivalisiren, worunter namentlich die Weslejaner ^
durch ihre Wohlthätigkeit gefährlich sind.

Man würde sich indessen irren, wenn man glaubte, daß dergleichen Gesell¬
schafte" von der reiche" englischen Kirche ausgehen, oder daß dieselbe dazu wesent¬
liche Geldbeiträge liefert. Die obenerwähnte Schule wird fast ausschließlich nur



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Unterricht, Bibellesen, Psalmsingen und besonders lange Gebete legt, man prägt
ihnen stets die Lehre ein, daß ohne Glauben an Christus keine Rettung vor¬
handen ist, und alle guten Handlungen ohne diesen Glauben nutzlos sind. Mau
erklärt ihnen, daß „die Bibel" das einzigste wirksame Mittel ist, um den Men¬
schen für „das Leben" zu entwickeln und zu bessern. Umstände begraben die
Wirkung eines jeden ander» Mittels, zernichten, was jeder andere Unterricht
erzeugt hat.*)

Man drückt sich anch stets in einer hiermit übereinstimmenden Sprache aus:
„Gottes Gnade führte den Sünder in die Schule", (nämlich in die b'loial-I^mv-
nisssseä - scdool), „er suchte seine Zuflucht in dem Blute des geschlachteten
Lammes" u. s. w. und eben so wie die Jahresversammlungen stets mit Gebeten
eröffnet werdeu, so ist auch die erste Resolution unabweisbar die, daß man
Ursache habe, Gott zu danken, oder seine Dankbarkeit dem Throne des Lammes
darzubringen. Wenn man etwas mit ihnen liest, oder mit ihnen spricht, befindet
man sich in einer Welt, wo Gott auf eine beinahe handgreifliche Weise waltet,
und diejenigen Fälle, wo der Sünder nicht erlöst wird, sondern in Elend und
Verbrechen versunken bleibt, werden nach der schrecklichen Prädestinationslehre ge¬
deutet. Aber wer wird ein Dogma oder jene eigenthümliche salbungsreiche Sprache
verdammen wollen, wen» solche wahrhaft gute Handlungen daraus entspringen?
Wer wird sich an die etwa daraus entspringenden theoretischen Zweifel kehren, wenn
die Praxis den liebevollsten Sinn verräth? Der specifisch-religiöse Eifer wäre
vielleicht nicht so groß, wenn er nicht dnrch einen Widersacher oder Rivalen eine
bedeutende Nahrung erhielt. Jene» Ausdruck, die Seele muß zu Jesus Christus
gewandt oder bekehrt werden, versteht man erst recht, wenn man erfährt, daß
die Gesellschaft häufig den Kummer erlebt, daß einige ihrer vagabondirenden
Mündel zur Eintritt in katholische Schulen verführt werden, wohingegen ihr
doch auch zuweilen der Trost wird, die katholischen Lumpeuschnlen um einzelne
Mitglieder ärmer zu mache». Die menschliche von der Gottheit beseelte Bil¬
dung, oder, — um die Sprache der Gesellschaft zu gebrauchen — Gottes
Gnade allein hat bewirkt, daß sich die beiden feindlichen Glaubensgemcinden
dadurch bekämpfen, indem sie gegenseitig ihren Mitgliedern Wohlthaten erzeigen
und nicht wie ehedem sie dem Scheiterhaufen überliefern. Außer diesen ge¬
fährlichen katholischen Gegnern hat man ferner noch mit einigen zwanzig anderen
eifrig protestantischen Secten zu rivalisiren, worunter namentlich die Weslejaner ^
durch ihre Wohlthätigkeit gefährlich sind.

Man würde sich indessen irren, wenn man glaubte, daß dergleichen Gesell¬
schafte» von der reiche» englischen Kirche ausgehen, oder daß dieselbe dazu wesent¬
liche Geldbeiträge liefert. Die obenerwähnte Schule wird fast ausschließlich nur



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[0026] Unterricht, Bibellesen, Psalmsingen und besonders lange Gebete legt, man prägt ihnen stets die Lehre ein, daß ohne Glauben an Christus keine Rettung vor¬ handen ist, und alle guten Handlungen ohne diesen Glauben nutzlos sind. Mau erklärt ihnen, daß „die Bibel" das einzigste wirksame Mittel ist, um den Men¬ schen für „das Leben" zu entwickeln und zu bessern. Umstände begraben die Wirkung eines jeden ander» Mittels, zernichten, was jeder andere Unterricht erzeugt hat.*) Man drückt sich anch stets in einer hiermit übereinstimmenden Sprache aus: „Gottes Gnade führte den Sünder in die Schule", (nämlich in die b'loial-I^mv- nisssseä - scdool), „er suchte seine Zuflucht in dem Blute des geschlachteten Lammes" u. s. w. und eben so wie die Jahresversammlungen stets mit Gebeten eröffnet werdeu, so ist auch die erste Resolution unabweisbar die, daß man Ursache habe, Gott zu danken, oder seine Dankbarkeit dem Throne des Lammes darzubringen. Wenn man etwas mit ihnen liest, oder mit ihnen spricht, befindet man sich in einer Welt, wo Gott auf eine beinahe handgreifliche Weise waltet, und diejenigen Fälle, wo der Sünder nicht erlöst wird, sondern in Elend und Verbrechen versunken bleibt, werden nach der schrecklichen Prädestinationslehre ge¬ deutet. Aber wer wird ein Dogma oder jene eigenthümliche salbungsreiche Sprache verdammen wollen, wen» solche wahrhaft gute Handlungen daraus entspringen? Wer wird sich an die etwa daraus entspringenden theoretischen Zweifel kehren, wenn die Praxis den liebevollsten Sinn verräth? Der specifisch-religiöse Eifer wäre vielleicht nicht so groß, wenn er nicht dnrch einen Widersacher oder Rivalen eine bedeutende Nahrung erhielt. Jene» Ausdruck, die Seele muß zu Jesus Christus gewandt oder bekehrt werden, versteht man erst recht, wenn man erfährt, daß die Gesellschaft häufig den Kummer erlebt, daß einige ihrer vagabondirenden Mündel zur Eintritt in katholische Schulen verführt werden, wohingegen ihr doch auch zuweilen der Trost wird, die katholischen Lumpeuschnlen um einzelne Mitglieder ärmer zu mache». Die menschliche von der Gottheit beseelte Bil¬ dung, oder, — um die Sprache der Gesellschaft zu gebrauchen — Gottes Gnade allein hat bewirkt, daß sich die beiden feindlichen Glaubensgemcinden dadurch bekämpfen, indem sie gegenseitig ihren Mitgliedern Wohlthaten erzeigen und nicht wie ehedem sie dem Scheiterhaufen überliefern. Außer diesen ge¬ fährlichen katholischen Gegnern hat man ferner noch mit einigen zwanzig anderen eifrig protestantischen Secten zu rivalisiren, worunter namentlich die Weslejaner ^ durch ihre Wohlthätigkeit gefährlich sind. Man würde sich indessen irren, wenn man glaubte, daß dergleichen Gesell¬ schafte» von der reiche» englischen Kirche ausgehen, oder daß dieselbe dazu wesent¬ liche Geldbeiträge liefert. Die obenerwähnte Schule wird fast ausschließlich nur -) liiiWeil Lvlill»! vinum. Wlg'. XXVIl. >)leg', no, '

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/26>, abgerufen am 27.12.2024.