Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil einer Wolke, die durch ihre scharfe, aber unregelmäßige Contour die Grenze
bezeichnet, bis zu welcher in diese" Breiten die atmosphärischen Dünste sich er¬
heben können; unten ist der Dmist in jedem Grade der Condensation, oben der
klare kalte Raum, in den er nie eindringen kann. Der Aublick ist so täuschend,
daß nur die durch laugen Aufenthalt in den Pvlargegende" geübten Angen die
Wahrheit erkennen. Erst am 11. Januar zeigte sich wirklich Land, dessen allge-
gemcine Umrisse sogleich seinen vulkanischen Eharakicr verriethen. Eine ungeheure
Bergkette erhob sich, Gipfel über Gipfel, mit ewigem Schnee bedeckt, steil aus
dem Ocean, und drängte sich in zahllose" Gruppen wie eine gigantisch krystallisirte
Masse zusammen, welche Von den Sonnenstrahle" beleuchtet, el" Schauspiel un¬
vergleichlicher Pracht abgab. Die Kette war 7---10,000 Fuß hoch, und die
Gletscher, welche die Zwischeitthäler ausfüllte" und schon in der Nähe der Gipfel
entsprangen, reichten an mehrere" Stelle" mehrere Meilen in die See hinein und,
gingen i" hohe senkrecht abstürzende Klippen aus. Blos hier, wo weder Eis
noch Schnee haften konnte, zeigte sich der tiefschwarze Basalt oder die Lava,
welche unter dieser Hülle ewige" Eises ruhte". Die "ach Nordwest steigende
Bergkette erhielt den Namen Admiralirätsgebirge, und seine höchste" Spitze" den
Name" Berg Minto nud Berg Sabine, letzterer 9096 Fuß hoch, und dreißig englische
Meile" von der Küste entfernt. Auf einer kleine" Insel, die den Namen Pos-
sessiousiusel bekam, wurde eine Landung bewerkstelligt. Die vermuthete vulkanische
Formation des Landes bestätigte sich hier durch deu nächste" A"ge"schei", denn
das ganze Eiland bestand aus einem vnita"löcher Konglomerat blasiger Lava und
Basalt, n"d war ungefähr 300 Fuß hoch. Nicht die geringste Spur von Vege¬
tation war zu erblicken, dagegen bedeckte" zahllose Schaarc" Pinguinen in
dichtgedrängten Massen die ganze Jusel, die Räuder der Klippe" und selbst
die Spitzen der Felsen, die mit ihren scharfen Schnäbeln nach den sich
durch ihre Reihen Bah" brechenden Lauberde" hackten und durch diesen schlechten
Empfang, durch ihr rauhes und mißtönendes Geschrei, durch den Gestank, de"
ihr als el"e dicke Guanvschicht die Oberfläche bedeckender Dünger verbreitete,
jene zur baldigen Räumung der kaum in Besitz genommene" Insel veranlaßte".
Rede" Wallfischen, Robben, Möven, verschiedene" Sturmvögeln, und deu diesen
Geschöpfen zur Nahrung dienenden Mollusken n"d wenigen Fischen si"d diese
Pinguinen die einzigen Bewohner dieser einsamen und für gewöhnlich todteustillen
Gegenden. Diese großen Vögel, die 60 -- 73 Pfd. schwer sind, kommen außer¬
ordentlich zahlreich vor. Sie siud sehr einfältig, und lassen de" Jäger so nahe
heraickommcn, daß er sie mit einem Knittel auf de" Kopf schlage" kann; manch¬
mal, wenn sie schon ins Wasser gefallen sind, klettern sie wieder herauf und
macheu Miene, auf ihren Verfolger loszustürze", dem sie jedoch nie gefährlich werden
könne". Ihr watschelnder Gang ist sehr laiigsam, aber auf dem Bauche rutschend
wissen sie sehr schnell über den tiefen Schnee wegzukommen, wobei sie sich mit


Theil einer Wolke, die durch ihre scharfe, aber unregelmäßige Contour die Grenze
bezeichnet, bis zu welcher in diese» Breiten die atmosphärischen Dünste sich er¬
heben können; unten ist der Dmist in jedem Grade der Condensation, oben der
klare kalte Raum, in den er nie eindringen kann. Der Aublick ist so täuschend,
daß nur die durch laugen Aufenthalt in den Pvlargegende» geübten Angen die
Wahrheit erkennen. Erst am 11. Januar zeigte sich wirklich Land, dessen allge-
gemcine Umrisse sogleich seinen vulkanischen Eharakicr verriethen. Eine ungeheure
Bergkette erhob sich, Gipfel über Gipfel, mit ewigem Schnee bedeckt, steil aus
dem Ocean, und drängte sich in zahllose» Gruppen wie eine gigantisch krystallisirte
Masse zusammen, welche Von den Sonnenstrahle» beleuchtet, el» Schauspiel un¬
vergleichlicher Pracht abgab. Die Kette war 7—-10,000 Fuß hoch, und die
Gletscher, welche die Zwischeitthäler ausfüllte» und schon in der Nähe der Gipfel
entsprangen, reichten an mehrere» Stelle» mehrere Meilen in die See hinein und,
gingen i» hohe senkrecht abstürzende Klippen aus. Blos hier, wo weder Eis
noch Schnee haften konnte, zeigte sich der tiefschwarze Basalt oder die Lava,
welche unter dieser Hülle ewige» Eises ruhte». Die »ach Nordwest steigende
Bergkette erhielt den Namen Admiralirätsgebirge, und seine höchste» Spitze» den
Name» Berg Minto nud Berg Sabine, letzterer 9096 Fuß hoch, und dreißig englische
Meile» von der Küste entfernt. Auf einer kleine» Insel, die den Namen Pos-
sessiousiusel bekam, wurde eine Landung bewerkstelligt. Die vermuthete vulkanische
Formation des Landes bestätigte sich hier durch deu nächste» A»ge»schei», denn
das ganze Eiland bestand aus einem vnita»löcher Konglomerat blasiger Lava und
Basalt, n»d war ungefähr 300 Fuß hoch. Nicht die geringste Spur von Vege¬
tation war zu erblicken, dagegen bedeckte» zahllose Schaarc» Pinguinen in
dichtgedrängten Massen die ganze Jusel, die Räuder der Klippe» und selbst
die Spitzen der Felsen, die mit ihren scharfen Schnäbeln nach den sich
durch ihre Reihen Bah» brechenden Lauberde» hackten und durch diesen schlechten
Empfang, durch ihr rauhes und mißtönendes Geschrei, durch den Gestank, de»
ihr als el»e dicke Guanvschicht die Oberfläche bedeckender Dünger verbreitete,
jene zur baldigen Räumung der kaum in Besitz genommene» Insel veranlaßte».
Rede» Wallfischen, Robben, Möven, verschiedene» Sturmvögeln, und deu diesen
Geschöpfen zur Nahrung dienenden Mollusken n»d wenigen Fischen si»d diese
Pinguinen die einzigen Bewohner dieser einsamen und für gewöhnlich todteustillen
Gegenden. Diese großen Vögel, die 60 — 73 Pfd. schwer sind, kommen außer¬
ordentlich zahlreich vor. Sie siud sehr einfältig, und lassen de» Jäger so nahe
heraickommcn, daß er sie mit einem Knittel auf de» Kopf schlage» kann; manch¬
mal, wenn sie schon ins Wasser gefallen sind, klettern sie wieder herauf und
macheu Miene, auf ihren Verfolger loszustürze», dem sie jedoch nie gefährlich werden
könne». Ihr watschelnder Gang ist sehr laiigsam, aber auf dem Bauche rutschend
wissen sie sehr schnell über den tiefen Schnee wegzukommen, wobei sie sich mit


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0269" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186145"/>
          <p xml:id="ID_831" prev="#ID_830" next="#ID_832"> Theil einer Wolke, die durch ihre scharfe, aber unregelmäßige Contour die Grenze<lb/>
bezeichnet, bis zu welcher in diese» Breiten die atmosphärischen Dünste sich er¬<lb/>
heben können; unten ist der Dmist in jedem Grade der Condensation, oben der<lb/>
klare kalte Raum, in den er nie eindringen kann. Der Aublick ist so täuschend,<lb/>
daß nur die durch laugen Aufenthalt in den Pvlargegende» geübten Angen die<lb/>
Wahrheit erkennen. Erst am 11. Januar zeigte sich wirklich Land, dessen allge-<lb/>
gemcine Umrisse sogleich seinen vulkanischen Eharakicr verriethen. Eine ungeheure<lb/>
Bergkette erhob sich, Gipfel über Gipfel, mit ewigem Schnee bedeckt, steil aus<lb/>
dem Ocean, und drängte sich in zahllose» Gruppen wie eine gigantisch krystallisirte<lb/>
Masse zusammen, welche Von den Sonnenstrahle» beleuchtet, el» Schauspiel un¬<lb/>
vergleichlicher Pracht abgab. Die Kette war 7&#x2014;-10,000 Fuß hoch, und die<lb/>
Gletscher, welche die Zwischeitthäler ausfüllte» und schon in der Nähe der Gipfel<lb/>
entsprangen, reichten an mehrere» Stelle» mehrere Meilen in die See hinein und,<lb/>
gingen i» hohe senkrecht abstürzende Klippen aus. Blos hier, wo weder Eis<lb/>
noch Schnee haften konnte, zeigte sich der tiefschwarze Basalt oder die Lava,<lb/>
welche unter dieser Hülle ewige» Eises ruhte». Die »ach Nordwest steigende<lb/>
Bergkette erhielt den Namen Admiralirätsgebirge, und seine höchste» Spitze» den<lb/>
Name» Berg Minto nud Berg Sabine, letzterer 9096 Fuß hoch, und dreißig englische<lb/>
Meile» von der Küste entfernt. Auf einer kleine» Insel, die den Namen Pos-<lb/>
sessiousiusel bekam, wurde eine Landung bewerkstelligt. Die vermuthete vulkanische<lb/>
Formation des Landes bestätigte sich hier durch deu nächste» A»ge»schei», denn<lb/>
das ganze Eiland bestand aus einem vnita»löcher Konglomerat blasiger Lava und<lb/>
Basalt, n»d war ungefähr 300 Fuß hoch. Nicht die geringste Spur von Vege¬<lb/>
tation war zu erblicken, dagegen bedeckte» zahllose Schaarc» Pinguinen in<lb/>
dichtgedrängten Massen die ganze Jusel, die Räuder der Klippe» und selbst<lb/>
die Spitzen der Felsen, die mit ihren scharfen Schnäbeln nach den sich<lb/>
durch ihre Reihen Bah» brechenden Lauberde» hackten und durch diesen schlechten<lb/>
Empfang, durch ihr rauhes und mißtönendes Geschrei, durch den Gestank, de»<lb/>
ihr als el»e dicke Guanvschicht die Oberfläche bedeckender Dünger verbreitete,<lb/>
jene zur baldigen Räumung der kaum in Besitz genommene» Insel veranlaßte».<lb/>
Rede» Wallfischen, Robben, Möven, verschiedene» Sturmvögeln, und deu diesen<lb/>
Geschöpfen zur Nahrung dienenden Mollusken n»d wenigen Fischen si»d diese<lb/>
Pinguinen die einzigen Bewohner dieser einsamen und für gewöhnlich todteustillen<lb/>
Gegenden. Diese großen Vögel, die 60 &#x2014; 73 Pfd. schwer sind, kommen außer¬<lb/>
ordentlich zahlreich vor. Sie siud sehr einfältig, und lassen de» Jäger so nahe<lb/>
heraickommcn, daß er sie mit einem Knittel auf de» Kopf schlage» kann; manch¬<lb/>
mal, wenn sie schon ins Wasser gefallen sind, klettern sie wieder herauf und<lb/>
macheu Miene, auf ihren Verfolger loszustürze», dem sie jedoch nie gefährlich werden<lb/>
könne». Ihr watschelnder Gang ist sehr laiigsam, aber auf dem Bauche rutschend<lb/>
wissen sie sehr schnell über den tiefen Schnee wegzukommen, wobei sie sich mit</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0269] Theil einer Wolke, die durch ihre scharfe, aber unregelmäßige Contour die Grenze bezeichnet, bis zu welcher in diese» Breiten die atmosphärischen Dünste sich er¬ heben können; unten ist der Dmist in jedem Grade der Condensation, oben der klare kalte Raum, in den er nie eindringen kann. Der Aublick ist so täuschend, daß nur die durch laugen Aufenthalt in den Pvlargegende» geübten Angen die Wahrheit erkennen. Erst am 11. Januar zeigte sich wirklich Land, dessen allge- gemcine Umrisse sogleich seinen vulkanischen Eharakicr verriethen. Eine ungeheure Bergkette erhob sich, Gipfel über Gipfel, mit ewigem Schnee bedeckt, steil aus dem Ocean, und drängte sich in zahllose» Gruppen wie eine gigantisch krystallisirte Masse zusammen, welche Von den Sonnenstrahle» beleuchtet, el» Schauspiel un¬ vergleichlicher Pracht abgab. Die Kette war 7—-10,000 Fuß hoch, und die Gletscher, welche die Zwischeitthäler ausfüllte» und schon in der Nähe der Gipfel entsprangen, reichten an mehrere» Stelle» mehrere Meilen in die See hinein und, gingen i» hohe senkrecht abstürzende Klippen aus. Blos hier, wo weder Eis noch Schnee haften konnte, zeigte sich der tiefschwarze Basalt oder die Lava, welche unter dieser Hülle ewige» Eises ruhte». Die »ach Nordwest steigende Bergkette erhielt den Namen Admiralirätsgebirge, und seine höchste» Spitze» den Name» Berg Minto nud Berg Sabine, letzterer 9096 Fuß hoch, und dreißig englische Meile» von der Küste entfernt. Auf einer kleine» Insel, die den Namen Pos- sessiousiusel bekam, wurde eine Landung bewerkstelligt. Die vermuthete vulkanische Formation des Landes bestätigte sich hier durch deu nächste» A»ge»schei», denn das ganze Eiland bestand aus einem vnita»löcher Konglomerat blasiger Lava und Basalt, n»d war ungefähr 300 Fuß hoch. Nicht die geringste Spur von Vege¬ tation war zu erblicken, dagegen bedeckte» zahllose Schaarc» Pinguinen in dichtgedrängten Massen die ganze Jusel, die Räuder der Klippe» und selbst die Spitzen der Felsen, die mit ihren scharfen Schnäbeln nach den sich durch ihre Reihen Bah» brechenden Lauberde» hackten und durch diesen schlechten Empfang, durch ihr rauhes und mißtönendes Geschrei, durch den Gestank, de» ihr als el»e dicke Guanvschicht die Oberfläche bedeckender Dünger verbreitete, jene zur baldigen Räumung der kaum in Besitz genommene» Insel veranlaßte». Rede» Wallfischen, Robben, Möven, verschiedene» Sturmvögeln, und deu diesen Geschöpfen zur Nahrung dienenden Mollusken n»d wenigen Fischen si»d diese Pinguinen die einzigen Bewohner dieser einsamen und für gewöhnlich todteustillen Gegenden. Diese großen Vögel, die 60 — 73 Pfd. schwer sind, kommen außer¬ ordentlich zahlreich vor. Sie siud sehr einfältig, und lassen de» Jäger so nahe heraickommcn, daß er sie mit einem Knittel auf de» Kopf schlage» kann; manch¬ mal, wenn sie schon ins Wasser gefallen sind, klettern sie wieder herauf und macheu Miene, auf ihren Verfolger loszustürze», dem sie jedoch nie gefährlich werden könne». Ihr watschelnder Gang ist sehr laiigsam, aber auf dem Bauche rutschend wissen sie sehr schnell über den tiefen Schnee wegzukommen, wobei sie sich mit

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/269
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/269>, abgerufen am 24.07.2024.