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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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erhebliche Ziffer in der Aussnhrliste Algeriens zeigen. Viel wichtiger sind jetzt
die Erzeugnisse der zahlreichen Heerden, die ans den schönen natürlichen Wiesen,
welche unmittelbar nach den Nvvcmbcrrcgen sich mit aromatischen Kräutern bedecken,
und die Ebenen und Abhänge schmücken, eine reichliche und gesunde Nahrung
finden. In der Ansfnhrliste von 1848 figuriren die rohen Häute mit
1,261,000 Fras., Schafwolle mit 700,00", Knochen, Hufe und Hörner mit
133,000, Talg mit 107,000 Fras. Die Schafwolle rührt hauptsächlich von den
Heerden der im Süden Algeriens nomadisirenden Stämme her, ist aber an
Quantität und Qualität uoch nicht wieder zu dem geworden, was sie vor der
Occupation der Regentschaft war. Während der langen Kriege und ans den
vielen formten Märschen, welche die von den Franzosen verfolgten Stämme
machen mußten, war eine Unmasse Schafe vor Hunger, Ermattung, Kälte oder
Durst umgekommen, und die Race hat sich natürlich unter so ungünstigen Um¬
ständen nur verschlechtern können. Dennoch erkennt man uoch bei dieser Vernach¬
lässigung, welch gute Wolle die nordafnkanischen Schase bei einiger Pflege er¬
zeugen könnten. Ans dem Markt in Konstantine kostete die Wolle (ungewaschen)
ans dem Innern im April v. I. im Durchschnitt 30 Fras. die 30 .Kilogramms,
und 1831 wurden 2,742,000 Kilogr. aus Algerien ausgeführt. Den Haupt-
ansfnhrartikel bildet aber bis jetzt das Olivenöl, von dem das Kabylenland jährlich
circa 3^ Mill. Litrcö producirt. Sein Hauptabsatz geht über Bndschiah, wo
die Kabylcn täglich im Durchschnitt 10,000 Litres hereinbringen. Die Gesammt-
ansfuhr belief sich im Jahr 1831 auf 6,330,000 Kilogramme. In der Regent¬
schaft nehmen die Olivenwälder einen Flächenraum von 23,000 Hectaren ein,
und das Oel, das man nach dem Pfropfen der Bäume gewinnt, ist von sehr vor¬
züglicher Qualität.

Von besonderer Wichtigkeit für die Kolonie verspricht der Tabak zu werden.
Seine Production hat sich von 1844 bis 1830 vou 23,469 aus 261,166 Kilogr.,
die die Regie den Colonisten für 204,703 Fras. abgekauft hat, vermehrt. Die
ganze Ernte betrug im Jahre 1830 320,000 Kilogr., und 1831 wird sie mindestens
auf 730,000 Kilogr. angeschlagen. Ein anderes Product ans dem Pflanzen¬
reiche, welches Algerien sehr reichlich liefern kann, ist die Korkrinde, obgleich wir
dasselbe nicht in der Ansfnhrliste angeführt finden. Die Regentschaft besitzt nicht
weniger als 23 blos aus Korkeichen bestehende Wälder, von einem Flächenraum
von 36,700 Hectaren; die Mehrzahl davon liegt in der Provinz Constantine.

Seit dem Zvllgcsetz von 1831, das die Noherzcuguisse Algeriens denen
Frankreichs gleichstellt, finden die Gartenprodncte Algeriens einen lohnenden Markt
in Frankreich. Jedes nach Marseille segelnde Schiff nimmt Ladungen von Ge¬
müse, Orangen und selbst Blumen mit. Ein einziges Paketbovt lud einmal
17,000 Artischocken. Grüne Erbsen hat man schon Ende December, und ver¬
kauft sie an Gourmands in Lyon, Marseille und Paris, und Blumen gehen


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erhebliche Ziffer in der Aussnhrliste Algeriens zeigen. Viel wichtiger sind jetzt
die Erzeugnisse der zahlreichen Heerden, die ans den schönen natürlichen Wiesen,
welche unmittelbar nach den Nvvcmbcrrcgen sich mit aromatischen Kräutern bedecken,
und die Ebenen und Abhänge schmücken, eine reichliche und gesunde Nahrung
finden. In der Ansfnhrliste von 1848 figuriren die rohen Häute mit
1,261,000 Fras., Schafwolle mit 700,00», Knochen, Hufe und Hörner mit
133,000, Talg mit 107,000 Fras. Die Schafwolle rührt hauptsächlich von den
Heerden der im Süden Algeriens nomadisirenden Stämme her, ist aber an
Quantität und Qualität uoch nicht wieder zu dem geworden, was sie vor der
Occupation der Regentschaft war. Während der langen Kriege und ans den
vielen formten Märschen, welche die von den Franzosen verfolgten Stämme
machen mußten, war eine Unmasse Schafe vor Hunger, Ermattung, Kälte oder
Durst umgekommen, und die Race hat sich natürlich unter so ungünstigen Um¬
ständen nur verschlechtern können. Dennoch erkennt man uoch bei dieser Vernach¬
lässigung, welch gute Wolle die nordafnkanischen Schase bei einiger Pflege er¬
zeugen könnten. Ans dem Markt in Konstantine kostete die Wolle (ungewaschen)
ans dem Innern im April v. I. im Durchschnitt 30 Fras. die 30 .Kilogramms,
und 1831 wurden 2,742,000 Kilogr. aus Algerien ausgeführt. Den Haupt-
ansfnhrartikel bildet aber bis jetzt das Olivenöl, von dem das Kabylenland jährlich
circa 3^ Mill. Litrcö producirt. Sein Hauptabsatz geht über Bndschiah, wo
die Kabylcn täglich im Durchschnitt 10,000 Litres hereinbringen. Die Gesammt-
ansfuhr belief sich im Jahr 1831 auf 6,330,000 Kilogramme. In der Regent¬
schaft nehmen die Olivenwälder einen Flächenraum von 23,000 Hectaren ein,
und das Oel, das man nach dem Pfropfen der Bäume gewinnt, ist von sehr vor¬
züglicher Qualität.

Von besonderer Wichtigkeit für die Kolonie verspricht der Tabak zu werden.
Seine Production hat sich von 1844 bis 1830 vou 23,469 aus 261,166 Kilogr.,
die die Regie den Colonisten für 204,703 Fras. abgekauft hat, vermehrt. Die
ganze Ernte betrug im Jahre 1830 320,000 Kilogr., und 1831 wird sie mindestens
auf 730,000 Kilogr. angeschlagen. Ein anderes Product ans dem Pflanzen¬
reiche, welches Algerien sehr reichlich liefern kann, ist die Korkrinde, obgleich wir
dasselbe nicht in der Ansfnhrliste angeführt finden. Die Regentschaft besitzt nicht
weniger als 23 blos aus Korkeichen bestehende Wälder, von einem Flächenraum
von 36,700 Hectaren; die Mehrzahl davon liegt in der Provinz Constantine.

Seit dem Zvllgcsetz von 1831, das die Noherzcuguisse Algeriens denen
Frankreichs gleichstellt, finden die Gartenprodncte Algeriens einen lohnenden Markt
in Frankreich. Jedes nach Marseille segelnde Schiff nimmt Ladungen von Ge¬
müse, Orangen und selbst Blumen mit. Ein einziges Paketbovt lud einmal
17,000 Artischocken. Grüne Erbsen hat man schon Ende December, und ver¬
kauft sie an Gourmands in Lyon, Marseille und Paris, und Blumen gehen


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[0219] erhebliche Ziffer in der Aussnhrliste Algeriens zeigen. Viel wichtiger sind jetzt die Erzeugnisse der zahlreichen Heerden, die ans den schönen natürlichen Wiesen, welche unmittelbar nach den Nvvcmbcrrcgen sich mit aromatischen Kräutern bedecken, und die Ebenen und Abhänge schmücken, eine reichliche und gesunde Nahrung finden. In der Ansfnhrliste von 1848 figuriren die rohen Häute mit 1,261,000 Fras., Schafwolle mit 700,00», Knochen, Hufe und Hörner mit 133,000, Talg mit 107,000 Fras. Die Schafwolle rührt hauptsächlich von den Heerden der im Süden Algeriens nomadisirenden Stämme her, ist aber an Quantität und Qualität uoch nicht wieder zu dem geworden, was sie vor der Occupation der Regentschaft war. Während der langen Kriege und ans den vielen formten Märschen, welche die von den Franzosen verfolgten Stämme machen mußten, war eine Unmasse Schafe vor Hunger, Ermattung, Kälte oder Durst umgekommen, und die Race hat sich natürlich unter so ungünstigen Um¬ ständen nur verschlechtern können. Dennoch erkennt man uoch bei dieser Vernach¬ lässigung, welch gute Wolle die nordafnkanischen Schase bei einiger Pflege er¬ zeugen könnten. Ans dem Markt in Konstantine kostete die Wolle (ungewaschen) ans dem Innern im April v. I. im Durchschnitt 30 Fras. die 30 .Kilogramms, und 1831 wurden 2,742,000 Kilogr. aus Algerien ausgeführt. Den Haupt- ansfnhrartikel bildet aber bis jetzt das Olivenöl, von dem das Kabylenland jährlich circa 3^ Mill. Litrcö producirt. Sein Hauptabsatz geht über Bndschiah, wo die Kabylcn täglich im Durchschnitt 10,000 Litres hereinbringen. Die Gesammt- ansfuhr belief sich im Jahr 1831 auf 6,330,000 Kilogramme. In der Regent¬ schaft nehmen die Olivenwälder einen Flächenraum von 23,000 Hectaren ein, und das Oel, das man nach dem Pfropfen der Bäume gewinnt, ist von sehr vor¬ züglicher Qualität. Von besonderer Wichtigkeit für die Kolonie verspricht der Tabak zu werden. Seine Production hat sich von 1844 bis 1830 vou 23,469 aus 261,166 Kilogr., die die Regie den Colonisten für 204,703 Fras. abgekauft hat, vermehrt. Die ganze Ernte betrug im Jahre 1830 320,000 Kilogr., und 1831 wird sie mindestens auf 730,000 Kilogr. angeschlagen. Ein anderes Product ans dem Pflanzen¬ reiche, welches Algerien sehr reichlich liefern kann, ist die Korkrinde, obgleich wir dasselbe nicht in der Ansfnhrliste angeführt finden. Die Regentschaft besitzt nicht weniger als 23 blos aus Korkeichen bestehende Wälder, von einem Flächenraum von 36,700 Hectaren; die Mehrzahl davon liegt in der Provinz Constantine. Seit dem Zvllgcsetz von 1831, das die Noherzcuguisse Algeriens denen Frankreichs gleichstellt, finden die Gartenprodncte Algeriens einen lohnenden Markt in Frankreich. Jedes nach Marseille segelnde Schiff nimmt Ladungen von Ge¬ müse, Orangen und selbst Blumen mit. Ein einziges Paketbovt lud einmal 17,000 Artischocken. Grüne Erbsen hat man schon Ende December, und ver¬ kauft sie an Gourmands in Lyon, Marseille und Paris, und Blumen gehen 27*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/219>, abgerufen am 28.12.2024.