Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.jedoch nur den Titel eines Ministers ohne Portefeuille an und ging schon wenige Im Jahre 18S0 gab Massari Givberti's Korrespondenz nud politische Reden So endete das Leben dieses Mannes, dessen schlichte Charaktcrgröße den Eine Uneigennützigkeit ohne Gleichen stand seinem hingebenden Patriotismus Seine Werte, die Gregor XVI. zum Theil wenigstens gebilligt und Pius IX. jedoch nur den Titel eines Ministers ohne Portefeuille an und ging schon wenige Im Jahre 18S0 gab Massari Givberti's Korrespondenz nud politische Reden So endete das Leben dieses Mannes, dessen schlichte Charaktcrgröße den Eine Uneigennützigkeit ohne Gleichen stand seinem hingebenden Patriotismus Seine Werte, die Gregor XVI. zum Theil wenigstens gebilligt und Pius IX. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186091"/> <p xml:id="ID_644" prev="#ID_643"> jedoch nur den Titel eines Ministers ohne Portefeuille an und ging schon wenige<lb/> Tage darauf als Gesandter nach Paris, wo er die Unterhandlungen über den<lb/> Frieden mit Oestreich führte. Nach der Vollendung dieser Aufgabe legte er<lb/> nach zwei Monaten schon seinen Posten nieder, blieb indeß in Paris nud zog<lb/> sich wiederum in das stille Leben seiner Studien zurück. Wie tief verbittert die<lb/> edle Seele dieses Maunes durch deu Unverstand und die Parteisucht derer war,<lb/> welche seine Politik und die Hoffnungen Italiens zum Scheitern brachten, geht<lb/> aus den Worten hervor, welche er niederschrieb: „Ich fiel und mit mir siel die<lb/> Verjüngung Italiens, die ich begönne»; dies bringt mir so viel Ehre, daß ich<lb/> mein Loos nicht vertauschen möchte gegen das des glücklichsten meiner Gegner."</p><lb/> <p xml:id="ID_645"> Im Jahre 18S0 gab Massari Givberti's Korrespondenz nud politische Reden<lb/> heraus. Er selbst veröffentlichte 1831 das Wert „it Munovumvnto civile (in^I'<lb/> Antoni." Als der Tod ihn ereilte war er mit neuen wissenschaftlichen Arbeite»<lb/> beschäftigt. Die „Nachahmung Jesu Christi" und die „promcssi sposi" waren<lb/> die Bücher, die man neben seinem Sterbelager ausgeschlagen fand.</p><lb/> <p xml:id="ID_646"> So endete das Leben dieses Mannes, dessen schlichte Charaktcrgröße den<lb/> hohen Beispielen des Alterthums vergleichbar ist, ehe die niedergeworfene Sache,<lb/> für welche jeder Puls seines Herzens schlug, vou Neuem sich erheben konnte.<lb/> Sein weitblickender und unverzagter Geist aber wird über die Nacht des Un¬<lb/> glücks hinaus an der kommenden Befreiung seines Volkes sich aufgerichtet haben<lb/> und vertrauensvoll hinübergegangen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_647"> Eine Uneigennützigkeit ohne Gleichen stand seinem hingebenden Patriotismus<lb/> zur Seite. Angewiesen auf deu Ertrag seiner Feder wies er eine Pension zurück,<lb/> die ihm Carl Albert uach dem Erscheinen seines „l'riuruto" antragen ließ.<lb/> Als Minister schickte er seinen Gehalt dem damals im Kampf begriffenen Venedig.<lb/> Nach seinem Austritt lehnte er Pension nud Ordensverleihung ab. Zu seinem<lb/> Beruf als Schriftsteller zurückgekehrt, beharrte er darauf, seinen Freunden eine<lb/> bescheidene Unterstützung zurückzuerstatten, die sie 1847 für ihn unterzeichnet<lb/> hatten, damit sein dem Vaterlande gewidmetes Leben jeder niedern Sorge über¬<lb/> hoben sein möge.</p><lb/> <p xml:id="ID_648"> Seine Werte, die Gregor XVI. zum Theil wenigstens gebilligt und Pius IX.<lb/> bewundert hatte, sind jetzt alle auf den Index der von der Curie verbotenen<lb/> Bücher gesetzt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
jedoch nur den Titel eines Ministers ohne Portefeuille an und ging schon wenige
Tage darauf als Gesandter nach Paris, wo er die Unterhandlungen über den
Frieden mit Oestreich führte. Nach der Vollendung dieser Aufgabe legte er
nach zwei Monaten schon seinen Posten nieder, blieb indeß in Paris nud zog
sich wiederum in das stille Leben seiner Studien zurück. Wie tief verbittert die
edle Seele dieses Maunes durch deu Unverstand und die Parteisucht derer war,
welche seine Politik und die Hoffnungen Italiens zum Scheitern brachten, geht
aus den Worten hervor, welche er niederschrieb: „Ich fiel und mit mir siel die
Verjüngung Italiens, die ich begönne»; dies bringt mir so viel Ehre, daß ich
mein Loos nicht vertauschen möchte gegen das des glücklichsten meiner Gegner."
Im Jahre 18S0 gab Massari Givberti's Korrespondenz nud politische Reden
heraus. Er selbst veröffentlichte 1831 das Wert „it Munovumvnto civile (in^I'
Antoni." Als der Tod ihn ereilte war er mit neuen wissenschaftlichen Arbeite»
beschäftigt. Die „Nachahmung Jesu Christi" und die „promcssi sposi" waren
die Bücher, die man neben seinem Sterbelager ausgeschlagen fand.
So endete das Leben dieses Mannes, dessen schlichte Charaktcrgröße den
hohen Beispielen des Alterthums vergleichbar ist, ehe die niedergeworfene Sache,
für welche jeder Puls seines Herzens schlug, vou Neuem sich erheben konnte.
Sein weitblickender und unverzagter Geist aber wird über die Nacht des Un¬
glücks hinaus an der kommenden Befreiung seines Volkes sich aufgerichtet haben
und vertrauensvoll hinübergegangen sein.
Eine Uneigennützigkeit ohne Gleichen stand seinem hingebenden Patriotismus
zur Seite. Angewiesen auf deu Ertrag seiner Feder wies er eine Pension zurück,
die ihm Carl Albert uach dem Erscheinen seines „l'riuruto" antragen ließ.
Als Minister schickte er seinen Gehalt dem damals im Kampf begriffenen Venedig.
Nach seinem Austritt lehnte er Pension nud Ordensverleihung ab. Zu seinem
Beruf als Schriftsteller zurückgekehrt, beharrte er darauf, seinen Freunden eine
bescheidene Unterstützung zurückzuerstatten, die sie 1847 für ihn unterzeichnet
hatten, damit sein dem Vaterlande gewidmetes Leben jeder niedern Sorge über¬
hoben sein möge.
Seine Werte, die Gregor XVI. zum Theil wenigstens gebilligt und Pius IX.
bewundert hatte, sind jetzt alle auf den Index der von der Curie verbotenen
Bücher gesetzt.
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