Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.gelangen zu können, einen dicht vor dem Hause hinlaufenden schmalen Erdweg Als ich hinein wollte, öffnete sich die Thüre, und eine Masse von Kindern Eine einfach gekleidete hübsche Dame von ungefähr 30 Jahren folgte nach,
Nach einigen anderen Gesängen nebst zugehörigen Märschen, wurde ein den Es war ein sehr großer, höchst einfacher, aber luftiger Saal. Sparren Es waren nämlich die Kinder der Armen im District, ans denen ein
gelangen zu können, einen dicht vor dem Hause hinlaufenden schmalen Erdweg Als ich hinein wollte, öffnete sich die Thüre, und eine Masse von Kindern Eine einfach gekleidete hübsche Dame von ungefähr 30 Jahren folgte nach,
Nach einigen anderen Gesängen nebst zugehörigen Märschen, wurde ein den Es war ein sehr großer, höchst einfacher, aber luftiger Saal. Sparren Es waren nämlich die Kinder der Armen im District, ans denen ein
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0020" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185896"/> <p xml:id="ID_37" prev="#ID_36"> gelangen zu können, einen dicht vor dem Hause hinlaufenden schmalen Erdweg<lb/> entlang gehen muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_38"> Als ich hinein wollte, öffnete sich die Thüre, und eine Masse von Kindern<lb/> wogte singend eine schmale, steile Treppe hinab, Ich verstand nur die Worte:<lb/> „Kleine Kinder gehen ans zwei Beinen" und der Refrain war stets: „Eins,<lb/> Zwei, Drei, Vier, Fünfe". — Durch diesen Gesaug wurde die Ordnung erhalten,<lb/> unter welcher sie sich alle auf dem Schnttplatze aufstellten.</p><lb/> <p xml:id="ID_39"> Eine einfach gekleidete hübsche Dame von ungefähr 30 Jahren folgte nach,<lb/> stellte sich vor das Geländer und commandirte — zu meinem Erstaune» die<lb/> Kinder singend. — Sie sing an: „edilcti-vn !c> nun ir» l>l,c:, »ut sogleich<lb/> wurde der Gesang angestimmt, dessen Inhalt sie ausführten:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l> Lliilclren «0 to ima dro<lb/> In alinöi'i'^, prott^ row,<lb/> ?ootst.kps liglü, t-'loof bnM,<lb/> 'I'i8 Ä Il»pp^, I>i>PP7 sigkt.<lb/> Lvittle^ turiüng rounä link multa,<lb/> On not Iool> upon tho grolinä!<lb/> Pollow ins! I^ollov ins!<lb/> 8in-;ii>g morril.^. ^)</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_40"> Nach einigen anderen Gesängen nebst zugehörigen Märschen, wurde ein den<lb/> Ausmarsch begleitender angestimmt, dem ich anch folgte, da ich mir unterdessen von<lb/> der Dame die Erlaubniß erbeten hatte, die Schule besuchen zu dürfen,</p><lb/> <p xml:id="ID_41"> Es war ein sehr großer, höchst einfacher, aber luftiger Saal. Sparren<lb/> u»d Dachpfannen bildeten die Decke und eine Menge kleiner Bänke längs den<lb/> Wänden das einzigste Ameublement. Je zwei und zwei Bänke machten eine<lb/> Klasse ans und es befanden sich daselbst ungefähr 1ö0 Kinder in 12 — Is Klassen<lb/> eingetheilt. Da waren Knaben und Mädchen von acht bis zwei Jahren , ja Einige<lb/> waren noch so klein, daß der Bruder oder die Schwester sie ans dem Schooß<lb/> halten mußte, denn ohne das Kind mitzunehmen, konnten die älteren Geschwister<lb/> das Hans nicht verlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_42"> Es waren nämlich die Kinder der Armen im District, ans denen ein<lb/> rax^ca-8Llwoi (Armen, oder richtiger Lumpen - Schule) gebildet war und das<lb/> Aussehen der Kinder entsprach vollkommen der Benennung. Einige von ihnen<lb/> waren recht ordentlich gekleidet, allein die Meisten zerlumpt, einige schmuzig und<lb/> andere mit bloßen Füßen.</p><lb/> <note xml:id="FID_3" place="foot"> <quote> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l> Kinderchen wie ich's euch heiß',<lb/> Stellt euch auf hübsch reihenweis;<lb/> Leichter Schritt und heitrer Blick,<lb/> Davor weicht kein Ang' zurück.<lb/> Dreht euch um, und dreht euch wieder,<lb/> Schlaget nicht die Augen nieder;<lb/> Folget mir und thut wie ich,<lb/> Singet froh und inniglich! —</l> </lg> </quote> </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
gelangen zu können, einen dicht vor dem Hause hinlaufenden schmalen Erdweg
entlang gehen muß.
Als ich hinein wollte, öffnete sich die Thüre, und eine Masse von Kindern
wogte singend eine schmale, steile Treppe hinab, Ich verstand nur die Worte:
„Kleine Kinder gehen ans zwei Beinen" und der Refrain war stets: „Eins,
Zwei, Drei, Vier, Fünfe". — Durch diesen Gesaug wurde die Ordnung erhalten,
unter welcher sie sich alle auf dem Schnttplatze aufstellten.
Eine einfach gekleidete hübsche Dame von ungefähr 30 Jahren folgte nach,
stellte sich vor das Geländer und commandirte — zu meinem Erstaune» die
Kinder singend. — Sie sing an: „edilcti-vn !c> nun ir» l>l,c:, »ut sogleich
wurde der Gesang angestimmt, dessen Inhalt sie ausführten:
Lliilclren «0 to ima dro
In alinöi'i'^, prott^ row,
?ootst.kps liglü, t-'loof bnM,
'I'i8 Ä Il»pp^, I>i>PP7 sigkt.
Lvittle^ turiüng rounä link multa,
On not Iool> upon tho grolinä!
Pollow ins! I^ollov ins!
8in-;ii>g morril.^. ^)
Nach einigen anderen Gesängen nebst zugehörigen Märschen, wurde ein den
Ausmarsch begleitender angestimmt, dem ich anch folgte, da ich mir unterdessen von
der Dame die Erlaubniß erbeten hatte, die Schule besuchen zu dürfen,
Es war ein sehr großer, höchst einfacher, aber luftiger Saal. Sparren
u»d Dachpfannen bildeten die Decke und eine Menge kleiner Bänke längs den
Wänden das einzigste Ameublement. Je zwei und zwei Bänke machten eine
Klasse ans und es befanden sich daselbst ungefähr 1ö0 Kinder in 12 — Is Klassen
eingetheilt. Da waren Knaben und Mädchen von acht bis zwei Jahren , ja Einige
waren noch so klein, daß der Bruder oder die Schwester sie ans dem Schooß
halten mußte, denn ohne das Kind mitzunehmen, konnten die älteren Geschwister
das Hans nicht verlassen.
Es waren nämlich die Kinder der Armen im District, ans denen ein
rax^ca-8Llwoi (Armen, oder richtiger Lumpen - Schule) gebildet war und das
Aussehen der Kinder entsprach vollkommen der Benennung. Einige von ihnen
waren recht ordentlich gekleidet, allein die Meisten zerlumpt, einige schmuzig und
andere mit bloßen Füßen.
Kinderchen wie ich's euch heiß',
Stellt euch auf hübsch reihenweis;
Leichter Schritt und heitrer Blick,
Davor weicht kein Ang' zurück.
Dreht euch um, und dreht euch wieder,
Schlaget nicht die Augen nieder;
Folget mir und thut wie ich,
Singet froh und inniglich! —
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |