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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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hinaus zu schieben, sondern den Leuten dicht auf die Haut zu rücken. Das
Resultat war dasselbe, was der berühmte Prediger Miller in den Uankeestaaten
hatte -- der liebe Gott that den Leuten aber nicht den Gefallen, die Welt zu
der bestimmten Stunde aus den Angeln zu heben, und Alles ging seinen bestimm¬
ten Gang fort, nur die Kavelsche Kirche nicht.

Zu der prophezeihten Stunde soll damals die ganze Gemeinde hinausgezogen
sein nach einem kleinen Creek, etwa zwei Meilen von Tannndci, und eine halbe
Meile von Langweil, dort den Messias zu erwarten. Statt dessen kam ein
starkes Gewitter, das sie tüchtig auswusch, und Abends schliefen sie wieder, statt
im Paradiese, in ihren Nelken.

Auf die Gemeinde machte das aber einen bösen Eindruck; die Leute hatten
fest darauf gerechnet, mit zerstört zu werden, und fanden sich jetzt alle wohl und
gesund -- einige kleine Erkältungen vielleicht abgerechnet -- und so weit von
der ewigen Seligkeit entfernt, als je. Durch die nicht eingetroffene Prophezeihung
wurde aber auch zugleich ihr Glaube an den Propheten selber erschüttert, und ein
Theil der Kavclschen Gemeinde siel von Kavel ab. So wählte sich Langweil den
Pastor Meier, einen frühern Missionair der Australischen Indianer, zum Pastor,
und nur Hahudors und Tauunda, vielleicht auch LightSgaß behielten den echten
Glauben, da die Meier sche Gemeinde den sobaldigen Untergang der Welt stark
bezweifelte. Hr. Pastor Kavel rückte ihn aber indessen unverdrossen auf den
Uebergang von 1899--1900 hinaus. --

Was man in Tauunda selber -- (d. h. der ""gläubige Theil der Bevölke¬
rung, denn Tauunda wird in Heilige und Weltkinder eingetheilt) über die
Gemeinde und ihren Glauben sich erzählt, grenzt an das Fabelhafte, und man muß
sicherlich auch vorsichtig selbst im Glauben dieser Berichte sein, denn ich fürchte
fast, daß die Weltkinder da Manches übertrieben haben. Dem Neligionswahnsinn
ist freilich Nichts unmöglich. Jedenfalls wollte ich mich selber soviel wie möglich
unterrichten, und besuchte deshalb Hru. Pastor Kavel, von dem ich auch aus das
Freundschaftlichste aufgenommen wurde.

Ich war gerade zu einer sehr interessanten Zeit nach Tannnda gekommen.
Hr. Pastor Kavel hatte sich nämlich erst vor einigen Tagen mit seiner Wirthschaften"
trauen lassen, und es war hierbei der sehr eigenthümliche Fall vorgekommen', daß,
obgleich Herr Pastor Meier in Läugnen und ein anderer Pastor, Herr Mücke,
der eine freisinnigere Gemeinde, auf die ich nachher noch zurückkommen werde,
in Tannnda gegründet hat, Beide von der Regierung ordinirt waren, Herr Pastor
Kavel doch keinen dieser Herren sür würdig oder befähigt hielt, die Trauung an
ihm zu vollziehen, und deshalb mit seiner Braut nach Adelaide fuhr, sich dort
von dem Civilgericht copuliren zu lassen. Hiermit war nun seine Gemeinde anch
nicht recht einverstanden, weder mit der Civilehe, obgleich er sich nachher, in
Tannnda angekommen, noch einmal von Einem des Vorstandes einsegnen ließ, als


hinaus zu schieben, sondern den Leuten dicht auf die Haut zu rücken. Das
Resultat war dasselbe, was der berühmte Prediger Miller in den Uankeestaaten
hatte — der liebe Gott that den Leuten aber nicht den Gefallen, die Welt zu
der bestimmten Stunde aus den Angeln zu heben, und Alles ging seinen bestimm¬
ten Gang fort, nur die Kavelsche Kirche nicht.

Zu der prophezeihten Stunde soll damals die ganze Gemeinde hinausgezogen
sein nach einem kleinen Creek, etwa zwei Meilen von Tannndci, und eine halbe
Meile von Langweil, dort den Messias zu erwarten. Statt dessen kam ein
starkes Gewitter, das sie tüchtig auswusch, und Abends schliefen sie wieder, statt
im Paradiese, in ihren Nelken.

Auf die Gemeinde machte das aber einen bösen Eindruck; die Leute hatten
fest darauf gerechnet, mit zerstört zu werden, und fanden sich jetzt alle wohl und
gesund — einige kleine Erkältungen vielleicht abgerechnet — und so weit von
der ewigen Seligkeit entfernt, als je. Durch die nicht eingetroffene Prophezeihung
wurde aber auch zugleich ihr Glaube an den Propheten selber erschüttert, und ein
Theil der Kavclschen Gemeinde siel von Kavel ab. So wählte sich Langweil den
Pastor Meier, einen frühern Missionair der Australischen Indianer, zum Pastor,
und nur Hahudors und Tauunda, vielleicht auch LightSgaß behielten den echten
Glauben, da die Meier sche Gemeinde den sobaldigen Untergang der Welt stark
bezweifelte. Hr. Pastor Kavel rückte ihn aber indessen unverdrossen auf den
Uebergang von 1899—1900 hinaus. —

Was man in Tauunda selber — (d. h. der »»gläubige Theil der Bevölke¬
rung, denn Tauunda wird in Heilige und Weltkinder eingetheilt) über die
Gemeinde und ihren Glauben sich erzählt, grenzt an das Fabelhafte, und man muß
sicherlich auch vorsichtig selbst im Glauben dieser Berichte sein, denn ich fürchte
fast, daß die Weltkinder da Manches übertrieben haben. Dem Neligionswahnsinn
ist freilich Nichts unmöglich. Jedenfalls wollte ich mich selber soviel wie möglich
unterrichten, und besuchte deshalb Hru. Pastor Kavel, von dem ich auch aus das
Freundschaftlichste aufgenommen wurde.

Ich war gerade zu einer sehr interessanten Zeit nach Tannnda gekommen.
Hr. Pastor Kavel hatte sich nämlich erst vor einigen Tagen mit seiner Wirthschaften»
trauen lassen, und es war hierbei der sehr eigenthümliche Fall vorgekommen', daß,
obgleich Herr Pastor Meier in Läugnen und ein anderer Pastor, Herr Mücke,
der eine freisinnigere Gemeinde, auf die ich nachher noch zurückkommen werde,
in Tannnda gegründet hat, Beide von der Regierung ordinirt waren, Herr Pastor
Kavel doch keinen dieser Herren sür würdig oder befähigt hielt, die Trauung an
ihm zu vollziehen, und deshalb mit seiner Braut nach Adelaide fuhr, sich dort
von dem Civilgericht copuliren zu lassen. Hiermit war nun seine Gemeinde anch
nicht recht einverstanden, weder mit der Civilehe, obgleich er sich nachher, in
Tannnda angekommen, noch einmal von Einem des Vorstandes einsegnen ließ, als


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/170>, abgerufen am 27.12.2024.