Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.Die Schule selbst ist ein altes Gebäude und die Schulstube eine große, Die Knaben waren einfach, aber gut gekleidet. Es sind die Kinder von Ein V Pence ist ungefähr so viel wie 7 s. Courant, eine Münze, die man einem
englischen Arbeitsmann in Fällen giebt, wo man hier gut mit 2 s. auMm. Die Schule selbst ist ein altes Gebäude und die Schulstube eine große, Die Knaben waren einfach, aber gut gekleidet. Es sind die Kinder von Ein V Pence ist ungefähr so viel wie 7 s. Courant, eine Münze, die man einem
englischen Arbeitsmann in Fällen giebt, wo man hier gut mit 2 s. auMm. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185980"/> <p xml:id="ID_289"> Die Schule selbst ist ein altes Gebäude und die Schulstube eine große,<lb/> runde, sehr hohe Halle mit amphitheatralisch geordneten Bänken rundherum auf<lb/> den Seiten und einigen Bänken in der Mitte. Augenblicklich waren mir die ersten<lb/> Classen anwesend, ungefähr Knaben von 8—12 Jahren. Wir machten die<lb/> Bekanntschaft des Inspectors Hr. John Nach, von Geburt ein Deutscher, so<lb/> wie serner von ö jungen Leuten, die den „Vorlesungen" beiwohnten, da Mr.<lb/> Ellis sie zum Lehrerfache erziehen ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_290" next="#ID_291"> Die Knaben waren einfach, aber gut gekleidet. Es sind die Kinder von<lb/> den Handwerkern und kleineren 8in>öl«;<;i,«n'« (Detailhändler, Spcckhöcker, Kuchen¬<lb/> bäcker u. s. w.) aus der Nachbarschaft, welche 6 Pence^) wöchentlich für den<lb/> Schulgang bezahlen. Dies ist also leine gewöhnliche Armenschule. Der Unterricht<lb/> fing damit an, daß die Knaben, Einer nach dem Andern aus einem Buche lasen,<lb/> welches betitelt war: „Betrachtungen und Gedanken eines alten Tagelöhners";<lb/> allein in einer ganzen Stunde wurde kaum eine Seite beendet; denn jedes Mal<lb/> nach einem Punktum mußte der Knabe den Sinn erklären, und bald entspann sich<lb/> dadurch ein lebhaftes Gespräch zwischen Mr. Ellis und den Knaben. So z. B. hielt<lb/> er einmal bei dem Worte „leben" an und frug, „Wovon leben die Menschen?" —<lb/> Von unä IiinKon. — Sind die Lebensmittel eben so schnell vorhanden, wie<lb/> wir dieselben verzehren, oder dauert es längere Zeit, ehe wieder eine Ernte<lb/> eintrifft? — I.vt/t(;r08. — Kannst Du Dein ganzes Leben hindurch Essen und<lb/> Trink'en erhalten, indem Du blos zu dem, der geerntet hat, sagst, daß Du<lb/> hungrig und durstig bist? — IVcin, antworteten die Knaben lachend, led mu5s<lb/> i'Ilm vtva» äakür xodov. — Wodurch hat er die Ernte bewerkstelligt? — vurod<lb/> Arbeit. — Was mußt Du ihm dafür geben? ,^<ut, vo«r vtvas, clnrek die-<lb/> 8(!it<z orx<möst. — Wovon leben also die Menschen?— Von ^euelt. — Wovon<lb/> lebt der Ackerbauer im Winter, Frühjahr und Sommer?— Von avr vorigenKrnte.—<lb/> Wovon leben aber Diejenigen, welche arbeiten? Wird der Schuster z. B. von den<lb/> Schuhen gesättigt, die er näht, oder die er genäht hat? — Von I^vMvron. — Wir<lb/> leben also von früherer Arbeit, von ersparter oder ererbter Arbeit, nicht wahr? Wie<lb/> nennt man ersparte Arbeit mit einem Worte? — Vermögen. — Wenn ich nun z. B.<lb/> als Schneider, mit ersparter Arbeit oder Vermögen mir mehr erwerben will, wie<lb/> fange ich das an? — 80 sol/vn 8i<; /Xncltnv in /Vrlieit. — Was sind das für<lb/> Andere? — Kolollv <Up hottst Köln« erspN'I.v ^rkvit oäer Vormüxvn dksk/.su,<lb/> Kiel, <ni abvr g«;um; pro<ii'bon vvllvn.— Wie nennst Du das Vermögen, welches<lb/> Andere beschäftigt, damit diese leben und sparen können? — ('aM-ü. — Was<lb/> ist also Capital? — Vermögen, das Vermögen or/vu^U Wenn ich Andere<lb/> für mich arbeiten lasse, was muß ich ihnen dann dafür geben? — i.,.>in.</p><lb/> <note xml:id="FID_7" place="foot"> Ein V Pence ist ungefähr so viel wie 7 s. Courant, eine Münze, die man einem<lb/> englischen Arbeitsmann in Fällen giebt, wo man hier gut mit 2 s. auMm.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
Die Schule selbst ist ein altes Gebäude und die Schulstube eine große,
runde, sehr hohe Halle mit amphitheatralisch geordneten Bänken rundherum auf
den Seiten und einigen Bänken in der Mitte. Augenblicklich waren mir die ersten
Classen anwesend, ungefähr Knaben von 8—12 Jahren. Wir machten die
Bekanntschaft des Inspectors Hr. John Nach, von Geburt ein Deutscher, so
wie serner von ö jungen Leuten, die den „Vorlesungen" beiwohnten, da Mr.
Ellis sie zum Lehrerfache erziehen ließ.
Die Knaben waren einfach, aber gut gekleidet. Es sind die Kinder von
den Handwerkern und kleineren 8in>öl«;<;i,«n'« (Detailhändler, Spcckhöcker, Kuchen¬
bäcker u. s. w.) aus der Nachbarschaft, welche 6 Pence^) wöchentlich für den
Schulgang bezahlen. Dies ist also leine gewöhnliche Armenschule. Der Unterricht
fing damit an, daß die Knaben, Einer nach dem Andern aus einem Buche lasen,
welches betitelt war: „Betrachtungen und Gedanken eines alten Tagelöhners";
allein in einer ganzen Stunde wurde kaum eine Seite beendet; denn jedes Mal
nach einem Punktum mußte der Knabe den Sinn erklären, und bald entspann sich
dadurch ein lebhaftes Gespräch zwischen Mr. Ellis und den Knaben. So z. B. hielt
er einmal bei dem Worte „leben" an und frug, „Wovon leben die Menschen?" —
Von unä IiinKon. — Sind die Lebensmittel eben so schnell vorhanden, wie
wir dieselben verzehren, oder dauert es längere Zeit, ehe wieder eine Ernte
eintrifft? — I.vt/t(;r08. — Kannst Du Dein ganzes Leben hindurch Essen und
Trink'en erhalten, indem Du blos zu dem, der geerntet hat, sagst, daß Du
hungrig und durstig bist? — IVcin, antworteten die Knaben lachend, led mu5s
i'Ilm vtva» äakür xodov. — Wodurch hat er die Ernte bewerkstelligt? — vurod
Arbeit. — Was mußt Du ihm dafür geben? ,^<ut, vo«r vtvas, clnrek die-
8(!it<z orx<möst. — Wovon leben also die Menschen?— Von ^euelt. — Wovon
lebt der Ackerbauer im Winter, Frühjahr und Sommer?— Von avr vorigenKrnte.—
Wovon leben aber Diejenigen, welche arbeiten? Wird der Schuster z. B. von den
Schuhen gesättigt, die er näht, oder die er genäht hat? — Von I^vMvron. — Wir
leben also von früherer Arbeit, von ersparter oder ererbter Arbeit, nicht wahr? Wie
nennt man ersparte Arbeit mit einem Worte? — Vermögen. — Wenn ich nun z. B.
als Schneider, mit ersparter Arbeit oder Vermögen mir mehr erwerben will, wie
fange ich das an? — 80 sol/vn 8i<; /Xncltnv in /Vrlieit. — Was sind das für
Andere? — Kolollv <Up hottst Köln« erspN'I.v ^rkvit oäer Vormüxvn dksk/.su,
Kiel, <ni abvr g«;um; pro<ii'bon vvllvn.— Wie nennst Du das Vermögen, welches
Andere beschäftigt, damit diese leben und sparen können? — ('aM-ü. — Was
ist also Capital? — Vermögen, das Vermögen or/vu^U Wenn ich Andere
für mich arbeiten lasse, was muß ich ihnen dann dafür geben? — i.,.>in.
Ein V Pence ist ungefähr so viel wie 7 s. Courant, eine Münze, die man einem
englischen Arbeitsmann in Fällen giebt, wo man hier gut mit 2 s. auMm.
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